ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
2043
Arn sah nach draußen, der Himmel war nicht mehr zu sehen durch die dicken schwarz-grauen Rauchschwaden, die sich vorm Horizont vorbeischoben. Er hatte die Zeit vor dem großen Vulkanausbruch nicht erlebt, er
hörte nur die Geschichten die sich die alten nachts erzählten. Sie sprachen von
einem blauen Himmel und von Pflanzen die über der Erde wuchsen und süße Früchte trugen doch das schien ihm alles wie ein wirrer Traum. Mit einem letzten müden
Blinzeln wischte er seine Gedanken weg und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Nächster Morgen
Arns Augen öffneten sich, er verspürte einen scharfen Schmerz zwischen seinen Augenlidern wie jeden morgen. Der Drang zu zwinkern wurde immer stärker in Arn doch er widerstand ihm da er wusste dass er die Asche nur in seinen Augen verteilen würde. Das Schälchen Petroleum stand noch
neben seiner Pritsche da er damit gestern die Lampe befüllte, er tauchte zwei Finger in das ölige Gemisch und verrieb es in seinen Augen. Das Geräusch von Luft die zwischen den Zähnen eingezogen wurde schallte wie der Wind der nachts durch die Häuserecken pfiff durch den hohen Raum und gab kund von den Qualen die Arn während dieser Prozedur durchlitt. Wenigstens konnte er nun wieder sehen und die Asche war nicht mehr in seinen Augen. Nach dem großen Ausbruch
fanden sich die Menschen in Gruppen, sogenannten Clans zusammen um ihr Überleben zu sichern. Arns Clan bestand aus seiner Mutter, seiner kleinen Schwester, 3 Männern an der Grenze zur Vergreisung und jener rätselhaften Frau
welche sie im letzten Monat auf den Überresten eines Bahnhofs fanden, seitdem hatte sie kein Wort gesprochen doch sie konnte gut Flicken und wurde aus diesem Grund in den Clan aufgenommen.
Die tägliche Qual des Überlebens setzte sich nun auch heute in Gang und der ganze Clan setzte sich in Bewegung, um in den nahe gelegenen Ruinen der alten Welt nach Vorräten und Treibstoff zu suchen. Eine Weile irrten sie durch die gähnend leeren steinernen Zeugen der menschlichen Arroganz gegenüber der Natur. Die zerbrochenen Fenster schienen Arn anklagend anzustarren während er mit
seinem Stab in den Überresten einer vergessenen Zivilisation wühlte. Nach einem halben Tag der vergeblichen Suche fanden sie etwas außerhalb des Stadtzentrums eine verlassene Tankstelle, welche noch ungeplündert aussah. Mit seinem
angespitzten Stab im Anschlag betrat Arn das Gebäude, seine Schritte knirschten über den schmutzigen Boden, sie waren nicht die ersten an diesem Ort, er konnte
Fußspuren im Schmutz des Fußbodens erkennen. Er rief in den Raum „Kommt heraus, wir wissen das ihr da seid!“
In seinem Inneren konnte er sich ein kleines zynisches Schmunzeln nicht verkneifen, als ob er mit seinem unterernährten, fast vergreisten Clan eine Chance hatten gegen was auch immer sich dort in den Schatten versteckte. Eine Bewegung! Rasch sah Arn in die Richtung aus der er
das Geräusch von hastenden Schritten vernahm. Er wurde gewahr von einem Jungen der aus dem Schatten trat. Nicht älter als 10 doch über und über von Schmutz bedeckt. „Halt!“ rief Arn „Bist du allein?“ fragte er den Knaben mit gewollt fester Stimme. Der Junge schüttelte den Kopf und wies mit
seiner Hand in die Räume hinter sich, die im Schatten lagen. Er hatte aufgehört davon zu laufen. Nun traten auch die anderen aus der Sicherheit des Schattens heraus. Es waren 7 Personen, ihr Clan bestand aus 2 erwachsenen Männern im Alter von etwa 40 Jahren, 4 Frauen, 2 im Alter von Arn´s Mutter und 2 Greisinnen und einem Jungen in Arn´s Alter. Die anderen Clanmitglieder waren ebenso schmutzig wie der kleine Junge, sie mussten schon Tage unterwegs sein. Sie wirkten sehr erschöpft und ausgehungert. Beide Clans wussten was nun geschehen würde. Nach dem Zusammenbruch der Zivilisation entstand ein Ritual, immer wenn sich zwei Clans gegenüber standen und um Vorräte oder andere Güter rivalisierten, wurde ein Kampf zwischen den jüngsten Männern der beiden Clans
vereinbart, um den Empfänger der lebenswichtigen Vorräte zu ermitteln und nicht beide Clans in einen blutigen Zwiespalt zu stürzen.
Niemand sagte ein Wort, die Stille schien sich mit dem Halbdunkel des Raumes zu einer allesverschlingenden Nacht zu verbinden. Arn´s Mutter unterbrach das Schweigen mit einem Schluchzen, sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. In Arn schallte eine Empfindung in den Tiefen seiner Seele hervor doch er vernahm sie nicht, er vernahm gar nichts. Die Taubheit seiner Gedanken breitete sich aus auf seine Glieder und seine Augen. Er wusste nicht wie lange sie dort standen bis ihn die seltsame Frau vom Bahnhof nach draußen zerrte. Später am Abend erfuhr er dass der Kampf zwischen den beiden Jungen am nächsten Mittag stattfinden sollte. Arn wusste nicht ob er Angst empfinden sollte. Er empfand gar nichts und dies veränderte sich bis zum Morgen nicht.
Nächster Mittag
Der grauen Giftwolken zogen über den Himmel, ebenso wie die Welt um Arn an ihm vorbeizuziehen schien, wie in Trance sah er hinüber zu seinem Kontrahenten. Und plötzlich traf in die Erkenntnis wie ein Hammerschlag ins Gesicht, seine Beine schienen zu einem Klumpen zusammenzufließen wie heißes Wachs und er spürte wie Galle in seinem Laib aufstieg. Nur mit Mühe schaffte er
es sich auf den Beinen zu halten. Er würde jetzt gegen diesen Jungen kämpfen müssen. Er könnte sterben, er könnte seine Mutter, alle anderen nie wieder sehen. All diese Gedanken waren jedoch nur Hintergrundkulisse für die schlimmste Angst die er je in seinem Leben gespürt hatte. Er hielt die Waffe nur locker, fast fiel sie ihm aus der Hand. Als er seinen Blick auf die schartige Klinge lenkte, hatte er das Gefühl sich übergeben zu müssen. Den Clans war es erlaubt seinen Streiter mit einer Handwaffe auszurüsten, Arn selbst trug eine rostige Machete, das beste was sie hatten. Sein gegenüber hingegen hielt eine schwere Keule in der linken Hand, welche mit Nägeln und scharfkantigen Metallstücken gespickt war und sein Blick zeigte, dass er keine Angst hatte sie einzusetzen. All dies machte ihm noch mehr Angst und er fühlte wie er in ein bodenloses Loch fiel.
Ein markerschütternder Schrei riss ihn mit unbändiger Gewalt aus seiner ihn zu verschlingen drohenden Apathie. Nun erkannten seine hochgerissenen Augen auch den Ursprung. Wie in Zeitlupe rannte der Junge auf Arn zu, die Keule hoch über den Kopf erhoben. In Zeitlupe sah er wie die Keule sich immer weiter auf sein Gesicht zu bewegte nur untermalt von seinem dröhnenden Herzschlag und dem immernoch anhaltenden Schrei, welche zusammen eine schreckliche Symphonie aus purer Panik erklingen ließen. Mehr durch die Schwäche in seinen Beinen als durch eigenen Willen knickte er ein und entging so der Keule welche mit einem Pfeifen an seinem Auge vorbeiflog und seine Schläfe mit der Wucht eines anrasenden Lastenzuges traf. Er spürte wie die scharfen Kanten der Metallstücke seine Haut aufrissen. Fühlte wie der Schlag ein tiefes, schallendes Echo in seinem Kopf hinterließ, der Geschmack von Blut stieg in seinem trockenen Mund auf.
So benommen wie er war, die Lähmung wich schlagartig aus seinem Körper zeitgleich mit der Zeit, welche sich in der Dauer eines Wimpernschlags wieder zu normalisieren schien. Ehe er wusste was geschah, hatte ihn die Wirklichkeit wieder. Und die Angst. Und der Schmerz. Doch es war noch nicht vorbei, erneut sah er die Keule in der linken Hand seines Angreifers wieder auf sich zu rasen. Sekundenbruchteile. Er sah sich mit zerschmettertem Schädel am Boden liegen, er sah seine Mutter schreien.
Plötzlich wich das Bild, er wunderte sich. Das einzige was er spürte war ein donnernder Schmerz in seinem Arm. Diesmal war es nicht die Lähmung in seinen Knochen, die ihn rettete sondern sein Reflex. Im letzen Moment hatte er das Messer hochgerissen und den Hieb der Keule pariert. Dennoch war der Schlag des gut eineinhalb Köpfe größeren Feindes stärker als gedacht. Krachend schlug Metall auf Holz. Doch die Keule stoppte noch nicht, sie bewegte
sich weiter auf Arns Gesicht zu während sie die Klinge vor sich herschob ungläubig nahm Arn wahr wie sie seine Nasenwurzel traf und eine blutige Brücke zwischen seiner Augenbraue und Oberlippe schlug. Der Schmerz und der Anblick des vor Zorn und Anstrengung verzerrten Antlizes seines Feindes lösten etwas in ihm aus…
Pures, gleißendes Feuer bahnte sich seinen Weg aus seinen Eingeweiden hinauf in sein Bewusstsein, etwas, dass schon immer in ihm war riss sich von seinen Ketten los. Etwas riesiges schwarzes, mit scharfen Krallen und reißenden Zähnen. Ein Schrei flammte aus seiner Kehle. Er spie puren Hass und Blut in die verkrampften Züge seines Kontrahenten. Arn, oder wenn man die Bestie auf dem blutigen Sand noch als Arn bezeichnen konnte stieß seine Hand mit der Waffe nach vorn womit er die rote Schneise in seinem Gesicht noch verbreiterte, was er jedoch nicht mal bemerkte und stieß seinen Angreifer zurück. Mit verwirrtem Gesichtsausdruck taumelte dieser zurück. Nun holte Es
seinerseits aus und landete einen verheerenden Schlag, welchen der andere Junge nur im letzen Moment aufhalten konnte. Das Biest fletschte die Zähne und seine Gier nach Blut war stärker als je zuvor. Nach 2 weiteren parierten Hieben heulte es ungläubig auf vor Lust und Schmerz. Es brauchte Nahrung, es brauchte Fleisch, brauchte Tod. Seinen Tod.
Wie von selbst begann Arn´s Körper sich in die Luft zu bewegen. Beide Arme hielten das Messer hoch über seinem Kopf erhoben. Der triumphierende Schrei der Bestie erstickte als sich eine zweite, gehörnte Kreatur aus den Schatten erhob. Ein Tritt gegen sein Bein brachte Arn zu Fall. Er stürtzte hart zu Boden während er hörte wie seine Kniescheibe mit einem trockenen Knacken zersplitterte. Er wunderte sich, wo war der Schmerz. Es stellte sich allenfalls eine gewisse Resignation bei Arn ein. Als er auf dem Boden lag traf ihn schließlich der Schmerz, nicht Schmerz eine wahre Kakophonie aus Pein jagte Welle um Welle
von Qual durch seinen Leib. Nun stürtzte sich die andere Kreatur seinerseits
auf ihn. Beide Ungeheuer kämpften am Boden. Das gehörnte Monstrum lag auf ihm und schlug mit der Keule auf ihn ein. Und die Keule traf. Wimmernd lag er am Boden während er die Hiebe mit seinen Armen abwehrte was ihm viele blutende Wunden zufügte. Der Sand in seinen Wunden brannten wie Säure und seine Arme
wurden schwer. Plötzlich durchzuckte ein Blitz seine Gedanken.
Die linke Hand. Der Junge hielt die Keule immernoch mit der linken Hand. Blitzschnell ließ Arn seine linke Hand über den Boden streichen bis er etwas zu fassen bekam während über ihm immer noch die gehörnte Kreatur tobte. Er griff mit seiner linken Hand zu und schleuderte sie mit aller Kraft nach oben. Der apfelgroße Stein traf den Jungen genau dort wo er zuerst Arn getroffen und ließ ihn unter Schreien des gehörnten Bastardes zur Seite sacken. Sofort erwacht die schwarze Bestie in Arn wieder und stürtze sich auf das
wehrlose Fleisch. Er hob den Stein hoch über seinen Kopf und in Bruchteilen von Sekunden sah er das angstverzerrte Gesicht des Jungen unter ihm. Da waren keine Hörner, keine glühenden Augen. Bloß Angst. Und auch in ihm war nichts als Angst. Keine Spur von einem Monster, wenn es jemals existiert hatte, hatte es sich schon in den Tiefen von Arn verkrochen. Er spürte nichts als Unglauben während er den Stein auf das Gesicht seines Opfers niederrasen ließ. Mit Erstaunen sah er wie das Nasenbein des Jungen brach, Blut schoss aus den Nasenlöchern hervor. Während er den Arm erneut hochriss liefen Tränen vermischt mit Blut an den Wangen des Knaben unter ihm herab. Beim zweiten Mal traf Arn seinen Kiefer. Zuerst platzen die Lippen auf und dann hörte er wie die Zähne des Jungen zerbrachen. Ihm flogen Zahnsplitter entgegen doch er hörte nicht auf. Die markerschütternden Schreie und das erstickte Gurgeln des Knaben während er seinen Kehlkopf zertrümmerte untermalten das groteske Schauspiel. Arn konnte nicht aufhören immer und immer wieder ließ er den Stein auf den Kopf seines ehemaligen Gegners niederfahren bis man nicht einmal mehr sagen konnte, dass es sich bei dem blutigen Durcheinander aus Fleisch, Knochen und Gehirn mal um einen menschliches Gesicht gehandelt hatte. Er hörte auch nicht auf als die Schreie verstummten. Nur Stille und das monotone Geräusch von einer nassen blutigen Masse welche immer wieder mit einem harten Gegenstand getroffen wurde umgab ihn. Er blickte auf den Stein. Es klebten Hautfetzen, Gehirnmasse und
vereinzelte Haarbüschel daran. Er empfand nichts. In ihm breitete sich absolute Leere aus. Sodass er sich die Bestie zurückwünschte oder die unbändige Angst. Doch nichts regte sich in ihm.
Epilog
Die grauen Wolken zogen am Nachthimmel vorbei, Arn ließ seinen Blick ihnen folgen. Im benachbarten Zimmer, dem Verkaufsraum der Tankstelle hörte er das leise Schluchzen seiner Mutter. Er wusste, dass er ihr nie wieder in die Augen schauen konnte und er wusste, dass sie ihn nie wieder mit den selben liebevollen Augen ansehen würde wie bisher. Sie hatte die Bestie gesehen. Das Schluchzen verstummte allmählich. Vorsichtig um kein Geräusch zu verursachen schlüpfte er in seine staubigen Stiefel und schlich sich nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Clanmitglieder schliefen nach draußen.
Er konnte nicht mehr unter ihnen leben.