Bundesstraße 585

Als ich und mein Vater von einer langen Deutschlandreise kamen, fuhren wir etliche Autobahnen, Land- und Bundesstraßen ab. Es war 2 Uhr morgens, als unser Navi sagte: „Biegen Sie jetzt rechts ab.“ Diese Ansage wiederholte sich 2 mal. Wir sahen ein unbeleuchtetes Bundesstraßenschild, auf dem B 585 stand. Wir bogen ab. Zuerst war alles normal, doch dann hörte das Radio auf zu spielen. Wir scannten das UKW-Band ab, aber nichts kam. Ebenso gab das Navi den Geist auf. Die Bundesstraße führte durch einen Wald, als wir das Fernlicht einschalteten, bekamen wir den Schock unseres Lebens. Überall hingen erhängte Leichen, ihnen fehlten teilweise die Augen. Wir schalteten das Fernlicht sofort wieder aus. Wir hörten Schreie, Geheule und Schüsse. Als wir am Ende des Waldes waren, schalteten wir zur Sicherheit das Fernlicht wieder ein. Was wir dann sahen, werden wir unser Leben lang nicht vergessen. Mehrere Zombies, die grässlich entstellt waren, und alte Kleidung aus den 40ern trugen, versuchten in unser Auto zu kommen. Mein Vater gab Vollgas, dann erwischten wir eine Rampe und wurden auf eine Autobahn geschleudert. 20 Minuten später trafen die Polizei und ein Rettungswagen ein. Als wir im Krankenhaus waren, recherchierte ich im Internet über die Bundesstraße 585, doch es ergab keine Treffer. Erst nach langer Suche bekam ich ein Ergebnis. Die ehemalige B 585 wurde während der russischen Besatzungszeit genutzt. Im Wald wurden politische Häftlinge exekutiert. Sie wurde in den 1955er Jahren abgerissen. Es seien dort immer mehr Unfälle passiert, war die Begründung. Die DDR-Volkspolizei und die Stasi vernichtete während der DDR-Zeit zehntausende Akten über die B 585. Die DDR-Führung gab sogar den Befehl, die Bundesstraße 585 abzureißen.