Mittel

Das Buch (Kopfsache II)

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Diese CP stellt eine Fortsetzung zu folgender Geschichte dar:

—-Das Smartphone vibriert. Brummend hebt Mike seinen Kopf ein wenig an und stiert mit trüben Augen auf das Display. „Warum rufst du mich um halb drei nachts an? Was du auch willst, hätte das nicht bis morgens warten können?“, raunzt Mike in das Gerät. Die Stimme am anderen Ende der Leitung antwortet verschmitzt: „Wenn du siehst, weswegen ich dich aufgeweckt habe wirst du mir noch dankbar sein. Schau in deine Mails.“. „Einfach aufgelegt.“, spricht Mike laut in sein Schlafzimmer. Ächzend setzt er sich auf und reibt seine Augen. Er öffnet die e-mail App und liest sich die angekündigte mail durch. Es ist eine Eilmeldung vom Vorabend: Ein 22 Jahre junger Medizinstudent wurde, nachdem die Nachbarn laute Geräusche vernahmen, tot in seinem Badezimmer aufgefunden. Die Todesumstände wirken für alle Beteiligten rätselhaft. Obwohl er bereits recht kurz nach dem geschätzten Todeszeitpunkt gefunden wurde, war sein Gesicht extrem blass. Die Todesursache selbst ist noch rätselhafter: Es gibt keine Anzeichen von Gewalt, körperliche Leiden waren nicht bekannt. „Einfach tot umgefallen. Mit 22 Jahren.“, haucht Mike ungläubig. Jetzt verstand er, warum Jennifer ihn geweckt hatte.

Wenn man Mike fragt, was er beruflich macht, ist seine gängige Antwort „so eine Art Journalist“. Allerdings spielt er sein Tun mit dieser Aussage erheblich runter: Mike befasst sich mit Vorliebe mit übernatürlichen oder ungewöhnlichen Unfällen und Todesfällen. Hierbei schreckt er nicht davor zurück, sich über das Gesetz zu setzen, um an Antworten zu kommen. Unterstützung erfährt er von seinen „Kollegen“: Jennifer liefert üblicherweise die Fälle. Sie empfängt Polizeifunk und ihre Hauptbeschäftigung ist das Durchforsten des Webs nach Stories, die noch Fragen offenlassen oder als ungelöst markiert sind. Johnny ist meist zusammen mit Mike unterwegs, zudem beobachtet er die Tatorte, insofern sie noch jung sind, und zeichnet das Geschehen auf.

Mike, der mittlerweile aus dem Bett gekommen ist, wählt Johnny’s Nummer. „Hi Mike.“, ertönt eine dunkle Stimme im Hörer. „Johnny, wie ich dich kenne bist du schon vor Ort?“, fragt Mike. „Natürlich, aber hier geht noch nicht so viel ab. Ist ja schon ein paar Stunden her. Ich denke vor 08:00 wird hier erstmal keiner auftauchen. Willst du es wagen?“, antwortet Johnny. „Du kennst mich doch. Warte dort.“, lacht Mike und grinst sich im Spiegel an. Die letzte Interessante Untersuchung ist schon länger her und ihm war langsam langweilig geworden. Eilig packt er seine Utensilien zusammen, die eigentlich nur aus einer Taschenlampe, Handschuhen, Tatortsicherungsband und einem Dietrich bestehen. Das Band hatte er von einem Bekannten bei der Polizei bekommen. Seitdem war es möglich, Tatorte wieder zu versiegeln. Mike tritt vor seine Haustür. Es ist Frühling und die Luft ist um diese Zeit noch kühl und frisch. Er liebt die Nacht, wenn alles so ruhig ist. Mike setzt sich ein sein Auto, ein anthrazitfarbener Seat Ibiza, Baujahr 2008 und tippt die Adresse in sein Smartphone, ehe er es in die dafür vorgesehene Halterung steckt. Google Maps zeigt eine Fahrtzeit von 34 Minuten an und Mike fährt los.

Während der Autofahrt telefonierte Mike mit Johnny um den Treffpunkt abzustimmen. Sie einigten sich darauf, ihre Wagen in einer Nebenstraße zu parken. „In welchem Stock ist die Wohnung?“, möchte Mike mit Blick auf das graue Gebäude wissen. „Im dritten Stock. Keine Feuerleiter, wir müssen durch den Haupteingang. Aber es gibt dort keine Kamera, das sollte also kein großes Problem sein.“, antwortet Johnny und setzt zum Gehen an. Das Wohnungsviertel sieht nicht schlecht aus. Mike inspiziert die umliegenden Häuser. Die Lichter sind überall aus, teilweise sind Vorhänge zugezogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand sieht ist unwahrscheinlich. An der Tür hantiert Mike kurz mit seinem Dietrich am Schloss, während Johnny unauffällig Ausschau hält. Die Tür schwingt leise auf und sie schlüpfen hinein: Es geht glücklicherweise keine automatische Beleuchtung an. Leise schleichen die beiden in den dritten Stock, penibel darauf achtend, dass sie ja kein Geräusch machen. Aber sowohl Mike als auch Johnny sind darin sehr geübt. „Ich habe nach all der Zeit noch immer ein mulmiges Gefühl, wenn wir sowas machen.“, flüstert Johnny mit Blick auf die mit Band versiegelte Wohnungstür. Mike weiß genau, was Johnny meint. Er kennt das Risiko, doch sein Durst nach Erkenntnissen treibt ihn immer wieder an. Zufrieden vernimmt ein leises „klick“ und öffnet langsam die Tür. Das Band hatte er vorher vorsichtig entfernt: Er würde es erneuern, wenn sie fertig sind. Johnny schwenkt seine Taschenlampe durch den Raum. Der Raum ist klein, aber ausreichend groß und vor allem bezahlbar für einen Studenten. Ehrfürchtig wandert Mike’s Blick über die Gegenstände: „Vor nicht einmal einem Tag lief hier noch ein Student rum und ahnte nichts. Ich finde diesen Gedanken wirklich unheimlich.“. Johnny erwidert seinen Blick: „Das Stimmt. Aber deswegen sind wir ja hier, um seine Geschichte zu erzählen. Die ersten Aussagen seitens der Polizei und Gerichtsmedizin geben nicht viel Auskunft. Auch die sind der Meinung, dass ein gesunder 22-Jähriger nicht einfach tot umfällt. Da muss irgendwas passiert sein.“. „Es ist wohl kein Mord gewesen, zumindest nicht durch einen Menschen“, scherzt Mike, „wir werden also nicht viel finden was das betrifft. Such nach Unterlagen, welche Universität hat er besucht, irgendwelche Fotos von Freunden. Mit denen müssen wir definitiv sprechen.“. Auch wenn er nicht viel erwartet, übermannt die Neugier Mike und er schleicht in Richtung des Badezimmers. Vorsichtig öffnet er die Tür und schnappt nach Luft. Ein grauenhafter Anblick eröffnet sich ihm: Auf den weißen Fliesen des Badezimmers liegt er… und starrt Mike direkt in die Augen. Sein Gesicht, fast weiß, aber mit Blut besprenkelt, verzerrt zu einer hämisch grinsenden Fratze. „Fuck!“, flucht Mike und stolpert rückwärts aus dem Raum. „Was schreist du hier so rum?“, zischt Johnny und geht zu Mike. Dieser findet kurz seine Stimme nicht und stottert dann: „Da…Da…drin liegt… die Leiche!“. Johnny blickt ihn mitleidig an und wirft einen Blick durch die offene Tür. „Da drin liegt gar nichts. Hättest wohl erstmal ausschlafen sollen, was?“, höhnt Johnny. Mike blickt ebenfalls zurück in das Badezimmer. Sein Herz rast und er fühlt sich schlecht. Er spürt einen seltsamen Druck auf seiner Brust. Im Badezimmer ist nichts. Hatte er sich das nur eingebildet. „Warum?“, fragt er sich. Sein Blick bleibt am Bett hängen. Er leuchtet es mit seiner Taschenlampe an und bemerkt die Hälfte eines schwarzen Buchrückens. Er hebt es auf und sieht, dass das Buch gar keinen Titel hat. „Mike, ich habe ein Immatrikulationsdokument und eine handschriftliche Liste mit Handynummern gefunden, lass uns verschwinden!“, durchbricht Johnny Mike’s Bann. Mike packt hastig das Buch ein und die beiden verschwinden aus der Wohnung.

In seinen Gedanken versunken blickt Mike durch das Fenster. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen, und er sieht sein müde dreinblickendes und blasses Gesicht im Fenster. Noch immer denkt er an die Fratze, welche er im Badezimmer gesehen hat. Hatte er sich das nur eingebildet? Jennifer und Johnny, welche mit Mike am Küchentisch sitzen, unterhalten sich angeregt. Ihre Stimmen dringen jedoch nur dumpf zu Mike vor. „Der Junge hieß Nick Porter und er besuchte die örtliche Universität. Medizin, 4. Semester, kurz vor dem Physikum.“, sagte Jennifer trocken. Mike, der wieder in das Gespräch gefunden hatte, erwiderte: „Das ist das erste Mal, dass mir unsere Untersuchungen nah gehen. So jung, einfach weg. Da wird man wirklich nachdenklich.“. „Jaja, hast du überhaupt noch irgendwas Nützliches gefunden heute Nacht, oder hat dir das Badezimmer zu viel Angst eingejagt?“, fragt Johnny und zwinkert Mike zu. „Nein.“, lügt Mike. Er hat die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob er den beiden von dem Buch erzählen sollte. Die Leiche, die Fratze, das Buch, Mike ist davon überzeugt, dass das mit dem Buch zusammenhängen muss. Das Buch macht ihm noch mehr Angst, als seine Sichtung in der Nacht. Es ist leer, lediglich die erste Seite ist mit einem schwungvoll geschriebenen Satz verziert, welcher in einer Mike unbekannten Sprache verfasst wurde. Unter dem Satz klebt ein gelber Notizzettel: „Dieses Buch muss geschlossen bleiben“. Nick Porter hatte das Buch scheinbar geöffnet und den Satz übersetzt. Hatte er somit seinen Tod heraufbeschworen? „Mike, hier auf dem Zettel stehen Handynummern. Ich gebe ihn dir, du kannst ja mal schauen ob da jemand rangeht. Ich habe heute keine Zeit.“, sagt Johnny und wirft den Zettel zu Mike. Der Zettel sieht aus wie der im Buch, und es stehen mehrere Handynummern darauf. Mike überfliegt den Zettel kurz und erwidert verwundert: „Da stehen ja gar keine Namen bei den Nummern. Wo ist denn dann der Sinn die aufzuschreiben? Ich fahre gleich erstmal nach Hause, später rufe ich die Nummern einfach mal an. Mal schauen, was dabei rumkommt.“.

Mike schlägt die Augen auf. Der Schlaf hatte ihm wirklich gut getan, er spürt die frische Energie. Zufrieden schlurft er in die Küche und macht sich einen Kaffee, schwarz, denn er findet nur so kann man einen Kaffee genießen. Er sieht den Zettel mit den Handynummern auf dem Küchentisch, setzt sich hin und kramt sein Smartphone aus der Tasche. Er wählt die erste Nummer und betätigt die Anruftaste. „Max Larsson?“. „Hallo Max, ich bin Mike Dean. Ich habe deine Nummer von Nick Porter. Kennst du ihn?“, fragt Mike. „Wer sind sie? Von der Polizei? Die waren schon bei mir.“, antwortet Max blechern. „Ich bin nicht von der Polizei, ich bin…  so was wie ein Journalist. Ich beschäftige mich mit merkwürdigen Unfällen oder Todesfällen, und bei Nick scheint es mir sehr merkwürdig zu sein.“. Max schluckt und antwortet: „Ja, ich kann es immer noch nicht fassen, es ist alles so… surreal.“. „Ich kann das verstehen. Falls du dich bereit fühlst, über Nick zu sprechen, lade ich dich auf einen Kaffee ein.“, sagt Mike mit ruhiger Stimme. „Ja, doch, das klingt gut, wenn es was bringt. An der Universität ist ein günstiges Kaffee, wollen wir uns dort treffen?“, fragt Max. „Klingt gut, so 16:30?“. „Ja, das schaffe ich“.

Mike sieht sich in dem Kaffee um. Es ist, genauso wie das Universitätsgebäude, schon etwas älter, strahlt aber einen gewissen Charme aus. Mike fühlt sich trotz der Umstände das erste Mal wieder etwas wohl. „Mike Dean?“, fragt eine Stimme von der Seite. Mike dreht seinen Kopf und blickt in ein trauriges Gesicht. „Du bist dann wohl Max.“, stellt Mike fest und signalisiert Max mit einer Geste, sich zu ihm zu setzen. „Was möchtest du trinken? Geht auf mich!“, fragt Mike freundlich. Er weiß, dass man mit den Freunden und Angehörigen der Opfer häufig vorsichtig umgehen muss. Nicht selten leiden sie an PTBS, und eine angenehme Atmosphäre kann den Gesprächsverlauf durchaus positiv beeinflussen. „Kaffee, schwarz. Danke.“, antwortet Max ernst, aber dankend. „Okay Max, erst einmal danke ich dir für dein Kommen. Ich könnte verstehen, wenn du nicht darüber reden möchtest. Du kannst natürlich jederzeit aus dem Gespräch aussteigen.“, spricht Mike verständnisvoll, „Hat sich Nick in den Tagen, oder Wochen, vor seinem Tod seltsam verhalten? Anders als sonst?“. „Oh Gott, ja“, erwidert Max schnell, „da hätte man nicht groß drauf achten müssen. Er war eigentlich nur noch müde und schlecht drauf, sehr mürrisch. Dabei war er sonst immer so… fröhlich.“. „Da war ein Vorfall, der war wirklich sehr unheimlich.“, setzt Max fort, „Wir waren in einer Anatomie Vorlesung, und ich wollte Nick gerade etwas fragen, da habe ich festgestellt, dass er die Augen geschlossen hat…“. „Und?“, unterbricht Mike, „was ist daran so verwunderlich in einer Vorlesung?“. „Er hat ziemlich merkwürdig und verzerrt gegrinst. Und laut geschrien. Und seinen Kopf anschließend auf den Tisch gehauen.“, erzählt Max. „Okay, das klingt wirklich ziemlich merkwürdig. Hat er dir danach erzählt, was es damit auf sich hatte?“, fragt Mike. „Nö, er ist nach Hause verschwunden. Seitdem… habe ich ihn nicht mehr gesehen.“, schluckt Max. Mike beobachtet, wie Max‘ Augen wässriger werden. Schnell wechselt er das Thema: „Sind dir vielleicht seltsame Gegenstände aufgefallen, die Nick bei sich hatte?“. „Was meinst du damit? Konkret fällt mir dazu nichts ein.“, antwortet Max, sichtlich dankbar für den neuen Gesprächsverlauf. „Hier…“, fängt Mike an und greift in seine Tasche, „das habe ich…“. Er greift ins Leere und stockt. Das Buch ist weg. Verdutzt kramt Mike weiter in seiner Tasche. Nichts. „Was denn?“, hakt Max nach. „Ehm, ich habe es wohl vergessen. Es ist ein Buch… Ich werde besser zurückgehen ob ich es verloren habe oder nur zuhause vergessen. Ich melde mich nochmal bei dir, wenn es dir nichts ausmacht? Und danke schon mal für deine Zeit!“, lügt Mike. Er weiß ganz genau, dass er das Buch eingepackt hatte, bevor er losfuhr. „Okay, kein Problem. Aber bis auf Bücher fürs Studium habe ich bei Nick sowieso nichts bemerkt.“, sagt Max. „Hier.“, sagt Mike hastig und legt Geld auf den Tisch, „das ist für die Getränke. Ich melde mich!“. Mit diesen Worten dreht er sich um und lässt einen verdutzten Max sitzen.

Nachdem er sich die ganze Rückfahrt darüber gewundert hatte, wieso das Buch plötzlich nicht mehr in seiner Tasche war, fährt Mike in seine Auffahrt. Gedankenversunken schließt er seine Tür auf, schmeißt seine leere Tasche in die Ecke, blickt auf und erstarrt. Das Buch liegt aufgeschlagen auf dem Küchentisch. Ohne das Licht einzuschalten geht Mike langsam auf das Buch zu. Er sieht die aufgeschlagene Buchseite und bekommt Gänsehaut am ganzen Körper. Sein Herz schlägt schneller, Mike fühlt sich wie gelähmt, als würde er von einem dunklen Nichts umhüllt und nach unten gezogen werden. Auf der Seite steht nur ein Wort in krakeliger Schrift: Jane. Immer noch wie gelähmt starrt Mike mit aufgerissenen Augen die Buchseite an. Wie kam das Buch hierher? Und wieso steht der Name seiner toten Frau in roter Schrift darin? Mike schnappt nach Luft. Er bemerkt, dass er am ganzen Körper zittert, ihm ist kalt. Im Augenwinkel sieht er, dass sich eine dunkle Figur aus dem Schatten hinter der Tür schält….

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