KonversationenKurz

Das Mädchen aus dem Brunnen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

von

Man hörte das Kratzen am felsigen Stein. Und die wimmernden Schreie flimmerten aus der Tiefe. Doch der Herr wollte die Gnade nicht hören. Vor den Augen der Untertanen heulte das eiserne Gittertor noch einmal auf, bevor es gnadenlos das Schicksal der jungen Magd besiegelte. Noch ein letztes Mal gelang ein Blick durch den Spalt, bevor der Herr verbat, in des Hügels Nähe zu spähen. Sonst müsse jener Unglückliche selbst vor den Henker. Niemals ward das Bild des armen Weibs vergessen. Die leuchtenden Haare waren Pech geworden, die zarte Haut in grauer Dunkelheit verloren. Dann begann der Regen das Leben zu nehmen. Wie mochte es gewesen sein, als die ersten Tropfen den panischen Schweiß verwuschen? Die Kälte die weiche Haut in zitternde Kruste verwandelte? Die Erinnerung schwand, doch hört man stets in dunklen, kalten Nächten das Glimmen ihrer Augen über dem dunklen Brunnen auf dem Hügel flehen: Vergesst mich nicht.

“Wann war denn das?” (Tina)

“Ähhh 1492.” (Basti)

“Tja Leute. Da war nichts mit Fremdgehen. Da herrschte noch Sitte und Ordnung.” (Chris)

Chris legte die Gitarre beiseite und lächelte frech in die Runde. Das Flackern des Feuers färbte die alten Mauern in dunkelrote Töne. Warf die Schatten beiseite und verschwand wieder.

“Mensch, Chris. Hör doch mal zu. Die Arme ist doch garnicht fremdgegangen.” (Tina)

“Wartet, Leute, es geht ja noch weiter. Den Brunnen und den Hügel hat es wirklich gegeben. Haben die aber irgendwann zugemacht, weil die Gefahr zu groß war, dass mal einer reinfällt.” (Basti)

Annis Blick hatte sich irgendwo in den züngelnden Flammen verloren, die in ihrem unfokussierten Pupillen reflektierten, während sie sich fest an Julian schmiegte, der den Moment träumerisch genoß.

“Und die Legende besagt, dass manchmal man in dunklen Sommernächten immer noch die Schreie der jungen Magd höre. Dann soll das rote Glimmen ihrer Augen durch die Dunkelheit zu sehen sein.” (Basti)

“Wow.” (Tina)

“Immer dann sei sie auf der Suche nach Liebhabern, die die Einsamkeit in ihrer dunklen Unendlichkeit erträglicher machen.” (Basti)

Basti hob den Blick und schaute geheimnisvoll in die Runde. Tina, die neben Anni und Julian saß, verzog die Augenbrauen. “Steht das wirklich da? Gib mal her!” (Tina)

Basti warf ihr das Blättchen rüber, ließ die Kühlbox klirren und zog ein frisches Bier heraus. “Leute, das war echt ne geile Party heute. Danke, dass ihr da wart.” (Basti)

“Noch ist sie nicht vorbei” (Chris),

Die Flaschen klirrten, als die beiden Jungs anstießen.

“Ich komm immer noch nicht auf Marvin klar. Kotzt der seiner Braut auf die Schuhe.” (Basti)

Schallendes Lachen.

“Schade, dass die Hälfte schon so früh wieder weg ist.” (Chris)

“Oh Gott. Stell dir mal vor, die würden jetzt noch alle hier rumspringen.” (Tina)

“Wollen wir uns mal angucken, was von dem Brunnen noch da ist?” (Basti)

“Was? Nein!” (Tina?)

“Warum denn nicht?” (Chris)

“Das ist viel zu creepy.” (Tina)

“Ich pass auf dich auf.” (Chris)

“Also das ist jetzt wirklich ein Grund hierzubleiben.” (Basti)

Chris linste mitleidig zu den anderen. Basti sprang auf, eine Taschenlampe bereits im Anschlag. Chris streckte Tina seine Hand vor die Nase. Sie ignorierte diese, zog sich aber eine Jacke über und erhob sich von der Bierbank.

“Na dann, los gehts”. (Basti)

“Macht ihr mal, Leute, wir bleiben hier.” (Julian)

“Dass ihr mir ja nichts Dummes anstellt. Ich muss hier morgen aufräumen.” (Basti)

“Nene, keine Angst.” (Julian)

Julian streichelte Anni sanft über den Kopf, die ihre Arme mittlerweile um seinen Nacken geschlungen hatte. Er blickte zu ihr hinüber und verlor sich in ihren Augen. Jetzt war nur noch das flüsternde Knistern des Feuers in sonst so stiller Dunkelheit.

“Meinste, die verlustieren sich jetzt?”, (Chris)

Ihre Schritte knacksten auf dem nachtfeuchten Blätterwerk.

“Keine Ahnung, lass sie doch.” (Basti)

“Irgendwie süß, die zwei. Wo müssen wir denn jetzt lang?” (Tina)

“Das muss direkt da vorne sein.” (Basti)

“Süßes Ding. Hat Dennis mitgebracht, oder?” (Chris)

“Ja, glaub schon.” (Basti) “Leute.” (Tina)

“Fuck. Wo kommt das Licht her?” (Chris)

“Gehen wir zurück.” (Tina)

Es dauerte eine Sekunde, bis die anderen verstanden, dass das rote Licht vor ihnen eher der fade Schein einer Kerze als die bösen Augen der Heimgesuchten darstellten.

“Sehr lustig, Basti!”

“Was?” (Tina)

“Das ist nur ´ne Kerze. Oder, Basti?” (Chris)

“Das ist sowas von überhaupt nicht lustig.” (Tina)

“Ey komm. Spannend wars doch, oder?” (Basti)

“Fick dich, Basti. Fick dich. Nimm die Kerze mit. Bevor das hier noch anfängt zu brennen.” (Tina)

Im Burghof flackerten die Flammen unbeeindruckt vor sich hin, als sich die Teenager ihrem Lager näherten.

“Du hast jetzt nicht echt das Blättchen gefaked für den Schwachsinn?” (Chris)

“Nein. Die Story ist echt.” (Basti)

“Ey, wo sind denn Julian und Anni?” (Tina)

“Will ich gar nicht wissen.” (Basti)

“Hast du die Kerze da stehen lassen?” (Chris)

“Nein. Hier ist sie.” (Basti)

“Wo kommt dann das Licht her?” (Chris)

“Basti, das ist echt nicht mehr lustig” (Tina)

“Wo sind Julian und Anni?” (Chris)

“Leute, ich schwör euch, ich hab damit nichts zu tun.” (Basti)

“In dem Blättchen ist ein Bild von dieser Frau.” (Tina)

“Verdammt… die sieht genau aus wie…” (Basti)

“Basti!” (Chris)

In diesem Moment brachen die Wolken, die wie schauernde Gestalten wie aus dem Nichts den klaren Himmel verdeckt hatten, über die Jugendlichen herein, Platzregen wie tausend tote Tränen. Der markerschütternde Schrei kam aus tiefster, tiefster Dunkelheit und verriet die unendliche Gewissheit einsamer Zweisamkeit. In Ewigkeit.

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