
Das Silberne Buch
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Tag, an dem Ellie
das Silberne Buch fand, war in vieler Hinsicht ein
düsterer:
Es war ein verregneter Tag,
an dem der Himmel mit Wolken verhangen war und die Tropfen als feiner
Sprühnebel durch die Luft wirbelten.
Es war ein weiterer
Tag, an dem Ellie einen Schultag lang vom Spott und Hass ihrer
Mitschüler und ihrer Lehrer
verfolgt worden war.
Und es war eben der Tag, an
dem sie das Silberne Buch fand.
Sie war nach der Schule in
den kleinen Wald, etwas außerhalb der Stadt gerannt.
Dort verbrachte sie meistens
ihre Tage, sie kletterte auf den Bäumen umher, balancierte auf
dünnen Baumstämmen über den Fluss oder lag einfach im Moos und
blickte hoch zum Blätterdach, sah den goldenen Lichtflecken bei
ihrem Tanz im Grün zu, wenn die Sonne denn schien.
Heute wollte sie etwas
tiefer in den Wald vordringen, als sie es meistens wagte, zu dem
kleinen See, in dem im Sommer manchmal schwimmen ging. Heute wollte
sie einfach nur am Ufer sitzen und alleine sein, die Gedanken weit
weg von Menschen wie Dina Reiver oder dem Schulleiter, Herrn
Holzenbrot.
Der Weg zum See war etwas
versteckt, einer dieser Trampelpfade, die man meist nur sah, wenn man
wusste, wo sie waren.
Der Pfad wirkte durch
augenscheinlich dichtes Gestrüpp.
Im Vorbeigehen pflückte
Ellie ein paar Brombeeren und aß sie. Wilde Beeren schmeckten etwas
saurer, als die, die man im Laden verkaufte. Vermutlich wurden die
auf Süße gezüchtet.
Oben in den Bäumen sangen
die Vögel ein wildes Konzert, trotz des miesen Wetters, und
glitzernd fielen dicke Tropfen, die sich auf den Blättern über ihr
angesammelt hatten, auf Ellies Haupt.
Es störte sie nicht.
Dann kam sie zu einer Art
Lichtung und blieb verwirrt stehen.
Sie erinnerte sich nicht
daran, dass hier eine Lichtung gewesen wäre.
Es war auch nicht wirklich
eine Lichtung, die Bäume standen hier nur sehr weit auseinander,
doch die Äste breiteten sich auch entsprechend weit aus und bildeten
auch hier ein dichtes Dach aus Holz und Blatt, durch das nicht ein
ungefilterter Sonnenstrahl gedrungen wäre, hätte es an diesem Tag
Sonnenstrahlen gegeben.
Vielleicht hatte
irgendjemand hier das Gestrüpp entfernt und so die freie Fläche
geschaffen?
Nicht auszuschließen. Und
Lichtungen tauchten ja nicht einfach auf.
Ellies Aufmerksamkeit wurde
eh von etwas anderem beansprucht:
Mitten auf der Lichtung,
baumelte ein Buch an einem Seil vom Astgeflecht.
„Wer macht sowas?“,
fragte Ellie ins Nichts hinein.
Erst zögerlich, dann etwas
schneller, bewegte sie sich auf das Buch zu.
Der Einband schien etwas zu
glänzen, die Farbe war ein helles Grau, oder Silber.
Natürlich bemerkte auch
Ellie, dass das ganze wie eine Falle aussah, doch wer verwendete
Bücher als Köder? Leserattenfänger?
Mit einem leichten
Schmunzeln, und etwas Frust darüber, dass sie keine Freunde hatte,
denenn sie dieses Wortspiel je würde präsentieren können,
versuchte sie versuchsweise, das Buch aus der Schlinge zu lösen.
Stattdessen riss das Seil,
es musste wohl schon recht vermodert gewesen sein.
Was komisch war, denn
zuletzt war Ellie vor etwa einer Woche hier gewesen, da hatte hier
definitiv noch keine exekutierte Enzyklopedie gehangen.
Rasch riss sie auch den
Teil des Seiles durch, der das Buch geschlossen hielt, und blätterte
es auf.
„Nun, das wirft
irgendwie nur noch mehr Fragen auf“, stellte sie fest:
Die Seiten des Buches
waren leer. Das Papier war offensichtlich älter, es hatte einen
gelblichen Stich und war nicht mehr ganz glatt, doch im ganzen Buch,
so erkannte Ellie beim durchblättern, schien nicht ein Wort
geschrieben zu stehen, nicht ein Bild illusitrert, nicht ein einziger
Tropfen Tinte vergossen zu sein.
Ein Kribbeln im Nacken
bewegte Ellie dazu, den Blick von dem Buch zu lösen und sich
umzudrehen. Hinter ihr, nahe des Trampelpfades, von dem sie gekommen
war, stand ein Junge.
Er lächelte, drehte sich
um und rannte weg und Ellie war offen gesagt zu perplex um ihm zu
folgen, oder überhaupt irgendetwas zu tun, von herumstehen und
starren einmal abgesehen.
„Was zur Hölle?“,
murmelte sie wieder und wieder zu sich selbst.
Sie ging von der Llichtung
aus direkt nach Hause, das Buch nahm sie mit.
In ihrem Kopf türmten sich
halbrohe Gedanken auf, sie sie nicht wirklich zuende zu denken
wünschte, Fragen, die ihr bedeutungslos schienen.
Sie beschloss, die
Verwirrung mit Schlaf zu kurieren und ging direkt zu Bett.
Sie träumte von Seiten und
sie träumte von Schrift.
Dina biss sich nervös auf
die Unterlippe. Heute würde sie es tun. Sie würde sich
entschuldigen.
Sie würde auf Ellie
zugehen und sagen:
““Hey, tut mir Leid,
dass ich dein Leben immer so zur Hölle mache. Ich fühle mich
furchtbar deswegen, ich weiß auch nicht warum ich immer so bin.““
weil Ellie ein besserer Mensch war als sie, würde sie ihr vergeben
und sie würden wahre, beste Freundinnen werden.
“Genau, und dann reitet
ihr auf euren goldenen Einhörnern durch die Welt und verteilt
Süßigkeiten und Regenbögen an bedürftige Kinder, “kommentierte
eine beißende, kleine Stimme in ihrem Kopf.
Aber
dennoch, es war das Richtige. Sie musste es tun.
spähte sie über den Schulhof und die Köpfe der anderen Schüler
hinweg.
erste Stunde begann in zehn Minuten, wenn Ellie nicht rechtzeitig
kam, würde sich Dina in der großen Pause entschuldigen müssen. Nur
würde es dann schwierig sein, sie unbemerkte irgendwo abzufangen.
“Oder wir entschuldigen
uns morgen? Nächste Woche? In zwölf Jahren?“
Nein,
sie hatte es lange genug aufgeschoben. Heute würde sie offiziell
aufhören eine fiese, gemeine Bi… Oh, da war sie!
Mit
ihrem roten Haarschopf leuchtete Ellie immer etwas in der Menge,
außerdem war sie recht groß und schlaksig, sie stach einfach
hervor.
Oblgeich
sie heute auffälligerweise dunklere Kleidung trug als sonst.
gab sich einen Ruck und ging auf sie zu.
Mittlerweile
war der Schülerstrom quasi versiegt, sie waren relativ alleine.
Gut,
dann würde es leichter sein, sich zu ent-
„Ah,
Zeit zur Ellie-Jagd?“
Thabea
und Hannah holten von hinten mit Dina auf.
mal ihren Ranzen in die Büsche werfen“, schlug Thabea vor, „Die
vor dem Chemie-Raum, Herr Brandt wird richtig ausrasten!“
Sie
kicherte bei der Vorstellung.
„Lass
mal echt machen!“
biss sich so stark auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte.
Dann
setzte sie ein Grinsen auf und koordinierte: „Tabby und ich
halten fest, Hannah, du wirfst.“
Ellie
war mit einer Gruppe anderer Schüler auf den Hof gekommen, doch
irgendwie hatten die sie alle überholt und sie ging alleine.
Als sie
die drei Mädchen ankommen sah, blieb sie stehen, verzog aber keine
Miene.
Normalerweise
weiteten sich ihre Rehaugen hinter ihrer Brille, als wollten sie aus
den Augenhöhlen quellen und weglaufen, doch heute blickte sie völlig
entspannt, fast belustigt.
„Hey!
Ellie!“, begrüßte Hanna sie höhnisch, „Wie geht es dir!“
„Ausgezeichnet“, entgegnete Ellie, anscheinend ehrlich gut
gelaunt, „Ich habe fantastisch geschlafen. Du?“
„Ich
habe nur von dir geträumt, Baby“, grinste Hanna und gab ein
Handzeichen.
machte einen raschen Schritt vorwärts und packte Ellies rechten Arm,
Thabea griff sich den Linken.
Ellie
machte keine Anstalten sich zu wehren.
Vielleicht
versuchte sie diese Strategie, die Präventionslehrer immer
vorschlugen:
„Einfach
ignorieren, die Mobber wollen bloß Aufmerksamkeit.“
„Wenn
du wählen könntest“, sagte Ellie plötzlich, als Hannah um sie
herum ging und die Reißverschlüsse an Ellies Schultasche öffnete,
„ob du ein Ohr oder ein Auge verlierst, Hannah, was würdest du
wählen?“
„Meinen
Arsch“, entgegnete Hannah stumpf und zog Ellies Schreibblock aus
dem Ranzen.
Ellie
deutete, soweit sie konnte, ein Schulterzucken an. Etwas störte Dina
an ihrem Gesicht.
wirkte so beherrscht, so selbstsicher.
sie gefilmt, oder sowas? Lieferten sie Ellie gerade Beweise für die
Lehrer?
„Biologie: Fortpflanzung?“, las Hannah vom Block ab,
„Ellie, Liebes, denkst du ehrlich, dass du dieses Wissen
später Mal brauchen wirst?“
Nun
lächelte Ellie eindeutig. „Hannah, Liebes, wenn deine Eltern
dieses Wissen gehabt hätten, hätten sie dich vermutlich verhütet.“
„Fresse!“, knurrte Thabea und versetzte Ellie mit der
freien Hand einen Schlag in die Magenkuhle.
Das
Mädchen gab keinen Laut von sich und verzog keine Miene.
Auch
Thabea schien das seltsam zu finden.
„Bist
du auf Drogen, oder sowas?“
Hannah
hatte den Block derweil weit über den Hof geworfen und wühlte
weiter in ihrem Ranzen.
war eben frech von dir, Ellie, du hast meine Gefühle verletzt“,
sagte sie in einem Tonfall, der ironisch klingen sollte, dabei aber
scheiterte.
Dina
wusste auch, wieso: Erst vor zwei Wochen hatte Hannah durch Zufall
erfahren, dass ihre Eltern wirklich nie ein Kind gewollt hatten. Sie
machte viele Witze darüber und sprach es sonst nicht an, aber Dina
wusste, dass ihr dieses Wissen zu schaffen machte.
warf Ellies Anspitzer weg, ihre Federmappe flog in die Büsche,
zuletzt zerrte Hannah ein paar Schulbücher raus, riss wahllos Seiten
heraus und warf sie willkürlich weg.
„Hannah,
übertreib nicht“, riet Dina, wobei sie versuchte, nicht zu
ernst oder besorgt zu klingen.
dir nicht in die Boxer-Shorts“, widersprach Thabea, „Hier
würde man uns nur von der Chemie oder der 9B aus richtig sehen, und
die ist heute nicht da. Meine Schwester ist da drin, die haben heute
Wandertag.“
„Chemie
ist auch leer“, ergänzte Ellie süffisant.
„Schnauze“,
fuhr Thabea sie an.
was ist das?“, fragte Hannah überrascht, „Dein Tagebuch?“
Sie
hielt das letzte Buch in der Hand.
Es
war kein Schulbuch, das stand fest, es wirkte alt und der Einband
glänzte leicht silbrig.
blätterte durch die Seiten.
„Oh,
du hast alle Menschen aufgeschrieben, die dich mögen und
wertschätzen“, stellte sie fest.
Sie
zeigte das Buch Dina und Thabea.
Die
Seiten waren allesamt leer.
was rein“, riet Thabea, „Oder schreib was!“
Dina
beobachtete wieder Ellies Gesicht. Irgendetwas stimmte einfach nicht.
„Seit
wann sind deine Augen so dunkel?“, fragte sie plötzlich, fast
intuitiv, als hätte sie es selbst noch nicht wirklich bemerkt.
Und
in diesem Augenblick befreite sich Ellie:
riss ihren rechten Arm hoch und Dina, überrascht von Ellies Kraft,
wurde zurückgeworfen wie ein Papierpüppchen. Sie knallte mit dem
Kopf auf den Pflasterstein und vor ihren Augen tanzten weiße
Lichter. Dann hörte die Thabea wütend aufbrüllen.
Rasch
blinzelte sie die Lichtblitze weg und sah, wie Thabea versuchte,
Ellie nieder zu ringen.
Tabby
machte Kampfsport und war etwas übergewichtig, ihre Masse
verschaffte hatte ihr seit ihrer Kindheit einen Vorteil bei
Raufereien verschafft, doch Ellie einzufangen schien plötzlich, als
wollte man ein Frettchen greifen, das Säugetier-Equivalent einer
Schlange.
Und
dann gab es plötzlich einen Ruck und Dina sah Blut und hörte Thabea
schreien.
Und
sie sah, dass Ellie das Buch in der Hand hielt, das silberne Buch.
Sie
sah wie sich Hannah von hinten auf Ellie werfen wollte.
verschwamm Dinas Sicht und sie spürte etwas Warmes ihre Stirn
hinunterrinnen.
Sie
erwachte, als Ellie sie gewaltsam am Kragen ihres T-Shirts hochriss.
Dina!“, sagte sie und immitierte dabei Hannahs Tonlage.
„Was…“,
begann Dina mühsam, doch zum einen war ihr Hals extrem trocken und
zum anderen rauschten so viele Fragen durch ihren Kopf, dass es
unmöglich war, eine einzelne zu greifen und auszuformulieren.
Stattdessen gab sie ein qualvolles Stöhnen von sich.
wolltest es mir immer sagen, oder?“, sinierte Ellie spöttisch,
„Dass es dir leidtut, dass du all das gar nicht willst… Arme,
arme Dina, sie will die Leben anderer Menschen gar nicht ruinieren!“
in Ellies Händen glänzte, doch Dina konnte ihr nur in die Augen
starren.
waren nicht gänzlich dunkel, das Goldbraun, dass Ellie immer gehabt
hatte, war noch da, nur…
Es
sah als, als hätte jemand auf ihre Iris geschrieben, als wären
lauter kleine Buchstaben, oder buchstabenähnliche Zeichen, auf ihre
Augen tätowiert.
„Da
du all diese Dinge letztenendes eh nie aussprichst“, verkündete
Ellie fast feierlich, „werde ich dir nun die Zunge
herausschneiden. Ich betäube dich vorher, du wirst es nicht fühlen.
Du
wirst nur wissen, dass du, wenn du wieder aufwachst, keine Zunge mehr
haben wirst.
In
diesem Sinne: Gute Nacht.“
Damit
schlug Ellie Dinas Kop erneut hart auf die Pflastersteine.
“Polizeibericht vom
4.3.2017“
“Elleonore ‚Ellie‘ Rot
(15) wird wegen Mordes und schwerer Körperverletzung gesucht.“
“Am Morgen, gegen 7:40
Uhr, betrat sie das Schulgelände des Gymnasiums Birkenwald.“
“Dort verstümmelte sie
drei Mitschülerinnen.“
* “Hannah Nguyen (15)
wurden schwere Verletzungen am Unterleib zugefügt, insbesonders ihr
Hintern scheint unter Einwirkungen von Krallen oder stumpfer Klingen
zerfetzt worden zu sein. Ab 19:53 ist sie bei Bewusstsein,
allerdings zu verstört, eine Aussage zu machen.“
* “Thabea Brunner (16)
wurde die linke Hand und ein Teil des linkes Beines abgetrennt, die
Wunde an der Hand wirkt, als wäre die Hand abgerissen, das Bein
scheint fast chirurgisch amputiert, sogar die Blutung wurde
kontrolliert gestoppt. Thabea Brunner steht zum Zwecke der
Schmerzlinderung gegenwärtig unter Betäubung.“
* “Dina Reiver (16)
wurde die Zunge mit einer Linkshänderschere herausgetrennt. Sie gab
schriftlich an, sie und die anderen haben Elleonore angegriffen und
diese habe sich äußerst gewaltsam verteidigt. “
“Nach dem Kampf auf dem
Schulhof betrat Elleonore Rot das Schulgebäude und tötete zwei
Lehrer.“
* “August Brunner (56),
Vater des Opfers Thabea Brunner (s.o.), Lehrer für Sozialkunde.
Zweimal aufgrund des Verdachtes auf Belästigung Minderjähriger vor
Gericht geladen, allerdings beide Male für unschuldig befunden.
Eine Zeugin hatte Elleonore Rot damals als ein Opfer angegeben.“
* “Urs Holzenbrot (41),
Schulleiter, hatte in der Vergangenheit mehrere Konfrontationen mit
der Täterin gehabt, nach Angaben von Zeugen hatte Elleonore den
Schulleiter einer ‚faschistischen Schulpolitik‘ beschuldigt, nachdem
dieser ihr verboten hatte, ein T-Shirt mit dem Schriftzug der Heavy
Metal-Band ‚Corpse Bride‘ in der Schule zu tragen. Er hatte dies mit
der Befürchtung begründet, es könne Schüler zur Nekrophilie und
dem Hören von unchristlicher Musik verleiten.“
“Beide Lehrer wurden durch
das gewaltsame Aufreißen der Kehle getötet, Brunner wurde mit einem
stumpfen Gegenstand kastriert, offenbar wa er zu diesem Zeitpunkt
noch am Leben.“
“Elleonore Rot wurde
anschließend nicht mehr gesehen, ein Brief, den sie zu Hause
hinterlegt hat, deutet auf suizidale Absichten hin, ist allerdings zu
vage um genaue Aussagen zu treffen.“
“Elleonore Rot ist groß,
schlank und hat rote Haare, sie trägt eine Brille und wurde zuletzt
in einer schwarzen Jacke und einer dunkelgrauen Hose gesehen. Sie hat
eine Verletzung an der Unterlippe und umklammerte laut allen Zeugen
ein silbernes Buch.“
“Laut Dina Reiver sind
ihre Augen ‚tätoviert‘, es wirkt als habe sie Schriftzeichen auf der
Iris.“
“Es wird von einem aus
Rache motivierten Verbrechen ausgegangen, allerdings wird eine
Verbindung zu kultistischen Praktiken nicht ausgeschlossen.“
“Die Polizei bittet um
Mithilfe der Bevölkerung, hilfreiche Hinweise werden geldlich
entlohnt.“
Timothy
hatte keinen guten Tag gehabt. Er hatte selten gute Tage.
würde er Schläge dafür bekommen, dass er zu spät kam, doch er
musste den Umweg durch die engen Gassen nehmen, auf der Hauptstraße
tummelten sich die anderen Kinder.
Für die
war er Freiwild.
Und
jetzt hatte es natürlich noch angefangen zu regnen.
Trübsinnig
betrachtete Timothy sein Spiegelbild in den Pfützen.
Er sah
die Spiegelungen der Häuserdächer, der Straßenantennen, er sah die
Spieglungen der Wolken, er sah ein… Buch?
Er
blinzelte.
ein Buch in der Pfütze. Doch war es eben schon da gewesen, für
einen Moment hatte es wie eine Reflektion im Wasser ausgesehen, statt
wie ein echter Gegenstand.
Timothy
schlug es auf, doch alle Seiten waren leer. Vielleicht hatte der
Besitzer es deswegen weggeworfen?
Instinktiv
drehte sich Timothy um. Am Ende der Gasse stand ein großes,
rothaariges Mädchen.
Sie
lächelte ihm zu, fast aufmunternd, dann rannte sie weg.
Timothy
wäre ihr gefolgt, doch irgendwie konnte er nur dort im Regen stehen
und starren.
Plötzlich hatte er das Bedürfnis, schnell nach Hause zu gehen und
zu schlafen.
Zu
träumen.
Ein
Blitz erhellte den Himmel. In seinem Licht schien der Einband des
feuchten Buches silbrig zu glitzern.
Implord