Ich wache nachts auf, kann nichts sehen. Ich taste nach meiner Brille und kann sie nicht finden. Da erwischt mich ein kalter Hauch.
Ich blicke in die Richtung, wo meine Brille liegen soll. Ein Kopf schwebt darüber, ich denke es ist ein Kopf. Ich kneife die Augen zusammen. Immerhin kenne ich das ja schon. Nachts aufwachen, beobachtet werden, Stimmen, die einen wecken und dann doch nicht da sind. Meine Mama sagt immer, dass ich nie allein bin. Sie kennt das. Muss sie es doch kennen.
Also öffne ich die Augen wieder, bereit den Satz zu sagen, der mir schon so manchen Dämon davongejagt hat, will schon ansetzen und sagen „Geh weg, ich will dich nicht sehen“. Ich verstumme, noch bevor ich etwas gesagt habe.
Es steht neben meinem Bett, eine Hand schwebt über mir. Es sieht anders aus als meine anderen Besucher. Ich erkenne nur einen dunklen Schatten. Sein Kopf ist größer, als bei einem normalen Menschen, sein Körper ungewöhnlich dünn und seine Gliedmaßen lang. Er ist über...
Ich wache nachts auf, kann nichts sehen. Ich taste nach meiner Brille und kann sie nicht finden. Da erwischt mich ein kalter Hauch.
Ich blicke in die Richtung, wo meine Brille liegen soll. Ein Kopf schwebt darüber, ich denke es ist ein Kopf. Ich kneife die Augen zusammen. Immerhin kenne ich das ja schon. Nachts aufwachen, beobachtet werden, Stimmen, die einen wecken und dann doch nicht da sind. Meine Mama sagt immer, dass ich nie allein bin. Sie kennt das. Muss sie es doch kennen.
Also öffne ich die Augen wieder, bereit den Satz zu sagen, der mir schon so manchen Dämon davongejagt hat, will schon ansetzen und sagen „Geh weg, ich will dich nicht sehen“. Ich verstumme, noch bevor ich etwas gesagt habe.
Es steht neben meinem Bett, eine Hand schwebt über mir. Es sieht anders aus als meine anderen Besucher. Ich erkenne nur einen dunklen Schatten. Sein Kopf ist größer, als bei einem normalen Menschen, sein Körper ungewöhnlich dünn und seine Gliedmaßen lang. Er ist über und über mit dicken Stacheln versehen. In seinem Gesicht, oder das was sein Gesicht sein sollte, leuchten zwei giftgrüne Punkte.
Er hebt seine Hand, ich denke das ist seine Hand, und führt sie zu seinem Gesicht. Wahrscheinlich will er mir ein „Scht“ zeigen. Dann schwebt seine Hand wieder über meinem Körper.
Ich blicke nach links, dahin wo mein Mann liegen sollte. Ich erkenne, dass er starr auf dem Rücken liegt und entsetzt an die Zimmerdecke starrt. Doch als ich mich bewegen und ihn wecken will, erstarre ich selbst. Ich blicke wieder zum Stachelwesen. Es steht immer noch da, neigt seinen Kopf, schüttelt ihn und wandert auf die Bettseite meines Mannes. Er geht, als hätte er Beine und Füße, ganz normal. Das macht mein Entsetzen größer.
Ich weiß, dass mein einjähriger Sohn im Nebenzimmer schläft und spüre zum ersten Mal seit langem Panik – diese Panik hatte ich schon lange nicht mehr bei einem meiner nächtlichen Besucher.
Er betrachtet meinen Mann, schüttelt auch hier den Kopf und bewegt sich ins Zimmer meines Sohnes. Ich fange an, mich aus meiner Starre zu lösen, ich probiere es, ich schreie und schreie und schreie und flehe sogar, etwas, dass ich gar nicht von mir kenne. Ich schreie ihm nach, meinen Sohn und meinen Mann in Ruhe zu lassen – dafür dürfe er mich mitnehmen, sie dürften mich alle endlich mitnehmen und ich würde mich nicht mehr gegen sie wehren.
Er dreht sich um, zwischen unserem Schlafzimmer und dem meines Sohnes, dreht sich langsam um und obwohl ich sein Gesicht gar nicht sehen kann, erkenne ich ein breites Grinsen. Er nickt langsam und löst sich in Luft auf.
Schweißgebadet wache ich auf. Mein Mann hat seinen Arm um mich gelegt, sich fast wie ein Schutzschild um mich herumgelegt und wiegt mich sanft hin und her. Er ist meine Alpträume gewöhnt und weiß, wie er mich langsam und sicher wieder in die Realität zurückholen kann. Doch diesmal stimmt etwas nicht.
„Ich hab es auch gesehen“, sagt er. „Es hatte Stacheln. Es war auch bei mir. Und ich habe dir nie geglaubt.“