Mittel

Der Fluch der Familie von Bärschwed Teil I

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Nun, wo sich mein
Leben dem Ende entgegen neigt ist es Zeit für mich meine Geschichte
zu erzählen. Ich hatte ein gutes Leben, ein ehrliches Leben. Und
doch verfolgen mich auch heute noch jene Ereignisse, welche im Jahr
1919 statt fanden. Jene Ereignisse welche sich um den Fluch der
Familie von Bärschwed drehen.

Ich war damals ein
junges Mädel von 15 Jahren, mein Vater war als Kriegsversehrter
heimgekehrt und konnte aufgrund seiner Verwundung nicht mehr
arbeiten. Da er auch auf eine umfassende, medizinische Versorgung
angewiesen war und die kleine Rente kaum zum Leben ausreichte sah ich mich nun
gezwungen, als einziges Kind der Familie, die Schule zu verlassen und
meinen Teil zum Familienunterhalt beizutragen.

Mein Vater hatte in
Frankreich unter einem jungen Leutnant gedient, Freiherr Friedrich
von Stein. Er rettete ihn bei Verdun das Leben und von da an waren
beide sehr gute Freunde. Ich entschuldige mich, wenn es jetzt etwas
kompliziert wird doch sind die Familienverhältnisse von immenser
Wichtigkeit um zu verstehen wie für mich diese ganze Geschichte
begann.

Dieser Friedrich von
Stein hatte einen Bruder, Max welcher mit der jungen Gräfin
Margarete von Bärschwed verheiratet war und eine kleine Tochter
hatte, Maria. Bedauerlicherweise war Friedrich in den letzten
Kriegstagen gefallen und lies seine Witwe mit der fünfjährigen
Tochter zurück. Diese zog daraufhin auf den Landsitz ihres
Großvaters, den nächsten, lebenden Verwandten. Da dieser schon über
80 Jahre alt war und seine Haushälterin ebenfalls die 60 bereits
überschritten hatte, wurde schnell klar das ein weiteres paar Hände
für die täglichen Erledigungen und besonders für die kleine Maria
von Nöten war. Friedrich von Stein, der Freund meines Vaters,
vermittelte mich in diese Position und so kam es dass ich mit einem
Koffer welcher meinen gesamten, weltlichen Besitz beinhaltete am
späten Abend des 3. Märzes 1919 aus der Kutsche stieg und vor dem
gewaltigen Landsitz der von Bärschweds stand.

Auf dem Weg dorthin
hatte mir der Kutscher ein wenig von seinem Leben erzählt. Der
Landsitz lag weit abseits von der nächsten Stadt und er brachte
täglich die Zeitung, Einkäufe und fuhr hin und wieder die alte
Haushälterin in die Stadt. Der Graf selber hatte seinen Wohnsitz
schon seid Jahren nicht mehr verlassen und er bekam ihn kaum noch zu
Gesicht. Gleichwohl wäre er wohl ohne die von Bärschweds schon
lange arbeitslos. Das Automobil war auf dem Vormarsch und Kutschen
wurden immer weniger genutzt. Der alte Graf schien jedoch diese
Neuerungen abzulehnen und bestand darauf das auch weiterhin eine
Pferdegespann zu ihm kam.

Ich muss zugeben,
ich wurde von der Mächtigkeit des Herrenhauses fast erschlagen. Da
ich selber nur aus einer Kleinstadt kam war mir nicht bewusst das man
auch solch gewaltige Häuser bauen konnte. Etwas von dieser Größe
musste meiner Meinung nach schon ein Palast sein. Die Albernheit
dieses Gedankens wurde mir erst viele Jahre später bewusst als ich
Berlin besuchte und dort die mehrstöckigen Wohnhäuser sah.

Mit offenen Mund
betrachtete ich das Haus. Es hatte drei Stockwerke welche, wie ich
später heraus fand, insgesamt 24 Zimmer beinhalteten. Noch immer in
vollem Erstaunen versetzt kam mir eine ältere Frau entgegen. Ihr
Blick war streng, als sie mich von oben bis unten musterte und die
grauen Haare welche zu einem Knoten gebunden waren verstärkten
diesen Eindruck noch. „So, du musst die neue Dienstmagd, ja? Ich
bin Fräulein Weiß, die Haushälterin hier. Sei willkommen.“
Obwohl sie mich willkommen hieß lag nur wenig Wärme in ihrer
Stimme. „Anna Feinbaum“ antwortete ich und versuchte mich an
einem ungelenken Knicks welcher mir nur einen spöttischen Blick
einbrachte.

Mein Blick wanderte
erneut zu dem Haus und ich erblickte im obersten Stockwerk eine
Gestalt welche auf mich hinab sah. Ein alter Mann welcher mich
anblickte, auf die Entfernung konnte ich nicht erkennen ob sein
Gesichtsausdruck freudig war oder eher feindselig. Jedoch jagte er
mir einen Schauer über den Rücken. Fräulein Weiß folgte meinen
Blick und nickte. „Unser Herr, Graf von Bärschwed.“ erklärte
sie kurz. „Nun nimm erst einmal deinen Koffer auf und folge mir.
Ich zeige dir wo du schlafen wirst.“

Hatte ich gehofft,
ja fast erwartet, dass man mich am ersten Abend erst einmal ankommen
lies so wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Nachdem man mir
mein kleines Zimmer gezeigt hatte, eine Dachkammer in der lediglich
ein Bett, eine Waschschüssel, ein Schrank und ein kleiner
Schreibtisch stand, wies mich Fräulein Weiß in meine Pflichten ein.
„Du wirst jeden morgen um 05.00 Uhr aufstehen und dich fertig
machen. Um 5.30 wirst du in der Küche sein und mir helfen das
Frühstück zuzubereiten. Um 6.15 werde ich die Herrschaften wecken
und wir finden uns alle in der kleinen Kapelle im Erdgeschoss für
die Morgenandacht ein. Der hohe Herr legt sehr viel Wert darauf, dass
auch wir daran teil nehmen. Die Herrschaften frühstücken um 6.45,
du wirst zur gleichen Zeit dein Frühstück einnehmen, allerdings
nicht im Speisesaal sondern in der Küche. Danach werde ich dir deine
täglichen Aufgaben nennen. Die Mittagsandacht ist um 11.45, danach
gibt es Mittagessen. Auch dies wirst du in der Küche einnehmen. Von
12.30-13.30 Uhr ist Mittagsruhe. Die Abendandacht findet um 17.30
statt und das Abendessen, welches du wieder in der Küche einnimmst,
um 18.00 Uhr. Sollten danach keine weiteren Aufgaben anfallen, so
steht dir der weitere Abend frei. Bettruhe ist um 22.00 Uhr. Zu
diesem Zeitpunkt hast du dich in deinem Zimmer aufzuhalten bis zum
nächsten Morgen.

Deine Dachkammer hat
sich stets im ordentlichen Zustand zu befinden. Der Rest des
Dachbodens ist verschlossen, es gibt keinen Schlüssel dazu. Belasse
es dabei. Das Badezimmer für dich und mich befindet sich im
Erdgeschoss, du hast lediglich dieses für deine Bedürfnisse zu
nutzen. Das komplette, 3. Stockwerk ist dem Grafen vorbehalten. Dort
ist sein Zimmer und weder in das noch in irgendein anderes Zimmer auf
diesem Stockwerk hast du zutritt. Wenn du morgens aus deiner
Dachkammer kommst und abends hinauf steigst, hast du das 3. Stockwerk
mit aller Eile zu durchqueren. Sprich den Grafen nicht an, es sei
denn er spricht dich an. Wenn er mit dir redet hast du ihn als Graf
von Bärscheid zu bezeichnen und einen Knicks zu machen der weniger
stümperhaft aussieht als der den du vorhin versucht hast. Beantworte
seine Fragen, aber stelle keine eigenen. Und rede insbesondere nicht
über Politik mit ihm. Und geh nicht in den Wald, es wimmelt dort von
wilden Tieren. Ich hoffe diese Regeln sind klar und eindeutig.“

Ich muss zugeben,
dass mein Kopf zu diesem Zeitpunkt schon sehr stark schwirrte. Wie
sollte ich das alles behalten? Ich musste mich stark anstrengen die
Tränen zurück zu halten. Fräulein Weiß sah wohl die Verzweiflung
in meinen Augen und seufzte leise. „Ich werde dir dies alles
aufschreiben.“ Sie merkte wohl, dass ich mit der Situation
vollkommen überfordert war und ihre Stimme wurde zum ersten Mal
etwas weicher. Nicht gerade herzlich, aber auch nicht mehr so streng
wie zuvor. „In der Küche steht noch etwas Brot und Aufstrich. Du
musst hungrig sein, iss noch etwas, packe deinen Koffer aus und lege
dich dann schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ Mit diesen
Worten entließ sie mich und ich tat wie mir gehießen.

Es fiel mir schwer
etwas zu essen, obwohl das Angebot reichlich war und ich mich noch
gut an die Tage des Kriegshungers erinnern konnte hatte ich lediglich
einige Bissen herunter bekommen. Mein Koffer war schnell ausgepackt
und meine wenigen Habseligkeiten sicher verstaut. Lediglich eine
Kerze erleuchtete meinen Raum, es gab kein elektrisches Licht. Dies
war mir schon früher aufgefallen das ganze Haus wurde lediglich von
Kerzen erhellt.

Doch war dies nun
der Moment, wo mir die ganze Sache einfach zu viel wurde. Ich war
noch nicht einmal einen Tag hier und hatte schon Heimweh. Wie sollte
ich das alles nur bewältigen? Mit Tränen in den Augen stand ich an
dem kleinen Fenster meiner Kammer und blickte auf die weiten
Ländereien der von Bärschweds hinaus. Ich dachte an meine Mutter
und meinen armen Vater zuhause. Würden sie mich auch schon
vermissen? Aber ich wusste auch, dass ich keine andere Wahl hatte.
Hier bekam ich freie Kost und Unterkunft und meinen Lohn konnte ich
meinen lieben Eltern schicken, so dass Sie über die Runden kamen. Es
war die einzige Möglichkeit, dass meine Familie überleben konnte.

Der Mond beschien
nur schwach die Felder und Wälder welche sich vor meinen Auge
erstreckten. Ich versuchte die Lichter der nächsten Stadt zu
erkennen, etwas zu erblicken was mir zeigte das ich hier nicht
vollkommen verloren war. Doch so sehr ich mich auch anstrengte,
nichts konnte ich sehen was mein Gemüt aufhellen konnte.

Als ich meinen Blick
schon abwenden wollte, sah ich etwas am Waldesrand was meine
Aufmerksamkeit erlangte. Zwei weiße Lichter zwischen den Bäumen,
sie schienen sich auf und ab zu bewegen ja fast im Wind zu tanzen.
Ich konnte mir nicht erklären was sie waren, waren es Tiere oder
Insekten? Ich hatte zwar eine Schulbildung genossen welche aber
niemals so tief gegangen war das ich größere Kenntnisse in der
Biologie erlangen konnte. Fasziniert starrte ich auf die beiden
Lichter, beobachte ihr Spiel als sich ein drittes Licht nährte.
Waren die anderen beiden Lichter weiß, so war dieses rot. Es bewegte
sich auf die beiden anderen Lichter zu und es schien als würden
diese ihren Tanz noch intensivieren. Doch waren ihre Bewegungen
vorher rythmisch gewesen so wirkten sie jetzt ungelenk so als wüssten
die Lichter nicht ob vor und zurück.

Je mehr sich das
rote Licht nährte, desto wilder wurden die Bewegungen der weißen
Lichter. Schließlich lösten Sie sich vom Waldeingang und
verschwanden zwischen den Bäumen, während das rote Licht ihnen
folgte. In diesem Moment begann auch Hundegebell an mein Ohr zu
dringen.

Ich hatte keine
Ahnung was ich da gesehen hatte, aber meine Beine zitterten. Ich
rannte zur Waschschüssel und befeuchtete mein Gesicht bevor ich zum
Fenster zurück ging. Aber was auch immer ich da gesehen habe, es war
nicht mehr da. Wir Menschen sind gut darin zu verdrängen und
Erklärungen zu finden wenn es keine gibt. Deshalb möge man mir
verzeihen wenn ich mir in diesem Moment eine einfache Erklärung
zurecht legte. Ich hielt es für die Augen von Hunden, welche das
fahle Mondlicht reflektiert hatten. Natürlich, jeder der diese
Geschichte hört wird sofort erkennen das dies unmöglich Hunde
gewesen sein konnten. Aber wenn man einmal in dieser Situation ist
versucht man mit aller Kraft eine halbwegs logische Erklärung zu
finden und es war wohl allein das, was in dieser Nacht dafür sorgte
das es mir noch gelang einzuschlafen.

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