Kurz

Der Mann im Garten

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Der Tag, nach dem nichts mehr so war wie vorher, weder in
meinem Leben noch in dem meines Bruders, war zunächst nicht im geringsten
merkwürdig oder beunruhigend gewesen. Ich hatte keinerlei Vorahnungen oder auch
nur ein ungutes Gefühl gehabt, und niemals hätte ich mir ausmalen können,
welche Wendung dieser schöne Sommertag nehmen sollte.

Aber wie schon unser Großvater in einem seiner
selbstgedichteten Sprichwörter zu sagen pflegte, die Ohrfeigen des Schicksals
kommen überraschend. Und so war es auch in diesem Fall.

Ich und mein Bruder wohnten in einer kleinen beschaulichen
Gemeinde mitten in einem Weinbaugebiet, wo wir unsere Tage wie alle Jungen
unseres Alters mit unseren Freunden und Computerspielen verbrachten. Es war
zwar kein besonderes, aber immerhin glückliches Leben. Nun, zumindest bis zu
diesem Tag.

Lasst mich an dieser Stelle sagen, dass ich bis damals nicht
an Übersinnliches geglaubt habe. Geister, Dämonen oder Ungeheuer sind Stoffe
für Filme, Bücher und vielleicht Creepy Pastas, für die ich im Gegensatz zu
meinem Bruder schwärmte. Aber im richtigen Leben gab es so etwas nicht, davon
war ich überzeugt.

Wie naiv ich doch war.

Mein Bruder und ich hatten an diesem Tag im Dorf gebummelt
und unseren Ausflug bei einem leckeren Eis ausklingen lassen. Als sich der
Himmel langsam zuzog, beschlossen wir, nach Hause zu gehen und noch ein
bisschen ein neues Game zu zocken, dass wir kürzlich gekauft hatten. Unser Weg
führte uns durch einige Weinberge, die von der sommerlichen Hitze ausgetrocknet
und deren Untergrund von Rissen durchzogen war.

Der Himmel verfinsterte sich zunehmend und für die
Jahreszeit wurde es auch ungewöhnlich kühl.

„Mist, jetzt wird es bald regen“, sagte mein
Bruder, und wir beeilten uns, nach Hause zu kommen.

Wir durchquerten einen Hohlweg und bogen kurz darauf in die
Gasse ein, wo unser Haus stand. In diesem Augenblick erfasste mich für einen
kurzen Moment ein Gefühl des Unbehagens.

Es dauerte nicht länger als einen Atemzug und war auch nicht
besonders intensiv oder dramatisch. Aber für die Dauer einiger Herzschläge war
mir, als  würde ich etwas Ekliges,
Abscheuliches vor mir sehen.

Wir betraten unseren kleinen Vorgarten und folgten dem
gepflasterten Weg um die Ecke des Hauses herum, wo wir zu unserer Überraschung
unseren Vater bei den Blumenbeeten hocken sahen. Ansonsten ist unser Garten
eher das Reich unserer Mutter, aber trotzdem schien er so intensiv mit seiner
Arbeit beschäftigt, dass er uns gar nicht bemerkt hatte.

Inzwischen war der Himmel dicht bewölkt und unser Garten in
ein graues Zwielicht getaucht, die Luft roch schwer nach Regen und in der Ferne
war Donnergrollen zu hören.

„Hallo Papa, was machst du hier draußen?“, sprach
ich meinen Vater an und wollte näher treten, als ich plötzlich meinen Bruder
scharf Luft holen hörte und seine Hand an meinem Arm spürte. Als ich mich
umwandte, sah ich, dass sein Gesicht fahl geworden und seine Augen ungläubig
geweitet waren. Ich folgte seinem starren Blick zurück zu meinem Vater, wo ich
endlich erkannte, was ihn so erschreckt hatte.

Mein Vater hockte vor einem der Blumenbeete, dass er gerade
aufgegraben hatte – allerdings offenbar mit seinen bloßen Händen. Ich sah seine
schmutzverkrusteten Hände und die vom harten, trockenen Boden gesplitterten
Fingernägel, als er über dem frisch gegrabenen Loch kauerte und scheinbar etwas
umklammert hielt.

Zunächst erkannte ich diesen Gegenstand nicht, und als ich
es tat, wusste ich zunächst nichts damit anzufangen. Dann aber fiel mir
plötzlich ein, warum mein Vater hier gegraben hatte und woher er den alten,
faustgroßen Totenschädel mit den Überresten einer kleinen Wirbelsäule mit
geborstenen Rippen daran hatte.

Bis vor einem Jahr hatten mein Bruder und ich ein Haustier
gehabt; eine Scheunenkatze, die uns eines Tages zugelaufen war. Dieses Tier war
vergangenes Jahr auf natürlichem Weg verschieden, und wir hatten es uns nicht
nehmen lassen, es zwischen den Blumenbeeten zu begraben – eben dort, wo nun
mein Vater hockte und gerade offenbar das Skelett mit bloßen Händen aus der
Erde gewühlt hatte.

Mein Bruder und ich waren einige Sekunden lang wie vom
Donner gerührt, als mein Vater das Skelett auch schon an den Mund geführt hatte
und nun begann, die blanken Knochen unter gierigem Schmatzen und Schlürfen
zwischen seinen Zähnen zu zerkauen. Er hatte uns immer noch nicht bemerkt.

Wir beide konnten nichts anderes tun, als fassungslos auf
die groteske Szene vor uns zu starren, und wer weiß, wie lange wir im Schock
noch dagestanden hätten, als sich plötzlich hinter uns die Haustür öffnete und
uns erschrocken herumfahren ließ.

Im Türspalt war unsere Mutter schienen, die totenblass war
und vom Schrecken geweitete Augen hatte.

„W-Was zum Teufel…?“, begann mein Bruder, aber
unsere Mutter machte einen raschen Schritt nach vorne und ergriff  uns an den Armen.

„Kommt rein, schnell!“, zischte sie und zerrte uns
in Richtung Tür. Immer noch von grausem Entsetzen erfüllt, ließen wir uns in
den Hausflur ziehen, wo meine Mutter sofort die Tür zuwarf und den im Schloss
steckenden Schlüssel herumdrehte. Ihre Finger zitterten dabei. Eben wollten
sowohl mein Bruder als auch ich sie mit Fragen bestürmen, was los sei und was
Vater dort draußen tat, als dieser selbst aus der Küchentür kam und uns nicht
minder blass und grauenerfüllt anstarrte.

„Ich bin das nicht! Ich bin das nicht!“, stammelte
er automatenhaft und deutete auf die Tür in den Garten, wo sich im durch das
Türfenster brechenden Licht immer noch vage die Silhouette einer bei den
Blumenbeeten kauernden Gestalt abzeichnete.

„Bleibt um Himmels Willen drinnen!“, stöhnte meine
Mutter, die sich gegen die Tür abstützte. „Wir wissen auch nicht, was das da draußen ist!“

Eine Geschichte von
Schattenkatze in Zusammenarbeit mit Wolfsbane

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