Der Preis des Krieges
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Krieg zwischen den Städten Anderdorf und Mittelbach hatte jahrelang
Opfer gefordert. Während sich in den ersten Wochen und Monaten keine
stärkere Seite herausstellte, gewann Mittelbach letzten Endes die
Oberhand und drängte Anderdorf immer weiter zurück.
Der Grund des Streites – ein Missverständnis bezüglich des Handels –
wurde mit der Zeit einfach vergessen. Auf Geheiß seiner Berater ordnete
der Fürst aus Anderdorf an, die Bauern aus den umliegenden Ländereien
in die Burg zu bringen. Jeder Junge, der stark genug war, eine Waffe zu
tragen, wurde verpflichtet.
Die Burg hielt sich wacker gegen die Streitkräfte aus Mittelbach, doch
der Zustrom an feindlichen Kräften schien unendlich. Es gab Gerüchte
über Pakte mit anderen Städten und über Söldner, die Mittelbach
eingekauft hatte.
Der Fürst schloss sich mit der Familie in seinen Gemächern ein. Er
konnte den Anblick und den Geruch der täglich brennenden Leichen nicht
ertragen. Die Alten und Kranken wurden nach unten in die Kerker
gebracht, um sicher vor den Kämpfen zu sein.
Jede Woche rief der Fürst seine Berater zu sich, aber bis auf ein paar
Unterstützungen aus befreundeten Städten konnte nichts arrangiert
werden.
Als sich die Lage zuspitzte und es nur noch für Boten möglich war, die
Stadt zu verlassen, drängte sich ein junger Berater eines Abends zum
Gemach des Fürsten und klopfte. Er war weder lange Teil der
Versammlung, noch hatte er oft während der Sitzungen gesprochen.
Ein Diener öffnete ihm und nach Rücksprache ließ man ihn hineinkommen.
„Fürst“, sprach der junge Mann. „Die Lage ist schlecht. Doch ich kann es noch zum Guten wenden. Ich kenne Leute, die Pfeile, Bolzen und Essen
besorgen können.“
Der Fürst war des Kämpfens längst müde geworden und wollte nicht
diskutieren. Jede noch so kleine Chance wollte er wahrnehmen und alle
anderen Berater hatten versagt. „Ihr habt freie Hand.“ Noch am selben
Abend erteilte er dem Berater alle nötigen Verfügungsmächte und schloss
sich selbst einfach ein.
Eine knappe Woche verging bis der Berater zurückkam. „Mein Fürst, die
Burg ist verteidigt, wir haben gesiegt.“ Glücklich kam der Fürst aus
seinen Gemächern und atmete zum ersten Mal seit Monaten Luft des
Friedens.
Keine Stunde darauf holte er den Rat zu sich. „Wir haben gesiegt“,
erklärte er. Die Männer schienen nicht essen zu wollen. Im Allgemeinen
war die Stimmung nicht besonders gut. Einer der Berater murmelte etwas.
„Worum geht es?“, sprach der Fürst ihn an. „Doch zu welchem Preis, sagte ich.“ Der Fürst war verwirrt. „Jeder Krieg fordert Opfer.“ „Aber das
ist bestialisch!“, rief der Berater. „Die Knochen der Alten und Kranken
wurden zu Bolzen und Speerspitzen und die Nahrung, ja, das Fleisch, das
Ihr gerade esst, ist vielleicht das meines eigenen Vaters!“
Und auch wenn der junge Berater den Krieg gewonnen hatte, so wurde er doch im Morgengrauen auf dem Marktplatz erhängt.
() 11:57, 2. Jan. 2016 (UTC)