Der Überwachungsmonitor
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Mein Job ist es
Menschen in ihren letzten Tagen zu begleiten. Denn ich arbeite auf Palliativ
Station als Krankenschwester. Immer wenn mich Leute mitleidig ansehen und den
Satz höre, wie hältst du das denn aus, muss ich innerlich schmunzeln, denn ich
mag meinen Job. Mir ist es wichtig, dass Menschen auch in ihren letzten Tagen,
soviel Freude wie möglich haben. Zugegeben das ist im stressigen
Krankenhausalltag nicht immer so möglich, zumindest nicht so wie ich es gerne
hätte. Denn leider ist der Pflegesektor immer noch unterbezahlt und
unterbesetzt und die Struktur und der Zeitdruck verhindern es nur allzu oft,
dass Menschen die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Aber gerade die
ist für einen schönen und würdevollen Lebensabend essentiell. In dem
Krankenhaus, wo ich jetzt arbeite, bin ich ganz zufrieden, denn meine Kollegen
und ich sind sehr bemüht, in anderen Krankenhäusern musste ich leider häufig
erleben, dass der respektvolle Umgang mit den älteren Mitbürgern mehr als nur
zu wünschen übriglässt. Ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen, habe ich
während meiner beruflichen Laufbahn in verschiedenen Krankenhäusern Dinge
gesehen, die mir den Magen umgedreht haben.
Deshalb habe ich meine
letzte Arbeitsstelle auch gekündigt, weil ich die Strukturen dort und vor allem
den Umgang mit den Patienten nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren
konnte. Da meine Beschwerden bei der
Krankenhausleitung nichts gebracht haben, habe ich mich letztendlich dazu
entschieden diese Arbeitsstelle aufzugeben. Und das war die richtige
Entscheidung, denn in meiner jetzigen Arbeitsstelle läuft es viel besser. Ich
jedenfalls versuche den Leuten die Zeit hier so leicht wie möglich zu machen.
Auch wenn das heißt, dass ich manchmal gegen Regeln verstoßen muss, in dem ich
zum Beispiel mal einen Schokoriegel reinschmuggele, der nicht auf dem
Speiseplan des Patienten steht. Aber was macht es für einen Sinn auf den
Diabetes zu achten, wenn man ohnehin bald an einer schwerverlaufenden
Krebserkrankung sterben wird.
Vor einigen Tagen habe
ich etwas erlebt, was mich sehr bewegt aber auch sehr nachdenklich gemacht hat.
Mister Lennart war wegen seiner Dialyse öfter mal im Krankenhaus, zwar nicht
auf der Palliativ Station trotzdem kannte ihn fast jeder im Krankenhaus. Mister
Lennnart war sozusagen eine lokale Berühmtheit. In den siebziger Jahren bis
Ende der achtziger hatte er die Show things to smile about moderiert, eine Show
in der Menschen lustige Geschichten aus ihren Alltag oder Witze einschicken
konnten, diese wurden dann vorgetragen und der beste Witz konnte einen Preis
gewinnen, klingt zunächst mal nicht aufregend, aber damals als die TV
Landschaft noch nicht von unzähligen Comedy Shows überschwemmt wurde, war things
to smile about das Highlight des Samstagnachmittagsprogramms. Was nicht zuletzt
an Mister Lennarts unnachahmlicher charmanter, frech, witziger Art lag, die er
sich auch mit Anfang 70 beibehalten hatte.
Wenn er zu seinen
Dialyseterminen kam, zog er wie ein Magnet alle Aufmerksamkeit auf sich. Er war
charmant und brachte jeden zum Lachen. Das war der Grund warum auch Leute von
anderen Stationen Mister Lennart kannten. Kam er an Weihnachten zu uns, brachte
er für jede Station Geschenkkörbe mit, die so großzügig waren, das fast jeder
eine Kleinigkeit abhaben konnte. Im Gegensatz zu anderen Seniorinnen und
Senioren, die oft mit einer geringen Pension zurechtkommen müssen, scheint
Mister Lenart über ein gutes, finanzielles Polster zu verfügen, was man auch an
seinen maßgeschneiderten Anzügen erkennen konnte. Trotz seiner schweren
Krankheit war er immer gepflegt und versprühte immer gute Laune. Umso
erstaunlicher war es dann als sich das änderte.
Eines Tages kam Mister
Lennart zu seiner üblichen Dialyse ins Krankenhaus anstatt des fröhlichen und
charmanten Entertainers sah man eine fast schon bemitleidenswerte Erscheinung.
Apathisch und zusammengesunken saß er in seinem Rollstuhl. Statt dem üblichen
„Wie geht’s euch meine Herzchen?“, kam diesmal nichts über seine Lippen. Er
grüßte überhaupt nicht, im Gegenteil er schien seine Umwelt gar nicht richtig
war zu nehmen. Anstatt seiner üblichen maßgeschneiderten Kleidung trug er einen
billigen Overall, auf dem man Schweißflecken sehen konnte. Das Ganze war so
ungewöhnlich, dass ich einen zweiten Blick brauchte, um zu realisieren, dass er
Mister Lennart war, den ich da sah. Ungewöhnlich war auch seine Begleitung.
Normalerweise begleitete ihn seine Pflegerin Hilda, die schon seit Jahren bei
ihm lebte und ihm im Alltag unterstützte. Doch diesmal war es Mister Lenharts
Neffe Burton, ein Mann, den ich bisher nur von Fotos oder aus Erzählungen von
Mister Lennart kannte. Burton war laut Mister Lennart jemand, der in den Tag
hineinlebte, er hatte ständig neue Projekte, die aber zu nichts führten, Burton
kommt immer nur dann zu mir oder seinen Eltern, wenn er Geld braucht, hatte
sich Mister Lennart einmal beschwert. Umso ungewöhnlicher war es, dass
ausgerechnet Burton Mister Lennart begleitete. Ist alles okay Mister Lennart,
wollte ich fragen. Doch bevor ich die Frage zu Ende sprechen konnte, fiel mir
auch schon Burton ins Wort „Mein Onkel fühlt sich nicht gut, bitte belästigen
sich ihn nicht“; entgegnete er mir scharf.
Aber vor zwei Tagen ging es ihm aber noch gut, sagte ich. Was weiß ich
denn, ich bin doch kein Mediziner. In der Tat hatte sich Mister Lennarts
Zustand verschlechtert, das war zwar nicht unbedingt ungewöhnlich, denn es
konnte bei diesem Krankheitsbild durchaus zu Verschlechterungen kommen, aber
verglich man diesen Mister Lennart jetzt mit, mit dem Mister Lenhart den ich
noch vor zwei Tagen erlebt hatte, erschien es mir trotzdem ungewöhnlich.
Leider stellte sich
heraus, dass die Verschlechterung auf den Endpunkt zusteuerte. Denn eine Woche
später lag Mister Lennart auf meiner Station und es war also klar, dass er
sterben würde. In seinen letzten Tagen
bzw. Stunden setzte ich mich oft nach meiner Schicht noch an sein Bett, um ihm
Gesellschaft zu leisten. Auch wenn ein wirkliches Gespräch aufgrund seines
geschwächten Zustands nicht mehr möglich war, denn Mister Lennart, war zu
schwach, um zu antworten, erzählte ich ihn von meinem Alltag oder las ihm Witze
aus einem Comedy Buch vor. Eines Tages
schien er mir etwas sagen zu wollen, ich beugte mich also über ihn, dass ich
seine mittlerweile sehr leise gewordene Stimme verstehen konnte, er murmelte
etwas vor sich hin, was ich nach und nach als Burton verstehen konnte. „Soll
ich Burton noch mal anrufen, damit sie mit ihm sprechen können“, sagte ich,
aber in diesem Moment riss er seine Augen auf und schüttelte heftig den Kopf.
Erst als ich mich wieder hinsetzte und nicht mehr von Burton sprach, beruhigte
er sich wieder. Wenige Minuten später starb Mister Lennart.
Das wirklich Eigenartige
passierte erst nach Mister Lennarts Tod. Selbstverständlich hatten wir Mister Lennarts
Familie verstätigt, seine Schwester und auch deren Sohn Burton, obwohl mir das
ein gewisses Unbehagen bereitete. Schon in der Nacht bevor, Mister Lennarts
Familie eintreffen sollte, passierte etwas Merkwürdiges. Als ich am Montag
Nachtschicht hatte wurde ich zu einem
Zimmer gerufen, das seltsame war, das es die Glocke von Mister Lennarts Zimmer
war, das war seltsam, denn wir hatten das Zimmer noch nicht neu belegt.
Zunächst glaube ich es würde sich um eine Fehlfunktion handeln, sah aber
trotzdem mal hin und das Rufsignal in Mister Lenharts Zimmer, machte
tatsächlich den Anschein als ob es gedrückt worden wäre. Ungläubig starrte ich
auf das leere Bett von Mister Lenhart, wie konnte das nur möglich sein. Als ich
eine Zeitlang so dastand, hörte das Licht auf zu leuchten. Als wir am nächsten
Morgen das System überprüfen ließen, schien alles in Ordnung zu sein. Ich hätte
das Ganze als einen mysteriösen Zwischenfall abgetan, wenn nicht folgendes
passiert wäre.
Am Nachmittag traf
Mister Lennarts Familie ein, um seine Sachen entgegenzunehmen und noch ein paar
Dokumente auszufüllen. Alle bis auf Burton schienen sehr betroffen zu sein. Er
wirkte immer noch unbeteiligt und schnippisch. Ich hatte gerade die
Stationsaufsicht als Mister Lennarts Familie da war und kam deshalb nicht dazu
mein Beileid auszusprechen. Plötzlich passierte es erneut, ich bemerkte, dass
nicht nur die Glocke in Mister Lennarts Zimmer gedrückt wurde sondern auch der
Überwachungsmonitor, mit dem seine Vitalfunktionen überprüft wurden, plötzlich
ein Signal abgab. Ich konnte es nicht fassen und musste zweimal hinsehen, doch
es war eindeutig, irgendetwas stimmte in Mister Lennarts Zimmer nicht, da war
doch niemand, dessen Vitalfunktionen man hätte messen können. Nachdem ich eine
Weile ungläubig vor mich hingestarrt hatte, machten ich mich mit zitternden
Schritten auf den Weg zu Mister Lennarts Zimmer, was ich dort sah, konnte ich
ebenfalls nicht glauben, ich erwischte Burton dabei, wie er Mister Lennarts
Zimmer zu durchsuchen schien. Als er mich sah, ergriff er die Flucht. Ich habe
mit meinen Kolleginnen und Kollegen über den Vorfall gesprochen und seither
lässt mich ein Gedanke nicht mehr los. Was steckt wirklich hinter Mister
Lenharts plötzlichen Tod?
Eine Geschichte von Schattenkatze