Klassische PastaMittelObjekte

Der Wecker

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hallo lieber Leser. Es freut mich, dass du deinen Weg hierher gefunden
hast. Ich möchte dir heute eine Geschichte erzählen, die ihren
Anfang in meiner Kindheit nahm. Wenn du das hier liest, mag es sein,
dass du mich für einen Angsthasen hältst. Vielleicht hast du auch
recht. Ich möchte die Möglichkeit, damals überreagiert zu haben,
auch wirklich absolut nicht ausschließen. Aber der Reihe nach.

Zunächst müssen wir einige Jahre in der Zeit zurückreisen. Ich war damals in
der siebten oder achten Klasse, ganz genau weiß ich es nicht mehr.
Wenn die Weihnachtszeit kam, hatten wir immer ein klassenweites
Wichteln. Für den Fall das du mit dem Konzept des Wichtelns nicht
vertraut bist: Jeder schreibt seinen Namen auf einen Zettel und legt
ihn anschließend in einen kleinen Behälter. Bei uns war das
traditionell eine kleine Weihnachtsmannmütze. Wenn jeder seinen
Zettel abgegeben hatte, wurde die Mütze erneut herumgereicht,
diesmal um einen Namen herauszuziehen. Der gezogene Name bestimmte
die Person, der man ein Geschenk machen sollte, beziehungsweise
musste. Durch dieses Verfahren sollte sichergestellt werden, dass der
Beschenkte nicht wusste, wer ihn beglückt hatte. Zumindest
theoretisch.

Ich meine, wir alle waren Kinder. Und die meisten von uns eben auch
neugierig oder einfach nicht in der Lage, ein kleines Geheimnis für
sich zu behalten. So wusste spätestens am Tag X des Auspackens
jeder, von wem sein Geschenk stammte. Und wer zu den unbeliebten
Kindern vielleicht ein bisschen zu nett war, der wurde eben für ein
paar Tage Ziel unserer Alphamännchen. Die zweite und normalerweise
einzige Regel, an die sich jeder hielt, war die Vorgabe, nichts zu
schenken, was mehr als 5 Euro kostete. Das resultierte darin, dass
die Geschenke eigentlich jedes Jahr eine Variation der folgenden
Dinge waren: Große Schokoweihnachtsmänner, kleine Schokofiguren,
wie Tannenbäume, Elfen und so etwas, einfache Naschereien und diese
zum Schreien dämliche, kitschige, schlecht verarbeitete Deko, die
eigentlich niemand mag, aber die man trotzdem immer mal wieder in der
ein oder anderen Fensterbank sieht. Naja, wenn den Müll niemand
kaufen würde, würde er ja vermutlich auch nicht mehr produziert,
oder?

Um so überraschter wurde ich, als ich damals mein Geschenk auspackte.
Ein Multifunktionswecker. Ein kleiner, weißer Kasten mit digitalem
Display, einer Temperatur- und Datumsanzeige so wie einer Auswahl aus
verschiedenen Songs zum wecken, wie etwa „Happy Birthday“ oder
„We wish you a merry Christmas“ und noch ein paar andere, an die
ich mich nicht mehr erinnere. Diese Lieder konnte der Wecker etwa in
einer Qualität wiedergeben, wie diese Grußkarten, die beim
Aufklappen ein Lied abspielen, bis man sie wieder schließt. Ohne
Gesang. Das mag jetzt zugegebenermaßen nicht so toll klingen, aber
da wir zu dieser Zeit noch keine Smartphones hatten und mein Handy
echt verdammt beschissen war, fand ich das einfach total super.
Außerdem konnte die weiße Oberfläche beim Wecken in verschiedenen
Farben leuchten.

Und natürlich wunderte ich mich über dieses Geschenk. Das Ding kostete
sehr wahrscheinlich deutlich mehr als die vorgegebenen 5 Euro. Mein
erster Impuls war mich zu fragen, ob das Mädchen, das mir dieses
Geschenk gemacht hatte, mich vielleicht mochte, doch ich verwarf
diesen Gedanken sofort wieder. Ich bin nicht die Art von Person, die
Mädchen normalerweise gut finden. Heute frage ich mich, ob sie das
Ding nicht doch einfach nur loswerden wollte.

Bereits nach zwei Tagen war der Wecker nicht mehr voll funktionsfähig. Es
begann damit, dass zunächst einzelne Teile der digitalen Anzeige
einfach nicht mehr aufleuchten wollten. So sah die 8 plötzlich genau
so aus wie eine Neun, was allerdings noch vertretbar war, da es auf
die eine Minute normalerweise ohnehin nicht ankommt. Es wurde jedoch
immer schlimmer, bis die Minutenanzeige schon nach einer Woche nicht
mehr lesbar war. Ich fand das sehr schade, nahm mir damals aber noch
vor, das Teil irgendwann zu reparieren, oder reparieren zu lassen.
Ich entfernte die Batterien, um meine WiiMotes damit zu füttern,
stellte den Wecker ins Regal und vergaß ihn dort, einige Jahre lang.

Es passierte einige Monate, bevor ich auszog. Die Schule war vorbei, und
ich hatte meinen ersten eigenen Job, ein freiwilliges Jahr als
Altenpfleger, vor ein paar Monaten angetreten. Ich hatte mit meinen
Eltern nicht gerade das beste Verhältnis, weswegen ich außerhalb
der Arbeitszeiten eher nachtaktiv war, um ihnen so viel wie möglich
aus dem Weg zu gehen. In der schlechten Entschuldigung einer
Häuseransammlung, die sich Ort schimpfte, und in der ich das Pech
hatte, mit ihnen bisher mein komplettes Leben festzusitzen, war
ohnehin nichts los. Genau genommen gab es in dieser Einöde nicht
einmal die Möglichkeit, abends noch irgendwo hin zu gehen, also
hockte ich, wie üblich, bis nach Mitternacht am Rechner und zockte
irgendwas, vermutlich World of Warcraft oder League of Legends oder
sonst irgendwas, was ich zu menschlichen Zeiten mit meinen Freunden
machen konnte, ohne die grausame Busverbindung managen zu müssen.

Besagte Freunde waren zwar schon längst offline, aber da ich aus bereits
genannten Gründen den halben Tag verpennt hatte, war ich auch noch
zu wach um mich einfach hinzulegen. Ich beschloss also, mir noch ein
Bier zu holen, und legte anschließend meine Beine zum abstützen in
das Regal, das direkt neben meinem Schreibtisch stand. Aus Langeweile
schaukelte ich meinen Stuhl hin und her, indem ich mich mit den Füßen
immer wieder leicht von der Regalplatte abstieß. Das ganze war genau
so lange lustig, bis ich die Platte versehentlich aus ihrer Halterung
trat. Und als sie schließlich schräg auf die Platte unter ihr
stürzte und jeglicher Inhalt mehr oder weniger gewaltsam gegen die
Regalaußenwand geschleudert wurde, begann es plötzlich.

Ein deutlich hörbares Dudeln mit der Melodie von „Happy Birthday“
klang aus dem Haufen, der soeben gegen das Holz geknallt war.
Verwirrt griff ich in all dem Zeug herum, was ich über die Jahre
gesammelt, aber nie weggeworfen hatte. Ich empfand das Geräusch als
unfassbar nervig und hatte absolut keine Ahnung, was es von sich
geben könnte, da ich den Wecker längst vollkommen vergessen hatte.
Dann fand ich ihn. Den kleinen, weißen Würfel. Das Display komplett
leer, fleißig vor sich hin dudelnd. Erleichtert, die Störquelle
gefunden zu haben, bevor das Teil meine Eltern wecken konnte, suchte
ich nach einem Schalter oder Knopf, von dem ich vermutete, dass er
den Wecker bei dem Aufprall angeschaltet hatte. Als ich keinen fand
griff ich zum Batteriefach, um die Stromzufuhr zu unterbrechen.. doch
da waren keine Batterien.

Ich brauchte einen Moment, um die Situation zu verstehen, doch dann
realisierte ich, dass ich einen Wecker ohne jede Stromzufuhr in den
Händen hielt, der mit einem komplett leeren Display eine Weckmelodie
abspielte, mitten in der Nacht. Als mir dann klar wurde, dass ich
keine logische Erklärung für das hatte, was gerade passierte, bekam
ich es mit der Angst zu tun. Ich wusste nur zwei Dinge: Ich musste
dieses Ding loswerden, und diese verdammte Melodie sollte endlich
aufhören!! Zwar hatte ich in Physik nie aufgepasst, aber das sich
Elektronik und Wasser nicht gerade so verstanden, war auch mir kein
Geheimnis. Ich rannte ins Bad, mittlerweile war es mir auch völlig
egal, ob ich jemanden wecken könnte, oder nicht. Ich warf den Wecker
in die Badewanne und drehte den Hahn auf. Erst geschah nichts, doch
dann wurde der Ton tiefer, langgezogener. Die ganze Melodie klang
irgendwie.. sterbend.

Jetzt wurde es mir endgültig zu viel. Ich riss das Fenster auf und
schleuderte den Wecker mit voller Kraft auf die menschenleere Straße.
Mit einem klagenden Dudeln flog er durch die Nacht. Erst, als er auf
der Straße zerschellte, verstummte auch endlich diese verdammte
Melodie.

Mit klopfendem Herzen schloss ich das Fenster wieder, in der Hoffnung,
für das, was sich eben ereignete, irgendeine logische Erklärung zu
finden, wenn ich mich erst beruhigt habe, doch ich konnte keine
finden.

In der folgenden Nacht kam es zu einem Ortsweiten Stromausfall, weil
irgendein Teil in dem Verteilerkasten in unserer Straße explodiert
oder geplatzt ist. Ein Zufall? Vielleicht. Aber ich bin froh, diesen
Wecker in jener Nacht aus dem Haus geschleudert zu haben.

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"