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Die drei Weihnachtsgeister – Teil 1 – Adventskalender 2019

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Türchen 21

Autor: BlackRose16

Die drei Weihnachtsgeister

Der Geist der vergangenen Weihnacht: Prolog

Vor meinen Augen herrschte nichts weiter als eine kalte, leere Schwärze. Doch entgegen aller meiner geistigen Vorstellungen ließ sich diese eiskalte Schwärze nicht nur durch meine Augen identifizieren – selbst meine anderen Sinne nahmen etwas wahr, das so viel mehr war als eine kalte Nacht im Winter: Ich roch diese Bitterkeit, welche sich gemeinsam mit dem salzigen Beigeschmack zusätzlicher Bitterkeit auf meiner Zunge ausbreitete, als hätte ich soeben selbst etwas von dieser aus Augen verronnenen Flüssigkeit gekostet. Doch dieser Geschmack wich sofort einem metallisch-süßlichem und so wurde aus anfänglichen Tränen die Erkenntnis, dass ich Blut schmeckte. Instinktiv tastete ich meinen Mundraum nach irgendeiner innerlichen Verletzung ab, die ich mir unwissentlich zugefügt haben musste. Ein minimaler Reiz, welcher den Schmerz signalisierte, ließ mich kurz zusammenzucken: Mit meiner Zunge ertastete ich eine Fleischwunde, welche sich vielmehr so anfühlte, als ob sich meine Wange von innen heraus zersetzen würde. Ich erschrak und spukte reflexartig das Blut samt eines Stück Fleisches aus, dass sich in dem Moment gelöst hatte, als meine Zunge jene berührt hatte.

Ich fühlte die Kälte, die sich außer auf meiner Haut nun auch stärker (doch zunächst noch langsam) in meinem Inneren ausbreitete. So als würde sie sich Stück für Stück bis zu meinem Herzen vorarbeiten. Ihr erstes Ziel waren meine Füße, die sich binnen weniger Augenblicke buchstäblich in Eis verwandelten. Panik überkam meinen Geist und ließ mein Herz umso schneller schlagen, was jedoch nur bedingt gegen die innere Kälte half.

Neben der Dunkelheit kamen nun auch vereinzelte Schneeflocken dazu, die in einem fast zu hellen Weiß vom gesamten Bild hervorstachen. „Was zur Hölle passiert hier?“, warf ich in den Raum hinein, sodass meine Worte eigenartig verzerrt in der Form eines Echos widerhallten. Es klang, als habe nicht ich selbst die Frage gestellt, sondern eine misslungene Kopie von mir. Dämonisch, tief, von jedweder Menschlichkeit vollkommen verloren. Selbst mein Atem hätte in dieser Eiseskälte in Form leichten, weißen Dunstes vor meinen Augen zu sehen sein müssen, doch er blieb aus. Fast wirkte es so, als hätte ich gar keinen. Als wäre sämtlicher Sauerstoff in meiner Lunge aufgebraucht worden oder mein Atmen hätte sich durch seine schwache Erscheinung erst gar nicht sichtbar machen können, ganz im Gegensatz zu den perlweißen Schneeflocken, welche immer noch zahlreich vom Himmel fielen.

Du bist in einer Zwischenwelt gefangen, raunte eine mir unbekannte Stimme ins Ohr. Ruckartig drehte ich mich zur Seite um und zuckte zeitgleich zusammen, als ich ihren eisigen Atem in meinen Nacken spürte. Allmählich wurde mir die ganze Kälte zu viel. Jedoch war alles, was meine Augen zu sehen bekamen, nichts als die Schwärze in ihrem surrealen Einklang der Schneeflocken. „Was meinst du damit?“, entgegnete ich mit versucht fester Stimme. Keinesfalls würde ich zulassen, dass dieses körperlose Wesen, dieses gestaltenlose Etwas dominant über meine Angst und meiner Verzweiflung werden würde. Anstelle einer klaren Antwort lachte der Klang in den Raum hinein. Anders als meine Stimme klang dieser klarer. Beinahe so klar, dass ich das Gefühl bekam, zwei kristallklare Gläser würden so gegeneinanderstoßen, wie man es zu festlichen Anlässen an Feiertagen tat. Genau wie an… Weihnachten?, fragte die Stimme nun spöttisch und doch mit einem Hauch bitteren Sarkasmus, so als wolle sie signalisieren, dass in der jetzigen Zeit kein anderes Fest in Frage kommen könnte. 

Jason, Jason, Jason… setzte sie fort und ließ meine Nackenhaare aufstellen. Dennoch konnte ich in dem Moment nicht sagen, ob es die wiederkehrende Kälte oder meine schleichende Angst war, die mit einem unangenehmen Druck gegen meine Brust die Oberhand über meinen Verstand erlangen wollte.

Du hast einst das zu schätzen gewusst, was zu so einer besinnlichen Zeit wie Weihnachten am bedeutungsvollsten ist: Beisammensein. Jedoch hast du all dies wegen deiner eigenen Gier nach Macht und Anerkennung aus deinem Herzen ausgeschlossen und dich nur noch deiner endgültigen Besessenheit nach Ruhm gewidmet. Fragend über die Worte, die der Klang von sich gab, würdigte ich ihn lediglich ebenso eines fragenden Blickes, ehe die eisige Kälte sich urplötzlich auf meinem Arm ausbreitete und binnen weniger Sekunden in meinen gesamten Körper überhand nahm, ehe wir gemeinsam in dem Strudel des ewigen Weiß versanken.    

 

Der Geist der vergangenen Weihnacht: Jasons Sicht

Ich seufzte, während ich mich nun zum gefühlt 15.000sten Mal auf den alten, klapprigen Stuhl vor mir setzte und mit angespannter Haltung und rätselndem Blick auf den bläulichen Monitor vor mir starrte. Fast wirkte es so, als würde ich nur darauf warten, dass die Idee, die gesamte Geschichte und schlussendlich auch die Wörter sich selbstständig im Bildschirm zu mehreren Seiten niederschreiben würden, und das ganz ohne mein Zutun. Insgeheim musste ich über diese Vorstellung grinsen. Wenn meine Fantasien auch nur ansatzweise Realität gewesen wären, würde ich jetzt nicht in dieser Misere von Einsamkeit, Verachtung und stetig entgegenkommendem Hass sitzen. In meinem Kopf spiegelte sich (zunächst schwach und dunkel, doch dann immer stärker) die Silhouette meiner Frau wider, wie sie mich nahezu täglich mit einem vorwurfsvollem Blick bedachte, um mir abermals zu zeigen, dass ich mit meinem freikünstlerischen Beruf als Autor nie etwas erreichen werde. Unzählige Exemplare meiner neusten Bücher lagen in einzelnen Papierhaufen in meinem Arbeitszimmer verstreut herum. Es waren so viele gewesen, dass sie meinen Schreibtisch, den Boden und stellenweise selbst das Bett einnahmen, da in diesem kleinen Zimmer kaum noch Platz war. Alles andere, wie Regale und Kommode, war bereits mit unzähligen Lehrbüchern aus dem Bereich der Literatur befüllt. Ich hatte mir diese Bücher extra gekauft, um mir so (wie ich zumindest am Anfang gehofft hatte) das anzueignen, was jedes College in diesem Bereich einem beibrachte: Ich wollte die Welt der Literatur verstehen und durch sie ein neuer Stephen King, H.P. Lovecraft oder sogar Bram Stoker werden. Wenngleich die letzten beiden schon längst verstorben waren, haben sie mit ihrer Arbeit Meilensteine gelegt, von denen ich nur träumen konnte. Denn wer hätte gedacht, dass Bram Stoker mit so etwas „Einfachem“ wie Dracula bis heute noch eine bahnbrechende Weite erreichen konnte?

Doch meiner ganzen anfänglichen Euphorie und der Träumerei zum Trotz wurde meine heilige Scheinwelt, in welcher ich mich so geborgen und verstanden fühlte, mit jedem weiteren Versuch, eines meiner kreativen und originellen Bücher in die Öffentlichkeit zu bringen, zerstört. Nicht ein Verlag hatte meine individuelle Idee, die ich von Werk zu Werk immer verändert hatte, zu würdigen gewusst. “

Langweilig. Schon gelesen. Nicht ansatzweise innovativ!

waren die ausschlaggebenden Worte gewesen, welche sich hinter all den „nett gemeinten“ Absagen versteckt hatten, in welchen mir mit so einer gepressten und verflucht freundlichen Art zu erklären versucht wurde, mich doch weiter zu bewerben und mein großes Engagement beim Schreiben nicht zu verlieren, da es in der Zukunft sicher noch klappen würde. “

Am Ende des Briefes haben sie mir immer alles Gute für mein Vorhaben gewünscht. Jeder Einzelne von ihnen. Jeder Einzelne von ihnen hatte auch nur für eine Sekunde an mich geglaubt. Oh, aber solche Nichtsnutze, die ihre ersten Romane anfänglich auf ein Stück Pappe kritzeln oder nicht mal ansatzweise die Kunst der Literatur mit ihren ganzen Geheimnissen und zu schätzen wissenden Botschaften zu verstehen versuchen, denen wird eine Chance zur Karriere und Ruhm gegeben! Ihnen zeigt man den Weg, erklärt ihr Hirngespinst für:“

Einzigartig! Wundervoll! Ein Meisterwerk!

Und mir? Was sagt man mir schon? Richtig, man macht mir immer aufs Neue klar, wie wertlos ich bin und wie es meine Arbeit für diese verkommene Welt ist!“

Mit allen anderen, die nicht an mich geglaubt hatten, wäre ich schon irgendwie klargekommen. Sicher, es tat weh und brachte mich mehr als nur einmal immer stärker dazu, an mir selbst zu zweifeln. Allen voran aus dem Grund, dass diese Stimme, diese wunderschön-widerliche Stimme, (die den Klang eines Engels, jedoch die Schärfe eines mörderischen Dämons hatte) sich von einem anfangs leisen Flüstern, immer mehr präsent zeigte und nun ein Teil meines täglichen Denkens war. Dennoch…, dass meine eigene Frau, meine Lia, selbst mit solch einer Überzeugung gesegnet war, dass ich nie die Chance dazu haben würde, eines meiner Künste der Öffentlichkeit preiszugeben, brach mir das Herz. “

„Jason…“, setzte sie an, als sie eines Tages mit von Tränen gefüllten Augen in mein Arbeitszimmer kam. Insgeheim wusste ich, dass sie mir erneut sagen würde, wie lächerlich mein Vorhaben (mein Traum!) doch war, also schenkte ich ihr weder, als sie immer wieder aufs Neue meinen Namen rief, noch, als sie mich mit ihrer herrischen Stimme dazu aufforderte, ihr endlich zuzuhören, Beachtung. Mein Kopf fokussierte sich voll und ganz auf meine eigene Welt, die sich in all der Zeit, in der ich mit mir selbst und meinem Können zu kämpfen hatte, in ein immer düstereres Phänomen verwandelt hatte. Mittlerweile war ich in meiner dunkeln Welt so sehr gefangen, dass nur das Schreiben mich allein davon abhielt, meine kranken, morbiden Gedanken in die Tat umzusetzen: Ich schrieb von Mördern, Tod und dem bittersüßen Beigeschmack der Vergeltung, die all jenen gebührte, die sich auch nur im geringsten darum bemühten, jedem anderen Menschen in Form psychischer Folter das Leben schwer zu machen. Die Art der Folter war egal. Die Art der Folter spielte keine Rolle. Es war so unendlich gleich, ob sie durch Drohung, Mobbing oder Erpressung entstand. Alles, was mein Kopf mir diktierte, hatte ich niedergeschrieben. “

Jedoch fing die Realität mich erst wieder auf, als das Geschrei meiner Frau in dumpfem Zustand meine Ohren erreichte und die einzelnen Wortfetzen sich langsam, aber fortwährend zu einem Satz formten, der mich (bis heute) bei jeder Memoria, die ich über das damalige Ereignis hatte, erschaudern ließ. Zeitgleich jedoch ließ er ebenfalls erkennen, was für ein verletzter, kranker Bastard ich doch gewesen war: „Ich… bin… schwanger!“ “

Zu ihrer Überraschung hatte ich sie nicht gleich in den Arm genommen und ihr unter Rotz und Tränen gesagt, wie sehr ich mich doch freue, Vater zu werden; nein. “

Meine einzige Reaktion, welche ich damals an den Tag gelegt hatte, war jene, bei welcher ich zunächst ungläubig auf ihren flachen Bauch und dann in ihre Augen starrte. Sie sagt die Wahrheit, dachte ich. Sie lügt nicht. Aber wie kann das sein, wenn ich ihr doch zu Beginn gesagt hatte, dass ich nicht fähig dazu wäre, ein Kind mit ihr zu zeugen? Doch ihre Augen zeichneten (erst als ich das zweite Mal auf diese schaute) die Trauer ab, durch welche sie auch wenige Minuten vor dieser schockierenden Nachricht gezeichnet worden waren. “

Als sie mir damals diese Nachricht verkündet hatte, war ich in absoluter Rage gewesen, nicht zuletzt des Alkohols wegen, welcher sich in Massen in meiner Blutbahn befunden hatte, sondern auch aus dem Grund, dass sich in meinem Schädel unmittelbar die Befürchtung aufgedrängt hatte, dass sie mich betrogen haben könnte. Das sie nicht so lange auf der Arbeit blieb, weil ihr Chef es immerzu verlangte, sondern sich heimlich mit einem ihrer Arbeitskollegen getroffen hatte und ihren Frust über meine nie enden wollenden Träume bei ihm ganz und gar ausgelassen hatte. “

Auch wenn ich wusste, dass meine damalige Tat ein Fehler war ,und ich mich hätte, gleich nachdem ich sie ausgeübt hatte, selbst dafür ohrfeigen können, schlug ich ihr so fest ins Gesicht, dass sie sich mit schwankenden Schritten ihre errötete Wange hielt, während die Tränen sich mittlerweile in einem einzigen reißenden Fluss verwandelt hatten. Ihre Augen hatten sich vor Schreck (und dem wahrscheinlich sekündlich danach auftretenden Schmerz) geweitet, derweil sie ihren Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch ihn gleich darauf wieder schloss. Alles, was ich in dem Moment wollte, war es, ihr aus den Augen zu gehen und diese heuchlerische Schlampe nie wiederzusehen. Mein letzter Blick, welchen sie zu sehen bekam, war von solcher Kälte, dass mich die bloße Erinnerung daran bitterkalt erschaudern ließ. “

Im nächsten Bild sah ich, wie ich in einer einfachen schwarzen Lederjacke die Tür öffnete und mit dem ersten Schritt in die eiskalte Dunkelheit das Haus verließ. Die pechschwarze Umgebung war nichts gegen die verborgene, undurchdringliche Dunkelheit meines Herzens.“

***

Erinnerst du dich jetzt wieder?, raunte erneut der körperlose Geist in mein Ohr. Mit deiner krankhaften Leidenschaft hast du den blutigen Meilenstein für etwas gelegt, dass du dir gewagt hast zu träumen: Du bist dabei, deine eigene Geschichte zu schreiben. Die Begierde ist deine Idee, deine Waffe ist die Feder und das vergossene Blut die Tinte. „Was redest du denn da?!“, wandte ich ein. „Ich habe niemanden umgebracht! Wir haben es doch selbst gesehen, ich habe meine Frau nicht zu Tode verprügelt!“ Für ein erneutes Mal setzte dieses klirrende Gelächter ein, welches (selbst dann, als es mit den letzten Tönen im Nichts verklang) immer noch in meinem Kopf widerhallte, als würde es für immer ein Teil meines Gedächtnisses bleiben. Warte ab, was als Nächstes passiert, mahnte mich mein Begleiter und führte mich in die nächste Erinnerung.

Der Geist der vergangenen Weihnacht: Epilog

Ich befand mich im Wohnzimmer, gegenüber meiner schwangeren Frau. Zusammengekauert, die Arme um ihre angezogenen Knien fest umschlungen, lag sie bleich und zitternd wie ein Häufchen Elend auf der Couch. Sie schluchzte. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten näherte ich mich ihr, um ihr Gesicht besser betrachten zu können. Der rote Fleck auf ihrer Wange blieb nach wie vor bestehen. „Warum hast du kein Eis genommen, um es zu kühlen, Liebste?“, stellte ich ihr die Frage, wenngleich mir tief im Inneren bewusst war, dass sie mich nicht hören konnte. „Warum…?“, murmelte Lia leise vor sich hin. Es war so leise, dass ich mein ganzes Gehör auf ihre Worte richten musste, um sie zu verstehen. „Warum hast du mich geschlagen, Jason?“ Ich erschauerte, als dieser Satz ihren Mund verließ. Vielleicht… hatte sie mich doch gehört?

Warum, Jason?, setzte nun die fremde Stimme an. Warum hast du deine Lia umgebracht? Ein verwirrter, verständnisloser Blick in seine Richtung reichte aus, um mir im sekündlichen Takt von wiederkehrender Finsternis (welche mein Blickfeld abwechselnd in Dunkel und Hell tauchte) binnen weniger Sekunden ein Bildnis zu erschaffen, das mich aufschrieen ließ. Doch dieser Schrei galt nicht der Angst vor dem, was ich vor mir sah, sondern vor der unverkennbaren Tatsache, dass ich absolut nicht imstande gewesen war, meine Frau vor diesem Monster zu beschützen, das mit bloßen Fäusten auf sie einschlug, als wäre sie ein Boxsack. Sie würgte, als wäre sie eine bewegungslose, unliebsame Puppe, und ihr an den Haaren zog, als hätte es eine wahnsinnige Erregung darin gefunden, sie in den letzten ihr übriggebliebenen Kraftreserven mit ihren gurgelnden, um Hilfe flehenden Tönen zu quälen. Erst als sie den Namen dieses geisteskranken Tyrannen schrie, sackte ich zu Boden, als habe mich diese namenlose und unheilvolle Gestalt selbst dazu gezwungen. “

Sieh hin!, schrie er. Sieh hin, was für ein grandioses Werk du geschaffen hast! Doch seinen Aufforderungen zum Trotz drehte ich mich von dieser grauenvollen Szenerie weg und presste meine schweißnassen Handflächen auf meine Ohren, um dem malträtierten Geschrei meiner Frau nicht länger zuhören zu müssen. Wenngleich sich ihr kreischendes Gebrüll nur noch dumpf durch meine Ohren wiedergab, so war es seine Stimme, die ich immer noch glasklar vernahm, als hätte ich erst gar nicht versucht, diesem Chaos aus Lauten zu entkommen: “

Du kannst mich nicht ausschalten, Jason, lachte er. „Bitte!“, flehte ich unter Tränen, meine Hände vor ihm bittend zusammengefaltet. „Mach, das es aufhört. Mach, dass das alles aufhört!“, flehte ich weiter, in der Hoffnung, dass er endlich Erbarmen zeigen würde. Jedoch wurde sein Gelächter nur noch lauter mit jedem Mal, mit welchem ich wie ein kleines, hilfloses Kind und kriechend um Vergebung bat. “

Ich kann dir nicht vergeben, begann er schlussendlich. Ich bin das erste Monstrum, das du erschaffen hast Jason. Ich sitze schon seit einiger Zeit tief verankert in deinem widerwärtigen, kranken Schädel. Begreifst du es nicht? Ich bin deine Erinnerung, deine Vergangenheit, deine eigene, verrottende Seele, die du an Weihnachten erzeugst hast: Ich bin einer der Weihnachtsgeister, Jason. Der Geist der vergangenen Weihnacht! „Bullshit…!“, flüsterte ich ins Nichts hinein. „DAS IST BULLSHIT!“, schrie ich aus Leibeskräften und hämmerte aus ansteigender Paranoia und inständiger Hoffnung, diesem Wahnsinn so ein Ende setzen zu können, mehrfach mit meinen Fäusten gegen meine Stirn. “

Nicht doch, Jason…, begann meine Seele nun zu sprechen. Du wirst deinen Kopf noch brauchen, für die nächsten Abenteuer, lachte er hörbar amüsiert über mein Leid und ließ mich in der inzwischen vollkommenen Schwärze zurück. Kein Flackern, das auch nur einen Schein hellen, warmen Lichts durchfluten ließ. Alles, was ich sah und spürte, waren die weißen und im gegenseitigen Kontrast zur Schwärze herabfallenden Schneeflocken samt ihrer bitteren Kälte. Alles was ich hörte, war das dämonisch-düstere Gelächter meines eigenen Geistes, irgendwo weit in der Ferne. Gemeinsam mit dem süßlich-metallischem Geschmack, den die wiederkehrende Wunde preisgab. Selbst das schlussendliche Riechen meiner eignen, bitteren Tränen versetzte mich in ein Stadium der nahenden Ohnmacht.

 

Mir ist kälter geworden. Die bittersüße Kälte muss inzwischen meine Waden sanft liebkost haben.  “

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