ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
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Jetzt anmelden oder registrierenDie schwarzen kahlen Bäume knarzten und krachten laut im kalten Nachtwind. Wie die Glieder tausender Untoter streckten sie ihre schattigen knochigen Klauen nach Aurelia aus, während sie sich schleichend ihren Weg durch das morsche Unterholz bahnte. Leise wie eine Katze, wachsam wie ein Fuchs. Eine hölzerne Armbrust über der einen Schulter, einen langen verzierten Speer aus geschmirgeltem Stahl über der Anderen. Der helle Vollmond, der immer wieder aus der rissigen Wolkendecke hervorlugte erleuchtete ihr ihren Weg durch das tropfende Geäst während der feuchte Nieselregen ihr sanft das Gesicht benetzte. Beste Voraussetzungen für die Jagt. Hexenhäuser zeigten sich nur bei Vollmond. Es sei denn ihre Bewohner waren sehr Hungrig.
Ihre Droschke hatte Aurelia am Waldrand zurückgelassen, mitsamt Gaspard, dem sichtlich nervösen Kutscher, den sie doppelt hatte bezahlen müssen, damit er an Ort und Stelle blieb um auf sie zu warten. Die Luft war modrig und feucht und Aurelia glaubte die Pilzsporen zu spüren, die sich bei jedem Atemzug in ihren Lungen und Nasenhöhlen auszubreiten schienen. Die Luft in diesem Wald war ebenso gefährlich und giftig wie der Abschaum, der in ihm hauste.
Als Aurelia einen nassen kahlen Ast beiseiteschob und mit dem Stiefel im Sumpfigen Morast versehentlich auf einen weiteren trat, scheuchte das wässrige Knacken einen Schwarm Krähen aus den Wipfeln, der mit lautem Gekreische in den düsteren Nachthimmel hinaufstob. Aurelia lief ein Schauer über den Rücken als sie sah wie die Krähen sich zu einem Geschwader zusammenfanden und alle in dieselbe Richtung hinter den dichten Tannen in der Ferne verschwanden. Sie hat ihre Späher überall flüsterte eine Stimme in Aurelias Kopf. Sie weiß dass du hier bist. Sei vorsichtig. Darauf bedacht, kein weiteres Geräusch mehr zu machen, folgte sie den Krähen.
Doch sie musste sich durchs feuchte Dickicht schlagen und immer wieder peitschten ihr dabei dünne Äste ins Gesicht, sodass sie schon bald Schrammen an beiden Wangen und den Händen aufwies. Brombeersträucher rissen ihr immer wieder Haut und Kleider auf und Aurelia begann zu glauben dass sie der alten Hexe längst ins Netz gegangen war. Gefangen in einem unendlichen Labyrinth aus Fäulnis, herumirrend, so lange, bis der Tod sich an ihrer Seele, und die Ratten sich an ihrem Fleisch gütlich taten.
Doch gerade als Aurelia in verzweifelter Wut überlegte ein Feuer heraufzubeschwören um den gesamten, gottverlassenen Wald einfach in Schutt und Asche zu legen, viel ein blassgoldenes Licht durch das karge Dickicht aus verdorrtem Holz und Tannennadeln. Freundlich und warm wie eine Einladung. Ein Versprechen von Gemütlichkeit und Geborgenheit. Es war dasselbe Licht, das Hänsel und Gretel gesehen haben mussten, als sie genau so hilflos durch den Wald geirrt waren. Sie spielt mit dir. Hörte Aurelia die listige Stimme in ihrem Kopf du bist für sie nichts mehr als ein Kind.
Obwohl Aurelia sich sicher war, für die Hexe nichts weiter als ein Spielzeig zu sein, schlug sie sich mit dem Speer zielstrebig ihren Weg frei und kam schließlich am Rande einer großen Lichtung aus.
Der Mond warf sein kaltes Licht auf das windschiefe Strohdach des kleinen Hauses, das dort vollkommen verlassen in mitten der Lichtung stand. Zumindest sah es aus als wäre es verlassen. Von dem angenehm goldenen Licht, das sie eben noch so warm durch den Wald geleitet hat, war nichts mehr zu sehen. Das Haus sah genauso aus wie die alte Gretel es ihr beschrieben hatte. Es war ein Hexenhaus wie aus einem Bilderbuch.
Die modernen Hexen bauten sich für gewöhnlich prunkvolle Anwesen, an abgelegenen Orten und verseuchten die umliegenden Dörfer und Städte mit ihren giftigen Schatten. Nicht so die Kinderfresserinnen, oder „Knusperhexen“, wie man sie früher genannt hatte. Sie waren so viel Mächtiger als ihre Schwestern. Sie hielten an den alten Traditionen fest, bauten sich kleine Häuser mitten im Wald und lockten verirrte Kinder zu sich, hielten sie bei sich fest, Sperrten sie in Käfige, brieten sie und fraßen sie mit Haut und Haaren. Oft suchten die Hexen sie bereits vorher in ihren Träumen heim um sie in den Wald zu locken und erst wenn sie halb verhungert und gelähmt waren vor Todesangst, offenbarten sie sich.
Langsam trat Aurelia näher an das finstere Häuschen heran. Das Häuschen aus Märchen, Legenden und Albträumen. Bedächtig strich sie mit den Fingern über die vielen Lebkuchen, Zimtsterne und sonstige Leckereien an Fensterrahmen und Giebeln. Sie waren noch warm. Wie frisch gebacken klebten sie dort und erfüllten die Luft mit ihrem süßlich-verlockenden Duft. Knusper knusper Knäuschen, wer knuspert da an meinem Häuschen?
Doch wer von ihnen aß, dessen Geist wurde auf ewig zerfressen. Selbst der alten Gretel hatte man es angemerkt. Sie war nie mehr das glückliche Mädchen geworden, das sich einst mit seinem Bruder in diesem toten Wald verirrt hatte, vor vielen vielen Jahren. Sie waren damals zwar der Hexe entkommen, aber nicht ihren Zauber.
Aurelia trat näher an das kleine quadratische Fenster neben der Tür und versuchte hindurchzusehen. Doch blickte sie nur in vollkommene Schwärze. Für einen Moment überkam sie eine stake Beklemmung als sie sich fragte viele kleine Kindernasen sich wohl bereits von innen gegen das kalte Glas geschmiegt hatten. Sehnsüchtig. Unwissend, dass sie ihre Eltern, Geschwister und Freunde nie mehr wieder sehen würden.
Bei diesem Gedanken ballte Aurelia die Hand zur Faust. Sie wollte die Hexe töten. Oh wie gern sie sie töten wollte. Mehr noch, sie wollte diesen widerlichen alten Teufel für das büßen lassen was sie den Kindern angetan hatte. Sie war das pure Böse.
Aurelia öffnete ihre brauen Ledertasche die sie an ihrer Hüfte trug und holte ein verkorktes Reagenzglas hervor. In ihm schwamm keinerlei Flüssigkeit, stattdessen waberten bläuliche Schleier in ihm umher. Nur der Zauber einer Fee war mächtig genug um die alte Knusperhexe zu bezwingen. Sie entkorkte das Gläschen und hielt ihre Nase dicht über die Öffnung. Dann Atmete sie langsam tief ein.
Im nächsten Moment begann sich die Welt um sie herum zu drehen. So schnell das Aurelia schlagartig übel wurde. Sie viel auf alle Viere und kämpfte darum sich nicht zu übergeben. Dann war es plötzlich genauso schnell vorbei wie es begonnen hatte. Doch jetzt Spürte Aurelia wie der sechste Sinn der Feen nun auch auf sie übergegangen war. Sie hörte und sah alles um sich herum, jede Maus im Unterholz, jede Schlange im modrigen Laub. Sie zog die Kalte Luft in die Lungen und wurde dabei von einer ganz neuen Kraft durchströmt die sie vorher nie gekannt hatte. Die fühlte sich großartig. Als könnte sie es mit dem ganzen Walpurgisclan aufnehmen Der Trank verlieh Aurelia zwar nur einen Bruchteil der Macht, die einer echten Fee zuteil wurde, doch es würde reichen. Hoffentlich. Sie warf einen Blick auf die kleine silberne Taschenuhr, die an einer ebenso silbernen Kette um ihren Hals hing.
Ihr Vater Hatte sie ihr vermacht bevor er an Aurelias zehntem Geburtstag in der Schlacht von Aspern 1809 gefallen war und Aurelia, ihre Mutter und ihren älteren Bruder Perceval Bakari zurück ließ.
Zehn Minuten. Sie hatte zehn Minuten um die Hexe zu besiegen dann würde der Zauber sie verlassen und sie wäre verloren. Mit diesem Gedanken nahm sie die Armbrust von ihrer Schulter, legte einen Pfeil an und stieß die Tür zum Hexenhaus auf.
Den Anblick der sich Aurelia daraufhin bot, hatte sie nicht erwartet. Sie hätte Zerbrochenes Holz, Stroh, Dunkelheit und Kakerlaken erwartet. Sie hatte durch das Fenster nichts als Schwärze gesehen, trotzdem war es im Inneren des Häuschens hell. Hell und warm. Die Wärme ging von einem knisternden Feuer aus, welches am anderen Ende des Häuschens in einem offenen Kamin prasselte. Der Raum war deutlich größer als es von außen den Anschein gemacht hatte.
Zu Aurelias linken befand sich die Küche mit dem großen Rußgeschwärzten Steinofen in dem gleich mehrere kleine Körper auf einmal Platz gefunden hätten. Darüber hingen diverse angelaufene Utensilien wie Pfannen, Messer und Kellen. rechts neben der Tür stand ein einfaches hölzernes Bett.
Und da In der Mitte des Raumes, in einem der hohen Lehnstühle saß, mit dem flackernden Feuer im Rücken, die alte Hexe, als hätte sie Aurelias kommen erwartet.
Aurelia gefror schlagartig das Blut in den Adern. Die Hexe war ebenso hässlich und furchteinflößend wie Gretel sie beschrieben hatte. Schütteres graues Haar das ein eingefallenes faltiges Gesicht umrahmte und eine Lange krumme Nase. Doch ohne die berühmte Warze, die die Meisten Hexen in Schauergeschichten schmückte. Sie war dünner als erwartet. Ihre Rippen stachen unter den schmutzigen Leinen, die sie trug, deutlich hervor. Doch über eine Sache hatten die Märchen geschwiegen und das war ihre schiere Größe. Selbst im Sitzen überragte sie Aurelia um gut zwei Fuß. Ihre dürren Spinnenartigen Hände mit den sechs Fingern an jeder Hand lagen zusammengefaltet in ihrem Schoß. Sie sah aus wie Jemand, der bereits lange tot war. Selbst ihre Augen waren geschlossen Ein merkwürdiger Gestank nach Verwesung und Fäulnis ging von ihr aus. Doch dann öffnete sich langsam ihr schlaffer Mund, als würde jemand einen Mechanismus betätigen, und sie sprach die berühmten Worte, vor denen Eltern ihre Kinder schon seit Jahrhunderten warnten: „Knusper knusper Knäuschen, wer Knuspert an meinem Häuschen?“. Ihre Stimme war so Rau und einnehmend, als hätte sie zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder gesprochen. und da lief Gretel fort und die Gottlose Hexe musste elendig verbrennen.
Natürlich war sie nie verbrannt. Hexen brannten nicht. Aurelia brauchte einen Moment um zu reagieren. Sie richtete die Armbrust auf die Stirn des alten Monsters und gab ihre Antwort: „Der Wind der Wind, das Himmlische Kind.“ Bei diesen Worten öffnete die Hexe ihre schrecklichen Augen. Blut lief aus den Tiefen höhlen hervor und tropfte auf ihre zerschlissenen Kleider herab als würde ihre papierdünne Haut den Bewegungen ihrer Gesichtsmuskeln nicht standhalten und zerreißen. Die gelben Pupillen durchdrangen Aurelia und jagten ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Nie hatte sie sich noch nie so Klein gefühlt. So unterlegen. So hilflos.
Der schiefe Mund der Kinderfresserin öffnete sich erneut und formte diesmal ein grauenhaftes breites Grinsen, das ihre dünne haut an den Mundwinkeln so sehr beanspruchte, dass auch sie aufrissen und schrecklich zu bluten begannen. Dann stieß sie ein kreischendes Lachen aus, ein Lachen, das nur eine Hexe zustande bringen konnte und das Aurelia abermals das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schlagartig erstarb das Feuer im Kamin und Die Kinderfresserin richtete sich mit einem ekelerregenden fleischigen knacken zu ihrer vollen, monströsen Größe auf. „Gretel diese Hure hat dich geschickt?“ Keifte sie hustend und spuckte dabei Blutstropfen aus, die auf Aurelia hinabregneten.
Sie musste krank sein. Sehr krank. Erstickte an ihrem eigenen Zauber der diesen Wald bereits seit Jahrhunderten verpestete. Doch egal wie krank sie war, sie würde nicht sterben. Es gab nur eine Art. Die eine Art eine Hexe zu töten: mit einem Hexenpfahl.
„Bringen wir es hinter uns.“ rief Aurelia mit leicht zitteriger Stimme, doch fest entschlossen diesem Dämon ein für alle Mal den gar aus zu machen.
Die Hexe fixierte sie abermals mit ihren erbarmungslosen, blutenden gelben Augen. „Gut.“ Das war alles. Dann verschwand sie plötzlich. Spurlos.
Aurelia stand da, allein, mitten im Raum. Dann ließ ein knacken im Gebälk, schräg über ihr sie herumfahren. Ohne zu zögern schoss sie den Pfeil auf die Hexe, die kopfüber an der Decke hing. Sie hatte sich in die groteske menschliche Abwandlung einer gigantischen Spinne verwandelt. Der Pfeil verfehlte sie nur knapp. Die große Spinne krabbelte so schnell die Wand entlang, dass Aurelia ihr kaum mit den Augen folgen konnte. Dann sprang das Monstrum ihr entgegen und verwandelte sich noch im Sprung. Diesmal in einen schwarzen Ritter, ihre finale Form. Aurelia hatte schon viele Mythen und Legenden gehört, über einen Schwarzen Ritter, groß wie ein Riese und so stark wie zehn Mann. Aurelia war sich nie sicher gewesen, was sie von diesen Gruselgeschichten halten sollte. Bis heute. Bis jetzt.
Das Visier Des Ritters war eine eiserne undurchdringliche Maske und hatte die Form des Gesichts der Hexe, die dunkle Klinge erhoben, bereit zuzuschlagen. Aurelia glaubte den schillernden schwarzen Stahl bereits in den Eingeweiden zu spüren, als es ihr im letzten Moment gelang sich den langen Speer vom Rücken zu reißen und die wuchtigen Schwertschläge der Kinderfresserin abzuwehren. Jeder normale Mensch wäre erbärmlich unter ihnen zusammengebrochen. Doch der Feen-trank wirkte und Aurelia legte ihr gesamtes Geschick in den Kampf dass sie sich so lange antrainiert hatte. Sie Sprang, duckte sich, drehte sich und schwang den Speer so behände wie es ihre Arme nur zuließen. Sie hatte bereits gegen einige Hexen gekämpft. Sogar schon gegen einen Flaschengeist, doch all das war nichts hiergegen. Die Kinderfresserin hieb und stieß, trotz ihrer scheppernden schweren Rüstung so unerbittlich und Flink auf Aurelia ein, dass sie nach kurzer Zeit bereits die ersten Schnitte an beiden Armen und im Gesicht hatte. Die Hexe drängte sie immer weiter zur hinteren Wand des großen Raums, bis Aurelia schließlich das raue holz an ihrem Rücken spürte und wusste, dass ihre Situation ausweglos erschien. Doch einen Ausweg gab es noch. Der riesige Ritter Kreischte Laut mit der befremdlichen Stimme der Hexe als Aurelia sich geschickt zwischen seinen Beinen hindurchrollte und ihm dabei mit der spitze ihres Speers die ungeschützte Kniekehle aufschlitzte. Dickes Blut sickerte aus der Wunde und benetzte die hölzernen Dielen als die Hexe einknickte. Sie hieb blindlings nach ihr Aurelia aus, die sich wegduckte und die enorme schillernde Klinge in eine der tragenden Stützen des Hauses, statt in ihren Hals fahren ließ. Das Holz barst augenblicklich und Aurelia hörte ein lautes Knacken um sich herum. Das morsche Häuschen brach über ihnen zusammen. Erst jetzt wurde Aurelia sich wieder der Zauberkraft bewusst, die ihr der Trank gegeben hatte. Gerade als die Hexe sich aufgerichtet hatte, und Aurelia ihre schreckliche Maske zu wand, stieß sie die Hand vor sich in die Leere. Im nächsten Moment erfasste ein mächtiger Luftzug die Hexe und sie wurde mit einem wutentbrannten Kreischen und ohrenbetäubendem Scheppern gegen die hölzerne Wand geschleudert. Die Erschütterung durch den Aufprall gab dem Häuschen den Rest. Holz und Stroh begruben die Hexe immer wieder während sie versuchte sich aufzurappeln. Aurelia nutzte ihre Chance, stürmte hinüber zur Tür, riss sie auf und stürzte nach draußen. Im nächsten Moment brach das Häuschen vollständig zusammen. hastig kramte sie ein kleines goldenes Fläschchen aus ihrer Tasche und entkorkte es. Sie wusste, dass sie die Hexe damit nicht besiegen konnte, aber sie könnte sie vielleicht schwächen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf warf Sie das Fläschchen in die Trümmer die sofort in einem Meer aus Flammen aufgingen. Die gequälten Schreie der Hexe waren kaum mehr menschlich und verrieten ihr, dass das alte Monster schreckliche Schmerzen litt. Ein triumphierendes lächeln stahl sich auf Aurelias Gesicht. Ja, brenne du widerliche alte Hexe. Brenne bis dir das Fleisch von den Knochen fällt
Doch im nächsten Moment formten sich die Flammen zu einem Strom, türmten sich auf, stiegen hoch in den Himmel und nahmen ihr feuriges Antlitz an. Sie streckte ihre sechs züngelnden Finger nach Aurelia aus, um sie zu sich in die todbringenden Flammen zu ziehen und sie restlos zu verbrennen. Doch Aurelia regierte schnell, streckte beide Hände aus und zog damit das Wasser aus dem Sumpfigen Boden um sie herum. Tausende und abertausende kleine Wassertropfen stiegen in die Luft und ergossen sich über der Flammenden Gestalt der Hexe und den brennenden Trümmern unter ihr. Mit einem lauten Zischen erloschen die Flammen und die feurige Gestalt schrumpfte kreischend und schimpfend in sich zusammen bis sie vollständig verschwunden war.
Aurelia atmete Flach. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie wischte sich mit ihrer in Leder gebundenen Armschiene die Stirn ab und merkte, dass sie schweißnass war. Dieser Kampf hatte ihr bereits viel zu viel abverlangt. Sie hob ihren Speer vom nassen Gras auf, hielt ihn vor sich und ging langsam auf die qualmenden Trümmer zu. Der Rauch war so dicht, dass man nicht weiter als vier bis fünf Fuß sehen konnte. Ein kurzer Blick auf die goldene Taschenuhr verriet ihr, dass Der Zauber in etwas mehr als drei Minuten abgeklungen war. Ihr Herz begann wie wild zu pochen. Sie verschwendete Ihre Zeit, sie hatte noch drei Minuten. Dann war sie verloren und die Hexe würde den Kampf ohne Schwierigkeiten gewinnen.
Plötzlich begann sich der dichte Rauch vor ihr zu verändern. Er verfestigte sich, wurde zäh und stieg hinauf ins helle Mondlicht. Dann schälte sich die hochgewachsene Gestalt der Hexe draus hervor. So fremd und schrecklich wie nie zuvor. Ihre Kleider wirbelten um sie herum und ihre blasse dünne Haut spiegelte das Mondlicht und wurde von ihm durchdrungen, dass ihr Schädel nun mehr dem eines Skeletts glich als einem Menschlichen Wesen. Wie ein Todesengel schwebte sie über den Rauchenden Trümmern ihres einstigen Hauses. Sie streckte ihre dürre Hand aus und deutete mit einem langen schmalen Finger auf Aurelia. Im nächsten Moment öffneten sich im grauen Dunstschleier unter ihr zwei leuchtend gelbe Augen. Dann ein weiteres Paar und noch ein weiteres. Aurelia wusste was die alte Hexe vorhatte. Wölfe. allmählich stieg Panik in Aurelia auf als sie begriff. Die Hexe hatte sie hingehalten. Ihre Zeit gestohlen, um ihr nun, wo der Feenzauber sie nach und nach verließ ihre grauen Schergen auf den Hals zu hetzen. Immer mehr Augenpaare tauchten vor ihr auf. Dann stieg ein Flüstern über der Lichtung an. Ein schreckliches flüstern, das in Aurelias Ohren wiederhallte, sie vollständig einnahm und ihre Angst zum kochen Brachte. „Zehrt von ihrem Fleisch meine Kinder. Zerreißt sie und bringt mir ihr Herz.“
Dann stießen die Wölfe aus dem Dunst hervor. Es waren gut sechs Stück. Hexenwölfe waren Größer als gewöhnliche Wölfe und so Blutrünstig, dass man sie allgemein unter dem Namen „Blutwölfe“ kannte. Immer wieder verschleppten sie Dorfbewohner und Soldaten und ließen ihre zerfleischten Kadaver unberührt als Krähenfutter im Wald zurück. Diese Wölfe töteten nicht um zu Fressen. Sie Töteten zum Spaß. Dafür waren sie geschaffen. Und sie zögerten niemals.
Sie griffen alle Gemeinsam an und Aurelia brachte sich in Position um sich zu verteidigen. Sie schaffte es zwei Angriffe abzuwehren und stieß dabei einem dritten Wolf den Speer in den Pelzigen Leib. Blut spritze über das taufeuchte Gras als sie ihn wieder heraus zog. Doch dann verbiss sich einer der Wölfe in ihrer Wade. Sie schrie auf, als ein heftiger, dumpf bohrender Schmerz sie durchzuckte und sie straucheln ließ. Die Wölfe warteten nicht, bis sie sich wieder aufgerappelt hatte. Sie stieß einem von ihnen den Speer ins Auge, bevor er ihre Kehle zerriss, und trat dem der immer noch ihr Bein fest hielt kräftig gegen die Schnauze. Ein lautes Heulen ertönte als er von ihr abließ. Adrenalin durchströmte Aurelias gesamten Körper, als sie sich wankend aufrichtete. Sie stürzte in Richtung der sicheren Bäume. Stieß dabei blindlings die Hand hinter sich in die Luft. Ein allgemeines Winseln verriet ihr, dass sie es geschafft hatte die Wölfe zurückzuschleudern. Doch zu etwas mächtigerem war sie nicht mehr im Stande. Sie flüchtete in die schmalen Schattend der Baumstämme doch die vier noch übrigen Wölfe sprangen ihr unbeirrt hinterher.
Als die Blutwölfe zum zweiten Angriff ansetzten, spießte sie einen von ihnen auf und schlug einem weiteren das stumpfe Ende des Speeres geschickt zwischen die Augen. Die beiden Wölfe knickten sofort ein und blieben reglos. Doch ein dritter -der größte von ihnen- sprang an Aurelia hoch und riss sie dabei glatt von den Füßen. Sie viel rücklings ins feuchte Laub. Der Aufprall, stieß ihr die Luft aus den Lungen. keuchend lag sie auf dem Rücken und versuchte den großen Wolf über ihr mit dem Speer von sich weg zu drücken bevor er ihr das Gesicht zerfetzen konnte, als ihr der zweite kräftig in den Oberschenkel biss. Aurelia schrie vor Schmerz auf, ihre Arme begannen nachzugeben. Das wild schnappende Maul des Leitwolfes war jetzt so dicht über ihrem Gesicht dass sie den fürchterlichen Geruch von Blut und Verwesung riechen konnte der von ihm ausging. Sie glaubte bereits zu spüren wie sich die Spitzen Zähne wie Mörderische Dolche in ihr Gesicht gruben und ihr das Fleisch vom Schädel zerrten. Sieh dir sein Maul an Aurelia, was glaubst du wie viele es schon verschluckt hat? Willst du auch so enden? Mit einem wutentbrannten verbissenem Schrei gab sie dem Leitwolf mit ihrem freien Knie einen kräftigen Tritt von hinten und schaffte es dabei ihn mit dem Speer über ihr Gesicht hinweg zu heben. Sobald sie frei da lag, durchbohrte sie ohne zu zögern zweiten Wolf, der gerade dabei war ihr rechtes Bein zu zerfleischen. Die Wunde sah schlimm aus, doch sie hatte keine Zeit genauer hinzusehen. Der Leitwolf war zum zweiten Angriff übergegangen. Mit gefletschten Zähnen Sprang er auf Aurelia zu. Sie schaffte es Den Angriff mit dem Speer abzuwehren doch der Wolf verbiss sich in dem Festen Holz und riss ihr die Waffe aus der Hand. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung warf er ihn hinter sich. Aurelia stockte der Atem. Damit hatte sie nicht gerechnet. Mit zwei Sätzen war der Wolf bei ihr und sprang erneut an ihr hoch. Sie reagierte zu spät und hob zur Verteidigung lediglich ihren linken Arm und lenkte damit immerhin die Spitzen zähnen von ihrer Kehle ab. Sie spürte deutlich wie ihr Arm zwischen den kräftigen Kiefern des Leitwolfs brach wie ein hölzerner Zahnstocher und Sie wurde wieder von den Füßen gerissen. Im Fallen griff sie an ihr rechtes Bein und zog ihr Notfallmesser heraus. Gerade als der Wolf sein furchterregendes Maul aufriss um sie zu töten rammte Aurelia ihm das Messer tief in den pelzigen Hals. Wieder und wieder. Warmen Blut floss über ihre Hand, ihren Arm und benetzte ihr Gesicht. Der Wolf ließ ein Heulen hören, dann ein Winseln und schließlich viel der mächtige Körper auf sie herab und blieb reglos auf ihr liegen.
Aurelia keuchte und rang nach Atem. Sie lag auf dem Rücken. Das riesige Tier über sich. Sie blickte rechts an sich hinunter. Ihre Tasche lag neben ihr und ein Teil des Inhaltes lag im feuchten Moos verteilt. Tränke, Tinkturen und Salben. Alchemisten hatten selbst keine magischen Fähigkeiten. Doch sie vertrugen Tränke, die ihnen sogar die Macht einer Fee verleihen konnten. Aurelia streckte die blutverschmierte Hand aus und zog die goldene Taschenuhr zu sich heran. Als sie darauf blickte rutschte ihr beinahe das Herz in die Hose. Nur noch zwanzig Sekunden.
Hektisch schob sie den schweren Kadaver von sich runter und rappelte sich auf. Ihr rechtes Bein blutete stark, ebenso wie ihr linker Arm. Doch sie hatte keine Schmerzen. Noch nicht. Sie Griff sich ihren Speer vom Boden und rannte so schnell sie konnte zurück zur Waldlichtung. Noch zehn Sekunden. Im Rennen drehte sie den Speer so dass die Spitze nach unten zeigte. Noch acht. Sie hatte nur einen Versuch. Sie musste den Speer auf die Hexe werfen. Das war ihre einzige Chance sie ein für alle Mal zu vernichten. Noch fünf Sekunden. Sie sah die mondbeschienene Lichtung durch die Bäume. Noch vier Sekunden die Hexe schwebte immer noch mit wehenden Kleidern wie ein Dämon über dem qualmenden Trümmerfeld. Noch drei Sekunden. Ihre blutunterlaufenen Augen weiteten sich überrascht als sie sah wie Aurelia schmutzig und blutverschmiert aus dem Dickicht gerannt kam. Noch zwei. Aurelia holte aus, Zielte auf das grässliche Ungetüm, Zielte. Noch eine. Dann warf sie den Speer mit all der Kraft die ihr der Trank noch gab auf die Hexe. Der Speer flog gerade durch die Luft. Schnell und tödlich wie ein Pfeil raste er auf die Kinderfresserin zu. doch diese Streckte die knochige Hand aus und fing ihn.
Du hast verloren. Das war der letzte Gedanke der Aurelia durch den Kopf ging als der Zauber vollständig verebbte und sie zusammenbrach. Sie keuchte und war völlig am Ende. Die Welle Aus Schmerz die auf einmal über sie hinweg rollte überwältigte sie. Ihr Arm und ihr Bein fühlten sich an als würden die Wölfe immer noch versuchen ihr das Fleisch von den Knochen zu Reißen. In dem Moment knickte ihr gebrochener Arm mit einem brechreizerregendem Knacken nach außen ab und sie viel mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf die Seite. Flach atmend lag sie da, Rang nach Luft und sah wie die Hexe gelassen, wie auf einer unsichtbaren Treppe zu ihr herabgestiegen kam. Aurelias Speer in der rechten Hand. Beim Gehen zog die Hexe das linke Bein nach. Sie musste ihr mit dem Speer ganz schön zugesetzt haben. Dann stand die Hexe schließlich über ihr. Aurelia merkte wie ihr allmählich die Sinne schwanden. Sie musste kurz davor sein an den Wunden, die ihr die Wölfe zugefügt hatten zu verbluten. Der Wald und die Lichtung begannen sich langsam um sie herum zu drehen.
Dann stand Hexe direkt über ihr. Mit ihren langen dünnen Fingern strich sie über das fein geschnitzte Holz des Speers. „Ein Hexenpfahl“ sagte sie mit ihrer toten Krächzenden Stimme. „Bring’s einfach hinter dich“ presste Aurelia Matt hervor. „Es hinter mich bringen?“ Sagte sie und ihr Klaffender Mund verzog sich zu einem hämischen breitem Lächeln, dessen Abscheulichkeit kaum mehr in Worte zu fassen war. „Nein so schnell stirbst du nicht mein hübsches Kind.“ Sie strich Aurelia mit ihren widerlichen Fingern über die blutende Wange. „Ich will sehen wie das Leben in die erlischt. Stück für Stück.“
Die Hexe ließ den Speer Fallen und zog ein großes rostiges Messer hervor. „ich nehme mir deine Augen als erstes.“ Flüsterte sie. Wie eine übergroße Spinne hockte sie da, umfasste mit einem Griff ihrer Spinnenfinger Aurelias gesamten Kopf und hielt ihn näher an ihre Hässliche Fratze. Dann hob sie das gebogene Messer. Aurelias Atmen ging schneller. Sie hatte noch nicht so viel Blut verloren dass sie nichts mehr spürte. Blanke Panik stieg in ihr auf als sich die Spitze des Messers langsam in ihr zugekniffenes Augenlied bohrte. Sie versuchte zu schreien, um sich zu schlagen doch ihre Arme waren längst zu schwach und die langen Finger hielten ihr den Mund zu sodass sie keinen Ton von sich geben konnte. Es war Aussichtslos. Die Hexe würde sie zu Tode foltern und sie sicher danach verspeisen wie die Armen verlernen Seelen vor ihr.
Doch auf einmal ließ die Hexe mit einem Lauten schrei von ihr ab. Aurelia viel zurück ins Gras und das Monster drehte sich wütend von ihr weg. Als sie mit dem Rücken zu Aurelia da stand sah sie, dass aus ihm ein schwarzer Pfeil ragte. Überrascht wandte sie den Blick in die Richtung in die die Hexe starrte. Als sie sah was sie abgelenkt hatte, traute sie ihren Augen kaum. Mitten in den Trümmern des zerstörten Häuschens standen zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Der Junge schien älter zu sein aber kaum älter als 10 Jahre. Das Mädchen versteckte sich verängstigt hinter dem Rücken des Jungen, der Aurelias Armbrust in den kleinen Händen hielt. „Lass sie los du hässliche alte Hexe!“ schrie er. Er hatte Angst, zweifellos, doch er verbarg sie gut. Die Kinderfresserin ließ ein kreischendes Lachen hören, das in ein ersticktes Husten überging, bei dem ihr abermals Blut aus dem Mund spritzte und den Waldboden besprenkelte. „Du Naaarr!“ kreischte sie so laut, dass Ihr Schrei von den Bäumen und überall in der Lichtung wiederhallte. Sie hob das gewaltige Messer in ihrer Rechten, um es auf den Jungen zu schleudern. Doch Aurelia reagierte schneller. Sie zog das Messer heraus, mit dem sie bereits den Wolf getötet hatte und schlug nach dem langen dünnen Bein der Hexe. Blut spritzte ihr ins Gesicht als sie die sehne in ihrer gesunden Kniekehle zerschnitt. Die Hexe stieß einen fürchterlichen Fluch aus als ihre Beine nachgaben und sie auf die Knie viel. Aurelia rappelte sich mit letzter Kraft auf, klaubte den Hexenpfahl vom taunassen Boden und trieb ihn der Kinderfresserin mit aller Kraft einmal quer durch den knochigen Leib. Sie stieß einen markerschütternden Schrei aus, der alle Menschlichkeit verloren zu haben schien. Der Junge schoss einen weiteren Pfeil auf sie ab und Durchbohrte damit glatt ihren Kopf. Guter Schuss dachte Aurelia. Wutentbrannt ruderte die Knusperhexe mit ihren langen Armen durch die Luft und hieb mit der rostigen Klinge nach Aurelia, die Mühe hatte, aus der Gefahrenzone zu kriechen. Doch Allmählich verloren die Schläge der Hexe an Kraft. Ihr hysterisches Gekeife ging in ein blubberndes Gurgeln über, während schaumiges Blut aus ihrem Mund quoll. Sie versuchte aufzustehen, knickte wieder ein. Ihre Arme gaben nach. Das Messer entglitt ihren sechs schlaff gewordenen Fingern. Dann endlich, nach weiteren endlosen Auenblicken der Qual, viel sie vorn über ins Mondbeschienende Gras . Ein letztes Gurgeln. Ein Röcheln und es war Totenstill.
Aurelia war nun endgültig am Ende ihrer Kräfte. Die Welt um sie herum verschwamm in Schwärze. Das letzte was sie fühlte, war die Hand des kleinen Mädchens in ihrer eigenen.
„Danke dass du uns gerettet hast.“
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