Ein einsamer Abend
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„In etwa zwei Stunden sind wir wieder da“ sagt meine Mutter,
als sie zu mir hoch ins Zimmer kommt. „Und du willst wirklich nicht mit zu
Tante Lisa?“
Ein kleines Familientreffen. Sonntagabend. Uff, das ist wirklich ziemlich nervig.
„Nein Danke!“ sage ich noch, als meine Mutter die Treppen unseres
Hauses wieder hinuntergeht. Es ist ja eigentlich eine ganz schöne Sache, die
Verwandten wieder zu sehen. Aber ich habe heute einfach keine Lust! Ich denke,
es ist okay wenn ich bleibe, ab und an werde ich sie schon wieder sehen. „Die Zeit vertreibe ich mir schon!“ rufe ich
die Treppe herunter, als sich meine Eltern im Flur befinden, ihre Schuhe und
Jacken anziehen und sich bereit machen zu fahren.
„Hab dich lieb. Wir können sowieso nicht so lange bleiben.
Wir müssen ja morgen wieder früh raus!“ sagt meine Mutter, die Türklinke bereits
in der Hand. „Ich dich auch, fahrt langsam! Und schreibt mir ruhig, wenn ihr
auf dem Weg nach Hause seid!“ entgegne ich meiner Mutter, als sie gerade aus
der Tür entschwindet. Durch die geöffnete Tür sehe ich, dass es bereits dunkel
geworden ist, doch ich denke mir nichts dabei. Es ist ja schließlich Winter.
Ich gehe in die Küche, habe nun das ganze Haus für mich. Ich
öffne die Tür des Kühlschranks, nehme mir etwas zu trinken heraus und gehe die
Treppen erneut hinauf, schalte den Fernseher ein und schalte durch die Sender. So sitze ich also in einem
dunklen Raum mit einer einzigen Lichtquelle – Dem Fernseher. Nach einer guten halben Stunde wird es
allerdings ziemlich langweilig, denn mittlerweile kommt überwiegend nur noch
Mist im TV. Ich schalte das Licht im Zimmer an,den Fernseher aus und höre für einen kurzen Moment in
den Raum. Stille. Etwas bedrückend ist es ja schon, so alleine in einem großen
Haus zu sein, und draußen ist es bereits dunkel. Um mich ein wenig abzulenken, beschließe ich,
meinen Laptop anzumachen und ein paar Bilder meiner letzten Fototour zu
bearbeiten. Ein wirklich schönes Erlebnis: Mit einer Gruppe von etwa zehn Leuten wanderten wir etwa vier Stunden durch das Rheintal. Wie sich der
Fluss seinen Weg bahnt, vorbei an Städten, Grünanlagen und Wäldern – Wirklich wunderschön.
Also öffne ich Photoshop und beginne mit der Bearbeitung. Es
sind wirklich einige Bilder zusammengekommen. Von den Hunden, die dabei waren, von den
Menschen, die mitwanderten, von der einzigartigen Natur des Rheintals. Ich bin
wirklich sehr stolz, dass mir da ein paar tolle Schnappschüsse gelungen sind. Und
gerade als ich damit begonnen habe, beginnt es draußen zu regnen. Leise und
sanft küssen Regentropfen die Fensterscheibe, ein leiser Wind zieht durch die
Straße und erzeugt einen dumpfen, heulenden Ton an der Hauswand, ein oranges Licht wirft sich von der Straßenlaterne vor dem Haus durch
das Fenster in das Zimmer. Ich finde, Bilder zu bearbeiten hat immer etwas meditatives.
Es ist so erstaunlich, wie man mit einem einzigen Druck auf den Auslöser ganze
Momente festhalten kann, sie erneut greifbar machen zu können, zu fühlen, zu
erleben. Das begeistert mich. Gerade als
ich unmittelbar in der Bearbeitung stecke, fällt mir ein, dass ich sogar eine
kleine Videokamera dabei hatte, die ich während der Wanderung laufen ließ.
Damit wollte ich ein Erinnerungsvideo drehen, um es allen Beteiligten
zuzusenden und so die Erinnerung an diesen schönen Tag neben Fotos auch auf
einem Video zu bannen.
Ich stehe also auf und bewege mich durch das Haus. Ich suche
die Kamera. Ich öffne meine Schreibtischschublade, meinen Rucksack, den ich
dabei hatte, krame in meiner Jacke und suche in sämtlichen Schubladen. Doch sie
ist nirgends zu finden. Ich werde also
auf meine Mutter warten müssen, sie wird wissen, wo die Kamera ist.
Also setze ich mich zurück an den Laptop und setze die
Bearbeitung fort. Klick für Klick stelle ich ein Bild nach dem anderen fertig.
Helligkeit, Kontrast, Sättigung… Ich bin
so vertieft in diese Arbeit, dass ich gar nicht bemerke ,wie schnell die
Zeit vergeht. Gerade als ich an meinem 20. Bild angelangt bin, wird meine
Konzentration durch den Ton der Tür unterbrochen, welche sich im Untergeschoss
öffnet. Meine Eltern sind wieder da! Während
sie das Haus betreten, möchte
ich mich jetzt gerade allerdings nicht unterbrechen lassen, denn die Bilder sind
wirklich sehr schön geworden. Ich möchte diese gerade noch fertig stellen , also
fahre ich mit meiner Arbeit fort. Die eben vorherrschende Stille ist nun fort
und unten macht sich im Untergeschoss eine alltägliche Unruhe breit. Jacken
rascheln, Türen öffnen sich, Schlüssel klirren. Die Minuten vergehen und
sämtliche Bilder sind fertiggestellt. Also
beschließe ich, nun nach unten zu gehen
und meine Mutter zu fragen, wo meine Videokamera sein könnte. Ich gehe die Treppe herunter und wieder in die
Küche. Niemand zu sehen. „Wo sind die denn?“ frage ich mich und suche sämtliche
Räume ab, bis ich aus dem Bad den Wasserhahn und den Föhn höre. Ich rufe also
in den Flur. „Mama? Sag mal, wo ist denn meine Videokamera?“ und durchsuche die unteren Schubladen
des Schrankes im Flur. Der Föhn verstummt. „Ich weiß es nicht, du
hattest sie doch gehabt!“ Antwortet meine Mutter aus dem Bad. „Schau mal oben, ich glaube ich habe sie auf
dem Tisch in deinem Zimmer gesehen.“
Also laufe ich wieder die Treppen hoch, suche meinen Tisch
ab. Nichts. „Mama, da ist kei…“
Gerade als ich Satz rufen wollte, klingelt mein Handy. Eine Whatsapp-Nachricht.
Ich hole das Handy aus meiner Hosentasche hervor, entsperre es und lese die Nachricht.
Mama. „So. Wir kommen jetzt nach Hause“.