GeisterGeisteskrankheitKreaturenMittel

Ein Freund fürs Leben – Teil 4: Ein breites Grinsen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

—-

Ich lag fast den ganzen Tag im Bett und grübelte über die vergangenen Geschehnisse nach. Erst als die Dämmeung eingesetzt hatte, setzte ich mich in Bewegung und versuchte irgendwie, dem Rest des Tages einen normalen Ablauf zu geben.

Doch was dann geschah, war unglaublich. Mittlerweile erscheint es mir in meiner Erinnerung recht verschwommen.
Alles ging so schnell…

Doch als ich die schwarzen Strichmännchen auf den Bildern erneut betrachtete, schoss mir ein Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf.
Ich sprintete die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und kam vor der schwarzen Kommode zum Stehen. Ich übersah in meiner Aufregung, dass irgendjemand die Fotoalben, welche ich zuvor achtlos hatte liegen lassen, wieder fein säuberlich eingeräumt hatte und die Schubladen geschlossen hatte. Es ist mir erst jetzt klar geworden und mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich bedenke, dass ER die ganze Zeit da war…
Ich kramte in der Kommode und zog das Album mit meinen Initialien aus einer Schublade heraus und begann wie verrückt darin zu blättern. Ich war mir sicher, dass ich beim letzten Mal ein besonderes Bild gesehen hatte, welches ich nun unbedingt wiederfinden musste.
Nach zahllosen Seiten, fiel plötzlich ein loses Bild aus dem Album und landete neben mir auf dem Boden. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es genauer.
Das war es tatsächlich…

Das Bild zeigte mich als Kind im Alter von ungefähr 7 Jahren, an unserem Küchentisch sitzend. Ich war wieder dabei eines meiner Erlebnisse als Zeichnung auf dem Blatt vor mir festzuhalten. Auf dem Bild, welches ich gerade malte, sah man die gelbe Schaukel und mein Fahrrad. Auf der Schaukel saß ich… und… und ER. Ein pechschwarzes Strichmännchen…

Eine Lawine von Gedanken brach über mich hinein: Mir fiel wieder ein, wer ER war, mir fiel ein, wie meine Eltern damals mit mir zu einem Psychiologen gegangen sind, wie sie sich abends heimlich unterhalten hatten, als sie glaubten, ich würde schon schlafen. Ich erinnterte mich an die Worte die meine Mutter dann ständig gesagt hatte…
„Das ist nich normal in diesem Alter, Liebling. Ich habe mit dem Doktor gesprochen. Kinder in diesem alter sollten keine imaginären Freunde haben!“

Meine Mutter hatte diese Bilder wirklich geliebt, die ich immer gemalt hatte, doch sie hatte IHN gehasst. Ich hab es damals an ihrer Miene gesehen, immer wenn sie das schwarze Strichmännchen sah, konnte ich ihre Sorge erkennen.
Als Kind hatte ich sie immer versucht zu beruhigen:
„Das ist doch nur Jack, Mama. Jack spielt mit mir! Magst du Jack nicht?“
Meistens fand ich mich dann kurze Zeit später, in der Praxis von Dr. Steynberg sitzend wieder…

Und nun saß ich hier… „Jack“, flüsterte ich leise… Ich wiederholte den Namen immer wieder.
Um ehrlich zu sein, ich konnte meine Eltern in diesem Moment gut verstehen. Zurückblickend betrachtet, war ich ein sehr sonderliches Kind. Ich hatte weder in der Schule, noch in der Nachbarschaft Freunde gehabt und meine Eltern haben mich ständig gefragt, ob es mir nichts ausmachen würde, immer nur alleine zu spielen. Sie dachten, ich würde alleine spielen… Aber stets war Jack an meiner Seite. Er war schon immer da gewesen, selbst in meinen frühesten Erinnerungen begleitete er mich.

Wie konnte ich ihn nur vergessen?

Nun wurde mir ziemlich unwohl. Wie ein Detektiv begann ich, die Puzzlestücke zusammen zu setzen.
Der Täter, musste von Jack gewusst haben. Das alles hier, war von irgendjemandem bis ins kleinste geplant um mich vollkommen zu zermürben. Irgendjemand da draußen, wollte mich leiden sehen, mich vernichten.

Das dachte ich zumindest…
Erst der Autounfall, die Bilder in meinem Zimmer, der Mann an der Schaukel… Mir würde übel.

Ich schlug das Album zu und legte es langsam in die Schublade zurück. Schnellen Schrittes ging ich durch das Haus und schloss alle Fenster und verriegelte den Vorder- und Hintereingang. Es erschien mir in diesem Moment wie ein sicherer Schutz… Lächerlich.
Dann zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte im Internet nach der Nummer von Dr. Steynberg, um ihn anzurufen., doch als ich die Nummer gewählt hatte und mir das Telefon an das Ohr hielt, blieb die Leitung still. Ich blickte erneut auf’s Handy und sah, dass der Empfang abgebrochen war…

Ich ging rüber in die Küche und versuchte es beim Festnetztelefon. Es dauerte eine Weile, bis an der anderen Seite jemand den Hörer abnahm. Es war Steynbergs Frau, wie ich an der Stimme erkannte, denn sie hatte damals oft mit in der Praxis geholfen, auch wenn ihre Stimme nun, nach den vielen Jahren, sehr schwach klang.
Ich machte mir nicht viele Hoffnungen, dass sie oder ihr Mann sich nach 19 Jahren an mich erinnern würden, aber ich wollte es trotzdem versuchen…

„Hallo, spreche ich da mit Mrs. Steynberg?“
„Ja, wie kann ich ihnen helfen?“, antwortete die dünne Stimme durch das Telefon.
„Ist Dr. Steynberg zu sprechen? Ich bin ein ehemaliger Patient und ich hätte einige…“
Bevor ich ausreden konnte, unterbrach mich ihre Stimme.
„Tut mir schrecklich leid, mein Junge, aber mein Mann ist bereits vor 3 Jahren von uns gegangen…“

Stille. Ich war überrumpelt. Steynberg war alt, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Eine Vorahnung stieg in mir auf. Ich zögerte, aber die Frage die mir bereits auf der Zunge lag, war zu wichtig um sie zu verschweigen:

„Ich möchte sie damit eigentlich nicht weiter belästigen, aber… könnten sie mir erzählen, wann genau Dr. Steynberg verstorben ist?“
„Es war der 17. April 2011…“, sprach Mrs. Steynberg und nach einer kurzen Pause ergänzte sie: „Es war ein Unfall… Er hat auf der Treppe einen Schwächeanfall erlitten und ist gestürzt.“

„Mein herzliches Beileid.“ brachte ich nur stotternd über die Lippen, angesichts der Erkenntnis.
17. April! Das war haargenau derselbe Tag, an dem auch meine Eltern verunglückt waren…
„Vielen Dank“ antwortete Mrs. Steynberg. „Der Verlust hat sehr geschmerzt, aber ich habe ja noch meine Kinder, welche mir meist … “

Nach einem lauten Knacken war wieder Stille. Ich blickte auf das Telefon und musste feststellen, dass die Leitung plötzlich tot war. Gekappt? Erneut stiegen in mir Angst und Paranoia auf! Die Dunkelheit hatte das Haus überfallen, die Fenster waren schwarz und das verdammte Wetter ließ dicke Nebelschwaden wie Vorhänge an ihnen vorbeiziehen und dicke Regentropfen auf das Dach trommeln.
Draußen hörte ich Geräusche.

Schnell checkte ich das Handy, immer noch kein Empfang! Ich wählte auf dem Festnetz die Notrufnummer und hielt mir den Hörer ans Ohr.

Nichts… Die Leitung war immernoch tot.
Ich fühllte mich von draußen beobachtet und zog alle Fenstervorhänge zu. Beim letzten Vorhang hielt ich inne…

Was war das?

„Tock… Tock… Tock…“
Ganz langsam und ruhig wiederholte sich das Klopfen, welches aus dem Flur kam.
„Tock… Tock… Tock…“
Dann wurde es stärker und lauter!
„Tock! Tock! Tock!“
Ich hielt es nicht mehr aus!

„TOCK! TOCK! TOCK!“

Ich nahm das große Messer vom Küchentisch, ging in den Flur, fast wutentbrannt, und das Adrenalin in meinem Körper ließ mich jegliche Furcht vergessen. Ich marschierte Richtung Haustür und legte meine Hand auf die Klinke, bereit in der nächsten Sekunde, die Tür aufzureißen und dem Eindringling die Schneide in den Schädel zu rammen!
Doch dann war es wieder still. Komplett still. Nichteinmal der Regen war zu hören.

„Tock… Tock… Tock…“, ertönte es wieder ganz leise.
Aber es kam nicht von der Haustür.
Voller Schrecken drehte ich mich um und sah die Treppe hinauf zur Tür des Kinderzimmers.
„Tock! Tock! Tock!“, ertönte es wieder lauter und die Tür wackelte, bei jedem Schlag.

Begleitet von dem rytmischem Klopfen stieg ich die Treppe hinauf, ging zur Tür und griff nach der Klinke. In dem Moment, als ich sie mit der Hand nach unten drücken wollte…

… strich mir eine Hand von hinten durch das Haar.

Ich wagte nicht, mich umzudrehen…
Dann hörte ich hinter mir eine unerwartet zarte Stimme sprechen. Sie klang schon fast kindlich, wie die eines Jungen:
„Sie alle haben mich gehasst… Deine Mutter… Dein Vater… Dr. Steynberg. Sie wollten mich allesamt verbannen…
Und du… Du hast mich tatsächlich vergessen… So lange Zeit. Weißt du wie sehr ich gelitten habe, in dieser Zeit?
Weißt du, wie es sich anfühlt, nicht mehr zu existieren? Diese Leere, die so… so endgültig scheint, dass sie einen nichtmal mehr Trauer verspüren lässt?
Nun, ich weiß jetzt wie es ist… Es war zwar ein langer Weg und es hat mich so viel Kraft gekostet, aber jetzt… jetzt sind sie alle nicht mehr da.
Niemand, der uns im Weg steht. Du hast dich an mich erinnert. Das erfreut mich sehr…
Wir können wieder Freunde sein. Wie damals…“

Ich glaubte meinen Ohren nicht. Immernoch mit dem Gesicht zur Tür, fragte ich:
„Jack?“

Kurz herrschte wieder Stille, bis die Stimme erneut erklang.
„Ja, … mein Freund. Ich bin es.“

Jack klang unglaublich fröhlich, als er dies sagte… Ich dachte darüber nach, ob es ihm genauso viel Freude bereitet hatte, meine Eltern und Dr. Steynberg zu ermorden.
Wut und Zorn stiegen in mir auf, doch ich hielt ganz still und sammelte mich. Meine Hand schloss sich fest um das Messer.

Als Jack erneut ansetzen wollte, um etwas zu sagen, drehte ich mich blitzschnell um und rammte ihm, dieser abscheulichen Kreatur, die hinter mir stand, das Messer bis zum Anschlag in die Brust, dort, wo ich das Herz vermutete.
Dann sah ich sein Gesicht…
Er sah aus wie früher…

Es war beängstigend… Er sah noch aus, wie… wie… ein Kind… Vorallem sein Gesicht. Doch trotzdem war er so groß wie ein ausgewachsener Mann…

Blonde, dünne Haare fielen in seine fröhlich dreinblickenden Augen und sein Mund formte ein ungewöhnlich breites Grinsen, welches ihm ein ziemlich unmenschliches Aussehen verlieh.

Ich zog das Messer heraus, stach erneut zu… Immer wieder! Der Arm wurde mir langsam schwach. Fleisch ist dicker, als man glaubt…
Er wollte nicht aufhören zu grinsen. Verzweifelt wich ich von ihm zurück, taumelte gegen die Kinderzimmertür hinter mir. Jack legte den Kopf leicht schief, doch sein Grinsen wurde noch breiter und seine Augen wurden noch fröhlicher…
Und dann… Ich bin mir nicht sicher, ob meine Erinnerung mich täuscht, aber ich glaube fest, es so erlebt zu haben:
Unmenschlich schnell wie eine Schlange, schossen sein Kopf und sein Körper auf mich zu während er sein breites grinsendes Maul aufriss und mich mit unglaublicher Wucht in die Schulter biss.
Ich hörte Knochen knacken und spürte, wie mir Blut von der Seite an die Wange spritzte.

Dann flackerte mein Bewusstsein… Ich sackte zusammen und das warme Blut umspülte meinen Hals und wischte den Schmez davon, während Jack leicht kichernd auf mich herabblickte und mich langsam der tiefdunkle Schleier der Ohnmacht in sich einhüllte.

: Das letzte was ich sah, war sein blutverschmiertes, unmenschlich breites Grinsen.

—-
() 18:22, 18. Sep. 2014 (UTC)

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"