ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Sie saß am Küchentisch und starrte
ins Nichts.
Die Küche war nur durch eine Kerze auf
dem Esstisch beleuchtet und ansonsten in der Stille der Nacht
versunken. Eine einzelne einsame Träne rollte über ihre Wange.
“Das war anders geplant. Ich vermisse
dich so sehr.“, dachte sie,
während sie ihren Kopf leicht neigte und zu dem leeren Stuhl auf der
anderen Seite des Tisches sah.
Dort hatte er immer
gesessen. 42 Jahre ihres Lebens haben sie in diesem Haus gewohnt und
jede Mahlzeit an diesem Tisch, an diesen Plätzen eingenommen. Sie
hatten an diesem Tisch gesessen und gelacht. Er hatte dort gesessen
und las ihr jeden Samstag beim Frühstück aus der Zeitung vor. Der
Plattenspieler an der Wand spielte ihre Lieblingsplatten leise im
Hintergrund und der Ton seiner Stimme, die Melodie der Musik und ihr
Herzschlag erzeugten zusammen eine liebliche Melodie, welche sie nie
vergessen und doch nie wieder greifen konnte.
Wir hatten doch noch so viel vor.,
dachte sie weiter. Und das stimmte. Sie hatten sich nie viel gegönnt,
hatten vieles gespart und lieber ihren Kindern gegeben. Nach dem
Krieg, in dem er verwundet wurde, war sie Trümmerfrau und schuftete
mit den anderen zusammen in den Ruinen Magdeburgs, um das zu retten,
was noch zu retten war. Ihre goldenen Jahre sollten jetzt erst
beginnen.
Im Herzen hatten
sie beide geglaubt, dass sie noch Zeit hatten. So unendlich viel
Zeit, um all das noch zu erleben, was sie sich vorgenommen hatten.
Sie wollten Reisen, die Welt sehen und den Lebensabend genießen.
Dann ist er vor
zwei Jahren plötzlich erkrankt. Sein Gesundheitszustand
verschlechterte sich rasant von Tag zu Tag und alle Ärzte und
Experten gaben ihm nur noch wenig Zeit.
Doch er war anders.
Er war stark, schon immer gewesen. Er besiegte die Krankheit und
konnte die Geburt seines 14. Enkelkindes miterleben und genießen. Er
hatte Tränen in den Augen, als er den kleinen Engel das erste mal im
Arm hielt.
Drei Tage später
war er tot.
Er hatte einen
Weltkrieg überlebt. Er hatte die schweren Jahre danach überstanden.
Er hatte die schlimmste Krankheit besiegt, die man sich vorstellen
konnte. Nur um drei Tage nach der Geburt seiner jüngsten Enkelin von
einem jungen Mann überfahren zu werden, der seine Fahrerlaubnis seit
zwei Monaten besaß und sich während der Fahrt von seiner jüngsten
Eroberung einen Blasen zu ließ und dabei die Kontrolle verlor und
ihr das nahm, was sie auf der Welt am meisten liebte.
“Wieso bist du an diesem Tag
überhaupt so spät noch los gegangen?“,
fragte sie sich seit dieser Nacht immer wieder. Die Antwort war so
einfach, wie sie alltäglich war. Er schlief schlecht und ging nachts
gern spazieren, wenn er nicht schlafen konnte. Er genoss die Stille
der Nacht und dass die Welt nur ihm gehörte. Doch irrte er sich in
dieser Nacht.
Sie weinte jetzt
heftiger und betrachtete die Packung Pillen auf dem Tisch.