Ein vergessener Ort
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Nur noch ein Schritt, dann stehe ich mitten drin. Vorsichtig krieche ich durch das zerbrochene Fenster der von Grünspan bedeckten Holztür und höre das Brechen kleiner Glassplitter und das Reiben von Staub unter meinen nassen Stiefeln. Schlagartig schwingt die kühle Abendluft des Herbstwaldes zu einem nasskalten Cocktail aus Staubpartikeln und dem Geruch von langsam dahin rottendem Holz um. Leichtes Unbehagen, Neugier und die Stille der Einsamkeit vereinen sich zu einem unbeschreiblichen Gefühl der Faszination, das mir wie ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter läuft.
Ich stehe in einem großen Raum. Ein Büro oder so eine Art Aufenthaltsraum? Bis auf ein altes Sofa, zwei Tischen und ein paar modriger Pappkartons, deutet nichts auf
den ehemaligen Nutzen des Zimmers hin. Eine aus den Angeln getretene Tür führt mich in einen langen Korridor. Links und rechts befinden sich jeweils bestimmt zehn weiter Türen und am Ende kann man so etwas wie ein Treppenhaus erkennen. Durch die offenen Türen treffen die warmen Strahlen der untergehenden Sonne auf den von Staub und Teppichresten bedeckten Fliesenboden. Dieser Anblick ist auf jeden Fall ein erstes Foto wert. Voller Vorfreude stelle ich meine Kamera auf und mache ein paar Bilder. Das Klicken des Selbstauslösers verliert sich im Gebäude, wie ein Sonar im endlosen Ozean.
Die Aufnahmen sind im Kasten und ich gehe vorsichtig den Flur entlang. Graffitis und vereinzelte Haufen aus Müll zeigen mir, dass ich definitiv nicht der erste bin, der diesen Ort besucht. Junkies, Obdachlose, Sprayer und zerstörungswütige Teenies haben schon lange vor mir ihren Weg hierher gefunden. Ich hoffe, dass ich während meines Aufenthalts alleine bleibe! In den übrigen Räumen befinden sich bis auf ein paar kaputter Möbel und weitern Pappkartons nicht mehr viel. Sogar die Toiletten wurden komplett zerschlagen. Doch ein Raum hebt sich von den anderen ab. Eine Küche…Mit riesigen Fenstern, stählernen Arbeitsflächen und einer langen Dunstabzugshaube über dem rostigen Gasherd. Roter Efeu bahnt sich seinen Weg am Fensterrahmen hinauf. Fasziniert schreite ich durch die Küche und versuche mir bildlich vorzustellen, wie die Köche hier einst das Essen für die Belegschaft zubereitet haben. Während ich mich umschaue wird mein Blick von einem alten Kalender der an einer der gefliesten Wände hängt abgefangen. Oktober 2002… Ein Indiz auf die letzten Tage dieser Einrichtung.
Die Sonne ist inzwischen fast untergegangen. Ich muss mich beeilen, wenn ich noch die obere Etage erkunden will. Noch ein paar Fotos von der Küche und weiter geht’s. Das Treppenhaus, das ich vorhin erwähnte ist recht unspektakulär. Eine Betontreppe mit gusseisernem Geländer. Im oberen Stockwerk finde ich mich in einem weiteren Flur wieder, der diesmal allerdings in einen imposanten Saal mündet.
Leise heult der Wind durch die zerschlagenen Fenster. In einer Ecke des Saals kommt schon das Dach runter und ein beißender Geruch von schwarzem Schimmel liegt in der Luft.
Lange sollte ich mich hier nicht aufhalten! Ich beschließe,
mich langsam wieder auf den Weg nach draußen zu machen. So steige ich also wieder die Treppe hinunter, wandere durch denn fast schon endlosen Korridor und krieche wieder durch das kaputte Fenster in die Freiheit. Der frische Wind streift mir über das Gesicht und ich werfe nochmal einen letzten Blick auf das Gebäude. Was für Menschen haben hier vor 18 Jahren gearbeitet, welchem Zweck diente die Einrichtung und weshalb wurde sie aufgegeben? Fragen auf die ich wahrscheinlich nie eine Antwort bekommen werde. Nachdenklich und müde gehe ich auf dem zugewachsenen Steinpfad zurück zu meinem Auto. Hinter mir verschwindet das Gebäude wieder zwischen den dichten Büschen und Laubbäumen.
Ich lächle als ich nach einer halben Stunde Fußmarsch am Auto ankomme. Denn nicht weit von hier wartet schon der nächste vergessene Ort auf mich, an dem ich bald wieder in vergangene Zeiten abtauchen kann.
Link zum Video: ☀https://youtu.be/CHDKA-UDRoI