KreaturenKurzRitual

Eine Gruselgeschichte – Ableben

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Panisch blicke ich mich um, während ich mit einem
nüchternen, ergebenen Blick dabei zusehen muss, wie meine „Roxanne“ oder
„Avashira“ oder wie auch immer ihr Name lautet, das Skalpell immer tiefer an
meine Haut eindrückt, bis ich unter stechenden Schmerzen zusammenzucke und mein
rubinroter, warmer Lebenssaft mit einem dicken Tropfen ankündigt, meinen Körper
zu verlassen. Ich muss hier raus! Ich muss mich gegen diese beschissene
Pseudokacke stellen, die hier gespielt wird! Nur wie? Und was würde mit mir
passieren? Wenn das hier immer noch eine Simulation darstellen soll, wo würde
ich aufwachen? Würde ich überhaupt wach werden? Mein Herz schlägt mit jeder
Frage schneller, da sich jede einzelne in meinen Gedankengängen dreht und
wendet, als gäbe es keine Antwort. Zumindest keine, die logisch klingt.

Die grotesken Engelsstatuen scheinen meine rotierenden
Gedanken mitbekommen zu haben, denn ihr Griff festigt sich um einen schlimmeren
Stärkegradus als zuvor. Schmerzend entschwindet ein Stöhnen meinen Lippen, während
ich diese angestrengt fest aufeinanderpresse. Nie will ich den drei
teufelsgleichen Gestalten die Genugtuung bieten, mich von Schmerzen erniedrigen
zu lassen! Und wo ich so drüber nachdenke, ist es gar keine so schlechte Idee,
meine Männlichkeit doch noch unter Beweis zu stellen, selbst wenn es für die
Katz ist. Trotz allem kann ich eine letzte Chance ergreifen, diese Monsterbraut
vor mir davon zu überzeugen, wen sie verlieren würde, würde sie mich dem
Doppelgänger hergeben. „Weißt du… Avashira“, spreche ich sie unter ihrem wahren
Namen an, um sie um Satans Willens nicht zu verärgern. „Selbst, wenn du meine Organe
diesem Varas übergibst, heißt es nicht, dass er dir auf ewige Liebe treu bleibt,
und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass er dir nicht den Sex geben kann,
nach dem du bei mir immer wieder nahezu gebettelt hast!“ Meine „Frau“ stoppt
mit dem Procedere für einen Moment und sieht mich mit einem fragenden Blick an,
ehe eine verzerrte, im höchsten Maße unmenschliche Lache den Rest dieser
abstrusen Kirche erfüllt. „Liebe machen kann jeder“, erklärt sie mir grinsend.

„Den Akt der Liebe können selbst die Unseren besser
vollführen als ihr sterblichen, nichtsnutzigen Wesen! Unsere Liebe dient nicht
allein der Fortpflanzung unser Selbst, ganz im Gegensatz zu eurer… Spezies. Sie
ist mehr. Sie ist ein Bündnis. Ein Bündnis von unserem Körper und unseren
Seelen. Doch wer solch eine Bindung mit einem Mal eingeht und sich seinem
Partner hingibt, beweist auf ewig Treue und eine unfassbar starke Hingabe zu
seiner Gattin oder seinem Gatten. Mann und Frau, Körper und Seele, Avashira und
Varas… Das ist unsere Bindung, und sie gebot, sich nie zu trennen. Niemals mehr.
Und jetzt lass mich fortfahren! Siehst du nicht, wie sehr sich Varas nach mir
verzehrt? Er hört, was ich sage, sieht, was ich tue, fühlt, was ich fühle…“ Den
letzten Satz hat dieses Biest unvollendet in der Luft schweben lassen. Ein
kurzer Blick zum flammenden Spiegel rüber zeigt mir, wie Varas seine beiden
Handflächen voller Gier gegen das dünne Glas drückt. Er will raus. Aber ich
will nicht, dass er in diese Welt eintritt. Dieser Bastard soll im Fang des
Spiegels für immer verdammen! Ich werde nicht zulassen, dass er und sie sich
wieder vereinen. Jene Bindung könnte eine baldige Herrschaft dieser Kreaturen
über die Welt bedeuten. Aber was hat das dann für uns Menschen zu bedeuten?
Wären wir ihre Sklaven? Würden sie, genau wie mich gerade, die Menschheit Stück
für Stück für ihre „Doppelgänger“ sterben lassen, nur damit am Ende lediglich
für sie selbst Platz ist?

Bei letzterem Gedanken verwandelt sich der schnelle
Herzschlag in einen rasenden. Eine Lösung. Ich brauche eine Lösung! Aber erneut
muss ich feststellen, dass sich mir keine Möglichkeit mehr bietet. Die
Schmerzen haben inzwischen unmenschliche Dimensionen erreicht, unter denen ich
so sehr aufschreien würde… doch stattdessen muss ich mit jenen leben und beten,
dass all dies bald ein Ende findet. Ein Ende, unter dem kein Anderer leiden
muss. Das, was ich durchmachen musste, will und kann ich einfach niemand anderem
wünschen. Als das Blut allmählich immer mehr aus meiner Brust zu strömen
scheint und diese teufelsgleiche Kirche unter meiner verschwommenen Sicht und
unter schwarzen, tanzenden Punkten immer mehr und mehr zu verschwinden scheint,
schaue ich auf die Decke. Ein umgedrehtes Kreuz, auf dem der Körper Jesu
angenagelt ist, hängt an der Decke in Originalgröße. Blut scheint in dicken
Rillen Jesus dürren Körper hinunter zu laufen und mit einem bitter-verfaulten Beigeschmack in meinem Mund zu landen. Die Schmerzen und der Blutverlust
vernebeln mir das Hirn, so bin ich unfähig, Realität oder
Fiktion zu unterscheiden.

Ich bin bislang nicht gläubig gewesen, doch ist das das
erste Mal seit langem, dass ich zu unserem Herrn und Gottessohn aufschaue. Holt mich hier raus! schreie ich in meinem
langsam schwindenden Geist. Oh verdammt,
holt mich aus dieser Hölle hier endlich raus!!! Doch eine Antwort war und
ist nie zu erwarten. Alles was mir bleibt, sind die nun letzten Sekunden meines
Lebens, die ich unter Beobachtung damit verbringe mitanzusehen, wie Avashira
meine Lunge zum flammenden Spiegel hinüberträgt. Ich muss lachen. Alles.
Wirklich alles habe ich bis zu diesem Moment gefürchtet, gehasst, geliebt und
mit reinstem Unglauben abgetan, aber DAS HIER scheint mir schon fast normal.
Als musste ich irgendwann dem Tod entgegenblicken. Anders wäre es einfach
vollkommen unvorstellbar gewesen, dass ich jedem vermeintlichen Tod entkommen
konnte.

Die Flammen formen Hände. Hände aus heißer, tödlicher
Sehnsucht, ehe sie mein Organ in den nackten Körper von Varas hineindrücken.
Endgültige Schwärze holt mich ein. Doch obwohl ich eine ekelhafte Kälte
erwarte, wie sie viele in Büchern oder Geschichten beschreiben, überkommt mich
eine gewaltige Hitze, die mich endlich schreien lässt. Nicht vor Schmerz,
sondern vor strotzender Macht, die meinen Körper erfüllt. Wie von einer
geistigen, unbekannten Macht durchdringe ich etwas. Etwas, das unter meinen
Berührungen flüssig erscheint. Wie Wasser. Von dieser Kraft immer noch
gesteuert, verschwindet die Schwärze unter einer anfangs verschwommenen Sicht,
die sich sehr schnell klärt. Sofort besehe ich mir Avashira, die mich weinend
in den Arm nimmt. Zeitgleich verspüre ich etwas. Eine… Bindung. Stärker als je
zuvor. „Varas! Du bist es! Nach all den
Jahren habe ich dich endlich bei mir!“, ruft sie unter triefendem Teer,
welches ihren Augenhöhlen entflieht, aus.‚Ihre Sprache ist eine andere. Nicht die, die ich unter den Sterblichen sprach,
dennoch verstehe ich sie. Ich verstehe jedes Wort. Kann das wirklich sein? Überkommen mich meine Gedanken. Bin ich wirklich…?Ja, du bist es! Du bist mein Liebster, mein Partner für die Ewigkeit!“,
erklärt Avashira mir. Voller Unglauben blicke ich in den immer noch auf
derselben Stelle stehenden Spiegel. Ein nackter Varas schaut mir mit selber Fassungslosigkeit
entgegen. Auch das besagte Tattoo befindet sich auf meinem Arm. Und plötzlich
wird mir klar: dieses eine Mal ist es keine Simulation. Dieses Mal… bin ich in
dem Körper eines Monsters gefangen.

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