Endstation
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich rannte den breiten Saal des Hauptbahnhofes entlang in Richtung der Bahnsteige. Mein verdammter Bus hat sich mal wieder verspätet. Zum Glück hatte ich das Ticket für den scheiß Zug im Internet bestellt, ansonsten hätte ich jetzt wieder an der Fahrkartenverkaufsstelle ewig lange gewartet.
Ich bin von Natur aus ein hektischer Mensch. Immer muss alles schnell gehen, sonst werde ich giftig. Selbst meine Freundin hat mich wegen meiner Art verlassen. Freunde habe ich wenige. Ich brauche auch ehrlich gesagt Keine. Reine Zeitverschwendung. Manchmal fühlt man sich ohne Mitmenschen schon einsam, aber nach und nach wird das einem egal. Einfach nur scheißegal.
Aber nun muss ich mich auf meine Karriere konzentrieren. Und deswegen muss ich diesen beschissenen Zug erreichen. Rennend passierte ich die Wartehalle. Links und rechts von mir lauerten kleine Geschäfte auf Kunden. Bunte Reklametafeln warben für tolles Essen. Mein Bauch meldete sich sofort aber für sowas hatte ich jetzt keine Zeit.
Grummelnd schob ich mich an einer Mutter mit ihrem Kind vorbei. Endlich erreichte ich die Bahngleise. Eine große Tafel mit der Aufschrift „Linie 87“ verriet mir das ich richtig bin. Ein grauer Zug, mit offenen Türen, wartete auf Passagiere. Lächelnd stieg ich ein. Ich war ziemlich froh meinen Zug noch erreicht zu haben. Es wäre ziemlich peinlich gewesen, wenn ich zu meinem Geschäftsmeeting zu spät gekommen wäre. Einen guten Geschäftsmann macht die Pünktlichkeit aus. Meine Kunden teilen meine Meinung. Mein Gehalt auch.
Ich setzte mich auf einen leeren Sitz. In meinem Waggon saß noch zwei weitere Passagiere: ein Mann, vielleicht so um die 50, außerdem noch eine junge Frau, die mit ihrem Smartphone beschäftigt war.
Mit einem Ruck setzte sich der Zug in Bewegung, raus aus dem Hauptbahnhof.
Die grüne Landschaft zog an mir vorbei. Der Zug fuhr über bunte Wiesen und romantische Laubwälder. Ich habe nicht viele schöne Momente in meinem Leben und Zeit für mich nehme ich mir aus Prinzip nicht. Doch in solchen Momenten fühle ich mich einfach nur frei. Die Natur beruhigt mich.
Ich rutschte weiter in meinen Sitz hinein und lauschte den typischen Schienengeräuschen. Da mein Zielort sowieso Endstation war, gönnte ich mir ein kurzes Nickerchen.
Die kratzige Stimme des Fahrkartenkontrolleurs riss mich aus dem Schlaf. Genervt zog ich die Fahrkarte aus meiner Hosentasche und hielt sie dem Alten vor die Nase. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er mir, dass alles okay war. Danach schloss ich wieder meine Augen und kehrte ins Traumland zurück. Zu einem Meeting kommt man am besten fit und ausgeruht. Mit diesem Gedanke schlief ich erneut ein.
Erneut weckte mich eine Stimme. Doch diesmal kam sie aus den Lautsprechern die an der Decke des Waggons hingen. „Endstation Linie 87“, kratzte es aus den Lautsprechern, „bitte verlassen sie nun den Zug.“ Mit einem tiefen Seufzer erhob ich mich von meinem Sitz und durchquerte den Waggon in Richtung Ausgangstür. Der ältere Herr und die Frau sind anscheinend schon ein paar Stationen vorher ausgestiegen.
Ich verließ den Zug und eine kühle Luft stieß mir entgegen. Ziemlich kühl für Juli. Ich schaute mich um und nahm zur Kenntnis, dass keine einzige Menschenseele zwischen den Bahnsteigen wartete. Ich erschrak als ich mitbekam, dass es schon zwei Uhr morgens war. Die große Uhr über dem Eingang zum Warteraum schien mich auszulachen. Ich hatte mein Meeting verpasst!
Zur Bestätigung kramte ich mein Smartphone aus meiner Jackentasche. Zwei Uhr morgens. Ich hätte auch nichts anderes erwartet. Scheiß Zug, verdammt! Kurz dachte ich darüber nach meinen Kunden anzurufen, aber ein kurzer Blick auf den Bildschirm meines Smartphones verriet mir, dass ich hier kein Netz hatte. Scheiße! Wieso ist hier kein Netz?
Wütend stampfte ich in den Warteraum um mir eine Rückfahrkarte zu kaufen. Mich beschlich plötzlich ein ungutes Gefühl. So etwas spürte ich noch nie. Als wenn etwas schlimmes bevor steht. Was zum Teufel ist hier los? Irgendetwas stimmt hier nicht! Dann begriff ich es. Dieser Warteraum in dem ich stand war menschenleer.
Ich bin schon in vielen Bahnhöfen gewesen, aber einen leeren Warteraum gab es noch nie. Auch wenn es mitten in der Nacht war…
Ich erspähte das Fahrkartenverkaufshäuschen und ging darauf zu. Meine Schritte hallten auf dem gefliesten Boden durch den Raum.
Ich erreichte das Häuschen, doch es saß niemand darin. Auf dem Tresen stand eine kleine Glocke. „Bitte Klingeln“ stand in Großbuchstaben auf der Glocke. Irgendetwas stimmt hier nicht. Dieser Gedanke huschte mir immer noch durch den Kopf. Ich brauche aber eine Fahrkarte. Ich klingelte einmal. Im hinteren Bereich des Häuschens regte sich etwas. Schritte ertönten. Im Zwielicht erkannte ich Umrisse einer Person die immer näher kam.
Ein alter Mann lächelte mir entgegen. Er hatte graues, zerzaustes Haar sowie gelbe Zähne. Er trug ein zerfleddertes Polo-Hemd. Sehr ungepflegt für einen Bahnangestellten. Wieder durchfuhr mich dieses ungute Gefühl.
„Ahahaha, mal wieder jemand auf der Linie 87“, krächzte der Alte, „wie kann ich ihnen helfen?“
Wieder dieses scheiß Gefühl. Was verdammt ist hier los?
„Ich hätte gerne eine Fahrkarte zurück nach…“
„AHAHAHAHAHAHAHAHAHA, eine Fahrkarte wollen Sie?“
Erschrocken nickte ich.
„Wissen sie nicht wo sie hier sind?“
Mich beschlich wieder dieses Gefühl. Dieses Gefühl, was sagte: ‚Verlasse diesen Ort‘. Doch ich konnte nicht. Etwas in meinem Inneren befahl mir hier zu bleiben.
Als Antwort auf seine Frage schüttelte ich meinen Kopf.
„AHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA, HIER IST ENDSTATION MEIN FREUND“
„Sagen Sie mir doch einfach wo ich hier bin!“
Sein Lachen hörte nicht auf und aus seinem Gesicht wurde eine Fratze. Eine verstörende, hässliche Fratze. Die Augen des Alten wurden komplett weiß, seine Zähne waren plötzlich spitz. Und sein Lachen…dieses verdammte Lachen wandelte sich plötzlich in ein Schreien um.
Ich ging vor Entsetzen ein paar Schritte von diesem Ding weg. Im Augenwinkel sah ich die Ausgangstür der Wartehalle. Ich drehte mich um und wollte zur Tür rennen, doch das Ding erkannte meinen Plan. Es sprang aus dem Fahrkartenhäuschen auf mich zu. Die Arme und Beine des ehemals alten Mannes waren jetzt lange, unförmige Schenkel, an denen lange Krallen prangten.
Ich stolperte vor Entsetzen und fing an mit Weinen. Das Ding hockte sich vor mir hin. Es öffnete seinen Mund um mir nochmals seine spitzen Zähne zu präsentieren. Aus seinem Maul erklang ein Röcheln.
„Bitte lass mich! Ich habe doch überhaupt nichts getan“, flennte ich. Gelber Rotz floss aus meiner Nase. Seine Fratze signalisierte mir, dass es vorbei war.
Das Ding legte seine Kralle an meinen Hals und drückte zu. Mir wurde schwindelig. Das Letzte was ich wahrnahm war das Krächzen des Dings, dass mir zuflüsterte:
„Hier ist Endstation“
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Diese Geschichte ist frei erfunden und soll den Lesern keinesfalls den Spaß am Bahnfahren rauben.
Mfg
Gipfelstürmer