ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Langsam stand ich auf. Die Welt um mich herum erschien so
surreal, so zerbrochen… Die Flammen blieben als ein kleines Licht im
Morgengrauen zurück. Trümmer lagen vollkommen verkohlt, bildeten Haufen, die
vom Wind davongetragen wurden. Alles war schwarz. Schwarz
und zerstört, genau wie meine Seele. Kaum hatte ich einige Schritte von dem
verbrannten Gebäude getan, brach ich zusammen. Mit meinen Fingernägeln krallte
ich mich mühsam an das tote, verkohlte Gras. Meine Flügel waren
eingeklappt und wirkten schwerer auf meinem Rücken, als sonst. Sie erdrückten
mich…
Blut floss erneut in Strömen meinem Gesicht hinunter,
während ich versucht war, mich wieder aufzurichten. Doch mit jedem Mal sank ich
erneut zu Boden. Durch das dickflüssige Blut in meinen Augen blickte ich
verschwommen auf meine Hand. Noch immer klebte „Sever“ auf meiner
engelsgleichen Haut. Die Erinnerung an ihn ließ mich innerlich zusammenzucken.
Es war, als würde man mir ein verdammtes Brenneisen ins Herz rammen und damit
nicht genug, die Stiche immer und immer wieder wiederholen, bis mein Herz zu
bluten anfing und das Fleisch langsam, Stück für Stück von einem Schwarz
umgeben wurde, dass selbst die Farbe meiner Flügel übertraf. Weinend lag ich
auf dem Boden. Meine eine Hand auf meine Brust gepresst, begann ich mich
unwillkürlich an jene Zeit zu erinnern, zu der ich auf ihn, meinen Geliebten,
zum ersten Mal traf…
„Elina…“, mein Herr würdigte mich eines hasserfüllten Blickes,
während ich vor ihm niederkniete. Meine weißen, reinen Flügel waren schützend
um mich herum zusammengefaltet. Als wussten sie, was nun folgen würde. „Du hast
einen deiner Freunde, den Engel getötet. Ist dir denn im Geringsten bewusst,
was für Konsequenzen dies für dich nachziehen wird?“ Langsam hob ich meinen
Kopf zu meinem Herrn hoch, eine goldene Strähne meiner Haare fiel mir ins
Gesicht, während ich nur zögerlich eine Antwort von mir gab: „Es… es tut mir leid,
Herr… Aber… Ferenz hatte mich um den Verstand gebracht… Und in der Nähe war nun
mal dieser Sperr und…“ Ich schluckte. Ihn daran zu erinnern, wie ich meinen
Freund hingerichtet hatte, würde es nur noch schlimmer machen. Das rote Blut,
das seinen weißer Anzug samt seinen Flügeln bedeckt hatte und der aufgespießte
Kopf, die Spitze des Sperrs, welche sich durch den Schädel gebohrt hatte und eine blutige, zermatschte rosa Masse im Inneren seines Kopfes hinterlassen hatte, deuten regelrecht darauf hin, dass mich die schlimmste
aller Strafen erwartete. Mein Herr beugte sich zu mir vor und sagte mit einer
finsteren Stimme, so eine, wie ich sie noch nie zuvor bei ihm gehört hatte:
„Enterbt ihr des Engles Pflichten, von nun an wird sie dem Teufel dienen.“
Urplötzlich kamen zwei Wärter des Herrn herbeigeeilt und zerrten mich mit sich.
Vor der Schlucht, die in die Unterwelt führte, blieben wir
stehen. Meine Hände waren mit Handschellen gefesselt, sodass ich nicht die
Möglichkeit hatte, mich zu befreien und fortzulaufen, aber diese Möglichkeit
hatte ich schon längst abgesehen. Mir war von nun an bewusst, dass ich nicht
länger der Gehilfe Gottes sein wollte und konnte. Nein, von nun an war ich der
Sklave des Teufels. Mit einem Ruck hatten die Wächter mir meine schönen, weißen
Flügel entrissen, die so seidenweich auf meiner Haut gewirkt hatten und stießen
mich hinunter in die tiefe, schwarze Schlucht. Während ich fiel spürte ich, wie
mein Körper anfing, sich zu verändern. Meine schönen, glänzenden Zähne wurden zu
rauen Reißzähnen, meiner Haut wich jeglicher Farbe und sie verwandelte sich in ein
totes, kaltes Blass. Auf meinem Rücken wuchsen, nein stachen, neue Flügel
hervor. Die Schmerzen, die ich zu diesem Zeitpunkt verspürt hatte, waren
unbeschreiblich gewesen. Es fühlte sich an, als stünde mein Rücken in Flammen.
Nicht zuletzt veränderten sich auch meine goldenen, lockigen Haare in ein
tristes Schwarz, das sie leblos an meinem Körper hängen ließ. Mit einem dumpfen
Knall landete ich mit meinem Gesicht frontal auf einem kalten, gekachelten
Boden. Blut floss aus meiner Nase und bildete kleine, rote Pfützen auf den
Boden. „Na, wer bist du denn?“, vernahm ich eine tiefe, verzerrte Stimme
unmittelbar in meiner Nähe. Meine Augen weiteten sich, als ich ihm in seine leuchtend roten Augen
blickte. „Du musst der Teufel sein…“, flüsterte ich kaum hörbar, leise und
verharrte bei seinem Anblick. Er war vollkommen anderes, als uns Engel immer
weisgemacht worden war. Er hatte nicht diese sagenumwobenen Hörner auf dem Kopf
oder besaß Ziegenhufen samt Schwanz, im Gegenteil: Er war ein vollkommenes
Abbild der Schönheit. Seine bleiche Haut glich beinahe der meinen und sein
schwarzes, zu einem Scheitel gekämmtes Haar, glich dem meinem.
Er lächelte nun leicht und beugte sich zu mir vor: „Genau
genommen ist mein Name Sever. Und du bist…?“ „Elina,“ antwortete ich strahlend.
Kurz darauf reichte er mir die Hand und half mir beim Aufstehen. „Es freut mich
dich kennenzulernen, Elina.“ Sein Lächeln wurde nun breiter und mir wurde sofort
warm ums Herz. Ich wusste nicht, wieso oder woher, aber auf einmal war mir klar,
dass ich Sever, obwohl ich ihn erst seit kurzem kennengelernt hatte, vertrauen
konnte und zugleich entwickelte ich ein seltsames Gefühl in meinem Inneren, so
als ob mein Herz jeden Moment explodieren würde…
Seit ich mich Sever angeschlossen hatte, hatte ich mich
stets darum bemüht, Alles von ihm zu lernen, was er mir erzählte und
beibrachte. Solange er an meiner Seite war, fühlte ich mich glücklich,
glücklicher als ich es als Engel gewesen war, doch irgendwann kam der
Zeitpunkt, an dem er mich verließ, dies jedoch ohne ersichtlichen Grund.
„Elina, ich muss für einige Tage verreisen“, hatte er mit einem seltsam
freudigen Klang in seiner Stimme verkündigt. „Aber ich werde bald zurück sein
und bis dahin wird Damon auf dich Acht geben und dir alles andere lehren, was
ich dich noch nicht gelehrt habe.“ Trauer breitete sich aus unerklärlichen
Gründen in meinem Körper aus, es fühlte sich so an, als würde mein Herz
zerspringen… Dieser Schmerz, der mich für einen Moment daran hinderte, einen
klaren Gedanken zu fassen und weiterzusprechen, vergeudete mir die Chance, ihn
noch aufzuhalten, bevor die große, schwarze Tür ins Schloss fiel. Was war nur
mit mir los gewesen? Warum waren meine Gefühle und Gedanken nur so
durcheinander? „Weil du in ihn verknallt bist“, vernahm ich eine junge Stimme
neben mir. Damon. Er war der Sohn Severs gewesen und ein Quälgeist noch dazu.
Gerade, wenn ich die Macht der dunklen Künste erlernen wollte und dabei Sachen
falsch machte, meckerte er mich immerzu wegen meinen Fehlern an und vermittelte
mir das Gefühl, ich wäre nutzlos hinsichtlich als Gefolge des Teufels. Aber da
irrte er sich. Für Sever würde ich nahezu alles tun. Selbst töten.
Ich ignorierte Damon und begab mich in Richtung der großen,
schweren Holztür. „Was hast du vor, Elina?!“, brüllte er mir nach. „Der Meister
sagte, wir dürfen seinen Standort nicht verlassen. Außerdem bist du noch nicht
erfahren genug, um in das Reich der Menschen einzudringen!“ Lächelnd drehte ich
mich zu meinem Kollegen um. „Das Reich der Menschen, dort ist er also, ja?“,
wiederholte ich und entfachte meine schwarzen, blutigen Federflügel. Damon
sagte kein weiteres Wort, stattdessen beobachtete ich, wie seine bleiche Haut
dahin schmolz und sich seine andere wahre
Gestalt zeigte: Dark Soul. Meinem Lächeln wich einem Grinsen. Dark Soul
mag zwar sehr stark sein, doch in der Luft konnte er mir nichts anhaben. So
stieg ich empor und hinterließ einen blutigen Schleier aus Blut, während ich,
fröhlich lachend über meinen Sieg, durch eines der offenen Fenster flog und eine
wütende, von Hass zerfressene Seele zurückließ. Das tiefe Knurren, das
womöglich aus seiner Brust kam, hallte noch nach mehreren Kilometern Entfernung
in meinen Ohren nach.
Mit meinen glühend roten Augen suchte ich die mir fremde
Gegend ab. Das muss das Reich der Menschen sein, dachte ich. All die Häuser, an
denen ich vorbei flog, wirkten gewöhnlich und vom Baustil eher modern, als unser
Standort oder der des Herrn über uns. Plötzlich vernahm ich einen klaren,
schwarzen Punkt unter mir. Das musste Sever sein! Am liebsten wäre ich sofort
zu ihm hingeflogen und hätte ihn gebeten, kehrtzumachen und zu uns
zurückzukommen. Zu mir und Damon, doch durfte ich nicht vergessen, wo ich mich
befand und dass die Menschen mich sonst erkennen würden… Jedoch fiel mir ein, dass
mir Sever mal erklärt hatte, dass unsere Gestalt sich automatisch der der
Menschen anpasste, sobald wir uns in ihrer Nähe befanden. Ich zögerte nicht
lange und landete unbemerkt hinter einem Baum in einem Park, wo sich sowieso
nicht allzu viele Menschen befanden, zumindest nicht in der späten Nacht.
Meine Flügel waren verschwunden und auch mein Aussehen ähnelte
nun mehr einem Menschen. Plötzlich hörte ich Schritte. Mit jedem Mal wurden sie
immer schneller. Instinktiv versteckte ich mich hinter dem Baum, als ich sah,
wer geradewegs an mir vorbeigelaufen war. Es war niemand anderes als der
Teufel, den ich insgeheim anhimmelte. Sein Aussehen hatte sich kaum
geändert, nur das seine sonst so bedrohlich wirkenden, roten Augen einem natürlichen
Smaragdgrün wichen, was ihm irgendwie besser stand, als die Anderen. Aufmerksam
lauschte ich seinen Worten, während er in einer schönen und sanften Stimme
sprach: „Wie geht es dir, meine liebe Rebecca? Und was ist mit dem Baby?“ Mir
stockte der Atem. Baby? Welches Baby? Hieß es etwa das er und diese Rebecca…? Ein
erschöpftes und zugleich schmerzvolles Stöhnen kam von der Frau aus. Es dauerte
eine Weile, bis sie weitersprach. Ihre Stimme klang rau und überhaupt nicht
gesund, so als ob ihr jedes einzelne Wort, das sie sagte, viel Anstrengung
kostete: „Liebling, das Baby, es… raubt mir in letzter Zeit so viel Kraft… Es
ist so anstrengt, das zu tun, was ich möchte. Treppenlaufen fiel mir früher
leicht, doch jetzt, wo es immer weiter wächst, habe ich das Gefühl, dass es
immer mehr meiner Lebenskraft entzieht… Es klingt komisch und vielleicht hältst
du mich für verrückt, wenn ich dir das sage, aber… Ich habe so langsam das
Gefühl, als wäre dieses Kind kein Mensch, das in meinem Leib heranwächst…“
Nun wagte ich es, meinen Kopf vom dem Baum herausschauen zu lassen,
um das Handeln der Beiden genauer beobachten zu können. Behutsam legte Sever
eine Hand auf den gewölbten Bauch der Frau und flüsterte leise, aber für meine
Ohren laut genug: „Meine liebe Rebecca, mach dir keine Sorgen. Ich werde immer
bei dir sein, ich liebe dich, das weißt du auch und du sollst dich freuen, du
und dein Mann, ihr werdet eine kleine Tochter bekommen, das hast du dir doch
immer gewünscht, nicht wahr? Eine kleine Tochter, der du die Haare kämmen
kannst oder ihr schöne Puppen zum Geburtstag kaufen kannst oder prachtvolle
Kleider, die sie wie eine Prinzessin aussehen lassen…“ „Schon,“ unterbrach sie
ihn mit brüchiger Stimme. Durch das Kratzen in ihrer Stimme war es schwer zu
deuten, ob sie nun kurz davor war zu weinen oder ob es wieder mal die
Erschöpfung gewesen war. „Aber der Einzige, den ich liebe, bist du Sever. Ich
will mit dir gemeinsam unser Kind
großziehen.“ Sever lächelte, ehe er sie innig küsste. Dieser Kuss hatte mir den
Rest gegeben und ich sank hörbar zu Boden. „Hast du das gehört?“, fragte seine
Geliebte nun, sodass er kurz darauf hinüber zum Baum ging und nachschaute, doch
ich war schon längst nicht mehr dort, sondern beobachtete das ganze Szenario
von der Ferne. Meine dämonischen Flügel hielten mich nur schwer in der Luft,
während ich weinend davonflog. Aber ich flog nicht zurück, nein. Ich flog
irgendwo anderes hin. In eine andere Stadt und lebte dort unter den Menschen. Er
brauchte mich nicht mehr und ich brauchte ihn nicht mehr. Sollte er doch mit
seiner kleinen Familie glücklich werden! Die Jahre vergingen und ich hatte
lange Zeit nichts mehr von Sever oder Damon gehört. Bis ich eines Abends die
Straßen entlang lief und mich ein fremder nach Alkohol riechender Mann plötzlich
angrabschte…
Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass das Gras
nach Blut roch. Ich musste mich in den Schlaf geweint haben… Die Flüssigkeit,
die von meinem geliebten Sever übriggeblieben war, war nun auch nicht mehr auf
meiner Hand zu sehen. Er war nun vollkommen aus meinem Leben verschwunden… Ein
stechender Schmerz setzte erneut in meiner Brustgegend ein, als ich mich nun
aufrichtete. Gerade, als ich gehen wollte, hörte ich eine seltsam verzerrte
Stimme hinter mir, die der von meinem Teufel sehr ähnlich war: „Tut weh, die
Wahrheit zu erfahren, nicht wahr?“
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