ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Toleranz zählt zu den wichtigsten Sachen auf unserem Planeten.“, krächzte die bucklige, uralte Witwe, deren zittrige, dürre Finger den Griff einer Öllaterne fest umschlossen. Ihr graues Gesicht mit den gelben, krummen Zähnen wies ein breites Grinsen auf. Die leeren, blinden Augen bewegten sich in unabhängige Richtungen. Erde und Insekten lagen in dem verfilzten, braunen Haar. Die Schritte ihrer kleinen Füße waren kaum hörbar, einzig das Knarren der hellbraunen Dielen, welche durch den Schein der Laterne orange reflektierten, verriet ihre Position. Neben dem modrigen Gestank des Todes: „Ich bin ein altes Mütterchen. Spielt keine Spiele, kommt aus eurem Versteck.“
Sophias Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Blase war prall gefüllt mit Urin vor Furcht. Sie hockte hinter einem kleineren Schrank und klammerte sich an die Hoffnung, die Alte würde hier nicht nachsehen. Zwei Stunden hatte das Mädchen nun schon nichts von Felix gehört. Felix, ihr Freund, war interessiert an Mythen und Legenden. Als er vernommen hatte, dass die alte Miss Rady zurückkehren soll, sobald man einen Spaten in das Familiengrab der längst vergessenen Familie stößt, gab es für ihn kein Halten mehr. Doch nichts geschah. Jetzt war Sophia mitten in der Nacht in Miss Radys Wohnzimmer aufgewacht, während die Hausherrin, der bewusst war, wie man ihr die Rückkehr ermöglicht hatte, die Gänge nach den Ruhestörern absuchte. Sophia strich sich durch das blonde Haar, versuchte, ihre Angst herunterzuschlucken. Der Fakt, Miss Rady sei nur eine alte Dame, war falsch. Felix hatte ihr im Zuge ihrer leichtsinnigen Erkundungstour eine gefundene Gabel in den Hals gerammt – die Verletzungen verschwanden zeitgleich ihres Auftretens, die Gabel fiel zu Boden. Dies war auch der Moment, in dem sich die Wege der beiden getrennt hatten. Mangels Alternativen hatte sich Sophia ungeachtet Felix ins Schlafzimmer gerettet. Ihre Waden schmerzten und schrien nach Entlastung, genau wie ihre Blase. Doch sie musste gehockt bleiben.
„Ich glaube das einfach nicht. So ein stures, dummes Ding. Zu meiner Zeit hätte man Individuen wie dich übers Knie gelegt oder einbeinig vor die Tür befohlen.“ Miss Rady musste eine leidenschaftliche Lehrerin gewesen sein. Im Badezimmer klapperte es verdächtig. Mit langsamen Schritten trat sie auf den Knauf zu, umfasste das blätternde Gold und drehte, bis die Tür aufging. Der Junge versuchte sich geradewegs aus dem Staub zu machen, durch das Fenster in die Nacht. Sie packte ihn bei der Schulter, riss ihn herum. „Egoistischer Bock, man lässt keine Kameraden im Stich. Teamgeist nennt sich das.“
Sophia stiegen Tränen ins Gesicht. Es polterte nebenan furchterregend, als fände ein grausamer Kampf statt. Felix verzweifelte Schreie erklangen. „Halt still!“, beschwerte sich Miss Rady. „Oh Gott!“ wimmerte ihr Opfer. Etwas wird aus ihm herausgerissen, dachte Sophia. So hörte es sich an. Untenrum wurde es warm. Ihr Urin floss, doch hielt sie ihn, auch wenn es schmerzte, mit aller Kraft weiter in Zaum. Dann bewegte sich der Türknauf des Schlafzimmers. „Hier stinkt es. Aber nicht nach modrigem Holz. Eher…puh…Urin?“ Kalter Schweiß lief Sophia die Stirn hinunter, als das Licht der quietschenden Laterne beinahe ihren Schattenraum flutete. Miss Rady hustete, Erde bröckelte aus ihren Lungen leise auf den Boden. Dann kamen ihre Schritte näher an Sophias Schrank heran.
Ihre Blase schmerzte höllisch. Etwas Glitschiges berührte ihre Haare, nachdem Miss Rady etwas über den Schrank gehangen hatte, um agiler suchen zu können. Sie blickte reflexartig zu dem Stück Darm. „Ah!“, entfuhr es Sophia. Sie presste sich sofort die Hand vor den Mund. Doch Miss Rady war nicht dumm. Der Schrank kippte, sie spürte die kalten Hände selbst unter ihrem Strickpullover, wurde herumgeschleudert und blickte Miss Rady direkt ins Gesicht. „Sei frei“, sprach Selbige und positionierte einen Fuß auf Sophias Unterkörper. Unter quälendem Schmerz wurde der restliche Urin hervorgepresst. „Ich brauche dich leer, Süße.“
„Eine Tragödie“, berichtete Detektiv Kashey den Fernsehreportern. „Zwei Leichen in offenen Erdlöchern. Beide Geschlechter waren vertreten. Dem Jungen fehlte der Darm, dem Mädchen fehlten die Waden, die Brüste und Teile des Gesäßes. Nach näheren Untersuchungen im Rady-Manor fand man alles auf einem reich gedeckten Tisch. Die Kerze dort war nach ersten Aussagen von Officer Warren Spacelab frisch erloschen.“