ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Es erscheint mir etwas furchteinflößend. Das ist alles“, sagte er, trank seinen Tee aus, nahm seine Jacke und seinen Schal und verschwand.
Verdutzt starrte ich dem Mann mit dem roten Schal nach, der gerade wie aus dem Nichts angefangen hatte zu sprechen. Der Barkeeper klopfte auf den Tisch. „Mach dir keine Sorgen um den, der ist schon seit 9 da und redet deshalb wahrscheinlich wirres Zeug.“
Ich drehte meinen Kopf wieder zur Theke, ich hatte den Barkeeper bis jetzt gar nicht registriert.
„Wer ist der Mann?“, fragte ich, um zumindest den Versuch zu starten, ein Gespräch aufzubauen.
„Ach, nur ein armer Schlucker, der von seiner Frau verlassen wurde und seine letzten Tage im Alkohol ertränkt.“
Ich legte meinen Kopf zur Seite. „Muss schwer sein, sein Leben lang etwas aufzubauen und dann alles auf einen Schlag zu verlieren.“
„Furchteinflößend“, murmelte der Barkeeper beschwichtigend.
Ich zahlte meinen letzten Drink und verließ die Bar. Es war schon sehr spät und in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen und so entschied ich mich, einen kleinen Spaziergang zu machen und mich danach schließlich hinzulegen. Ich bog die erste Straße ab und erlaubte mir einen kleinen Umweg nach Hause über den örtlichen Park. Die Junkies, die sich normalerweise nachts darin rumtrieben, mögen sich inzwischen bestimmt ins Koma gespritzt haben und so sah ich keinerlei Gefahr diesen Weg einzuschlagen.
Der Park war, wie erwartet, friedlich. Keine Menschenseele war unterwegs und das einzige Geräusch, das mich begleitete, waren meine Schuhe, die durch die platschenden Pfützen traten. Die Tage zuvor hatte es stark geregnet und es war ein Wunder, dass das Wasser bereits so stark eingezogen bzw. verdunstet war. Ich schritt weiter, zügig den gepflasterten Weg entlang, auch da es durch den stärker werdenden Wind immer kälter wurde, aber vor allem, weil mich die Müdigkeit langsam durchzog. Doch auf einmal stockte ich. Ich weiß nicht, ob es mich augenblicklich festhielt, aber meine Beine entschieden sich plötzlich entgegen meines Geistes, mich auch nur einen Schritt weiter zu tragen. Als ich so dastand und eine gewisse Verwirrung in mir spürte, fielen mir plötzlich zwei Dinge auf: Erstens, im Park war es nicht nur friedlich und ruhig, es war nicht ein einziger Laut zu hören. Kein Tier, dass durch die Bäume oder die Büsche raschelt, kein Fernseher, der aus den Nachbarhäusern dröhnte. Gar nichts. Es war.. furchteinflößend.
Die zweite Sache, die mir auffiel war buchstäblich direkt vor mir. Zuerst konnte ich es nicht richtig erkennen, denn der Weg durch den Park war nur sehr schwach beleuchtet und zwischen den Laternen konnte ich nicht mehr als Schemen wahrnehmen. Aber als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, musste ich heftig schlucken, während sich der Gegenstand vor mir manifestierte. Es war eine Hand, die aus den Boden herausragte.
Als diese Erkenntnis mein durch Alkohol betäubtes Gehirn erst einmal richtig begriffen hatte, stieß ich einen Schrei aus und ich spürte etwas Gallenflüssigkeit meinen Hals hoch kriechen. Ich schluckte erneut und unterdrückte meinen Würgereiz damit, um mich anschließend hinzuknien und die Hand besser begutachten zu können. Ich würde jeden Moment darauf die Polizei rufen, so versicherte ich mir, sobald ich nur ausreichend festgestellt hatte, dass dies kein morbider Scherz sei. Ich nahm all meinen Mut zusammen und tippte die Hand leicht mit den Fingerspitzen an. Schlagartig zog sie sich zusammen, begann zu zappeln. Überrascht fiel ich mit meinem Oberkörper zurück.
Ich keuchte schnell und ich musste mich zwingen, mich zu beruhigen und vorzubeugen, um schnellstens Hilfe zu rufen, als mir klar wurde: Es ging nicht. Es mag komisch klingen, doch der gepflasterte Weg auf dem ich gerade noch so fest stand, schien sich innerhalb weniger Momente in ein Art Gemisch aus Kleber und Treibsand verwandelt zu haben. Panisch versuchte ich mich zu befreien- aber es ging nicht, ich sank nur noch schneller und tiefer in die seltsame betonartige Masse.
„Hilfe!“, kreischte ich, aber niemand schien mich zu hören, es war als wäre ich in einer schalldichten, unsichtbaren Blase gefangen, „Warum hilft mir denn niemand?“
Auf einmal, bekam die Realität einen Riss. Es fällt mir kein besserer Begriff ein, um es zu beschreiben, aber kam der Alltag euch schon einmal so alltäglich vor, dass ihr wusstet, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmen konnte und die Tatsache, dass ihr nicht wusstet was, euch einen Schauer über den Rücken gejagt hat? Es war nicht der Umstand, dass alles um mich gespenstisch ruhig war, dass keiner der Nachbarn auf mein Rufen reagierte, obwohl Lichter in den einzelnen Wohnungen brannte und nicht einmal, dass ich in einer grauen Masse von zuvor fest wirkenden Pflastersteinen in die Tiefe gezogen wurde. Diese Situation war bestimmt nicht alltäglich, doch etwas Bestimmtes, was sich nicht beschreiben lässt, brachte mir augenblicklich solch eine Todesangst, dass ich jenen Schauer verspürte. Mehr noch, es war wie viele kleine Ameisen, die sich in meinen Körper bohrten und ihn invadierten. Es fühlte sich beinahe wie Zähne an, die sich durch mein Fleisch drückten und als ich an mir runter sah, konnte ich tatsächlich sehen, was mir dieses Gefühl schließlich bereitete.
Man sagt, der Mensch kann nur drei Dimensionen wahrnehmen, obwohl mehrere bereits rechnerisch nachgewiesen werden konnten. Es ist dasselbe Phänomen vom Wurm, der einen Apfel umkreist und bei jeder davon ausgeht, er sähe einen anderen Apfel, weil er kein dreidimensionales Denken besitzt. Und genauso nehmen wir Menschen auch manches nicht wahr, das sich neben unserem Dasein abspielt.
In diesem speziellen Fall, war dieses „Etwas“ ein riesiges Maul, dass sich aufgetan hatte und mich alles verschlingend zu sich in die Tiefe zog, während seine Zähne meine Knochen und die des Mädchens zermalmten, dessen Hand zuvor noch aus den Boden geragt hatte. Erneut wollte ich schreien, doch das Maul zerfetzte meinen Hals bevor ich dazu überhaupt in der Lage war.
Die Welt um mich herum wurde langsam schwarz und das letzte, was ich sehen konnte, war ein roter Punkt, der sich mir aus der Weite langsam und torkelnd näherte.
() 00:55, 14. Jan. 2018 (UTC)