ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Nun komm schon Jasper, wir müssen raus aufs Feld! “, rief mein Bruder, Jonathan die Treppe herauf, was mich auf träge Weise erwachen ließ. Kurz darauf erhob ich mich aus dem Bett, lies Trägheit zur Hast werden und ich richtete mich auf tollpatschige Weise für den Tag.
„Na los, wir sind spät dran, die Kolben ernten sich schließlich nicht von selbst!.“ Jonathan sah mich vorwurfsvoll an, während ich an ihm vorbei zum Frühstückstisch huschte, mir eine Scheibe Brot in den Mund steckte, meine Schiebermütze aufsetzte und mich mit ihm hinaus ins grelle Tageslicht begab, bereit zur Arbeit auf dem Maisfeld.
Dass der heutige Tag unser aller Leben für immer verändern sollte, wussten wir da an noch nicht. Doch dazu später mehr.
Mein Bruder und ich lebten auf einer kleinen Farm, in einer sehr ländliche Gegend im Westen von Ohio. Wir lebten größtenteils von den Erträgen, die uns die Maiskolben-Ernte einbrachte. Dem idealen Klima hier hatten wir jährlich eine stattliche Ernte zu verdanken, darüber waren wir sehr froh und dankten Gott. Als Kinder spielten wir oft Verstecken im Maisfeld, es war für uns wie ein Labyrinth. Damals waren wir noch drei Brüder gewesen. Jimmy starb leider an einer Lungenkrankheit, er wurde keine acht Jahre alt. Wenig später starb unsere Mutter an Krebs. Das ganze liegt inzwischen sieben Jahre zurück. Es war eine harte Zeit für uns gewesen, doch das Leben ging weiter – musste weitergehen.
Die morgendlichen Sonnenstrahlen erzeugten ein Glitzern auf dem grünen Blattmeer, der großflächigen Plantage. Vater und ich standen im Schuppen, wir bereiteten gerade den Trecker für die Arbeit vor, als Jonathan plötzlich aus dem Feld herausstürmte. Irgendetwas hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Jonathan sagte nur: „Das müsste ihr euch ansehen!“
Wir waren Jonathan gefolgt und betraten eine kahle Stelle, beziehungsweise waren hier die Pflanzen völlig platt zu Boden gedrückt worden, innerhalb der Plantage, was quasi eine kreisrunde Lichtung bildete und uns erst von einem dieser „Kornkreis-Scherze“ ausgehen ließ, die manche Idioten meist künstlich kreierten, um sich einen Spaß daraus zu machen. Dies war jedenfalls, was wir vorerst glaubten – wäre da nicht dieser große, schwarze Stein gewesen, der dort aus dem Boden ragte.
Es war eine Art Monolith gewesen, der keinem von uns schon jemals zuvor aufgefallen war oder wäre. Die Länge betrug etwa dreifache Menschengröße, die Breite war die eines Obelisk. Auf seiner dunklen, hart glänzenden Oberfläche sahen wir feine Linien umherwandern, in komischen Farben. Der Stein ragte bis tief in die Erde hinein. Wie das Teil überhaupt dort hinkommen konnte, war uns ein absolutes Rätsel, denn nur ein Baufahrzeug wäre dazu in der Lage gewesen, so einen massiven Stein dort platzieren zu können, was mindestens einer von uns hätte mitbekommen müssen. Als Vater den schwarz glänzenden Monolithen sah, bekreuzigte er sich sofort. Keiner von uns wusste, mit der Situation richtig umzugehen.
Ich wollte mir das Teil etwas genauer ansehen, ging somit ein paar Schritte auf den Monolithen zu, doch mit einem ernsten: „Nein, fasse das besser nicht an!“, von Jonathan, ließ ich es doch bleiben. Er sagte, wir wüssten nicht, was dies für ein Objekt sei und dass wir besser die Polizei verständigen sollten, was wir folglich auch taten.
Als nach etwa dreißig Minuten „Alon Carter“ eingetroffen war, ein schwarzer Polizist mittleren Alters, führten wir ihn direkt zum Monolithen. Carter folgte uns und bekam den Monolithen schließlich zu Gesicht, worauf er sich erst mal eine Zigarette anmachte.
Wir hatten, kurz bevor der Officer eintreffen würde, den Entschluss gefasst; statt großartig zu Erklärungsversuchen anzusetzen, sollte er sich am besten ein eigenes Bild von der Sachlage machen. Er fragte uns, ob wir den Monolithen angefasst hätten, was wir verneinten. Dann fragte er noch nach irgendwelchen Ereignissen, Auffälligkeiten oder Streitigkeiten mit diversen Bekannten, die vielleicht an den Vortagen stattgefunden haben konnten oder ob in der Gegend des öfteren Vandalismus zu beklagen wäre. Wir verneinten abermals.
„Wir sind genauso ahnungslos wie Sie.“, gab Jonathan zum Abschluss.
Carter: „Zentrale bitte melden. Carter hier. Könnten sie mal einen Experten hier raus schicken?“
Zentrale: „Was denn für einen Experten? Drücken Sie sich gefälligst etwas genauer aus.“.
Carter: „Sehe ich wie `Mr. Allwissend` aus? Einen Experten für Gesteinskram, ’nen Guru, ’nen Geistlichen, die Nasa, die Kavallerie, irgendjemanden, was weiß ich!“
Carter hing das Funkgerät auf und wand sich wieder uns entgegen. Er erklärte uns: „Ich werde nun zur Zentrale zurückkehren und darüber berichten, was ihr da für einen Klotz in der Plantage stehen habt. Gegebenenfalls wird die Zentrale jemanden vorbei schicken, der Ahnung davon hat und weiß was zu tun ist.“
Carter stieg zurück ins Auto. „Ihr fasst das Teil am besten nicht an.“, sagte er noch, ehe er ums Eck davon fuhr.
Kurz darauf hörten wir einen scheppernden Knall als auch bemerkten wir aufsteigenden Rauch. Es kam aus der Richtung des Polizeiwagens. Sofort rannten wir herüber, um nachzusehen, was geschehen war. Bereits aus der Distanz kam uns ein Schwall an Fluchwörtern entgegengeflogen. „Scheiße verdammt! Fuck!“, gab Carter von sich, dann sahen wir es: Die vordere Schnauze des Polizeiautos erinnerte jetzt nur noch an eine eingedrückte Coladose. Carter war derweil komplett hinter dem offenen Airbag versunken, einzig seine wild um sich schlagenden Unterarme ragten über dem aufgeblähten Polster heraus, um diesen irgendwie entrinnen zu können. Wir halfen ihm schließlich heraus.
„Sind Sie verletzt?“, fragte Vater.
„Nein…“, knurrte Carter und fluchte noch ein letztes Mal.
Ich überlegte mit faltiger Stirn, was gerade nur passiert sein konnte, es wirkte wie ein Autozusammenstoß, allerdings – hier war nichts, was er hätte anfahren können, nur die leere Ausfahrt.
Während die anderen in eine Diskussionsorgie der Schuldzuweisung verfielen, näherte ich mich dem kaputten Vorderteil des Autos. Ich tastete in der Luft herum. Schließlich bemerkte ich es…
Da meine Stimme zuerst nicht durch die Diskussion drang, ließ ich einen lauten Pfiff ab, was alle abrupt still werden wie auch zu mir schauen ließ. Ich schilderte ihnen, was ich vermutete und bat Carter, er solle doch einmal mit seiner Kanone in die Luft schießen. Nach einem widerwilligen Hin und Her tat er es schließlich und schoss in den Himmel. Wir zuckten zusammen, nachdem die Kugel direkt vor unseren Füßen in den Staub traf, was nur bedeuten konnte, dass sie irgendwo abgeprallt sein musste.
Meine Vermutung bestätigte sich – um uns herum musste sich eine Art unsichtbare Wand befinden.
Wir teilten uns auf, gingen alles ab, von Westen nach Süden, zum Osten wie nach Norden. Es war nicht mehr zu leugnen. Überall, ab einer bestimmten Grenze, ertasteten wir eine feste, nicht sichtbare Barriere, was die absolut surreale, erbarmungslose Erkenntnis über uns hereinbrechen ließ: Wir waren unter einer unsichtbaren Kuppel, auf unserer Farm gefangen.
–
„Hier, sieh dir das an.“, ich warf Jonathan ein Magazin hin.
Es befasste sich mit Prä-Astronautik, außerirdischen Zeichen und gab Tipps, wie man sich am besten gegen eine Alien-Invasion vorbereiten würde.
„Dein ernst, Jasp? Alberne Verschwörungstheorien sind nun die Antwort auf alles? Verschone mich bitte damit…“, gab Jonathan desinteressiert von sich.
Weiter meinte er, dass es für die unsichtbare Barriere bestimmt auch eine rationale Erklärung gäbe ebenso vermutete er, es handele sich nur um ein sehr seltenes Wetterphänomen oder dergleichen. Mit einem „Das beste wird sein, wenn wir einfach auf Hilfe warten.“, schloss Jonathan seine Einschätzung ab.
„Ein Wetterphänomen, sagst du?“, ich nahm Jonathan am Unterarm, führte ihn zum Fenster. Dort angekommen, verwies ich auf die Vogelscheuche im Maisfeld, welche Gestern noch mindestens zwanzig Meter weiter östlich im Feld gestanden hatte und ich erkannte an Jonathans Mimik, wie es in seinem Kopf zu rattern begann, denn er selbst war es gewesen, der sie gestern noch dort platziert hatte. Weiter wies ich darauf hin, dass sich die Vogelscheuche eigentlich fast schon außerhalb des Feldes befand plus dass es einen Zusammenhang mit dem Monolithen geben musste. Doch von Jonathan kam darauf nur ein „Es reicht, Jasper! Draußen ist es bereits dunkel, du bildest es dir ein!“, was ihn sichtlich genervt davon stapfen ließ.
Wir hatten fast den ganzen vorherigen Tag, seit dem wir unsere Gefangenschaft akzeptiert als auch fortwährend mit dem unbequemen Ledermantel der grauen Erkenntnis leben mussten, damit verbracht, irgendeinen Kontakt zur Außenwelt herzustellen – sei es Telefonisch, das Internet oder Carters Funkgerät -, doch nichts davon funktionierte mehr, wir waren komplett von der Welt abgeschirmt. Carter boten wir ein Hinterzimmer unseres Farmhauses an, zwecks Übernachtungsmöglichkeit, er war schließlich mit uns hier gefangen. Auch wenn wir unser Farmgelände nicht mehr verlassen konnten, verhungern oder verdursten würden wir nicht, denn zumindest waren für einen längere Zeit noch reichlich unserer Vorräte vorhanden gewesen. Zur Not gab es auch noch die Hühner und den Brunnen, sollten die Wasservorräte zuneige gehen.
Eine Wahl wurde uns ohne hin nicht gelassen. Auch die Zeit würde für uns sicherlich keine Pause einlegen, dies wussten wir nur allzu gut, somit lebten wir einfach weiter, wie bisher.
Wir aßen gerade zu Abend, als Carter uns von den kuriosesten Dingen aus seinem Leben als Cop erzählte. Wir lachten und waren uns sicher gewesen, auch im Nachhinein weiter in Kontakt stehen zu wollen. Nachdem wir das Abendessen beendet hatten, wurde es wieder ernster.
„Freunde, seit drei Tagen bin ich nun schon bei euch und weder zeigt sich eine Spur meiner Kollegen noch kam auch nur eine andere Person in die Nähe des Grundstücks. Für uns scheinen sich die Behörden überhaupt nicht zu interessieren. Das ist doch alles seltsam, findet ihr nicht auch?“, warf Carter in die Runde. Ich wollte gerade schon zu einer Antwort ansetzen, da bemerkte ich einen seltsamen Muskelzug oder viel mehr komischen Schatten in Vaters Gesicht, aus dem ein Blick entsprang, der etwas künstliches, steriles an sich hatte. Als ich etwas genauer hinsah, schielte plötzlich ein stechend gelbes Augen zu mir herüber, mit schmaler Pupille, es erinnerte an eine Klapperschlange, – bei dem Anblick flog ich direkt vom Stuhl herunter.
„Was ist denn in dich gefahren, Jasper?“, fragte Jonathan.
„Gar nichts.“, antwortete ich und fing mich wieder, denn von der zuvor schrecklichen Pupille blieb jetzt nur noch Vaters normaler, besorgter Ausdruck übrig und ich wunderte mich nur.
–
Fast zwei Wochen waren es nun schon her, seitdem wir hinter der Barriere festsaßen. An unserer Situation hatte sich leider noch immer nichts zum besseren gewendet. Immer noch gab es kein einziges Anzeichen der Behörden, denen zumindest das Verschwinden von Carter in irgendeiner Weise längst hätte auffallen müssen, er war schließlich als Cop unterwegs und verschwand mitten im Dienst. Keine suchenden Hubschrauber, keine Post, Fußgänger, Autos. Nicht einmal Vögel oder ein vorbeiziehendes Flugzeuge waren zu sehen. Nichts. Rein gar nichts. Nebenher versuchten wir natürlich weiterhin den täglichen, telefonischen Kontakt zur Außenwelt zu finden – jedoch weiterhin vergebens.
Wir kapitulierten irgendwann und gingen einfach wie immer dem Alltag nach, soweit es die Einschränkung eben zuließen. Wir ernteten das Feld, mit Bogen um den Monolithen, hackten Holz, fütterten die Hühner, schöpften Wasser aus dem Brunnen und Carter erwies sich als begnadeter Koch. Weitere Wochen waren ins Land gezogen, bis irgendwann jener Tag auf der Türschwelle stand, der für eine verheerende Zäsur sorgen würde…
Es war ein ganz normaler Morgen gewesen. Plötzlich vernahmen Jonathan und ich ein Scheppern, gefolgt von weiteren Lauten aus dem Schuppen.
„Sir! Bleiben Sie zurück! Sir, bitte bleiben Sie zurück!“, ertönte Carters Stimme aus dem alten Schuppen heraus. Sofort rannten wir hinein, um nachzusehen was los sei. Dann sahen wir es. Das pure Grauen überkam uns, und fuhr uns bis ins Mark, als wir Vater sahen. Oder besser gesagt, in welchem „Zustand“ wir ihn antrafen, während Carter gerade mit seinem Revolver auf ihn zielte. Vaters Augen waren total gelb ebenso hatte er wieder diese schmalen Pupillen, wie ich sie schon einmal erblickt zu glauben dachte. Nun waren sie nicht mehr zu übersehen. In seinem übermäßig sabbernden Mund ragten willkürlich scharfe Zähne hervor, wie bei einem Krokodil. Seine Zunge hing lang und schmal aus seinem Mund heraus und seine Haut wies überall offene Stellen auf. Vater war nicht mehr wiederzuerkennen. Es war furchtbar. Wir standen unter Schock.
Zuerst torkelte er herum, dann setzte er mit einem unmenschlichen Brüllen zu einem mindestens fünf Meter weitem und drei Meter hohen Sprung an – zielgerichtet auf den früheren Polizisten. Abgefeuerte Pistolenkugeln fanden zwar noch mitten im Sprung ihr Ziel, doch als ob er die Kugeln überhaupt nicht spüren würde, landete Vater schließlich wie ein tollwütiger Schimpanse auf Carters Schulter und riss ihn zu Boden. Das, zu was Vater nun geworden war, biss Carter die Halsschlagader komplett durch. Blut schoss heraus und Carter gab nur noch ein „Lauft, Jungs!“, von sich, bis sich seine Augen schließlich verdrehten.
Nach dieser surrealen Szenerie aus der Hölle, rannten wir ins Haus und verschlossen die Tür. Uns stiegen die Tränen in die Augen und wir schluchzten. Wir wussten einfach nicht, was gerade passierte oder was hier überhaupt los sei. Wir hatten einfach keine Erklärung.
„Jasp, lass uns lieber nach oben gehen.“, flüsterte Jonathan, während er mit Tränen überlaufenden Gesicht eine der Gardinen etwas zur Seite schob, mit nochmals prüfenden Blick auf den offenstehenden, im Moment regungslosen Schuppen.
Wir stießen als nächstes einige Sachen sowie den großen Kleiderschrank die Treppe herunter und beschlossen, uns auf dem Dachboden zu verstecken, denn dort befand sich ein rundes Fenster, von welchem man die gesamte Farm im Blickfeld hatte.
Nachdem wir die Holzsprossen hinauf geklettert waren, zogen wir die Dachbodenbodentreppe hinter uns hoch sowie nahmen wir den zugehörigen Schlüssel mit zu uns herauf.
Jonathan ging gleich zum großen Fenster. Er wies plötzlich auf die Scheune herunter. Er meinte, dass sich eben am Tor etwas bewegt hätte. Auch ich spähte nun zum Scheunentor herunter.
Die Scheunentür bewegte sich zuerst nur subtil… Dann passierte es so schnell, dass wir es zuerst gar nicht richtig realisieren konnten – aus dem offenen Scheunentor flitzte eine Kreatur mit geschupptem Schwanz heraus, direkt in den Untergeschoss unseres Farmhauses -, zwei Stockwerke tiefer. Sie platzte mit einem krachenden Schlag ins Haus, wütete herum, sich mit unmenschlichen Schreien deutlich bemerkbar machend. Wie dieses Ding aus dem Schuppen über den Platz huschte, erinnerte an einen prähistorischen und zielsicheren Raptoren bei der Jagd.
Jonathan und ich gaben absolut keinen Laut von uns, denn mit großen, geängstigten Augen, wussten wir: Wenn wir uns bemerkbar machten und es uns finden würde, wären wir tot.
Irgendwann hörte es auf zu wüten und Stille kehrte ein.
Wenige Momente später brachten Schritte die Treppe zum knarzen. Während das Wesen langsam in den Stock unter uns aufstieg, stieß es gurgelnden Laute aus. Es stand nun im Flur, wir hörten es direkt unterhalb von uns, schnüffelnd, gurgelnd, auf den Dielen scharrend. Wir kauerten uns auf dem Dachboden zusammen. Wir bebten innerlich und fürchteten um unser Leben. Ich schaute zum Fenster, denn draußen begann plötzlich ein grelles Licht herein zu leuchten. Jonathan versuchte mich aufzuhalten, doch ich wollte unbedingt wissen, was es war. Langsam erhob ich mich, schlich herüber, um nur einen kurzen Blick aus dem Fenster zu erhaschen.
Die Lichtstrahlen… Sie wurden vom Monolithen ausgesendet.
Ich bewegte mich langsam zurück zu Jonathan, brachte jedoch dabei versehentlich eine der Dachbodendielen laut zum Knarzen, was das Scharren unter uns zu unmenschlichen Brüllen werden ließ und das Ding als nächstes versuchte, zu uns auf den Dachboden zu gelangen. Obwohl wir eine schwere Werkzeugkiste auf die Luke platziert hatten, schaffte es das Wesen, mit schwere Stößen, die Kiste immer eine Nuance mehr zu verrücken.
Es hörte damit auf gegen die Dachluke zu springen und wurde wieder still, was uns etwas durchatmen ließ. Hier oben wären wir wohl sicher. Das dachten wir zumindest. Nicht einmal im Ansatz wussten wir, wie falsch wir doch lagen.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, schossen zwei mit scharfen Klauen bedeckte Unterarme aus den brechenden Holzdielen hervor, die wild um sich griffen und schlugen.
Sie waren komplett mit Schuppen überzogen, wie der Rücken eines Alligatoren, doch gleichzeitig behielten sie eine menschliche Grundform.
Ich erstarrte zu Eis, als ich sah, wie die Hände Jonathans Beine zu fassen bekamen und er sich davon nicht mehr los reisen konnte. Ich wollte ihm noch irgendwie zur Hilfe eilen, doch die scharfen Krallen vergruben sich bereits fest in seinem Bein als auch stieß mich Jonathan weg.
„Nein, Jasp! Die Schrotflinte im Schuppen! Verschwinde von hier durchs Fenster, ich halte ihn solange in Schach, jetzt ist er abgelenkt!“
Er stieß mich ein zweites mal und forderte mich noch lauter auf, jetzt sofort zu verschwinden.
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hastete dem Fenster entgegen. Ich öffnete es. War dazu bereit, über das Vordach und den Balken herunter zu klettern.
Ein Bein über die Schwelle legend.
Nochmals zurückblickend.
Sehend, wie eine glotzende Fratze aus der Diele herausragte.
Züngelnd, halb Mensch, halb Reptil.
Seine schwarzen Krallen bohrten sich weiter in Jonathans Unterschenkel, Blut tropfte herunter. Diesen Anblick nicht länger ertragend, wand ich mich auf dem Fenstersims wieder herum und bemerkte auf einmal, wie sich der leuchtende Monolith in Bewegung zu setzen schien und die ganze Umgebung nun komplett grell erstrahlen ließ.
Er begann als nächstes hoch in der Luft zu schweben. Ich vernahm ein komisches Summen, dann fing er an, sich zu verformen, in eine fremdartige Geometrie, die etwas gekrümmtes an sich hatte und wurde zum Schluss zu einer Lichtkugel, die mit einem grellen Lichtblitz gen Himmel davon schoss. Das war alles, was ich gerade noch so mitbekommen hatte. Danach wurde mir schwarz vor Augen. Ich brach zusammen und fiel zurück auf die Dielen.
…
„Jasper…? Jasper McCorthy? Können Sie mich hören, Jasper?“, ein Mann in weißer Kleidung sprach zu mir. In einem Krankenhausbett wachte ich wieder auf. Neben mir stand ein Doktor, der mein Aufwachen bereits erwartete.
„Was ist passiert…?“, fragte ich den Doktor. Er sagte zuerst nichts, begann mich stattdessen Abzuhören. Als er damit fertig war, antworte er: „Mutmaßlich hat sich wohl ein Cop eure Farm für einen willkürlichen Amoklauf ausgesucht. Muss wohl durchgedreht sein oder ist auf Droge gewesen. Sie wurden jedenfalls ohnmächtig aufgefunden…“ Der Arzt lächelte in seine Unterlagen, während bei mir sofort die Erinnerungen wieder hoch schossen.
„Nein, nein…! So war das nicht! Da war dieser Monolith und eine Kreatur verfolgte uns!“, verneinte ich energetisch.
„W-wo ist mein Bruder, Jonathan…?“, fragte ich als nächstes.
„Ruhen Sie sich erst einmal aus. Sie sind noch ziemlich verwirrt. Ihr Bruder liegt im Zimmer gegenüber. Er ist mit Schnittwunden am Unterschenkel aufgefunden worden. Wir haben diese bereits zugenäht.“, antwortete der Doktor.
Der Doktor war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, hielt dann jedoch inne, um mir letztlich noch etwas entgegen zu murmeln: „Oder… Vielleicht habe ich deinen Bruder auch schon gefressen und als nächstes bist du an der Reihe?“
Gelbe Augen mit schmalen Pupillen blitzten im Gesicht des Doktors hervor, bevor er die halb offene Tür von innen wieder schloss.