ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Teil 1:
Ich fand mich auf der Straße vor unserem Haus wieder. Alles an mir schmerzte. Von innen hörte ich Laute. Besorgt ging ich näher ran. Es war ein Schluchzen. Als ich näher kam, sah ich Nicky, wie er sich über einen leblosen Körper kniete. Tränen rannen ihm das Gesicht herunter. Ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn trösten, doch ich zuckte zurück. Das war nicht meine Hand! Erschrocken blickte ich an mir herunter. Meine Haut war schneeweiß, doch an einigen Stellen war pechschwarzer Schorf. Ich trug ein schwarzes Kleid. Nicky blickte auf.
„Was willst du von mir?“
schrie er angsterfüllt.
„Geh weg, du Monster!“
In diesem Moment brach etwas in mir. Er, mein einziger Schatz in dieser bösen Welt, wollte mich nicht mehr um sich haben! Und dann, ich weiß nicht warum, stürzte ich auf ihn und begann ihn zu würgen. Es tat meinem Körper gut, als würde seine Kraft in meinen Körper fließen. Obwohl… War das mein Körper? Ich sah doch meinen Körper, aber worin steckte ich? Irgendwann wehrte Nicky sich nicht mehr. Er atmete auch nicht mehr. Erschrocken legte ich ihn ab. Ich musste hier weg!
An einen Schornstein gelehnt, versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte gerade das einzige auf der Welt, was mir je wichtig war, umgebracht! Ich war untot und hatte zwei Körper. Mir war unglaublich kalt, und meine Knochen schmerzten vom Sturz. Der Mord an Nicky hatte meinen Schmerzen Linderung verschafft. Was war ich? Bald schlief ich ein. Im Traum stand ich wieder in der Schwärze.
„Das ging schneller, als ich dachte„,
dröhnte die Stimme. Ich sah, wie sich der Lichtpunkt ein wenig auf mich zu bewegte. Nicht viel, aber etwas.
„Hat es sich nicht befreiend angefühlt?“
„Was passiert jetzt mit ihm?“ fragte ich ängstlich.
„Wir werden sehen.“
Ich wachte auf. Die Sonne blendete mich. Ich bedeckte ein Auge mit einer Hand und suchte nach dem Kirchturm. Ah, 9:20. Normalerweise würden wir jetzt zu den Gassen beim Markt gehen und warten, bis irgendwo etwas herunterfiel. Wenn wir genug hatten, wären wir wieder in unser Versteck in dem alten Haus gegangen und hätten gegessen. Aber das würde nie wieder so sein. Wie es Nicky wohl ging? Ob Gott… Ich hasse ihn… Was er wohl mit Nicky angestellt hatte? Ich dachte an das Paradies. Würde ich es wirklich erreichen? Dafür müsste ich alle Wertvorstellungen, die ich jemals hatte, beiseitelegen. Allerdings… Was hatte ich schon zu verlieren?
Nicky, das einzige auf der Welt, was ich je liebte, war tot. Ich war… Ja, was war ich eigentlich? So richtig tot fühlte ich mich nicht, meine Glieder schmerzten, aber Tote haben doch weder Schmerzen noch einen Körper, oder? Aber richtig lebendig fühlte ich mich auch nicht, außerdem hatte ich ja meine Leiche gesehen. Ich war gestorben, da war ich mir sicher. Als Tote hatte ich jemanden umgebracht und sollte jetzt noch 39 weitere folgen lassen, bis ich in den Himmel kam. Bis dahin blieb mir nur hoffen. Hoffen, dass es Nicky besser erging. Hoffen, dass ich nicht ewig hier sitzen musste. Hoffen, dass Gott nicht ganz so ein Arsch war.
Vielleicht würde er mich ja wirklich erlösen, wenn ich die 39 Menschen umbrachte. Es wäre zwar gegen meine Überzeugung, aber hatte es sich nicht auch gut angefühlt, jemanden umzubringen? Als ich Nicky würgte, war das Ziehen ja auch für einen Moment besser geworden. Das Ziehen! Es tat so weh! Ich musste mich bewegen, doch sehen lassen wollte ich mich auch nicht unbedingt. Langsam rekelte ich mich hinter meinem Schornstein und schreckte dabei ein paar Tauben hoch.
Erschrocken beobachtete ich, ob noch ein weiteres Lebewesen meine Anwesenheit mitbekommen hatte. Dies war offensichtlich nicht der Fall. Ich überlegte, was ich weiterhin machen sollte. Ich könnte versuchen, Menschen, die eh bald sterben, zu finden. Ja, das war eine gute Idee.
Der Wind ließ die Rollläden des alten Hauses schlagen. Die Farbe blätterte von ihnen ab. Der kleine Garten vor dem Haus war verwildert, als wäre hier schon seit Jahren keine Menschenseele hindurchgegangen. Als ich die Tür öffnete, schlug mir ein Geruch von abgestandener Luft und vergammeltem Essen ins Gesicht. Ich zog scharf Luft ein und biss die Zähne zusammen. Dann betrat ich das Haus. Drinnen fiel mir auf, dass ich gar nicht atmen musste. Hatte ich meine Muskeln umsonst angestrengt?
Als nächstes bemerkte ich die Unordnung, die in diesem Haus herrschte. Ich blendete das alles aus und ging durch das Haus. Schließlich fand ich das Schlafzimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür.
In einem halbeingekrachten Bett lag eine alte Frau. Sie blinzelte schwach, als ich hereinkam. Ich schloss die Tür hinter mir wieder. Dann umrundete ich das Bett mit der alten Frau, sodass ich ganz nah bei ihr stand.
„Du bist also mein Engel“ krächzte die Frau.
„So lange habe ich auf den Tod gewartet, und jetzt kommst du. Ein kleines, verrottendes Mädchen, das sich fürchtet“ spottete sie.
Wut und Empörung stiegen in mir hoch. Ich war kein „kleines, verrottendes Mädchen“! Und Angst… es stimmt, mir war ein wenig mulmig, aber das war keine Angst! Überhaupt, was dachte sich diese Frau, wer sie war?
„Ich war einst eine Person, zu der alle Menschen kamen, wenn sie Probleme hatten. Ich kannte alle Heiltränke und Pflanzenwirkstoffe auswendig. Und ich hatte den sechsten Sinn. Aber jetzt kommen sie seit Jahren nicht mehr und lassen mich hier liegen! Los, tu dein Werk, denn ich bin es satt!“
Wie sie mich so einfach kaltblütig herumkommandieren konnte! Ich stieß ein Fauchen aus und presste ihr meine Hand auf die Kehle. Sie lächelte, als sie starb. Ein unglaubliches Gefühl durchströmte mich, wie in dem Augenblick, als ich Nicky erwürgte. Das Ziehen ließ einen Augenblick nach und generell…
Auf dem Weg aus dem Haus ging ich noch mal in der Küche vorbei und ließ ein Messer mitgehen. Könnte praktisch sein. Ich begann zu lachen. Ich lachte und lachte und lachte.
Zwei hab ich schon. Wer kommt als nächstes?
Teil 3: