Hypochondrie?
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich bin von Beruf Fleischer. Das heißt, ich arbeite in einem Betrieb in dem Tiere geschlachtet, verarbeitet und verkauft werden. Es ist Freitag, ich freute mich auf meinen Feierabend. Bevor ich die Tür hinter mir zumachen konnte, musste ich allerdings noch das Fleisch in der Kühlkammer in Folie einpacken. Mich nervte diese Art von Arbeit immer sehr, besonders da ich freitags allein im Laden war, da kostete mich das immer einen Haufen Zeit.
Ich ging also in die Kühlkammer, zog Schutzhandschuhe an und widmete mich der ersten Keule.
Nein. Das durfte nicht wahr sein. Ich hatte im selben Moment, in dem ich die Folie um das Fleisch wickelte, das Krachen der Tür vernommen. Ich hatte mich doch nicht eingeschlossen oder? Ängstlich näherte ich mich der Tür. Sie ging nicht auf. Ich rüttelte an der Tür, eine Klinke gab es nicht, nur ein altmodisches Metallrad. Ich drehte und rüttelte minutenlang ohne Erfolg. Ich fing an zu verzweifeln. Nein, nein, NEIN! In einem jähen Wutausbruch trat ich gegen die Tür. Tatsächlich geschah etwas; mein Fuß prallte von der Tür ab und fing fast im selben Moment an zu schmerzen.
Verzweifelt überlegte ich. Ich ging meine Möglichkeiten durch – raus konnte ich alleine nicht, ich war auf Hilfe von außen angewiesen. Hätte ich doch nur Empfang in diesem scheiß Kühlraum. Ich schrie vor Verzweiflung erneut auf, insgeheim in der Hoffnung dass ihn jemand hörte. Ich sah mich erneut um. Essen hatte ich wenigstens genug. Ich setze mich auf den Boden, eine andere Option als Warten hatte ich ja nicht, oder?
Ich verfiel in einen Dämmerzustand, gelegentlich hustete ich. Ich hatte mich wohl erkältet. Moment mal – wie konnte ich mich erkältet haben? Da fiel mir es wie Schuppen von den Augen. Bevor ich in die Kühlkammer ging, hatte ich das Kühlaggregat eingeschaltet. Damit hatte ich verhindern wollen, dass das Fleisch durch mein Eintreten nicht zu viel warme Luft abbekommt. Und ich hatte nichts an außer Jeans, Hemd und dem dämlichen Fleischerkittel.
Ich war wohl eingeschlafen. Als ich aufwachte, spürte ich, wie meine Beine schmerzten. Das kam von der verdammten Kälte. Um wieder etwas Blut hinein zu pumpen, lief ich ein paar Mal im Kreis. Erschrocken stellte ich fest, dass ich von der Anstrengung schwitzte. Das war nicht optimal für eine kalte Umgebungsluft. Also kauerte ich mich in Embryonalstellung auf den Boden, um ein wenig Wärme zu behalten.
Kalt.
Ich verfiel in einen tranceähnlichen Zustand, in dem ich spürte wie mich meine Kraft verließ. Es war so verdammt kalt. Meine Atmung wurde flach, meine Beine schmerzten viel mehr als zuvor, meine Arme waren bleischwer.
Kalt.
Kurz bevor ich starb, sah ich mich selbst als Kind, wie ich aufwuchs, wie ich erwachsen wurde, sah bewegende Momente in meinem Leben vorbeiziehen, bis schlagartig nur noch Schwärze zu spüren war.
Warm.
Am ersten Arbeitstag eines erholsamen Wochenendes schloss Hallas die Tür auf. „Fleischerei Fred“, prangte in großen Lettern darüber. Er wischte die Theke, bevor er sich überrascht zur Kasse umwandte. Ein Schlüssel? Das war nicht seiner. Den musste jemand hier vergessen haben. Er legte ihn zurück. Nicht sein Problem, sagte er sich. Er musste bald den Laden öffnen, dafür musste er aber noch das Fleisch in die Schautheke legen. Er lief also in den hinteren Bereich des Ladens, zog seinen Kittel an und wandte sich zur Tür der Kühlkammer. Er öffnete die Tür und erstarrte – ihm kam ein warmer Luftschwall entgegen. ‚Scheiße‘. Die Kühlkammer war das Wochenende nicht in Betrieb gewesen.