GeisteskrankheitKurzMordSchockierendes Ende

Ich hasse es

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

“Ich hasse es, wenn meine Schwester Charlotte weg ist“, nuschel ich an den Rahmen der Küchentür gelehnt, der im Vergleich zu meiner Haut eiskalt ist, bevor ich die Unterlippe beleidigt über die darüberliegende ziehe und meine Arme verschränke.

Meine Mutter hält kurz beim Zerkleinern des Gemüses inne, schluckt vernehmbar, nur um dann energischer weiter auf das Holzbrett einzuhacken. Sie verfehlt das Grünzeug ungewöhnlich oft, was mir zeigt, dass sie nun nach der besten Antwort sucht und schrammt einige Male knapp an ihrem Daumen vorbei. Ich tue nichts, um sie davon abzuhalten.

Das Klacken des Metalls auf dem Brett ist beruhigend. Angenehm gleichmäßig und volltönig. Im Hintergrund raschelt mein Vater mit der Zeitung, bevor er schnaubt und das Papier sinken lässt. Über seiner Nickelbrille hinweg zeigt ein genervter Blick zu mir herüber, und auf seiner Stirn bilden sich einige steile Falten ab, die vergleichsweise selten dort erscheinen.

Er will mir wortlos vermitteln, dass wir diese Diskussion schon oft genug hatten und es langsam mal reicht, was ich aber nur mit einer einzelnen, hochgezogenen Augenbraue kommentiere. Dieses Thema ist alles andere als beendet und das wissen die beiden genau so gut wie ich.
„Schatz…“, beginnt meine Mutter, obwohl sie noch dabei ist, nach der besten Antwort zu suchen. „Du weißt doch, dass sie krank ist…“, fügt sie unsicher hinzu, als ob sie gerade vor Gericht aussagen müsste.

Die Standartantwort. Immer dieselbe Frage, immer dieselbe Antwort. Davon habe ich genug.

Ich kann ja froh sein, dass die Chemikalien in meinem Kopf richtig fließen.

„Du kannst froh sein, dass die Chemikalien in deinem Kopf richtig fließen.“
Weil ihre Flüsse nämlich verstopft sind.

„Ihre Flüsse sind – wie du weißt – verstopft.“

Ich soll doch auch an sie denken, ihr ist in dem isolierten Raum dort sicher viel langweiliger als mir hier.

„Denk doch auch mal an sie; ihr ist im isolierten Raum dort sicher viel langweiliger als dir.“

Es ist eigentlich warm in diesem Raum, was von dem Surren der Heizung bestätigt wird und dennoch ziehe ich die grobe Strickjacke enger um meine Schultern und kuschele mich hinein. Das Wasser im Topf gluckert und das Fenster, durch welches die Sonne notdürftig scheint, ist ungenau mit einem Vorhang abgedeckt.

Die Nachbarn stehen nicht sonderlich auf unsere Gesellschaft.

„Gebt ihr halt eine allerletzte Chance“, murmele ich nun, bettelnd, mit aufgerissenen Augen, was hoffentlich ihre Instinkte weckt.

Ich bettle immer, ihr eine letzte, kleine Chance zu geben, was sie am Anfang natürlich getan haben. Charlotte war schon oft wieder daheim, jedes Mal kürzer als davor. Jedesmal in einen farblosen Wagen gezerrt; umschlungen mit einer seltsamen Jacke.

Das liegt daran, dass es immer von vorne beginnt. Immer wieder. Die Katzen aus der Nachbarschaft, deren Augen ausgestochen wurden und dann halb im Garten verbuddelt worden waren. Die Rasiermesser meines Vaters, die auf der Babyrutsche im Park nebenan landen und Neugeborene halb aufschlitzen. Mums Vitamine, welche sie täglich einnehmen muss und mit Spülmaschienen Tabs getauscht worden waren. Deshalb benutzen meine Eltern „letzte Chancen“ nicht mehr besonders oft, egal wie sehr ich darum bettele.

Sie sagen, ihre Krankheit mache sie charmant. Macht es ihr einfach, Normalität vorzutäuschen und die Doktoren, die um sie sorgen, auszutricksen. Wieder zu seiner Rehabiliatation zu kommen… Ich soll mit meiner Langeweile zurecht kommen und auf diese Weise sicher bleiben.

Mir ist kalt und ich drücke mich von dem Holz weg, während mein Vater ergeben seufzt und einen vielsagenden Blick mit meiner Mutter austauscht.

Ich hasse es, wenn meine Schwester Charlotte weg muss.


„Es zwingt mich dazu, so zu tun, als wäre ich lieb, bis sie wieder kommt.“

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