KreaturenKurz

Ich hasse mein Kostüm

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich hasse mein Kostüm. Es ist eng. Es kneift und es dauert Stunden es
anzulegen. Davon abgesehen ist es nicht einmal sonderlich originell.
Aber es ist das einzige, das ich habe.

Manchmal sehe ich verstohlen hinaus und beobachte die anderen.
Gewöhnliche Frauen, Männer, Kinder, die zu Geistern, Mumien, Vampiren,
Dämonen und Werwölfen werden. Für eine Nacht opfern sie ihre Identität
für einen Hauch vom Übernatürlichen und schließen einen
unausgesprochenen Pakt mit ihrer Fantasie. Sie tauschen ein gelebtes
Leben gegen tausend unlebbare.

All ihre Kostüme sind hübscher, fantasievoller, gruseliger als meines
und ich wette, dass sie sie weitaus schneller überstreifen und sie auch
ganz leicht wieder ablegen können, wenn sie betrunken von ihren Partys
nach Hause torkeln oder mit Körben voller Süßigkeiten heimkehren. Sie
streifen sie dann einfach nur ab. Wie eine abgelegte Haut. Wie den Kokon
eines Schmetterlings, bis sie sie ihm nächsten Jahr erneut hervorholen
oder sich gänzlich neue Verkleidungen ausdenken.

So schöne Kostüme. Sie machen mich neidisch, aber damit muss ich klar
kommen. So ist es eben an Halloween. Es ist ein faszinierendes Fest.
Verspielt, kreativ, mysteriös und bei allem Kommerz verströmt es doch
immer diese besondere, schwer greifbare Stimmung einer Zeit am
Wendepunkt. Wenn der Herbst sich zu voller Stärke aufbläst und der
Sommer die letzten nervösen Zuckungen seines sterbenden Körpers hinter
sich gebracht hat. Wenn das Jahr begreift, dass sein Tod unausweichlich
ist.

Die Menschen spüren das. Ganz gleich, ob sie es begreifen oder nicht.
Sie frönen dem üppigen Rausch der Vergänglichkeit und tanzen zwischen
den verblichenen Knochen des Sommers und den ungepflegten Gräbern ihrer
dahingegangenen Lebensjahre, während die grinsenden Kürbisse brennen und
die Herbstwinde wüten. Und sie alle haben ihren Spaß in ihren
ausgefallenen, bequemen Kostümen. Nur ich muss mich leider mit dem
begnügen, was ich habe. So gewöhnlich und unbequem mein Kostüm auch ist:
Ich muss es einfach anlegen. Genau wie an jedem anderen Tag des Jahres.

Andernfalls könnte ich mich nicht unauffällig unter ihnen bewegen.

Und sie würden von uns erfahren. Von den Wölfen in ihrer Mitte. Bevor die Zeit reif ist.

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