Kurz

Ich liebe den Regen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Regen. Viele Menschen mögen ihn nicht. Sie beschweren sich wie
kleine, plärrende Kinder, wenn er ihre Kleidung durchnässt und ihre
Frisuren bedroht. Sie suchen Schutz unter Schirmen, Kapuzen und
Regenmänteln um bloß seinem nassen Kuss zu entgehen und ihre ach so
kostbare Trockenheit zu bewahren, ohne sich wirklich der Tatsache
bewusst zu sein, dass jeder von ihnen im Grund nichts weiter ist als
Wasser, eingesperrt in ein wenig Fleisch.

Ich habe den Regen immer geliebt. Den Geruch, wenn er im Sommer den
Asphalt tränkt und dadurch selbst der Stadt – dieser visionslosen
Anhäufung von Stein, Holz und Stahl – ein wenig Mystik verleiht. Das
Gefühl, wie er meine Haut gestreichelt, allen Schmutz von mir gewaschen und
mir die Illusion von Geborgenheit gegeben hat. Das Gefühl wenigstens von
irgendwem, von irgendetwas beachtet zu werden, auch wenn niemand sonst
sich ernsthaft für mich interessierte.

Wenn der Regen meinen Körper berühren konnte, wenn meine Anwesenheit
verhinderte, dass er einfach schnurgerade seinen Weg zum Boden
fortsetzt, musste ich zwangsläufig existieren und konnte nicht nur ein
Geist sein, der sich lediglich einbildete am Leben zu sein. Mehr noch:
Wenn der Regen mich beachtete, wenn er sich die Mühe machte, meinen
Körper zu umfließen, dann musste ich auch die Möglichkeit haben, Dinge
zu verändern und konnte nicht so machtlos sein, wie es mir die
Gesellschaft Tag für Tag vermitteln wollte.

Der Regen war mein Freund.

Wusch er nicht meine Tränen davon und verdünnte meinen Schmerz bis
zur Unkenntlichkeit? Sang er mich nicht mit klopfenden Rhythmen in den
Schlaf wie eine allgegenwärtige, liebende Mutter, wenn ich mich in
meiner kleinen, einsamen Dachgeschosswohnung zur Ruhe legte? Gab er
nicht allem, was lebte und wuchs erst die Chance dazu, genau das zu tun?

Auch jetzt, in diesem dunklen, weglosen Wald so weit entfernt von zu
Hause, liebte ich den Regen immer noch. Trotzdem hoffte ich, betete ich
mit jeder Faser meines Herzens, dass er bald aufhören würde. Dass die
Wolken, die seine Heimstatt waren, sich endlich auflösen und dem
höhnischen Lachen des bleichen, trockenen Mondes Platz machen würden.

Es war nicht so, wie ihr vielleicht vermutet. Der Regen hatte sich
nicht verändert. Er war keine braune, giftige Brühe geworden, die vom
Himmel auf mich hinab regnete. Nichts, was meine Haut auflöste, meine
Gene mutieren ließ oder meine Gedanken mit Trugbildern und Alpträumen
vernebelte. Es handelte sich um die gleiche kostbare, klare und
erfrischende Flüssigkeit, die ich Zeit meines Lebens kannte und liebte.

Nein, mit dem Regen selbst war alles in Ordnung.

Die Sache war nur die: Wenn der Regen anhalten würde, wenn er
weiterhin in tausenden winzigen, samtweichen Splittern über meinen Leib
und den von Tannennadeln bedeckten Boden tanzen würde, würde mein
kleines Feuer ausgehen.

Und dann würde es nichts mehr geben, was SIE noch von mir fernhält.

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