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Ich mag Bücher

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich liege da.

Zu undetailliert?

Ich liege da, auf einem ca. 1 Meter dicken Steinboden, starre eine graue Wand an und hoffe auf irgendeine Hilfe, während die bunten Punkte, die vor meinen Augen kreisen, sich zu immer größeren Massen häufen. An meinen Beinen ist bereits abgekühltes Blut, das von seiner Ursprungsquelle zu mir übergeflossen ist. Besser?

Ich liege da und warte darauf, dass etwas passieren wird. Es muss nicht viel sein, meinetwegen Schmerz, Atmung, Bewegung, irgendetwas.. Aber Leben.

Doch nein.

Nichts rührt sich in diesem Raum, und langsam bin ich mir selbst unsicher, ob ich überhaupt noch am Leben bin. Das Sterben ist schmerzhaft, so heißt es doch, aber mit den Schmerzen fühlen wir uns doch noch am stärksten am Leben. Nichtsdestotrotz: ich fühle nichts. Heißt das nun, dass ich tot bin? Ist das hier etwa die Hölle?

Szenenwechsel

Ich mag Bücher. Ich weiß, das klingt etwas kindlich. Allein der Ausdruck, ich „mag“ Bücher. Genauso gut könnte ich sagen, dass ich singen und tanzen mag. Der selbe Ton könnte ebenfalls in einem Kindergarten-Steckbrief so vorgegeben sein.

Name: Sarah K.

Mag: Bücher

Wow.

Aber was soll ich sonst sagen? Ich mag es, mich in fremde Welten zu stürzen, der Realität zu entfliehen und in einen Traum einzutauchen, der das Unmögliche wahr werden lässt? „Ich mag lesen“ erscheint mir dabei sowohl eindeutiger als auch kürzer.

Doch wie ich sagen wollte, ich mag Bücher. Ich gehe oft in unsere städtische Bibliothek, schlendere durch die einzelne Regale und picke vollkommen willkürlich irgendwelche Bücher heraus. Dann setze ich mich in den Lesesaal, beginne zu lesen, bis ich das Buch schließlich fertig habe, und was habe ich gelernt? Nichts.

Und ich meine das nicht wortwörtlich, weil ich keine Sachbücher lesen würde und das Lesen für mich nur ein Unterhaltungsmittel darstellen würde, nein. Ich meine damit, dass selbst, wenn ich in meiner Willkür ein Sachbuch nehme, der Inhalt dessen meiner Selbst völlig unbegreiflich erscheint, da ich weder in jenem Thema versiert bin, noch genug Glaubenskraft besitze, den Inhalt für logisch zu halten. Und dieses Phänomen ist so faszinierend, dass ich sagen kann: Hey, ich mag Bücher, obgleich dies nicht zwangsläufig auf ihren Inhalt zutrifft.

Und, ich meine, natürlich gibt es bestimmte wissenschaftliche Fakten aus Büchern, die sich eben auch belegen lassen und die ich nicht ignorieren kann, aber wenn gewisse Dinge nur in der Theorie existieren, ist es denn dann wirklich nötig, diese zu wissen, wenn man nicht einmal wirklich weiß, ob sie da sind?

Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich auch einfach zu einfach gestrickt. Ich meine, viele imaginäre Regelsysteme haben sich bewährt, so wie die Sprache, die nur eine Lautfolge ist, der wir Menschen einen gewissen Wert zugewiesen haben. Was für eine kommunikative Revolution!

„Und was denken Sie?“

Völlig aus den Gedanken gerissen blicke ich auf und schaue verärgert in die Augen eines Mannes. Sie waren hinter zwei dicken Gläsern verdeckt, offenbar war er Bibliothekar oder Informatiker, seinem Aussehen nach zu urteilen. Kurzes Haar, bleiche Haut, pragmatisch, nett, witzig, aber scheu und introvertiert, deshalb hatte er auch weniger Kontakt in der Außenwelt. Zumindest nehme ich das an.

Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er entschuldigend und deutet auf das Buch.

„Verzeihen Sie, aber ich sah, dass sie das Buch lesen, und wollte Sie fragen, wie es Ihnen gefällt“, als er sieht, wie mein Blick nun von Verärgerung zu Verwunderung überläuft, fügt er hinzu, „Ich bin nämlich der Autor des Buches.“

Ich huste, zum einen, um meine Verlegenheit zu kaschieren, zum anderen, um das Buch beiseite zu legen und den tatsächlichen Titel zu erhaschen. „Glasfaserkabel – Revolution in der Netzpolitik“, wie vorhersehbar.

„Es ist gut“, lüge ich und bemühe mich, ihn anzulächeln. Wahrscheinlich hatte er sich eine andere, bessere Reaktion erwünscht, jedoch zweifelte ich für ein Fangirl-Jubelgeschrei/-geheule doch noch zu sehr an meinen schauspielerischen Fähigkeiten.

Er nickt und deutet auf den alten Automaten. Wollen sie einen Kaffee?

Szenenwechsel

„Sind sie oft hier?“, fragt er.

„Ab und zu“, antworte ich kurz und wische mir etwas Kaffee mithilfe eines Taschentuches von den Händen. Fehlt nur noch ’ne Zigarette, und die gebrochene Liebesgeschichte kann losgehen.

„Sie sind nicht sehr gesprächig, was?“

Ich blicke ihn an. Er lächelt. Ich schüttle den Kopf. „Sorry.“

„Ach schon gut, ich habe dieses ganze Urprinzip von Smalltalk ohnehin nie verstanden. Ich meine, was soll das? Man redet, um nichts zu sagen? Klingt doch eher nach Zeitverschwendung.“

„Wenn man davon ausgeht, dass Zeitverschwendung existiert“, ergänze ich.

„Wie meinen?“

„Nehme man an, dass alles, was wir tun, gewisse Fähigkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen trainieren, mögen sie doch noch so alltäglich und klein sein, unterstützt, so gäbe es keine Zeitverschwendung.“

„Klingt für mich sehr optimistisch.“

„Ist es vielleicht auch“, murmle ich und nippe an meinen Kaffee.

Er beobachtet mich, wie ich meinen Kaffee austrinke, wartet einen Moment und setzt schließlich wieder zum Sprechen an.

„Darf ich Ihnen etwas zeigen?“

„Ist das die Einleitung für einen schlechten Porno?“

Er lacht. Aber genau dabei macht mich irgendetwas stutzig. Es wirkt so, als hätte sich ein klein wenig Nervosität in sein Lachen mit eingeschlichen. Ich rechne es jedoch seiner informatiker-typischen Schüchternheit zu und stehe auf.

„Kommen Sie schon, zeigen Sie es mir“, fordere ich ihn neugierig auf.

Szenenwechsel

Wir gehen etwas durch die Stadt, biegen an zwei, drei Kreuzungen ab und landen schließlich an einem Haus, das wohl schon weitaus bessere Tage gesehen hat. Ich lege meinen Kopf schief, während der Mann, dessen Name ich immer noch nicht weiß, die Schlüssel zur Haustür aus seinen Taschen kramt. Oh Mann, was soll hierbei nur schief gehen?

Um mich zu beruhigen, umklammere ich mein Pfefferspray in meiner Jackentasche und beobachte die Umgebung nach Menschen, denen ich zuschreien könnte, ein Mann würde mich entführen. Die Straße ist nicht überfüllt, aber einzelne Menschen gehen doch entlang. Ich habe nicht das Gefühl, Angst haben zu müssen.

Ich trete mit ihm in das Haus ein. Es ist sehr dunkel, und ich kann fühlen, wie er meine Hüften umschlingt und sie vorsichtig zur Wand lenkt. Dann greift er meine Hand und drückt sie gegen einen Schalter. Ein Licht entzündet sich, ein Knall und dann wieder Dunkelheit. Er scheint mich inzwischen losgelassen zu haben, obwohl ich mir nicht sicher bin. Die Dunkelheit um mich wickelt sich wie ein weiches Polster um mich.

Wo ich so darüber nachdenke, sollte ich eigentlich verwunderter über die Dunkelheit sein, denn draußen war es noch helllichter Tag gewesen, und eigentlich sollte die Sonne durch das dünne Zeitungspapier, das die Fenster verklebt hatte, noch durchscheinen können.

Doch ich ignoriere diese Gedanken und taste mich an der Wand entland, um die Haustür wieder zu finden, als ich plötzlich ein Knacken höre. Wild drehe ich mich um. Dumpfe Schritte und schweres Atmen tönen durch den Raum. Leise und vorsichtig lege ich mich auf den Boden. Die Schritte verklingen. Ich halte den Atem an. Einen Moment herrscht völlige Stille. Dann, wie aus dem nichts, bewegen sich die Schritte in einem explosionsartigen Tempo auf mich zu. Panisch krieche ich weg. Egal wohin, Hauptsache weg. Die Schritte sind nun wieder mit der Stille verschmolzen, und mir läuft ein kalter Schauer den Rücken herunter, als ich versuche aufzustehen und mich nun wieder, gemäß meines Ursprungsplans, an der Wand entlangtaste. Ich wage nicht, mich vom Fleck zu bewegen. Jeder Schritt ist ein Risiko. Ich bewege meine Hand vorsichtig in Richtung zur Wand und plötzlich, wie aus dem Nichts… falle ich.

Szenenwechsel

Ich liege da.

Zu undetailliert?

Ich liege da, auf einem ca. 1 Meter dicken Steinboden, starre eine graue Wand an und hoffe auf irgendeine Hilfe, während die bunten Punkte, die vor meinen Augen kreisen, sich zu immer größeren Massen häufen. An meinen Beinen ist bereits abgekühltes Blut, das von seiner Ursprungsquelle (wahrscheinlich ein nicht überlebendes Opfer dieses Monsters da oben) zu mir übergeflossen ist. Besser?

Mein Kopf tut weh, und ich muss mir beim Sturz etwas gebrochen haben. Die Panik hat meinen Körper in Gewahrsam genommen. Auf einmal hör ich ein Quietschen, so als würde eine Tür aufgehen.

„Nanana, du bist wohl durch den Abfallschacht gefallen“, der Mann kichert, „Dabei bist du doch noch ganz frisch.“

Ich versuche aufzustehen, mich umzudrehen, aber Fehlanzeige. Meine Muskeln gehorchen meinem Gehirn nicht. Die Schritte des Mannes hallen durch den Raum. Hinzu mischt sich das Geräusch einer Eisenkette, die mit gewaltiger Kraft durch eine Halterung gezogen wird.

„Ganz ruhig, Kleiner, du bekommst dein Abendessen ja gleich.“

Ich sehe eine Hand, dann spüre ich einen leichten Druck auf der Brust.

„Sie waren eine recht interessante Person, Miss“, höre ich den Mann noch sagen, dann höre ich ein Klicken, als hätte sich etwas von einer Leine losgelöst. Panisch drehe ich mich um, versuche, durch unkontrolliertes Zucken zu fliehen. Dabei fällt mir der Gegenstand von meiner Brust herunter, und meine Augen, die sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt haben, können das Cover erblicken:

Glasfaserkabel – Revolution in der Netzpolitik“ von  Sandra Haffenberg.

() 16:27, 12. Mär. 2017 (UTC)

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