In den Armen des Wahnsinns
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Gänge des Labyrinths ziehen sich endlos hin. Eintönig graue Wände
links und rechts von ihm, sie scheinen ihn mit jedem seiner Schritte
immer weiter einzuengen. Würde er den Kopf drehen, würde er an den
Wänden blutige Kratzspuren und schemenhafte Gestalten erkennen können,
die kaum vernehmbar seinen Namen rufen. Aber er blickt sich weder um
noch hört er wie die Schatten flüstern. Er schaut nur stur geradeaus,
einem nicht vorhandenen Ziel entgegen, und biegt nur ab und zu nach
links oder rechts ab.
Die Zeit vergeht, über seinem Kopf zieht der rabenschwarze, bedrohlich
wogende Himmel seine Kreise. Er scheint ihm mit unsichtbaren Augen zu
folgen, ab und zu erhellen lautlose Blitze die Wolken. Schritte hallen
die Gänge entlang, aber es sind nicht nur seine eigenen. Er hat längst
jegliches Zeitgefühl verloren, zu lange streift er nun schon durch die
Gänge dieses Ortes.
Er kann sich nicht mehr erinnern, wie er hierher gekommen ist, auch
dafür ist er schon zu lange da. Seine Füße schmerzen seit Stunden, und
trotzdem geht er weiter, Meter für Meter, Schritt für Schritt schleppt
er sich tiefer hinein in dieses dunkle Nichts. Er muss es. Eine
unsichtbare Macht treibt ihn unablässig an, veranlasst ihn wieder und
wieder dazu, seine müden Füße zu heben.
Angst, die schleichend kam und nun jeden Millimeter seines Körpers
besitzt, seine gebrochene Seele durchtränkt, lässt ihn erzittern. Sie
übermannt ihn unregelmäßig, mal stärker und mal weniger stark, wie die
Brandung der See, die vom Wind getrieben wird. Die Angst zehrt an seiner
Kraft und zieht ihn mit sich in ein dunkles Loch, aus dem es kein
Entkommen mehr gibt. Ein kleiner Teil von ihm glaubt noch daran, dass
dies bald ein Ende hat. Hofft auf einen Ausweg, den es nicht gibt. Er
stolpert weiter.
Eine heimtückische Stimme, die in seinem Kopf und in diesen verdammten
Gängen widerhallt, zischt ihm leise ins Ohr, dass er doch stehen
bleiben, dass er doch aufgeben soll. Denn das wäre wahrlich der
einfachere Weg. Der größte Teil von ihm hat dies bereits getan, hat
bereits aufgegeben. Und trotzdem treibt ihn etwas an weiter zu gehen,
Schritt für Schritt. Ein uralter, tief in ihm verwurzelter Instinkt.
Weil er es weiß. Weil er weiß, dass das Etwas ihn einholen würde, sobald
er stehen bleibt, dass es ihn verschlingen würde sobald er sich
erschöpft an die Wand eines Ganges lehnt. Er weiß es, und darum geht er
weiter. Versucht, vor diesem Wesen zu flüchten, das er nicht kennt und
über das er doch alles weiß. Jener Kreatur, die nicht zu ihm gehören
sollte und die er doch zum leben braucht. Früher war das nicht so
gewesen.
Aber nun ist sie ein Teil von ihm geworden und er kann nur noch
versuchen zu fliehen, während er den kalten Atem in seinem Nacken spürt,
der die klitzekleine Hoffnung noch mehr schmälert, an die er sich so
verbissen zu klammern versucht. Er kann nicht aufhören, er darf es
nicht; verzweifelt hält er an diesem Gedanken fest.
Doch mit jedem Schritt, den er tut, schwindet seine Hoffnung weiter und
lässt langsam aber sicher Platz für eine weitaus stärkere Emotion, die
er bis jetzt zu unterdrücken versucht hat. Sie vertreibt erst die Angst,
dann alles andere aus seinem Körper.
Hass, riesiger, unbändiger Hass, der von ihm Besitz ergreift, auf sich
selbst, diesen grauenhaften Ort, auf die ganze Welt. Und vor allem auf
seine Peiniger, die ihn hierher getrieben haben, nicht eher geruht
haben, bis sie ihn an diesem Ort wussten, den er so sehr verabscheut. Er
wird langsamer, schließt die Augen. Mit dem Hass kommen Erinnerungen,
die gewaltsam in seinen Geist eindringen, Erinnerungen an fürchterlichen
Schmerz, an leuchtendes Feuer, an den Tod. Und den Wunsch nach Rache.
Wie Feuer frisst es sich durch seine Adern, dieses Verlangen nach
Vergeltung und Blut. Er stockt, hält in jeglicher Bewegung inne,
konzentriert sich nur noch auf dieses Gefühl.
Er wird sie alle töten, für das, was sie ihm angetan haben, was sie
seiner Familie angetan haben, er wird sich rächen. Als das Feuer sein
Herz erreicht, verändert sich etwas in ihm.
Er lässt zu, dass es sich in seinem gesamten Körper verbreitet, seine
Seele ganz für sich einnimmt. Dieses Gefühl verspricht Erlösung, scheint
seine Seele wieder zusammenzufügen. Der Schein trügt. Ein
unmenschlicher Schrei ertönt, erst nach einigen Augenblicken wird ihm
klar, dass es sein eigener ist. Langsam breitet er die schneeweißen Arme
aus, dreht sich um. Und blickt dem Wesen entgegen, das ihn so lange
verfolgt hat, ihm so viel Leid zugefügt hat, und das er dennoch so sehr
braucht. Ohne das er nicht mehr leben kann. Es kommt auf ihn zu, ein
dunkler Schatten, der einmal bedrohlich gewirkt hatte, nun aber eine
Geborgenheit verspricht, die ihm nichts anderes mehr geben kann. Es
überbrückt den letzten schützenden Abstand, den es noch von seiner Seele
trennt und umschließt ihn mit festem Griff.
Er weiß nicht, dass er gefangen ist. Gefangen in den Armen des Wahnsinns.
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