ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Fütterungszeit.
Ich schleppte die Frau nach oben wie
jeden Samstagabend. Sie hatte zwar ihren Namen erwähnt aber ich
hatte ihn schon wieder vergessen. Sie war, obwohl ich sie gut
abgefüllt hatte und obwohl sie etwas von mir wollte, ein wenig
widerspenstig. Vielleicht spürte sie etwas. Naja wie dem auch sei
ich musste sie auf jeden Fall ziehen. Das Abschleppen ging leicht,
fast zu leicht. Ja ich hatte eine gewisse Anziehungskraft auf junge
Frauen, aber das sie teilweise schon nach drei Worten mit mir kamen
machte mir klar, wie ernst und unnatürlich meine Lage war. Ich
durfte mir keine Fehler erlauben.
Dabei hatte alles so harmlos
angefangen. Alles fing wegen diesem blöden Fred an. Ich mochte Fred
einst wirklich sehr, aber nun gebe ich ihm immer mehr die Schuld an
meiner Misere. Fred mochte exotische Tiere Vogelspinnen,
Tausendfüßler und anderes verrücktes Zeug. Eines Tages hatte er
sich dann einen Oktopus zugelegt. Eigentlich ein ganz niedliches
Tierchen verglichen mit dem anderen Zeugs, das er so in der Wohnung
hatte. Er meinte, das Tier komme irgendwo aus Asien, aus einem noch
unerforschten See irgendwo in China. Die seltsame rot-schwarze
Musterung und das unnatürliche Zucken seiner Tentakeln hätten mich
ahnen lassen sollen, dass, da etwas nicht stimmt. Aber wie hätte ich
wissen sollen, dass es so absurd enden würde?
Ich zog die Kleine weiter und in den
Lift.
„Warum hast du es denn so eilig?“, fragte sie
„Rede
nicht, komm einfach mit“, schnauzte ich sie an.
„Ich fühle
mich irgendwie unwohl bei der ganzen Sache“, sagte sie.
Ich
versuchte sie zu ignorieren und beobachtete, wie der Lift weiter nach
oben fuhr.
„Ehrlich du machst mir Angst“, fuhr sie fort.
„Du
brauchst keine Angst zu haben, wir sind ja gleich da“, sagte ich.
Die Lüge fiel mir leichter als ich gedacht hatte. Es fiel mir immer
leicht, die jungen Dinger zu belügen. Schließlich hatte ich es mit
etwas wirklich richtig Furchterregenden zu tun.
„Ich glaube, ich
will lieber nach Hause“, sagte sie in etwas schrillem Ton. Ich
küsste sie spontan und merkte sofort, wie sich ihre Nerven
beruhigten.
Na endlich dachte ich mir, als sich die
Türe des Fahrstuhls öffnete. Wir gingen ein paar Schritte, bis wir
an eine Tür kamen, Apartment 86. Nervös suchte ich die Schlüssel
und hoffte das keine verräterischen Geräusche durch die Tür kamen.
Mir fielen die Schlüssel aus der Jackentasche, rasch hob ich sie vom
Flur auf. „Alles in Ordnung“, hauchte ich. Die Kleine verzog ihr
Gesicht, als ob sie mir nicht ganz glaubte. Aber es spielte keine
Rolle, es war ohnehin zu spät. Vorsichtig trat ich hinter sie und
öffnete mit meinem weit vorgestreckten Arm die Türe.
„Warum ist es so dunkel hier
drinnen“, fragte sie. Was für eine alberne Frage, weil niemand den
Lichtschalter betätigt hatte. Dann stieß ich sie in die Wohnung und
sperrte hinter ihr rasch zu. Ich hatte mein Soll für diese Woche
erledigt. Gerade als ich mich umdrehte und wieder gehen wollte,
vernahm ich ein entsetzlich dunkles „Gutgemacht.“ aus der Wohnung
hinter mir. Mir schauderte und ich wollte so schnell wie möglich weg
von hier. „Halt! Warte!“, hörte ich erneut die Stimme hinter der
Türe. Ich fuhr zusammen und meine Schritte stockten. „Bis nächste
Woche“, sagte die Stimme hinter der Türe. In ihrem Klang lag etwas
Herrisches und Befehlshaberisches. Ich konnte mich den dunklen Worten
nicht entziehen. Ich wusste, dass ich noch mal kommen würde. Ohne
ein Wort zu erwidern, ging ich zum Lift.
Die Situation damals mit meinem Freund
wurde zunehmend absurder. Er fütterte das Weichtier mit lebendigem
Fisch. Das war nicht weiter ungewöhnlich, da er alle seine, ich
hätte schon fast gesagt Kreaturen, Tiere, mit lebender Nahrung
fütterte. Ein Schauspiel, dem ich für gewöhnlich nicht gerne
beiwohnte. Aber etwas war anders, als er das mit Tentakeln besetzte
etwas, fütterte. Zwar stürzte es sich auf die Beute wie auch die
anderen Tiere, aber es schien eine Art von böser Absicht dahinter zu
sein. Eine Absicht die über das rein animalische Bedürfnis zu
Fressen weit hinaus ging. Zudem schien es so, als wuchs das Tier
absonderlich schnell. Jedes Mal wenn ich Fred besuchte, war es ein
Stück größer geworden. Bis es schließlich nicht mehr in das
Aquarium passte.
Die Arbeitswoche verging schnell, zu
schnell und mir stellten sich bei dem Gedanken was ich am Wochenende
gezwungen war erneut zu tun die Haare zu Berge. Aber das Wochenende
kam unaufhaltsam näher. Ich sagte mir, diesmal nicht, diesmal holst
du keine junge Frau. Doch dann spürte ich die entsetzlichen
Bewegungen hinter meiner Stirn, die mich mahnten, mich nicht zu
widersetzen. Ich konnte fühlen wie sich eine Wulst über meine Stirn
bewegte. Ich konnte die entsetzlichen Bewegungen des fremdartigen
Körpers spüren, der mir eingesetzt wurde. Ich wollte es mir schon
ein paar Mal einfach aus der Stirn schneiden aber ich hatte Angst,
Angst vor dem Schmerz, ich war einfach zu feige.
Ich hatte auch ein paar Mal einen
Doktor aufgesucht, doch der fand nichts. Was umso entsetzlicher war,
da ich wusste, dass etwas in mir war. Ich war hilflos. Also machte
ich mich wieder auf die Suche nach einer jungen Frau um den
unstillbaren Hunger des fremdartigen Wesens zu befriedigen. Denn er
will nur saftiges und junges Fleisch und er will nur das Fleisch von
Menschen. Als ich mich auf den Weg zum Klub machte, kamen mir zwei
junge Polizisten entgegen. Ich hoffte, nein ich betete, dass sie
etwas Entsetzliches und Unnatürliches in mir sehen würden und dass
sie mich von dem abhalten würden, was ich im Begriff war zu tun.
Aber sie lächelten nur freundlich, grüßten mich und gingen weiter.
Sie gingen einfach weiter, als wäre ich nicht irgendeine Art von
Monster.
Die Wulst in meiner Stirn wurde unruhig
bei dem Gedanken, dass ich geschnappt werden möchte. Und es war mir,
als könne ich dunkle und mahnende Worte in einer alten mir
unbekannten Sprache vernehmen, die mich davor warnte, ja keine Fehler
zu begehen. An diesem Abend traf ich die Kleine, mit ihrem traurigen
Blick sie hieß Nela. Wir unterhielten uns gut über alle möglichen
Dinge, Kunst, Kultur, Politik und sogar über Sport. Es war das erste
Mal seit gut zwei Jahren, das ich mich wirklich mit einer Frau
unterhielt. Um so tragische empfand ich das ihr bevorstehende
Schicksal. Ich konnte sie dem Ungetüm nicht überlassen.
Doch kaum hatte ich den Gedanken
gefasst, meldete sich die groteske Wulst in meiner Stirn. Vielleicht
wäre es das Beste mein eigenes Leben zu beenden, vielleicht so
dachte ich, wäre das der beste Weg um Nela zu beschützen. Nela
fragte mich, ob wir zu mir gehen wollen. Ich versuchte nein zu
schreien, aber aus irgendeinem Grund sagte ich ja. Dicht an mich
geschmiegt verließen ich und Nela die Bar. Ich lotste sie zu jenem
schrecklichen Hochhaus, in dessen 86ter Wohnung ihr Verderben
lauerte.
„Warum bist du so traurig“, wollte
Nela wissen.
„Es ist nichts“, log ich.
Wir gingen gerade an
einer Brücke vorbei und ein überwältigender Drang mich einfach in
die Fluten zu stürzen ergriff mich.
„Glaubst du an das Böse?“,
fragte ich Nela, als ich in den reißenden Fluss starrte.
„Jeder
Mensch hat seine guten und schlechten Seiten“, meinte Nela.
„Nein
das meine ich nicht ich meine … Es ist schwer zu erklären“,
sagte ich.
„Du meinst so was wie den Teufel?“, fragte
Nela.
„Ja genau so was wie den Teufel. Etwas Altes und Böses“,
sagte ich als sich wieder meine Wulst meldete, die außer mir niemand
wahrzunehmen schien.
„Es gibt Dinge auf der Welt, die wir nicht
erklären können“, sagte Nela.
„Ja“, seufzte ich.
Wir gingen weiter. Ich weiß bis heute
nicht, warum ich nicht einfach gesprungen bin. Süße arme Nela. Wir
gingen weiter zu seiner Wohnung. Nela folgte mir ohne Widerstand und
ohne das Geringste zu ahnen. Als ich sie dann in die Wohnung stieß,
hoffte ich nur das es schnell gehen würde. Aber ich wusste es nicht,
ich wusste nur, dass niemals Schreie nach außen drangen. Aber ich
habe das dunkle Gefühl, das er gerne spielt. So deprimiert wie an
diesem Abend war ich schon lange nicht mehr. Das dunkle Wesen hatte
sich wie immer vergewissert, dass ich nächste Woche wieder kommen
würde und wie immer schien ich keine Wahl zu haben. Es schien, als
saugte dieses Etwas nach und nach meinen Lebenswillen aus. Ich war
erschöpft, fertig, konnte nicht mehr und eine Übelkeit machte sich
in mir breit als ich auf den Weg nach Hause war.
Ich kann mich noch erinnern, wie mir
mein Freund erzählte, dass es angefangen hat zu atmen. Er meinte
damit Luft zu atmen aber, er hatte es nicht so genau formuliert. Als
Erstes war ich ein wenig entsetzt aber dann siegte die Neugierde. Ich
ging Fred besuchen und da saß also die weiche Masse auf Freds Bett
und glotzte mich zufrieden an. Ich wusste damals nicht, das Oktopusse
auch über Land wandern konnten. Aber selbst wenn ich das gewusst
hätte, wäre die Situation nicht weniger bizarr gewesen. Fred hatte
inzwischen ein größeres Aquarium für die Kreatur besorgt, aber das
benutzte sie nicht mehr. Stattdessen glotzte sie uns die ganze Zeit
an. Selbst wie ich und Fred anfingen, ein paar Videospiele zu spielen
konnte ich den bohrenden Blick des Wesens in meinem Rücken spüren.
Und dann? Dann wurde es größer noch größer.
Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt
ehrlich nicht, warum sich Fred das Scheusal behielt, aber er schien
eigenartig fasziniert von diesem Wesen zu sein. Ich ging Fred immer
seltener besuchen, weil mir das Wesen schon damals gehörige Angst
einjagte. Mehr als es seine Spinnen und Hundertfüßler und sein
anderes Getier jemals getan hatten. Ich besuchte Fred dann doch
wiedereinmal. Da war es bereits so groß wie ein Dobermann und hockte
mit glotzenden Augen auf seinem Schreibtischsessel.
Ich fragte Fred, ob es nicht an der
Zeit wäre, die Tierschutzbehörde zu alarmieren. Doch Fred bat mich
inständig, dies nicht zu tun. In seinem Kühlschrank fand ich
indessen riesige Brocken von Fleisch. Als ich Fred darauf ansprach,
sagte er nur er müsse es eben füttern. Erst vier Tage nach dem
Besuch fragte ich mich, wie Fred das Geld für so viel rotes Fleisch
aufbrachte.
Er hatte mir auch erklärt das es
Hunde und Katzenfutter verschmähte, das es nur von Blut
durchzogenes Fleisch fraß. Nach diesem Besuch beschloss ich, gar
nicht mehr zu Fred zu gehen. Doch dann ein knappes Jahr später
erhielt ich einen Anruf. Es war Freds Telefonnummer. Eine seltsame
Stimme war am Apparat, sie klang irgendwie heiser und dunkel. Der
Anrufer versicherte mir mehrmals, dass er Fred sei und er forderte
mich auf, zu ihm zu kommen.
Vielleicht war es Nostalgie, die mich
die Warnungen aus meinem Inneren vergessen ließen, vielleicht war
es Dummheit. Aber ich ging „Fred“ besuchen. Nur was ich dort
fand, war nicht Fred. Das Weichtier nahm bereits einen ganzen Raum
ein, und bevor ich schreien oder fliehen konnte, wickelte es seine
dicken und stämmigen Fangarme um mich und drückte mir den Mund
zu. Dann begann es in einer alten und fremden Sprache zu sprechen
und tat mir etwas unvorstellbar Grausames an. Ich hatte in meinem
ganzen Leben nie wieder solche Schmerzen gehabt.
Es drückte während dieser quälenden
Prozedur etwas in meine Stirn. Etwas Organisches. Und das
entsetzlichste Kopfweh, das man sich nur vorstellen kann, begleitete
diese Operation. Danach sah ich noch ein letztes Mal meinem Freund,
oder das, was von ihm übrig war. Es hatte seine Knochen einfach ins
Zimmer gespuckt und nach einer Weile hat es wohl gemerkt, dass es
nicht mehr gefüttert wurde. Ich weiß, nicht warum sich dieses
Scheusal ausgerechnet an mich erinnerte, warum es sich niemand
anderen gesucht hatte, um es zu nähren.
Vielleicht einfach nur deshalb, weil
ich öfter zu Besuch war. Bevor es mich wieder gehen ließ, erklärte
es mir, dass es mir jetzt überall jene Schmerzen zufügen konnte,
die ich bereits erlebt hatte und dass es Fleisch brauche.
Es
hielt mich weiter dazu an, ihm nur junge Frauen zu bringen. Aber es
waren nicht nur die Schmerzen, die es mir zufügen konnte, es war
etwas Tieferes und Unheimlicheres das mich an dieses Wesen band. Es
war die Angst, dass es mich jederzeit hohlen konnte, wenn es
wollte. Ich weiß die Vorstellung das sich so ein riesiges Tier
ungesehen durch die Straßen bewegt ohne das Aufsehen der Behörden
auf sich zu ziehen klingt absurd. Man möchte meinen, es schaffe es
kaum 500 Meter, bevor es erschossen, betäubt oder auf andere Art
unschädlich gemacht wird. Aber ich weiß dem ist nicht so, ich
weiß es würde mich finden, wenn es wollte, ungesehen, rasch und
mit unvorstellbarer Konsequenz für mich.
Ich wurde schon einmal zu dem
Verschwinden von jungen Frauen befragt. Weil ich immer wieder mit den
Orten in Verbindung gebracht wurde, an denen die Mädchen das letzte
Mal gesehen wurden. Aber man ließ mich einfach wieder gehen. So als
ob etwas über mich wachen würde. Und jedes Mal, wenn ich darüber
nachdenke, mir selbst das Leben zu nehmen, ist mir als höre ich ein
dumpfes und schallendes Lachen. Als wüsste das Etwas hinter meiner
Stirn, das ich viel zu feige bin, um mir selbst etwas anzutun. Doch
eines Tages, wenn ich es nicht mehr aushalte, werde ich es tun.
Ulysses Kedl