
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die alte Stadt
Die Sonne brannte erbarmungslos vom
Himmel und tauchte die steinerne Fläche in ein absurd helles Licht.
Die Luftspiegelungen paarten sich mit der flirrenden Luft und
hauchten dem steinernen Boden Bewegung ein, eine Lebhaftigkeit ein
die schon fast organisch war. Ulrich war auf der Suche nach einer
Ausgrabungsstätte. Denn ob man es glaubte oder nicht vor etwa
zehntausend Jahren haben hier in der Einöde Menschen gelebt.
Freilich sah das Land damals nicht so trostlos aus wie heute. Es war
grün und sprühte vor Leben.
Gazellen und Flusspferde tummelten sich
hier und Gras und Bäume wuchsen, so weit das Auge reichte. Heute war
es jedoch anders, das Land war öd trostlos kahl und unerbittlich
heiß. Ulrich war mit zwei weiteren Männern unterwegs, einer war ein
Kollege der andere ein Helfer. Er hatte heute Morgen schon die dritte
Flasche Wasser in sich hineingegossen, aber die Sonne brannte die
Flüssigkeit fast so schnell aus seinem Körper, wie er sie trinken
konnte. Das Wasser ging ihnen aus, denn heute war ein besonders
heißer Tag.
Sie wollten bereits kehrt machen doch
dann sahen sie etwas das, wie eine Oase aussah. Nachdem sie sich
vergewissert hatten das es sich nicht um eine Fata Morgana oder eine
andere Täuschung handelte beschlossen sie ihre Suche fortzusetzen
und ihre Wasserreserven bei dem grünen Wunder wieder aufzufüllen.
Doch der Weg war weit, sehr weit, sehr viel weiter als sie angenommen
hatten. Ulrich frage sich langsam, ob es eine gute Idee gewesen sei,
diesen Auftrag der Universität anzunehmen.
Er war eigentlich gerne draußen in der
Natur und normalerweise machten ihm auch die widrigsten Umstände
nicht aus. Doch diese 51 Grad im Schatten waren einfach nur
grauenhaft. Noch ahnte keiner, der drei von der erstaunlichen
Entdeckung die ihnen bevorstand, als sie sich in der Oase
niederließen. Das Wasser des grünen Paradieses war frisch und klar
und es machte die drückende Hitze etwas erträglicher, zudem konnten
sie ihre Reserven wieder auffüllen. Laut Navi waren sie rund 300
Kilometer nördlich von Adrar.
Aber das Navi war hier nicht unbedingt
zuverlässig, zumindest hatte man ihm das so gesagt. Nach einem
Weilchen setzen sie ihre Suche nach menschlichen Spuren fort. Dann,
sie waren kaum 300 Meter von der Oase weg, stolperte Ulrich
unverhofft auf etwas. Er stolperte tatsächlich, weil ein kantiger
Stein aus dem eher doch ebenen Boden ragte. Zuerst dachte Ulrich, es
sei nur ein Stein, der von der Natur auf sonderbare Weise geschliffen
wurde.
Doch dann erkannte er das dieser
Stein willentlich und wissentlich geformt worden war. Sie fingen
noch am selben Tag und in derselben Stunde zu graben an. Der Stein
war Teil eines sich weit erstreckenden Zyklopenmauerwerks. Wie weit
das würden sie erst später erfahren. Am Abend gingen sie zurück
in die Stadt und holten sich dort Arbeiter, die ihnen am nächsten
Tag beim Graben helfen sollten. Es war schon eigenartig, denn
eigentlich bauten die Menschen vor zehntausend Jahren noch nicht.
Aber wann war diese Mauer dann entstanden?
Ulrich wusste es nicht. Vielleicht war
sie von einem ehrgeizigen und erbitterten Wüstenvolk mitten in der
Einöde erbaut worden. Aber Ulrich hielt diese Spekulation für
unrealistisch. Was merkwürdig war, war, dass die Mauer irgendwie
anders war. Sie war nicht wie die Mauern der Ägypter oder der Mayer
sie war fremdartig. Die Bauklötze schiene noch ein Stückchen größer
zu sein als selbst die zyklopischen Mauern der Mayer und sie waren
gröber behauen. Es waren keine nahtlos ineinander übergehenden
Fugen, die auf den Millimeter genau ineinander passten und die mit
viel Mühe und Schweiß übereinandergestapelt wurden.
Nein es war, um es mit einem Wort zu
beschreiben irgendwie lustlos. Auch die Begrenzung, welche die Mauer
bildete, war eigenartig. Es war dem Anschein nach kein sakraler Bau,
mit präzise nach den Sternen gerichteten Toren und an die Mathematik
angepassten Winkeln. Es war einfach eine Mauer, als hätte sie dort
irgendjemand einfach so und ohne tiefere Absicht hingestellt. Ulrich
wollte es vor seinem Kollegen nicht erwähnen, aber es schien ihm,
dass etwas Böses an jener steinernen Wand haftete.
Sie fanden auch Strukturen, die an
rudimentäre Hütten erinnerten, nur größer und aus den gleichen
grob behauenen Steinquadern. Aber, was ihn am meisten zusetzte, waren
die runden Holzbalken, die überall herumlagen. Sie waren groß,
schienen aber nicht zu den übrigen Strukturen zu passen, denn dafür
waren sie wieder zu klein. Sie waren einfach nicht groß genug, um
zum Beispiel das Dach einer dieser Hütten zu überspannen. Obwohl
sie nur wenige Hütten und Mauern fanden, war der Komplex riesig,
alleine durch die Größe der einzelnen Elemente.
Es schien fast ein wenig so, als handle
es sich um ein überdimensioniertes Dorf, das aber alleine durch die
Wucht seiner Erscheinung die Ausmaße einer Stadt hatte. Die
Ausgrabungen im steinernen Boden gingen nur langsam voran und Ulrich
fragte sich, was sie hier noch Absurdes finden würden. Der Tag war
lange und Ulrich brauchte Schlaf. Aber er schlief nur schlecht und er
hatte einen sehr merkwürdigen Traum, die Stadt betreffend. Er
träumte davon, wie Menschen unter der glühenden Sonne schufteten
und einen Stein nach dem anderen auftürmten und ein stetiges Grollen
war im Hintergrund zu vernehmen und ein bedrohlicher Schatten schien
über all dem zu liegen.
Als er erwachte, fühlte er sich gar
nicht gut, die Hitze der letzten Tage machte ihm zu schaffen und er
verspürte ein ständiges Ziehen in seinem Kopf. Noch am Morgen
fanden sie etwas, das an einen steinernen Faustkeil erinnerte. Das
Objekt war aber tatsächlich einen Meter im Durchmesser. Ulrich
konnte sich keinen Reim darauf machen und tat das Objekt als ein von
der Natur bizarr geformtes Stück Stein ab. Ulrich unterhielt sich
noch eine Weile mit seinem Kollegen über den Fund, aber auch er
deutete an, dass es sich wohl um ein natürliches Objekt handeln
müsse.
Es war gegen Mittag als sie eine andere
Eigenartigkeit, fanden, ein grob behauenes und grotesk verdrehtes
Holzkreuz. Einer der Einheimischen sah das Kreuz und sagte in
schlechten Englisch: „Böser Geist.“ Ulrich war, dass Ganze auch
ein wenig unheimlich zumal er sich nicht erklären konnte, wofür das
Stück Holz gemacht war, welchem Zwecke es diente. Aber er war weit
davon entfernt, sich dem absurden Aberglauben der hier lebenden
Bevölkerung hinzugeben. Sein bereits erwähnter Kollege Schmidt sah
das ähnlich, auch er wollte nichts von Geistern wissen.
Einige der Einheimischen verließen den
Grabungsort noch am selben Tag, auch jener, der das mit dem Geist
erwähnte. Dann gegen Abend, die Sonne stand bereits tief und tauchte
alles in ein rotes Licht, fanden sie die ersten Knochen. Es waren
gewöhnliche Menschenknochen, von normaler Größe und Stärke.
Nichts war an ihnen besonders außer der ungewöhnlich hohen Anzahl
an Brüchen und dem Umstand, dass sie scheinbar nicht bestattet
wurden. Ulrich schloss auf ein bestialisches Gemetzel und auf einen
Gegner, der seinen Feind nicht die Genugtuung der letzten Ruhe
gewährte.
Nur eines war seltsam, normalerweise
trägt man selbst nach einem solchen Blutbad die Körper zusammen und
wirft sie in ein Loch, damit sie nicht zu stinken anfangen. Das war
hier aber seltsamerweise nicht geschehen. Die Knochen lagen wild
durcheinander, wie, ja wie weggeworfen oder ausgespuckt. Und
auffällig oft fehlten Unterarmkochen oder die Knochen anderer
Extremitäten so wie Schädelknochen. Es sah so aus, als hätte man
die Körper nachdem man sie zu Tode geprügelt hatte zerstückelt und
teilweise verstreut.
Mann hatte aber scheinbar nur einige
der Knochen verstreut, der Großteil der Skelette war noch mehr oder
weniger in einem Stück. Es wirkte so, als hätten die Angreifer nach
einer Weile die Lust daran verloren, die Körperteile zu verstreuen.
Das andere seltsame an diesem Ort war, das Fehlen von Werkzeugen.
Zwar wurden zwei Bögen und ein Speer gefunden. Aber es gab keine
Faustkeile, Tonvasen oder Münzen. Es gab auch keine Feuerstellen und
je mehr Ulrich darüber nachdachte, je plausibler erschien ihm das
mit dem bösen Geist. Herrschte hier vor langer Zeit tatsächlich
etwas Unnatürliches und Böses?
Und was genau war diesen Menschen
widerfahren. Die Bruchstellen waren keine einfachen Brüche, sie
waren regelrecht zersplittert. Man musste mit immenser Gewalt immer
wieder auf die gleiche Stelle des Knochen geschlagen haben und wer
hatte all die Werkzeuge mitgenommen? Ulrich ging mit seinen
Befürchtungen zu Schmidt aber dieser lachte ihn nur aus und meinte,
dass Menschen eben grausam sein können. Seine Theorie war, dass die
Angreifer die Stadt restlos auslöschen wollten und jede Spur von den
Bewohnern tilgen wollten und das eben nur das Zyklopenmauerwerk
aufgrund seiner gewaltigen Größe dem Versuch der kompletten
Auslöschung widerstand.
Ulrich war mit der Idee zufrieden
gewesen, bis auf eines, die „Feuerstellen“. Absurd große
Brandstellen fanden sich in den „Hütten“ sie hatten die
Ausdehnung eines kleinen Raumes, man konnte diese Scheiterhaufen wohl
kaum als Feuerstelle bezeichnen und dennoch erinnerten sie auf
unheimliche Weise an Orte, die einst die gewaltigen Hütten erwärmt
haben mochten. Ulrich dachte sich, dass es wohl das Beste wäre, sich
ein wenig auszuruhen, er hatte noch immer Kopfweh. Der Nachmittag
plätscherte dahin und dann kam Schmidt.
„So etwas Aufregendes habe ich noch
nie gesehen“, sagte Schmidt und versuchte Ulrich aus dem Bett zu
ziehen.
„Was ist los“, sagte Ulrich ein wenig verträumt.
„Das musst du mit eigenen Augen sehen“, sagte Schmidt und zog
weiter an Ulrich.
„Ja schon gut ich komme ja“, sagte
Ulrich.
„Das glaubst du mir nie was wir gefunden haben“, sagte
Schmidt, während sie sich auf die Fundstelle zubewegten. Das Objekt
schien sich in einer Mulde zu befinden, so viel konnte Ulrich schon
erkennen. Sie steuerten auf die Mulde zu, um die sich mehrere
Arbeiter gescharrt hatten.
Als sich Ulrich und Schmidt weiter
näherten, konnten sie hören, wie einige der Arbeiter murmelten.
„Böser Geist, böser Geist.“ wiederholten sie fast Mantra artig
diese Worte. Was Ulrich als Nächstes sah, ließ ihm den Atem
stocken. Es war das wohl erstaunlichste Artefakt, das er jemals
gesehen hatte, und überstieg an Wert sogar noch die Totenmaske des
Tutenchamun. Es war so erstaunlich und in seiner Dimension
gleichzeitig so bizarr das er das Gefühl nicht loswurde, das hier in
dieser Stadt etwas ganz und gar nicht stimmte. Es war ein Juwel von
unglaublicher und außergewöhnlicher Schönheit. Der riesenhafte
Smaragd war fast so groß wie ein Säugling und dabei war er noch
nicht einmal vollständig freigelegt.
Er war in Gold gefasst und schimmerte
in einem dunklen tiefen Grün. Doch er steckte im Stein der Wüste
fest. Schmidt erklärte begeistert, dass er das Juwel persönlich
freilegen würde, damit ihm bei der Ausgrabung kein Schaden entstehe.
Ulrich war überhaupt nicht begeistert, er war entsetzt, Steine
dieser Größe, er war zwar kein Geologe oder Mineraloge, aber Steine
dieser Größe, Edelsteine von solcher Dimension sollte es überhaupt
nicht geben. Ulrich wich instinktiv einen Schritt von dieser
Absurdität zurück. Etwas riet ihm, es wäre besser mit dieser
ganzen Sache nichts zu tun zu haben. Er entschuldigte sich bei
Schmidt und sagte das er sich zurückziehen würde, da er einen
gewaltigen Druck in den Schläfen spürte.
Er log über sein Kopfweh aber ihm war
alles recht, um so schnell wie möglich von diesem Ort wegzukommen.
Ulrich beschloss seine Abreise für den nächsten Tag. Zu anormal
waren die Ereignisse der jüngsten Zeit für seinen Geschmack.
Doch am nächsten Morgen packte ihn ein
seltsames Fieber. Er musste den Stein noch einmal sehen und seine
Schönheit bewundern. Er musste noch einmal in das tiefe Grün des
Juwels schauen. Er musste den Smaragd noch ein letztes Mal
begutachten. Er musste noch einmal die erstaunliche Ornamentik des
Goldes sehen, wie es über das dunkle Grün verlief. Schmidt war
bereits an der Ausgrabungsstelle und arbeitete vorsichtig mit einem
Pinsel und einem kleinen Meißel den Stein heraus. Als Schmidt Ulrich
bemerkte, sagte er: „Schau mal.“
Und deutete auf ein in die goldene
Ornamentik, welche den Stein säumte, eingearbeitetes Zeichen. Es war
das arabische Zeichen für Dschinn. Schmidt war ein ordentliches
Stück weiter gekommen und hatte das in was der Stein gefasst war
freigelegt. Es sah aus wie ein riesiger Lederpolster. Ulrich fragte
sich, wie ein solches Zeichen so weit in den Westen von Afrika
gewandert war, als der Stein seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ganz
verliebt starrte Ulrich in das dunkle Juwel, als der Boden zu zittern
begann.
Ulrich wich einen Schritt zurück dann
noch einen, dann noch einen. Plötzlich erhob sich ein riesiges
Gesicht aus dem Stein und in seine Stirn eingelassen war das dunkle
Juwel. Schlagartig wurde Ulrich klar, was er schon die ganze Zeit
befürchtet hatte. Die Stadt wurde von Riesenwesen erbaut. Der Stein
brach auf und eine riesenhafte Hand schnappte sich einen der
Arbeiter. Sie war so groß, dass sie dessen ganzen Körper umschloss.
Das riesige Gesicht schnitt indessen eine groteske Grimasse und
schaute auf den Arbeiter herab.
Schmidt
war indessen durch die Wucht des emporstrebenden Gesichts zu Boden
geworfen worden. Das gewaltige von Juwelen besetzte Wesen lag noch
immer zum größten Teil in seinem steinernen Bett. Es hatte eine
überaus hässliche Fratze mit stumpfen zum Teil braun gefärbten
Zähnen und seine Haut war zerfurcht wie gegerbtes Leder. Die Juwelen
die es trug konnten seine Hässlichkeit nicht verbergen. Schwere
goldene Ringe hingen von der Hand, die den Arbeiter gepackt hatte.
Die Ringe waren so viele an der Zahl, dass sie bis hinauf zum
Ellbogen reichten.
Und auch sie waren mit gewaltigen und
wunderschönen Edelsteinen besetzt. Jetzt führte das Wesen den
Arbeiter zu seinem Mund und stopfte ihn hinein. Ein Schrei ging
durch die Menge der Arbeiter, als der Riese seine Augen verdrehte
und zu Kauen begann. Auch Ulrich schrie auf, dann packte es noch
einen Arbeiter. Er hatte direkt neben Ulrich gestanden. Aber
anstatt den zweiten Arbeiter sofort zu seinem Mund zu führen,
versuchte das Wesen seinen zweiten Arm aus dem Stein zu befreien.
Schmidt
stand wie paralysiert vor dem Gesicht des entsetzlichen Riesen und
hörte nicht auf zu schreien. Ulrich war nur einer von drei von
insgesamt fünfzehn Leuten, die so geistesgegenwärtig waren, um zu
rennen. Während er rannte, hörte er dass Knacken und Brechen und
Splittern von Knochen. Er schaute nicht zurück, nicht ein einziges
Mal und irgendwie entkam er dem fremdartigen Wesen. Ulrich
alarmierte später die Behörden und bemühte sich bei dem
Telefonat nicht wahnsinnig zu wirken. Ulrich wusste nicht, was
seltsamer war, dass die Behörden nicht sofort auflegten und sich
seine Geschichte anhörten, oder dass er nie wieder etwas von dem
Wesen oder der Stadt hörte.
Ulysses Kedl