Lange

Irrationales die Zweite, Angriff aus der mystischen Unendlichkeit

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Das Portal

Ein Eismeer erstreckt sich so weit das
Auge reicht. Das Blau des Eises glüht wie ein mystischer Saphir. Ein
Nebelbogen erstreckt sich vor der Anica und überspannte fast ein
Drittel des Horizonts. Doktor Hartwin zog sich unter Deck zurück, um
seine Sachen zu packen. Sie würden bald ihr Ziel erreichen. Die
Außentemperatur betrug bereits minus 20 Grad und er fröstelte die
ganze Zeit. Selbst unter Bord war es empfindlich kühl geworden. Der
Kapitän gab einen Funkspruch an die Mannschaft durch, sie hätten
jetzt ihr Ziel erreicht. Hartwin zwängte sich aus der Kabine und
schulterte sein Gebäck. Er war sehr groß gewachsen und die kleinen
Türen im Schiff machten seinem Kreuz zu schaffen.

Dennoch wollte er unbedingt an dieser
Mission teilhaben. Denn er musste unbedingt wissen, was sie Neues in
der Antarktis entdeckt hatten. Es rankten sich Mythen unter seinen
Kollegen über das, was sie gefunden hatten. Es hieße, sie hätten
eine Art Portal in der Eiswüste entdeckt. Einen Durchgang in eine
andere Dimension aber Hartwin glaubte so etwas natürlich nicht. Doch
es erstaunte ihn doch sehr, dass sein Kollege David davon sprach,
denn er hatte David immer für einen vernünftigen Menschen gehalten.

Doch ein Fünkchen Wahrheit musste dran
sein und Hartwin musste unbedingt wissen, was. Er war am Hauptdeck
angekommen und das Schiff ging gerade vor Anker. Sie würden mit
einen der kleinen Bote zur Station fahren. Die Fahrt vom Schiff zum
Festland und zur Station verlief unspektakulär bis auf den riesigen
Nebelbogen, der sich noch immer in der Ferne zeigte. Er sah aus wie
ein Portal, dachte Hartwin.

In der Station angekommen ließ er sich
sein Zimmer von einer zukünftigen Kollegin zeigen. Es war nicht sehr
groß und nur spärlich eingerichtet. Es fehlte dem Zimmer an
Möblierung, dachte Hartwin. Er stellte seinen Koffer ab und ging in
die Kantine, er hatte heute noch nichts gegessen. Mittagessen gibt es
erst um zwölf, teilte ihm die Küchenchefin mit. Er konnte die
Enttäuschung über ihre Worte nicht verbergen. Doch als die
Küchenchefin Hartwins Gesicht sah, machte sie ihm ein Brot.

Hartwin ging mit dem Ausdruck
sichtlicher Zufriedenheit wieder aus dem Raum. Um elf Uhr sollte ihm
die weitere Einrichtung gezeigt werden. Er ging wieder in sein Zimmer
und wartete dort. Es war kalt, viel zu kalt, wie er feststellte.
Hartwin konnte seinen eigenen Atem in dem kleinen Raum sehen. Er
wusste, auf was er sich eingelassen hatte, aber er hatte, nicht mit
dieser Art von Kälte gerechnet. Er nutzte die Zeit um seinen Koffer
auszupacken, er stopfte die Kleidung in den kleinen Holzschrank, der
seitlich an der Wand angebracht war, und legte sein Buch auf den
kleinen Nachttisch neben sein Bett.

Dann wartete er. Einige Zeit später
klopfte jemand an seinem Zimmer. Hartwin ging zur Tür und öffnete
sie.
„Hallo ich bin Doktor Lena“, sagte die Frau. Sie war
Mitte vierzig und recht hübsch für ihr Alter, fand Hartwin.
„Ich
bin Hartwin. Freut mich!“, sagte er und starrte sie dabei etwas zu
lange an. Lena ging unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Kommen
sie ich zeige ihnen die Einrichtung“, sagte sie.

Lena verließ das Zimmer und Hartwin
trottete ihr hinterher. Erste jetzt fiel ihm auf, das vieles in der
Anlage, aus Holz gemacht war und nicht aus Metall, wie er es
eigentlich erwartet hätte. Die Anlage schien auch viel größer zu
sein, als es auf den ersten Blick schien. Sie war auch weiträumig
und nicht im Mindesten klaustrophobisch. Lena zeigte ihn das erste
Labor. „Hier bestimmen wir, wie alt die Eiskerne sind“, meinte
Lena knapp. Das war aber nicht das Labor, in dem Hartwin arbeiten
würde. Hartwin war gekommen um die DNA von im Eis lebenden Bakterien
zu bestimmen die kleinsten uns bekannten Lebensformen.

Sie gingen weiter durch einen langen
Gang, dessen Wände zur Gänze aus Eis bestanden, bis sie wieder
einen geheizten Bereich des Komplexes erreichten. Sein Labor, oder
eben das Labor, in dem er in nächster Zeit arbeiten würde. Freilich
waren auch die geheizten Bereiche durch aus frostig. Aber mit seiner
dicken Winterkleidung wurde das Hartwin schon irgendwie überleben.
Dann zeigte sie ihn noch den Dieselgenerator und erklärte ihm das
man der Maschine manchmal einen kräftigen Ruck geben müsste, wenn
sie wiedereinmal nicht ansprang. Aber ein Portal hatte Hartwin nicht
gesehen.

„Was ist mit dem Portal?“, wollte
Hartwin wissen, als sie gemeinsam zu Kantine gingen.
„Es ist das
Eis“, flüsterte Lena.
„Das Eis“, fragte Hartwin.
„Wir
sprechen hier nicht darüber.“ zischte Lena.
Dieses Verhalten
kam Hartwin sehr merkwürdig vor. Vor allem von einer
Wissenschaftskollegin der Hartwin durchaus ein gewisses Maß an
Vernunft zu sprach.
„Wieso sprechen sie nicht darüber.“
bohrte Hartwin nach.
„Das Eis es hört uns zu“, flüsterte
Lena.

Hartwin schlussfolgerte nur eines, da
Lena wirklich zu glauben schien, was sie sagte, Drogen. Dann erklang
das Nebelhorn der Anica, sie legte ab und würde erst in einem halben
Jahr wiederkommen. Hartwin konnte es einfach nicht glauben, wie hatte
Lena es geschafft, auf eine Station mit so strengen
Sicherheitsvorkehrungen, Drogen zu schmuggeln. Und es war auch nicht
nur ein bisschen Gras, es war etwas Stärkeres, denn Lena schien
richtig paranoid. Er fragte sich, ob er sie auf ihr Problem
ansprechen sollte, dachte sich aber dann das es wohl erst mal besser
sein würde, wenn er ein paar der anderen Kollegen kennenlernen
würde.

Hartwin ließ während dem Essen seine
Augen nicht von Lena aber diesmal nicht, weil sie ihm gefiel, sondern
weil er vor ihr Angst hatte. Menschen die Drogen nahmen waren Hartwin
schon immer suspekt. „Hallo ich bin Doktor Mayer“, sagte ein
klein gewachsener Mann mit dichtem Bart. Er hatte gar nicht gemerkt,
dass sich die kleine Gestalt zu ihm gesetzt hatte, so fixiert war er
auf die Doktorin. „Ich bin Hartwin.“, sagte Hartwin. Er fand es
unnötig seinen Titel zu erwähnen, schließlich hatte jeder hier auf
dieser Station irgendeinen Titel. Jeder außer der Küchenchefin
natürlich.

„Es ist mindestens zehn Milliarden
Jahre alt“, sagte Mayer.
„Was?“, fragte Hartwin.
„Das
Eis es existiert schon seit undenklicher Zeit.“
Hartwin wusste
sehr wohl, dass, das nicht stimmen konnte, daher fragte er noch
einmal.
„Wie alt sagten sie noch gleich?“, fragte
Hartwin.
„Zehn Milliarden Jahre“, sagte Mayer und starrte ihn
dabei mit einem unheimlichen Glanz in den Augen an. Hartwin musste
sich verhört haben.
„Wie alt sagten sie noch gleich?“, fragte
Hartwin erneut.
„Es ist unvorstellbar alt“, sagte Mayer und
starrte ihn dabei an wie ein kleines Kind dass vor dem Weihnachtsbau
steht.

„Sie sagten zehn Milliarden Jahre?“,
wollte sich Hartwin vergewissern. Mayer nickte. Hartwin fragte sich,
ob Mayer auch Drogen nahm. Wo war er hier nur hineingeraten? Etwa in
ein Amphetaminlabor am Ende der Welt vollgestopft mit zugedröhnten
Junkies. Er schlang sein Essen runter und verdrückte sich in sein
Labor denn irgendjemand musste ja für sein Geld arbeiten und so wie
es aussah, konnten das nicht Lena oder dieser Mayer sein, von dem er
noch immer nicht den Vornahmen wusste.

Mayer, alleine der Name hatte etwas
Schauerliches, dachte er. Hartwin war sich auch gar nicht sicher, ob
er Mayer näher kennenlernen wollte. Wenn er genauer nachdachte,
musste es wohl eher LSD sein und weniger ein Amphetamin, zumindest
der schwere der Psychosen nach zu urteilen. Aber auch dass wusste er
nicht genau, denn schließlich war er kein Psychologe, er wusste nur,
dass irgendetwas die Vernunft von Lena und Doktor Mayer gewaltig
einschränkte. Hartwin nahm eine der Petrischalen und legte sie unter
sein Mikroskop. Mit dieser Kultur schien alles in bester Ordnung zu
sein. Sie gedieh bestens unter den frostigen Bedingungen.

Er begrub sich an diesen Tag in seiner
Arbeit. Erst am Abend merkte Hartwin, dass er noch immer fror. Er
ging den langen Gang entlang, der ganz aus Eis gemacht war und
plötzlich hörte er das Eis singen. Es war eine wunderschöne
Melodie, doch Hartwin tat das Gehörte als Fantasie ab und ging
weiter in die Kantine. Es war sowieso eine kaum hörbare Melodie und
vermutlich spielte ihn sein Kopf nur einen Streich. Als er in den
Raum kam, saßen dort schon Lena und Mayer. Sie unterhielten sich
leise über etwas.

Er
wusste, nicht ob er zu den Zwei rüber gehen sollte, schließlich
waren die Zwei, nun ja, seltsam. Hartwin hatte eine Theorie,
zumindest was Mayer betraf, er hatte vermutlich irgendwie falsche
Messergebnisse bekommen und dann in seiner Euphorie über die
vermeintlich neue Entdeckung die Realität ganz und gar ausgeblendet.
Mayer war demnach nicht unbedingt ein Junkie, er hatte nur einen
Fehler gemacht, der jedem unter bestimmten Umständen hätte
passieren können. Hartwin bewegte sich zu dem Tisch, an dem die Zwei
saßen.

„Hallo
Hartwin“, hauchte Lena.
„Hallo“, sagte er.
„Hast du
darüber nachgedacht was meine Entdeckung alles impliziert?“,
fragte Mayer aufgeregt.
Hartwin starrte in das bärtige Gesicht
des Mannes, er bereute jetzt schon, dass er zu den beiden gegangen
war.
„Nein was?“, fragte Hartwin.

„Es bedeutet, dass die Welt viel
älter ist, als wir bisher angenommen hatten“, sagte Mayer.
„Hört
zu es geht mich ja nichts an, was ihr in eurer Freizeit macht aber
gewisse Substanzen, die hier eindeutig im Umlauf sind, schlagen sich
auch negativ auf die Arbeit nieder“, sagte Hartwin und blickte die
beiden streng an.
„Gewisse Substanzen?“, fragte Lena in ihrem
für sie typischen flüster Ton.
„Wie ich jung war, habe ich ja
auch mit Cannabis experimentiert aber seid ihr denn nicht zu alt für
so etwas?“, sagte Hartwin.

„Er glaubt, dass wir Gras rauchen“,
sagte Lena sichtlich belustigt.
„Du glaubst mir das Alter der
Eisproben nicht“, fragte Mayer.
„Zehn Milliarden Jahre“,
sagte Hartwin vorwurfsvoll.
„Die Analysen lügen nicht“, sagte
Mayer.
„Bei vier Milliarden Jahren würde ich sagen, dass du
einen Fehler gemacht hast, aber zehn ist einfach nur absurd“, sagte
Hartwin.

„Du wolltest doch das Portal sehen
ich finde, jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür“., sagte Lena.
Ein
ungutes Gefühl beschlich Hartwin, eines das sich tief in seiner
Magengegend festsetzte. Ungewollt aber sagte er: „OK“.
„Komm
mit“, sagte Lena aufgeregt, sie flüsterte nicht mehr. Etwas tief
in ihm, etwas Uraltes sagte Hartwin, dass er nicht mitgehen dürfte,
aber Hartwin ignorierte dieses etwas.

Er ignorierte seinen Instinkt, der sich
laut gängiger Meinung seit 4 Milliarden Jahren in allen Lebensformen
entwickelt hatte. Er ignorierte die Warnungen von etwas das
wesentlich älter war als er selbst, aber nicht ganz so alt wie
Mayers Eis. Lena führte Hartwin in einen Raum, in dem er noch nicht
gewesen war. Der Raum bestand völlig aus Eis und schimmerte Blau
durch das Licht der Sonne, welches durch die Eisschichten drang. Das
Blau legte sich als zarte Blässe um Lenas Gesicht. Ein tiefer
dunkler Stollen war in das Eis gegraben und führte von dem Raum, in
dem sie sich befand, abwärts. Der Stollen musste Meilen und Meilen
nach unten führen. Lena ging voran.

Sie führte eine Halogenlampe mit sich
und erleuchtete den Tunnel vor ihnen. Alles schimmerte in einem
tiefen Blau und der Kegel der Taschenlampe verlor sich irgendwo weit
vorne in der Dunkelheit. Immer tiefer und tiefer führte Lena Hartwin
in das Eis. Mayer war nicht mitgekommen er musste wie er selbst
gesagt hatte noch weitere Bohrkerne studieren. Ein beklemmendes
Gefühl machte sich in Hartwins Brust breit und es wurde von Minute
zu Minute stärker. Langsam wunderte er sich, was Lena ihm zeigen
wollte außer mehr und immer mehr Eis. Weit vor ihm war ein
bläulicher Schimmer zu erkennen. Er wurde stärker, je weiter sie
gingen. Bis sie schließlich in einer blau leuchtenden Halle standen.
Doch woher kam das Licht?

„Es sind die Bakterien im Eis.“
erklärte Lena, „sie fluoreszieren.“Erstaunt stand Hartwin in der
großen Halle, welche in absurdem Blau leuchtete. Wie ein schwarzes
Loch im Eis wirkte jetzt der Tunnel, aus dem sie gekommen waren.
Hartwin schaute sich in der Halle gründlich um, aber ein Portal sah
er nicht. Er drehte sich im Kreis und genoss das kalte Licht.
Plötzlich schnürte sich seine Kehle zusammen, etwas stimmte hier
nicht. Seine Euphorie war verflogen und einer tiefen Angst gewichen.
Es wurde ihm bewusst, dass er sich viele Meilen unter dem Eis befand
und eine drückende Schwere machte sich in ihm breit. Was wenn etwas
schief ging, dachte er bei sich.

Aber seine Angst saß tiefer, sie
rührte nicht alleine von der Tatsache her, dass sie sich viele
Meilen unter dem Eis befanden. Leuchtende Bakterien im Eis? So etwas
hatte er noch nie gehört. Er wollte einfach nur noch hier weg. Lena
stand einfach nur apathisch herum und schien ihn zu
ignorieren.
„Komm!“, schrie Hartwin und packte Lena am Arm.

„Das Portal es öffnet sich“, sagte Lena. Hartwin starrte an
die Decke, die sich plötzlich zu bewegen zu schien. Ganz so als wäre
sie flüssig. Ein riesiger Tropfen aus gefrorenem, leuchtendem, Eis,
ein riesiger Tropfen Blau löste sich von der Decke ab.

Er war fast einen Meter im Durchmesser
und stürzte auf die beiden herab. Hartwin konnte Lena noch im
letzten Moment von der Einschlagsstelle fortreißen. Der Tropfen
schlug auf den Boden auf und zerbarst in tausende Eissplitter, die in
alle Richtungen fortflogen. Nun fing auch der Boden an, sich zu
bewegen. Es war, als würden riesige Ozeanwellen unter ihnen hinfort
gleiten. Doch sie sanken nicht in den Boden ein, er war hart gefroren
und bewegte sich dennoch, es war irrational. Die Wellen des Bodens
schlugen gegen die Wände und zerbarsten dort in Tausende Splitter
und überall war Blau.

Erneut löste sich ein Tropfen von der
Decke und erneut geschah dies genau über ihnen. Ganz so als wolle
etwas sie töten. Doch Hartwin war wieder schneller und riss Lena mit
sich. Ihm schien es das Lena erschlagen werden wollte, denn sie
rührte sich von selbst keinen Millimeter. Hartwin stürmte mit Lena
im Schlepptau auf den rettenden Ausgang zu, doch dann schob sich eine
Wand aus flüssigem festen Eis vor den vermeintlich rettenden Ausgang
und versperrte ihnen den Weg. Jetzt befanden sie sich inmitten des
wabernden Raumes und es gab nun kein Entkommen mehr.

Ein Tropfen nach dem anderen löste
sich aus dem eisigen Blau und stürzte zu Boden. Jeder hatte genug
Gewicht, um ihnen das Genick mit Leichtigkeit zu brechen oder ihnen
sogar den Schädel zu zertrümmern. Hartwin war groß gewachsen und
kräftig aber langsam gingen seine Kräfte zu Neige, denn er musste
die immer noch apathische Lena ständig mit sich ziehen und das Ganze
über einen Boden, der sich oft vier Meter auftürmte. Dann, so
plötzlich, wie es begonnen hatte, endete es wieder.

Die Wellen wurden kleiner und ruhiger
die Decke schien sich wieder zu stabilisieren und dann hörte es ganz
auf. Nur wenige Sekunden nach dem es aufgehört hatte ertönte ein
schriller Ton. Und dann explodierte das Eis rund um ihn herum und er
befand sich unvermittelt in einem leeren Raum. Er hatte Luft zum
Atmen, aber da war kein Boden keine Lena und keine Begrenzung des
Raumes.
„Ich bin die Zeit“, donnerte eine Stimme durch den
Raum.
„Ich bin die Unendlichkeit.“ fegte ein Donner gleicher
Schall durch den leeren Raum.
„Ich bin das Immanente das
Allumfassende“, donnerte es.

Plötzlich wurde er regelrecht
ausgespuckt, er wurde in den eisigen blauen Raum gespuckt, in dem
auch Lena war. Er fiel hart auf den Boden. Der Raum bewegte sich noch
ein wenig, ein Tropfen löste sich von der Decke, doch er erstarrte,
bevor er fallen konnte. Nun hing das instabile Eisgebilde direkt über
ihnen. Hartwin zog mit letzter Kraft Lena weg, dann stürzte das
eisige Gebilde herab und zerbarst in tausend Splitter. Der Raum
allerdings war noch immer verschlossen.
„Er ist fort“, sagte
Lena.
„Wer ist fort“, fragte Hartwin.
„Gott“, sagte
Lena.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Die Vorstellung das so etwas Absurdes, so eine Abart des Seins, Gott
sein könnte, drehte ihm den Magen um. Hartwin übergab sich im
leuchtenden Blau des Eises. Wie würden sie nun jemals aus der Höhle
hinaus kommen, dachte Hartwin, der wegen seiner Übelkeit auf allen
Vieren kroch. Wie würden sie sich jemals durch die eingebrochene
Passage graben können. Hartwin musste sich einreden, dass die
Tunnelwand eingestürzt war, denn das sie zu geronnen war, konnte und
wollte sein Verstand noch nicht akzeptieren. Er starrte auf die Wand,
wo vorher noch der Ausgang war und was er sah, löste eine erneute
Übelkeit in ihm aus.

Gegossene, geschmolzene Formen wie
rinnender Honig in einen Moment erstarrt versperrten ihnen den Weg.
Und das alles leuchtete in einem absurden Blau. Als er sich ein wenig
von der Übelkeit herholt hatte ging Hartwin zu der erstarkten Wand
aus Eis und fing an mit bloßen Händen gegen die Wand zu schlagen.
Er hatte noch nicht wirklich realisiert, was eigentlich geschehen
war. Etwas was an diesem Ort war, wollte ihn und Lena nicht hier
fortlassen.
Etwas aus einer anderen Welt hielt sie hier unten im
unheimlich blau schimmernden Eis fest.

Während Hartwin weiter auf das Eis
trommelte, fragte er sich, wie es wohl zu all dem gekommen sei.
Vielleicht befand er sich in einem fieberhaften Traum. Vielleicht
hatte man ihm Drogen verabreicht, sie ins Essen gemischt, als er
nicht hinsah. Doch das Eis, auf das er trommelte, jagte einen nur all
zu realen Schmerz durch seine Hände. Während er immer weiter auf
das solide Eis trommelte, war ihm so als würde die Leuchtkraft des
Eises variieren. Als würde es in einem dunklen Rhythmus pulsieren.
Dann kam ihm eine Idee, er könnte sich, mithilfe der soliden
Halogenlampe welche Lena bei sich trug, womöglich aus dem Eis
graben. Er ging zu Lena, die apathisch vor und zurück wippte, und
nahm ihr die Taschenlampe einfach weg.

Sie reagierte nicht. Hartwin hatte das
Gefühl, dass sich das Portal jederzeit wieder aktivieren könnte und
wer weiß, an welchen grotesken Ort er diesmal geschleudert werden
würde. Vielleicht in einen luftleeren Raum, in dem das Vakuum des
Raumes langsam seine Augen kochen würde und in dem seine
Lungenblasen durch die Restluft in seinen Lungen zerrissen werden
würden. Das wäre seiner Meinung nach zumindest der
wahrscheinlichste Ort, an dem er sich nach der nächsten Aktivierung
befinden würde. Denn er vermutete, dass das Portal zufällige Orte
im Raum auswählte. Und bei einem zufällig ausgewählten Ort wäre
die Wahrscheinlichkeit am höchsten in die Leere des Weltraums zu
stürzen.

Hartwin hackte wie ein Verrückte auf
dem Eis aber er kam nur langsam voran. Das Eis war härter als er
dachte. Zwar kam er doch voran, aber es schien ihm so, als würde das
Eis auf böswillige Art und Weise wieder zu schmelzen und einen Teil
seiner harten Arbeit zunichtezumachen. Aber Hartwin gab nicht auf, er
schlug weiter auf den bösartigen Eisblock und Splitter um Splitter
lösten sich aus der Wand und fielen zu Boden. Hartwin arbeitete
Stunden so weiter, während Lena irgendwann aufhörte zu wippen, sich
hinsetzte und an die Eiswand lehnte. Sie lehnte sich an die Eiswand,
als wäre sie etwas Lebendiges, als wäre es ihr Liebhaber.

Hartwin war angewidert und versuchte
sich durch noch härtere Arbeit von dem Anblick abzulenken. Lena
schmiegte sich an die Eiswand und drückte ihr Gesicht gegen das
kalte Eis. Sie machte dabei noch immer rhythmische Bewegungen, die
Hartwin zunehmend verstörten. Dann konnte Hartwin durch das
leuchtende Eis, so etwas wie einen dahinterliegenden Hohlraum
erkennen. Er hatte es fast geschafft. Zwar war das Loch, das er in
das Eis geschlagen hatte, noch viel zu klein um hindurch zu kriechen
aber es war nun nur noch eine Frage der Zeit. Hartwin arbeitete wie
ein Besessener und nach einiger Zeit war das Loch groß genug, um
hindurchzuschlüpfen.

Er beschloss, Lena mit dem Eis alleine
zu lassen. Er wusste auch gar nicht, wie er eine völlig apathische
Frau durch das Loch bekommen sollte. Er würde später Hilfe für
Lena besorgen. Denn mein Gott Hilfe brauchte sie, vor allem von einem
Psychologen. Hartwin schlüpfte durch das Loch und in die hart
erkämpfte Freiheit. Etwas stimmte hier nicht. Die dunklen, nicht
fluoreszieren Eiswände der aufwärts führenden Höhle hatten sich
allen Anschein nach auch bewegt. Sie sahen aus, als ob sie durch
einen riesenhaften Flammenwerfer geschmolzen worden wären. Hartwin
dachte aber nicht all zu sehr darüber nach und entfernte sich so
rasch wie möglich von dem leuchtenden Eis.

Es war völlig dunkel, als er
aufwärtsging, denn die Halogenlampe hatte keinen Strom mehr. Hartwin
schlug öfter hart auf, denn außer den immer kleiner werdenden
blauen Lichtfleck hinter ihm und den stetig wachsenden weißen
Lichtfleck vor im sah er nichts. Zudem war das Eis auch noch
spiegelglatt wesentlich, glatter als bei seinem Hinweg. Der Boden
musste denselben amorphen und grotesken Bewegungen unterworfen
gewesen sein wie die Kammer, in der sie eingeschlossen waren. Denn er
spürte beim Gehen die wiedererstarkten Wellenformen, die er auch in
der blauen Kammer gesehen hatte. Ein Teil von Hartwin versuchte noch
immer, aus diesem Albtraum zu erwachen. Kurz bevor er wieder ganz aus
dem Tunnel draußen war, begegnete er Algis.

Er war ihm weder zuvor begegnet, noch
hatten Mayer oder Lena je über ihn gesprochen. Aber er wusste, dass
noch ein dritter männlicher Wissenschaftler auf der Basis war.
„Es
ist schrecklich einfach schrecklich. Die ganze Basis ist im Eis
versunken. Ich wollte gerade runter schauen ob ihr Hilfe braucht“,
sagte Algis. Hartwin wusste nicht, was er sich unter der gesamten
Basis im Eis versunken vorstellen sollte. Aber auf bizarre Art und
Weise war ihm der Weg nach oben wesentlich kürzer vorgekommen als
der Weg hinab. Eine dunkle Vermutung stieg in ihm auf. Hartwin fasste
sich.

„Nun ja Lena ist noch unten, sie
könnte wohl ein wenig Hilfe brauchen. Aber ich weiß, nicht ob sie
ansprechbar ist“, sagte Hartwin.
„Du hast sie da unten ganz
alleine gelassen?“, fragt Algis.
„Sie wollte nicht mit
kommen“, entschuldigte sich Hartwin.
„Du kannst sie doch
nicht mit ihm alleine lassen. Das ist unverantwortlich“, sagte
Algis.
Hartwin sagte nichts dazu und versuchte die Gestalt zu
ignorieren und ging den Tunnel weiter.
„Du kannst dich nicht
einfach umdrehen, wenn ich mit dir spreche.“ geiferte Algis.
Hartwin ignorierte ihn weiter.

Er war groß gewachsen, wenn Algis
etwas von im wollte und es hart auf hart kam, so war sich Hartwin
sicher, konnte er ihm im Notfall einfach seinen kleinen widerlichen
Hals umdrehen. Hartwin wollte auch nicht wissen, wer er war, er
wollte nichts von all dem wissen, er wollte nur wissen, was angeblich
mit der Basis geschehen sei. Als Hartwin weiter nach oben ging,
erstarrte er, so grotesk war dieser Anblick. Der Anblick vermittelte
ihn ein abscheuliches Gefühl von Realität. Etwas in ihm begann zu
verstehen, dass er sich tatsächlich in einer über alle Maßen
bizarren Situation befand.

Eines der Wohnmodule steckte schräg im
Eis. Es war von dem Eis wellenförmig verformt worden. Es steckte in
dem ganz aus Eis gehauenen Raum fest und war mit Eis überzogen.
Bizarrer weise aber nicht die Türe, die Türe ließ sich frei
bewegen. Mann konnte also noch in das Abteil. Das einst helle
Leuchten des Raumes, in dem das Modul steckte, war zu einem
kümmerlichen Glühen verkommen. Hartwin musste wissen, wie es im
Inneren des Moduls aussah. Er öffnete die Tür. In grotesker Art und
weiße war das Modul nach innen verdreht worden. Kristalline
Strukturen die fast wie Schriftzeichen aussahen überzogen die Wände
des Moduls.

Aber eben nur fast es brauchte schon
eine Menge Fantasie, um in den bizarren Formen aus Eis so etwas wie
geschriebene Sprache zu erkennen. Aber Hartwins Fantasie ging im
Moment mit ihm durch und der unwiderstehliche Drang die angebliche
Botschaft des Eises zu entschlüsseln machte sich in Hartwin breit.
Er musste die anderen Abteile sehen, ob sie auch so wie dieses ins
Eis geschmolzen waren und ob sie auch fremdartige Botschaften
enthielten. Hartwin ging weiter und kam in einen neu geformten Gang
aus Eis. Die Wände waren zu Ader artigen Wülsten verschmolzen und
immer wieder verzweigte sich der Gang.

Nach einiger Zeit begann sich der Gang
zu verjüngen und führte direkt in ein zweites Modul. Auch hier war
der Eingang in das Modul seltsamerweise nicht verwachsen. Das Modul
lag in einer 30-Grad-Schräglage und konnte als Verlängerung des
Ganges gedacht werden. Hartwin öffnete es. Der Anblick, der sich ihm
bot, hätte so manchen Beobachter einen Schauer über den Rücken
gejagt. Nicht aber so Hartwin, er stand in dem Modul und staunte. Der
Durchmesser des Moduls war um ein Drittel reduziert.

Es war vom Eis zusammengequetscht
worden und an den Innenwänden zogen sich Ader artige Eisgebilde
entlang. Diese Eisgebilde gaben auf erstaunliche Art und Weise die
Formen von Arterien und Venen auf eine unglaublich realistische Weise
wieder. Man fühlte sich fast so, als stünde man inmitten eines
riesenhaften Organs. Nur das Rot und das Pulsieren der Adern fehlten,
um den Eindruck vollkommen realistisch wirken zu lassen. Die Zeichen,
die er zuvor gefunden hatte, fand er hier allerdings nicht. Etwas
hatte sich in Hartwin verändert, denn statt Furcht vor dem
Unbekannten zu empfinden, empfand er Freude über die vielen neuen
Dinge, die es zu entdecken galt.

Die Freude hielt so lange an, bis er
auf der anderen Seite des Moduls austrat und Mayer fand. Er war in
das Eis eingeschmolzen. Hartwin dachte, aufgrund seiner Erfahrung mit
dem Portalraum das so etwas nicht möglich war, da das Eis trotz
seiner Bewegungen fest zu sein schien. In einem Moment des Schreckens
eingefroren starrte Mayers aus dem Eis und direkt in Hartwins Augen.
Seine Arme und Beine waren grotesk verdreht worden und sein Kopf
neigte sich mit fast 130 Grad vom restlichen Körper in Richtung von
Hartwin.

Es muss ein furchtbarer Tod gewesen
sein, dachte er. Irgendwie musste Mayer in das Eis geraten sein, von
dem er dann unter gewaltiger Kraft in seine jetzige Position gedreht
wurde. Hartwin wurde von dem Bedürfnis ergriffen, sich so schnell
wie möglich aus der Station zu bewegen. Aber er wusste nicht wie.
Die Gänge und Räume der Station verliefen jetzt völlig anders als
zuvor. Es hatten sich neue Gänge und Räume gebildet und die gesamte
Station war nun wie ein Labyrinth angeordnet. Hartwin drehte sich zu
Mayer und es war ihm, als könne er die Kraft, mit der das Eis an
seinen Knochen zog, förmlich spüren.

Als er Mayer so anstarrte, wurde ihm
bewusst das er es mit etwas Bösen und Uralten zu tun hatte. Etwas
das ihn nicht so ohne Weiteres hier heraus lassen würde. Willkürlich
fing Hartwin an, irgendwelche Schlüsse zu ziehen und wilde
Spekulationen bezüglich der Herkunft des blauen Eises zu machen.
Konnte es wirklich so alt sein, wie Mayer sagte? Aber noch viel
wichtiger, was wollte es von ihnen. Aus irgendeinen Grund kam Hartwin
Enceladus in den Sinn. Jene eisige Welt, die sich seit undenklichen
Zeiten um den Saturn dreht. Seine blaue Farbe und die Furchen und
Linien, die fast schon organisch wirkten. Ein Geräusch riss ihn aus
seinen Gedanken.

Er überlegte kurz, ob er Mayers aus
dem Eis befreien sollte, entschloss sich schlussendlich aber dagegen.
Er musste einen Ausgang aus dieser Hölle finden. Und so irrte
Hartwin in dem gewaltigen Labyrinth umher, ohne wirklich zu wissen,
wohin er ging, bis er schließlich ein weiteres Modul fand, die
Kantine. Er öffnete die Türe mit einer Selbstverständlichkeit, als
wüsste er genau, dass dieses Eis niemals Türen verschloss. Dieses
Modul war noch fast vollständig in Takt und lag fast normal im Raum
mit einer winzigen Schräglage von nur einigen Grad.

Nur über eine einzige Wand war das Eis
gewachsen und es hatte jene selben bizarren an Schriftzeichen
erinnernden Formen angenommen, wie im ersten Modul das er fand. Eine
unfassbare Neugierde befiel Hartwin. Was mochten die Zeichen
erzählen? Welche alte und dunkle Bedeutung wohnte ihnen inne? Ein
innerer Kampf entbrannte in Hartwin, zwischen seiner Neugierde und
dem unbedingten Willen zu überleben. Seine Furcht vor dem Eis, das
sich jeden Moment wieder in Bewegung setzen konnte und ihn
verschlingen konnte, siegte. Hartwin riss sich von dem Anblick der
bizarren Eisgebilde los und machte sich auf den Weg einen Ausgang zu
finden. Nach einiger Zeit fand Hartwin das Modul, das sein Zimmer
beherbergte.

Obwohl
Hartwins Geist durch die jüngsten Ereignisse stark in
Mitleidenschaft gezogen wurde, tat er das einzig richtige. Er
entschloss sich Hilfe zu hohlen. Es gab noch einen alten
Funkraum. Jetzt musste er ihn nur noch finden. Auf den Weg zum
Funkraum sollte Hartwin aber einer Vernunftwidrigkeit sondergleichen
begegnen. Etwas das noch entsetzlicher war als sich bewegendes Eis.
Etwas das all seiner Erfahrung und seines Wissens nach nicht sein
dürfte und das doch auf seltsame Art und Weise in die Szenerie
passte. Hartwin ging gerade einen aus Eis geformten Gang entlang und
das Eis schien mit jedem Schritt klarer und brillanter zu werden.

Bis es
schließlich so durchsichtig wie Glas war. Er fand es nicht weiter
ungewöhnlich, auf transparentes Eis zu stoßen doch dann sah er die
Reflexion etwas Grotesken. Direkt vor dem Funkraum stand ein
entsetzliches Tier und versperrte ihm den Weg. Es war keine Chimäre
oder ein Dämon aus irgendwelchen Legenden, nein es war ein normales
Tier, das allerdings überhaupt nicht hier hergehörte. Es war ein
Tier, welches durchaus ins Eis gehörte, nur nicht in das
antarktische Eis.

Es war
ein Polarbär von enormer Statur und Hartwin konnte selbst in der
Spiegelung seinen Blutdurst erkennen. Aber das Schlimmste und
Unnatürlichste daran war das blaue Leuchten seiner Augen. Sie
schienen in demselben verrückten Licht wie das Eis in dem Raum, in
dem Lena vermutlich noch immer saß und wippte außer natürlich
Algis hätte sie gefunden und von dort mitgenommen. Hartwin konnte in
der Spieglung erkennen, wie der Bär blutrünstig zu schnüffeln
begann. Er ging vorsichtig ein paar Schritte zurück.

Dann
wirbelte er herum und rannte um sein Leben. Etwas unermesslich Böses
ging von dem Bären aus. Er wusste, wenn der Bär ihn erwischte,
würde er ihn nicht bloß zerfleischen, nein er würde sich dabei
Zeit lassen und es genießen. Hartwin musste sich nicht umsehen, um
zu wissen, dass das Tier ihm folgte. Er rannte einfach immer weiter
und hoffte in einem der Module eine Waffe zu finden. Aber er fand
keine Waffe, ja er fand noch nicht einmal Module, er fand nur Eis und
noch mehr Eis. Er hatte sich in dem Labyrinth verirrt. Hartwin hielt
an, er musste nachdenken.

Dann
glitt sein Blick auf die linke Seite und was er dort fand, ließ ihn
erschaudern. Er wusste nicht, warum es das zweite Mal noch viel
schrecklicher war als das erste Mal. Aber das, was er dort erblickte
ließ, ihm sämtliche Haare zu berge stehen. Er erblickte die Frau
aus der Kantine, dessen Namen er nicht kannte. Sie war in das Eis
eingeschmolzen worden. Ihr Mund war weit aufgerissen, als wollte sie
im Moment ihres Todes noch einmal aufschreien und ihre Arme waren
entsetzlich verdreht. Nur ihr Rumpf und ihre Beine schienen normal zu
sein, wenn an dieser Situation überhaupt irgendetwas normal war.

Plötzlich hörte
er das Knurren eines Bären hinter sich. Hartwin nahm seine Beine in
die Hand und machte das er fort kam. Nach einer halben Ewigkeit des
Umherirrens, zu einem Zeitpunkt an dem Hartwin schon alle Hoffnung
aufgegeben hatte dem Eis oder dem Bären zu entkommen stieß er auf
Algis.
„Ich habe mit Lena gesprochen“, flüsterte
Algis.
„Und?“ es war eine Frage mehr aus Reflex als aus
wirklichem Interesse. Es war nicht so, als ob er Lena unbedingt tot
sehen wollte. Aber ihre bizarre Zuneigung zu dem, was hier geschah,
ließ in ihm die Befürchtung aufkommen sie könnte mit dem Etwas in
Verbindung stehen. Ja vielleicht sogar ein Lakai dieses bösen und
alten Etwas sein.

„Wir glauben,
dass du noch nicht reif bist für die Ereignisse, die hier
stattfinden.“ Seine Stimme klang schleimig.
„Reif?!“ Zorn
lag in Hartwins Stimme.
„Du verschließt dich vor dem was hier
passiert und wir haben beschlossen, dass du gehen musst“, sagte
Algis. Hartwin konnte nicht glauben, was er hörte, Algis Hirn musste
vollkommener Matsch sein, aber vielleicht war es auch der Schock, der
ihn so etwas sagen ließ. Hartwin war zu perplex, um zu antworten,
und beschloss Algis erneut zu ignorieren und sich weiter auf die
Suche nach einer Waffe zu machen. Denn der Eisbär war sein größtes
Problem.

Mit
Algis oder Lena würde er im Notfall schon fertig werden. Immer mehr
aber drängte sich in ihm die Vermutung auf, dass Lena aber auch
Aligs mit dem uralten Bösen im Eis im Bündnis standen. Dann hörte
er ein Knurren. Hartwin beschleunigte seine Schritte weg von diesem
Geräusch.
„Lauf nicht weg du musst es empfangen“, sagte
Algis. Hartwin ließ den Gang hinter sich und bog bei der nächsten
Verzweigung rechts ab. Bald darauf hörte Hartwin entsetzliche
menschliche Schreie und ein Winseln, das von Algis zu kommen schien.
Der Bär hatte ihn vermutlich erwischt.

Vielleicht
standen die Zwei doch nicht mit dem Bösen im Bunde, vielleicht waren
sie einfach nur verwirrt, vielleicht hatte irgendetwas hier unten
ihren Geist zerbrochen und sie so werden lassen. Ob er Lena gegen
ihren Willen retten sollte? Konnte er sich überhaupt selbst retten?
Hartwin beschloss diese Fragen auf später zu verschieben, das
wichtigste im Moment war eine Waffe um den Bären zu töten. Wenig
später kam er wieder an jenen Gang, der nach unten zum blau
leuchtend Eis und zu Lena führte. Eine Waffe hatte er noch nicht
gefunden. Ein tiefes Knurren hallte durch die Gänge.

Allmählich
begannen sich die jüngsten Ereignisse, ernsthaft auf Hartwins Psyche
niederzuschlagen. Ein Flackern zog vor seine Augen und ihm wurde
schwindlig. Ein erneutes Knurren allerdings jagte neues Adrenalin
durch seine Adern und vertrieb den Schwindel. Das Tier hatte sich
scheinbar nicht lange mit Algis aufgehalten und hatte nun wieder
Fährte aufgenommen, seine Fährte. Er musste an seine Familie denken
und daran, dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Doch
bevor er in Selbstmitleid versinken konnte, fuhr ein erneuter Schub
Adrenalin durch seine Adern denn ein entsetzliches Knurren hallte
durch die eisigen Gänge.

Der
Bär war nähergekommen. Hartwin fing an zu laufen fest entschlossen
etwas zu finden mit dem er sich verteidigen konnte. Und tatsächlich
in einem älteren Modul, in dem alles Mögliche an Gerümpel
aufbewahrt wurde, fand er eine Flinte. Jetzt brauchte er nur noch
Patronen. Hartwin fand diese verstreut in demselben Schrank, in dem
er die Flinte fand. Dann lud er die Waffe. Doch etwas sagte ihm, dass
die Flinte nicht genug war, um das Tier zu stoppen. Dennoch klammerte
er sich mit beiden Händen an die Waffe. Sie war alles, was er hatte.
Zu dem Modul führte nur ein Weg und diesen Weg kam der Bär entlang.
Er trottete langsam, ließ sich Zeit.

Sein
Fell war mit frischem Blut getränkt. Hartwin wusste, von wem das
Blut war. Das Tier ging breit und mittig durch den Gang um eine
mögliche Flucht von Hartwin zu verhindern und etwas unendlich Böses
funkelte in seinen Augen. Der Bär fletschte seine Zähne und
erhobenen Hauptes kam er auf ihn zu. Blut tropfte noch immer von dem
Kinn des Polarbären. Hartwin wartete auf einen sicheren Schuss. Dann
donnerte es, doch die Kugel wurde von dem dichten Fell des Bären
vollständig absorbiert und Hartwin schien es, als würde ein böses
Grinsen über das Gesicht des Bären laufen.

Hartwin
schoss erneut doch das Tier blieb unbeeindruckt. Eine Chance aber
hatte er noch, denn der Bär war nicht breit genug um den ganzen Gang
zu blockieren. Wenn er schnell und wendig war, dann würde er es
schaffen dem Biest zu entkommen. Und tatsächlich, irgendwie schaffte
es Hartwin, dem riesigen Bären zu entkommen. Es schien aber keinen
Ausgang aus dem Labyrinth zu geben und der Bär folgte ihm immer
noch. Das Einzige was Hartwin noch zu tun übrig blieb, war zu Lena
zu gehen und sie zu fragen, ob sie einen Ausweg wüsste.

Ihm
graute davor erneut in die leuchtende Halle hinunter zu gehen. Aber
er war sich sicher, dass Lena etwas wusste, was die Anderen nicht
wussten. Er war sich sicher, dass Lena noch immer dort sein würde,
dort unten im leuchtend Eis. Und tatsächlich Lena war dort unten. An
die Wand gelehnt und rhythmisch wippend begrüßte sie Hartwin mit
einem: „Er kommt.“ Dann hallte ein Brüllen durch den langen
dunklen Gang. Doch Hartwin war sich sicher, dass Lena nicht den Bären
gemeint hatte. Das Eis fing an sich zu verflüssigen und fing an in
seiner bizarren flüssig festen Form zu rinnen.

Hartwin
stand einfach da und blickte in den dunklen Gang, während ihn der
Boden Meter für Meter anhob. Er konnte in der Dunkelheit die
Silhouette des grausigen Bären erahnen. Er konnte seine Blicke
spüren. Seine Gedanken waren bei seiner Familie, doch er wusste,
dass der Schmerz, den ihm der Bär zufügen würde, wesentlich
schlimmer sein würde als alle Verluste dieser Welt. Er wusste, dass
es gekommen war, um ihn zu hohlen, in Gestalt eines Bären, der
eigentlich gar nicht hier hergehörte. Jetzt konnte er die Silhouette
des Bären und dessen blau leuchtende Augen deutlich sehen.

Das
riesige Tier schien seit seiner letzten Begegnung gute dreißig
Zentimeter gewachsen zu sein. Hartwin wollte sich seinen grausigen
Schicksal ergeben, so sehr hatten die jüngsten Ereignisse seine
Psyche zermürbt. Der Bär kam näher, während sich der Boden auf
dem er stand, wieder langsam senkte. Freilich passte das Tier nicht
durch den kleinen gehauenen Eingang, den Hartwin so mühsam ins Eis
geschlagen hatte, aber es würde einen Weg durch die Barriere finden
da war sich Hartwin sicher. Unerwartet stand Dr. Lena auf und bewegte
sich auf das Loch und den Bären zu. Links von ihm stürzte ein
Tropfen zu Boden und zerbarst.

Doch
bevor Lena ihr suizidales Verhalten fortsetzen konnte, verschloss
sich die Wand aus Eis vollständig. Ein Tropfen formte sich über
Hartwin und aus irgendeinem unerklärlichen Grund wurde er aus seiner
Lethargie und Todessehnsucht gerissen. Von neuer Energie beseelt
stürzte er zur Seite. Vielleicht war das erneute Aufflammen seines
Überlebenswillens der Tatsache geschuldet, dass es dem Bären
unmöglich war, durch die fest flüssige Wand zu kommen. Vielleicht
war es auch der letzte Funken eines noch nicht gänzlich gebrochenen
Geistes, der in ihm entbrannte.

Diesmal
ging alles schneller, es war kein minutenlanges Tänzeln mit dem Tod
über die eisigen Flächen des Raumes. Kein panisches Ausweichen vor
massiven Tropfen aus fallendem Eis. Nach nur kurzer Zeit beruhigten
sich die absurden Bewegungen des Eises und ein unheimliches Glühen
erfüllte den Raum. Ein Glühen, das rasch kräftiger wurde und kurze
Zeit später befand sich Hartwin in einer Abart des Raumes. Von einer
drückenden Stille erfüllt bewegten sich in der allgegenwärtigen
Dunkelheit seltsame und bizarre Gebilde. Die Objekte, die sich vor,
hinter, über und unter ihm bewegten, schienen trotz der vollkommenen
Dunkelheit des Raumes eine Farbe zu besitzen.

Und
als wäre das noch nicht genug, bewegten sie sich auf rhythmische und
wellenartige Art und Weise. Die Objekte oder das Objekt, es war
aufgrund der Beschaffenheit der Bewegungen und der Natur der Objekte
schwer zu sagen, ob es sich nun um mehrere oder tatsächlich nur um
ein Objekt handelte, bewegten sich, sodass es am ehesten mit
waberndem Rauch zu vergleichen war. Immer wieder schienen sie
komplexe geometrische Formen anzunehmen, fielen aber jedes Mal kurz
vor der Vollendung der Form in sich zusammen.

Hartwin
wartete auf eine gewaltige und donnernde Stimme doch die Stille des
Raumes, in dem er schwebte, war vollkommen. Er verlor langsam jedes
Gefühl für Raum und Zeit, während er sich durch immer mehr dieser
bizarren Formen hindurchbewegte. Die Farbe die diese Objekte hatten,
entzog sich jeder Beschreibung erinnerten ihn aber an Rauchquarz. Er
glaubte in der Ferne der Gebilde immer wieder einen Bären zu
erkennen, dessen dunkle Umrisse sich kaum wahrnehmbar gegen den sich
bewegenden Hintergrund abhoben.

So
schnell, wie er in jene groteske Welt gekommen war, wurde er auch
wieder in den blauen Raum voller geschmolzener Formen gespuckt. Er
war auf einer erstarkten Wellenform gelandet und starrte mit dem
Gesicht gegen eine halbtransparente blau leuchtende Wand. Der
Schatten eines riesigen Tieres bewegte sich hinter der Wand auf und
ab. Es war der ungeheuerliche Bär. Doktor Lena lag in einem der
Wellentäler und wand sich ekstatisch. Wie lange mochte sie schon dem
Wahnsinn dieser Station ausgesetzt sein, fragte sich Hartwin, als er
die sich windende und zuckende Frau beobachtete.

Er
stand auf und ging zu jener Wand, hinter der sich der riesige
Schatten hin und her bewegte. Eben doch nur ein Tier dachte er, als
er das stumpfsinnige Verhalten des Bären hinter der Eiswand
beobachte. Der Gedanke das es sich bloß um irgendein wildes Tier
handelte beruhigte ihn ein wenig. Doch als der Bär in der Mitte der
Wand angelangt war, stellte er sich plötzlich auf die Hinterläufe
und wuchtete seine Vorderpfoten mit enormer Gewalt gegen die erst
kürzlich verschlossene Wand. Das Tier wiederholte den Vorgang.

Ihm
fiel es zuerst nicht auf, weil die gesamte Situation sein Gehirn
vermutlich überforderte. Aber jedes Mal als der Bär seine
gewaltigen Pranken gegen das Eis schlug erlöschte das blaue Glühen
in einem kleinen Bereich um dessen Pranken, um kurz danach wieder
zurückzukehren und ein grässliches Knacken war zu hören. Jedes Mal
wenn der Bär zuschlug, konnte er in dessen Augen ein gieriges
Verlangen erahnen. Da stand Lena auf und ging zu der Wand hinter,
welcher der Bär wütete. Sie legte sich an die Wand und schien dem
entsetzlichen Knacken des Eises zu lauschen. Ihm war, es als würde
der Bär ihn grotesk anlächeln.

Als
wüsste der Bär, dass es für Hartwin kein Entkommen aus diesem
Raum gab. Die Schläge des Bären wurden seltener, aber dafür mit um
so größerer Kraft, geführt. Hartwin wich Schritt um Schritt
zurück, bis er an der gegenüberliegenden Wand angekommen war. Dann
geschah etwas, dass für ihn jeden Zweifel über Doktor Lenas
Geisteszustand beseitigte. Lena fing an gegen das Eis zu schlagen,
sie wollte zu dem Bären. Er wusste genau, dass der Bär nicht ihr
Freund war und er konnte sich vorstellen was der Bär mit ihr tun
würde, wenn er sie erreichen würde.

Aber
dass war Lena offensichtlich egal. Hartwin war so perplex, dass er
Lena von ihrem Vorhaben noch nicht einmal abbringen konnte. Das
einzig Gute an seiner Situation war, dass das Eis von enormer Stärke
war und gut eineinhalb Meter dick. Das der Bär, und dass Leuchten im
Eis etwas miteinander zu tun hatten, war nicht nur offensichtlich,
weil die Augen des Bären in demselben absurden Blau leuchteten,
sondern auch weil das Blau vor den Prankenhieben des Bären
zurückzuweichen schien. Es war, als würde der Bär, das Blau aus
dem Eis schlagen. Stunden vergingen, in denen er mit gleichbleibenden
Grauen auf die unmittelbaren Geschehnisse starrte.

Noch
immer versuchte der Bär das Eis zu durchbrechen und dann geschah es.
Das Eis fing wieder an, sich zu verflüssigen. Würde sich die Wand
auftun und den grotesken Bären Einlass gewähren? Er wusste es
nicht. Aber das Eis schien sich von Mal zu Mal schneller mit jener
seltsamen Energie aufzuladen, die ihn in andere Welten schleuderte.
Nur zwei der Knochen brechenden Tropfen stürzten herab, als der Raum
Weiß zu glühen begann. Zu seiner Überraschung fand sich Hartwin in
einem Wald wieder.

Es war
ein Wald voller fremdartiger und wundersamer Pflanzen. Die Äste der
Bäume wuchsen an den Enden zu knorrigen Verdickungen zusammen die
entfernt an Hände erinnerten. Ihre Blätter waren klein und trugen
Stacheln. Gallertartige Pilze von gläserner Farbe wuchsen unter den
Bäumen und ein fast sternloser Nachthimmel erhob sich über dem
Wald. Der Himmel war nicht etwa von Wolken verhangen, er hatte nur
einfach keine Sterne. Ein heftiger Wind strich durch die Bäume und
es war ihm trotz der dicken Kleidung kalt.

Blumen,
deren Farbe ein stumpfes Braun aufwies, säumten die Ränder kleiner
Lichtungen, an denen er vorbei kam. Ohne ersichtlichen Grund zog es
ihn immer weiter in Richtung eines kleinen Hügels. Die Bäume
lichteten sich, je näher er dem kleinen Hügel kam und ein fahles
türkis leuchtendes Gras bewuchs den Boden der kleinen Lichtung. Ein
scharfer Wind zog auf und Hartwin blickte gen den Himmel. Nur ein
einziges Sternbild war am sonst schwarzen Nachthimmel sichtbar. Er
kannte das Sternbild nur zu gut, Ursa Major. Ein Schauer lief ihm
über den Rücken, als der gesamte Wald in gespenstischem Blau zu
glühen begann.

Ein
Schwindel ergriff ihn und er fing an, über die Lichtung zu taumeln.
Dann verlor er das Bewusstsein. Durch ein entsetzliches Krachen und
Splittern erwachte er. Der Bär war durchgebrochen. Doch in dem
Moment, als der Bär durch die Eiswand wollte und auf die sichtlich
erregte Doktorin Lena zukam, fing das Eis an sich erneut in Bewegung
zu setzen. Hartwin sah nur noch, wie der Bär in der Wand
eingeschlossen wurde, als er erneut den Ort wechselte.

Vor
ihm erstreckte sich ein schwarz-rotes Fraktal, welches sich bis in
die Unendlichkeit zu erstrecken schien und es war eingebettet in
einem allgegenwärtigen weißen Rauschen. Hartwin merkte rasch, dass
er hier nicht atmen konnte. Nur wenig später verlor er erneut das
Bewusstsein. Er erwachte, weil jemand stetig auf Eis klopfte und
hackte. Es war Lena, sie versuchte, den Bären zu befreien. Aus
irgendeinen Grund war der Bär nicht entsetzlich verdreht worden, das
Eis hatte nicht sämtliche Knochen zermalmt. Doch atmen konnte er
nicht, nur bezweifelte Hartwin, dass diese Tatsache das Tier
umbringen würde.

Er
starrte auf Lena, die versuchte, zu dem Bären durchbrechen. Etwas
Düsteres und Unheilvolles lag auf der Doktorin. Dann tat Hartwin
etwas, von dem er nie gedacht hätte, dass er es tun würde von dem
er, dachte, dass es sowieso niemand der über ein gewisses Maß an
Vernunft verfügte tun würde. Mit zusammengepressten Zähnen zischte
Hartwin leise „Hexe.“ und näherte sich Lena mit einem großen
Stück Eis in der Hand vorsichtig von hinten. Mit einem Krachen zog
er der Doktorin das schwere Stück Eis über den Schädel.

Und
wie durch ein Wunder stand sie noch, sackte aber wenige Sekunden
später in sich zusammen und fiel mit einem dumpfen Knall auf den
Boden auf. Das Blut, das aus Lenas Kopf sickerte, färbte das Eis
tiefrot. Da hörte das Eis auf zu leuchten und auch die glühenden
Augen des Bären erloschen. Nun war Hartwin ganz alleine in der von
welligem Eis verformten Station. Mit aller gebotener Vorsicht grub
sich Hartwin mithilfe der Taschenlampe an dem Bären vorbei nach
draußen. Die Doktorin ließ er einfach liegen und machte sich daran
die Station zu erkunden.

Einige
Gänge hatten sich neu geformt und überall an den Wänden waren die
Ader artigen Gebilde. Auch ein paar der an Zeichen erinnernden
Strukturen fand er, was er aber eigentlich suchte, war ein Ausgang
aus dieser Todesfalle. Nach einiger Zeit fand er den höchsten Punkt
des Labyrinths. Mit Hilfe von einigen Werkzeugen vor allem eine
Spitzhacke fing er von diesem höchstgelegenen Punkt an, sich einen
Weg in die Freiheit zu graben. Er grub tagelang, die Station hatte
alle Vorräte, die er brauchte, um durchzuhalten.

Einmal,
kurz bevor er seine Freiheit erreichte, sah er noch einmal nach der
Doktorin und vergewisserte sich von ihrem Ableben. Aus irgendeinen
Grund hatte er befürchtet sie könnte noch einmal aufstehen. Oben
angekommen erblickte er den Funkmasten der Station, welcher halb im
Eis eingeschmolzen war. Hartwin funkte um Hilfe. Drei weiter Tage
lang wartete Hartwin tief im inneren der Station darauf, dass endlich
jemand kommen würde.

Und
am dritten Tage kam die Anica. Hartwin war froh endlich von hier weg
zu können. Er erzählte nichts von den Ereignissen, die sich auf der
Station zugetragen hatten, wenn jemand mochte, konnte er sich ja
selbst ein Bild machen. Nach etwa drei Tagen, er war noch immer auf
dem Schiff, berichtete ihm jemand von einer angeblich guten Nachricht
der Suchmannschaft. Doktor Lena war noch am Leben und wohl auf. Sie
hatte scheinbar kein einziges Wort über ihre schwere Kopfverletzung
verloren.

Ulysses Kedl

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