ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich verfolge sie heute wieder. Als mir die Kollegen von ihr erzählten, wollte ich sie unbedingt erwischen. Doch leider verlor ich jedes Mal ihre Spur. Nicht so heute. Nicht dieses Mal, ich habe es im Gefühl. Heute ist der Tag. Langsam, wachsam, bewege ich mich durch den Wald, in dem sie sich aufhält. Mein Gewehr halte ich griffbereit, schussbereit. Umgebungsgeräusche dringen nur gedämpft in mein Gehör, das liegt an meiner Atmung. Sie ist unter der verdammten Maske zu laut. Beim Gehen achte ich darauf, auf keinen Ast oder Ähnliches zu treten. Ich will es vermeiden, sie zu warnen. Sie soll mich nicht kommen hören, andernfalls würde sie sicher wieder davonrennen.
Wo bist du?, denke ich und sehe mich in der Umgebung um. Ich muss leise sein, wachsam sein. Ich befürchte nämlich, dass ich hier nicht alleine bin.
Vorsichtig erklimme ich einen leicht steilen Hang und erblicke sie unterhalb auf einer kleinen Lichtung.
„Endlich! Da bist du ja“, flüstere ich heilfroh zu mir selbst.
Langsam gehe ich in die Knie und lege mich dann bäuchlings auf den kahlen Boden. Mein Blick haftet dabei an ihr, als ob sie in der Sekunde, in der ich wegsehe, verschwinden würde.
Den Atem anhaltend, hebe ich mein Gewehr und bringe es in eine zielsichere Schussposition. Einen Moment lang beobachte ich sie noch, dann drücke ich ab. Sie kippt zur Seite und bleibt regungslos liegen.
Zutiefst erleichtert atme ich durch und senke den Lauf des Gewehres. Da ertönt hinter mir plötzlich ein tiefes, animalisches Knurren. Abrupt halte ich erneut den Atem an. Meine Finger beginnen zu zittern. Ich weiß, wenn ich mich jetzt nicht umdrehe… Doch es dauert. Bis mein Körper reagiert, dauert es, und in der Sekunde, in der ich es schaffe, ihn zum Handeln zu bewegen, stürzen sich drei von ihnen auf mich.
Ich rolle rücklings den Hang hinunter, das Gewehr entgleitet meinen Händen, und dann lande ich äußerst unsanft am Fuße des Hügels. In meinem Rücken die Lichtung. Bevor ich überhaupt über eine Flucht nachdenken kann, starre ich auf diese drei Wesen. Das eine ist riesig. Zu groß für einen Wolf. Sein Körper ist haarlos und die Haut krank gräulich gefärbt. Seine Pranken bestückt mit schmutzigen, langen Krallen. Es starrt mich an und schnauft. Es wartet, zusammen mit den anderen beiden rechts und links. Das Ungeheuer zu seiner Linken ist ebenfalls haarlos. Doch seine blasse Haut ist so unbeschreiblich dünn, dass sich darunter alles abzeichnet. Seine Knochen, seine Venen, und man erkennt das beinahe schwärzliche Blut. Das ebenso dunkle Fleisch wirft bei Bewegungen dunkle Flecken auf die Haut. Es bewegt sich grotesk. Das Letzte von ihnen fletscht die Zähne und offenbart mir ein Maul voller unnatürlich großer Reißzähne. Die Haut hängt ihm in Fetzen vom Körper und Blut tropft stetig auf den Boden. Seine Augen scheinen beinahe zu groß für die Augenhöhlen und es wirkt, als würden sie herausgedrückt werden.
Meine rechte Hand nähert sich langsam meinem Gürtel, dort, wo sich meine Pistole befindet. Das Trio prescht auf mich zu. Ein blitzschneller, unangekündigter Angriff. Der Große fixiert mich an den Boden und ich bin bemüht, ihn mit meinem linken Arm von meiner Kehle fernzuhalten, während einer spürbar an meinem linken Bein zieht. Die Waffe konnte ich erfassen und halte diese in meiner rechten Hand, doch der Dritte zerrt unaufhörlich an meiner Schulter. Verbeißt sich, doch das Adrenalin sorgt dafür, dass der Schmerz nicht zu mir durchdringt. Ich kämpfe. Ebenso verbissen wie sie. Zwei Schüsse schaffe ich abzugeben. Dann einen dritten. Als der Große leblos auf meinen Oberkörper zusammensackt, gebe ich einen vierten Schuss ab und spüre, wie das Zerren an meiner Schulter endet. Der Dritte flieht. Keuchend rolle ich den leblosen Körper von mir und erhebe mich sachte. Beide Beine zittern wie Espenlaub. Ich atme in Stößen.
„Verdammt nochmal!“, stöhne ich schockiert.
„Das war knapp!“
Eilig laufe ich zu meinem Gewehr und nehme es wieder an mich, dann steuere ich auf die Lichtung zu.
Als ich vor ihr stehe, werfe ich einen Blick zurück, auf die nun regungslosen Körper der Ungeheuer. Wieder ein kleines Rudel. Vermutlich dritte, vielleicht auch schon die vierte Generation. Ich weiß es einfach nicht. Seit sie diese Bombe gezündet haben, ist Zeit zu etwas absolut Relativem geworden. Sie spielt einfach keine Rolle mehr. Vor Schmerz stöhnend gehe ich vor ihr auf die Knie. Meine linke Hand gleitet sanft durch ihr Fell.
„Gutes Mädchen“, lächele ich leise unter der schweren Gasmaske.
Dann ziehe ich den Betäubungspfeil aus ihrem Körper und hebe die schlafende Wölfin auf. Ich konnte es wirklich kaum glauben, als ich hörte, dass eine nicht mutierte Wölfin durch diese Gegend streift. Alleine und offenbar auf der Suche nach Nahrung.
„Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe und fangen konnte.“
Nun aber müssen wir beide schnell hier raus, bevor der Abend hereinbricht. Ich eile zurück zu meinem Wagen. Tagsüber ist es gefährlich genug, aber wenn es dunkel wird, kommt das schlimmere Übel, wie ich finde. Denn wie die Tiere, so sind auch die Menschen nicht verschont geblieben, und diese Jäger sind weitaus gefährlicher als ein mutierter Wolf. An meinem Wagen angekommen, lege ich das Tier behutsam auf die Ladefläche und steige dann selbst ein. Eilig starte ich den Motor und mache mich dann vom Acker. Das Tier muss in Sicherheit gebracht werden und ich muss meine Wunden versorgen lassen. Also zurück. Zurück zum Cheyenne Mountain. Zurück zum Operations Center.
Mühsam trage ich die Wölfin den Gang entlang. Ich öffne die Zellentür und setze sie ab. Wir haben diese Militärbasis ein wenig umfunktioniert. Die Zellentür wird von mir verschlossen und ich verharre noch ein wenig vor ihr. Das Tier erwacht langsam. Der andere Wolf beobachtet das Geschehen ebenfalls gespannt.
„Ich hoffe, ihr vertragt euch“, flüstere ich friedlich und wende mich dann ab. Auf meinem Rückweg werfe ich noch einen Blick in die anderen Gehege. Zugegeben, wir können ihnen keine artgerechte Haltung bieten, doch wir können sie hier beschützen und unter Umständen auch ihren Fortbestand sichern. Innerlich hoffe ich, dass wir noch genug Nahrung für all diese Tiere finden können. Doch darum kümmert sich das andere Team.
Stöhnend lasse ich mich auf den Stuhl in der Krankenstation fallen. Der Arzt, Doktor Brown, hilft mir aus meiner Jacke. Schweigend begutachtet er die Wunden an meiner Schulter und dem Bein.
„Mhm“, murmelt er nickend.
„Das muss genäht werden“, sagt er und bereitet daraufhin alles Nötige vor.
Er will wissen, wodurch mir diese Wunden zugefügt wurden, und ich berichte. Wir sind uns einig, dass ich wirklich Glück gehabt habe. Dann fragt er, ob ich von der Sache mit dem kleinen Zack gehört habe, was ich verneine.
„Schlimme Sache. Ganz schlimme Sache“, äußert er kopfschüttelnd.
Ich spüre, wie sich mir die Kehle zuschnürt, und eine vereinzelte Träne meine Wange entlangstreicht.
„Oh, Verzeihung. Sie kannten Zack wohl gut, was? Ich hätte nicht damit anfangen sollen.“
„Nein, ist schon gut. Was ist mit ihm passiert?“, möchte ich wissen und schließe, als er zu nähen beginnt, Zähne zusammenbeißend meine Augen.
Ja, ich kannte Zack gut. Der kleine Zack, der doch ganz schön hochgewachsen war, jedoch aufgrund seines Alters von uns, und besonders mir, immer als ‚Kleiner Zack‘ bezeichnet wurde. Er war gerade einmal sechzehn Jahre. Ich war bei seiner Geburt dabei. Habe mit ihm gespielt, als er wirklich noch der kleine Zack war. Und ich habe ihn unterrichtet. Er war nicht mein Sohn, doch das ändert nichts daran, dass es sich dennoch so angefühlt hat. Ich seufze leise.
„Er war im Team NM“, beginnt der Doktor.
„NM? Sie meinen das Team, das für die Nahrungsbeschaffung für Menschen zuständig ist?“, frage ich, allerdings nicht wirklich fragend, denn es gibt nur diese Bezeichnung für genau diese Aufgabe. Er nickt zustimmend.
„Die Teamaufstellung war völlig Banane. Der Verantwortliche sollte den Mutanten zum Fraß vorgeworfen werden.“
„Lassen Sie mich raten: Anfänger?“
„Und Neulinge“, fügt er schnaufend hinzu.
„Der kleine Zack war vermutlich der Einzige, der wirklich Ahnung hatte. Und das scheint der Organisationsabteilung gereicht zu haben.“
„Was ist passiert?“, frage ich erneut. Dabei kann ich mir eigentlich bereits denken, was passiert ist.
„Ich kann Ihnen nur erzählen, was der Rückkehrer berichtet hat. Einer der Neulinge. Tauchte völlig verängstigt und entsetzt wieder hier auf. Hat einen Tag gedauert, bis er erzählen konnte, was geschah.“
Ich stöhne bei einem der Stiche schmerzerfüllt auf.
„Sie begaben sich Richtung Fountain. Es war tagsüber. Sie wissen ja selbst, dass größere Ortschaften am Abend strikt gemieden werden. Sie folgten dieser Straße und in einiger Entfernung erkannten sie ein Gebäude. Stellte sich als Tankstelle heraus. Auf der anderen Straßenseite kam ihnen ein Mädchen entgegen. Blutverschmiert, aber nicht mutiert. Sie muss um Beistand gefleht haben. Laut dem Rückkehrer hatte sie förmlich um Hilfe geschrien und bitterlich geweint. Sie wollte, dass die Gruppe ihr zur Tankstelle folgte, da ihre Eltern Hilfe bräuchten.“
Der Arzt hält inne und schüttelt den Kopf. Er seufzt laut und fährt dann fort.
„Als der kleine Zack Hilfe ablehnte, entbrannte wohl eine starke Meinungsverschiedenheit unter ihnen. Die Neulinge, die zugegeben zwar älter als er, jedoch nicht reifer waren, sahen ihn wohl nicht als Autoritätsperson, sondern als ein einfaches Kind. Sie verstanden nicht, weshalb sie dem Mädchen nicht helfen durften. Dann ließen sie Zack und den nun einzigen Überlebenden der Gruppe zurück und folgten dem Kind zu dieser Tankstelle. Zack spurtete hinter ihnen her und tat sein Möglichstes, um seinen Teammitgliedern dieses dumme, selbstmörderische Unterfangen auszureden. Doch sie wollten nicht hören. Die Fenster der Tankstelle waren verhangen und mit Brettern vernagelt, um jegliches Licht außerhalb zu lassen. Das hätte ihnen eigentlich zu denken geben müssen. Und laut dem Überlebenden war dies auch, was Zack ihnen entgegenbrachte, unter anderem.“
Ich spüre einen großen Kloß in meinem Hals, als er erneut pausiert, um nach der Schere zu greifen und den Faden zu durchtrennen.
„Lockvogel“, murmele ich heiser. Meine sowieso schon raue Stimme klingt nun noch viel unangenehmer.
„Das war das Erste, was ich ihm beibrachte. Ab einem gewissen Punkt ihrer ‚Entwicklung‘ begannen die Mutanten das Tageslicht zu scheuen. Zumindest, was die mutierten Menschen angeht. Sie jagen seither nur noch, wenn die Sonne hinterm Horizont verschwindet und dem Mond Platz schafft. Doch ist der Hunger leider allgegenwärtig, und um nicht auf Nahrung verzichten zu müssen, halten sie sich Menschen. Nicht mutierte Menschen, um den Schein zu wahren. Diese müssen dann nach potenzieller Nahrung Ausschau halten und diese zum Unterschlupf der Gruppe locken. Ja, sie treten vermehrt in Gruppen auf. Zur Belohnung lassen sie ihre kleinen, menschlichen Haustiere am Leben und geben ihnen die Reste, die von den Mahlzeiten übrigbleiben. Ich hatte da mal einen sehr speziellen Fall vor meiner Versetzung.“ Doktor Brown stimmt mir zu.
„Ja. So war es wohl. Diese Idioten betraten die Tankstelle und es dauerte nicht lange, bis die ersten Schüsse fielen und die beiden, Zack und der Andere, bestialische Schmerzensschreie und die verzerrt hohen Laute der Mutanten vernahmen, als auch diese aufschrieen. Er erzählte von abartigen Geräuschen, brechende Knochen, schmatzende, feuchte Laute und über all dem das schrille Gekicher des kleinen Mädchens. Zack hatte sich an den Anderen gewandt und ihn aufgefordert, zur Basis zurückzukehren. Wie in einer Schockstarre stand er da, erzählte er, und starrte auf die grotesken Umrisse der Mutanten, die ihn mit ihren stechend leuchtenden Augen aus der Dunkelheit heraus anstarrten. Er sagte, er konnte sie flüstern hören. Als er sich nass machte, wurde er von Zack geschlagen, damit er sich endlich in Bewegung setzte. Dann rannte er. Er sagte, Schüsse echoten, auch während er rannte, durch sein Gehör, und die schrecklich vergnügt klingenden Schreie der Mutanten verfolgten ihn. Er ist sich sicher, dass Zack einige töten konnte, doch ist er davon überzeugt, dass er es nicht überlebt hat. Er ist sich so sicher, weil er, als alles plötzlich verstummte, in seiner Bewegung innehielt und zurücksah. Und da sah er das Mädchen, welches ihm die Straße entlang folgte und dabei ohne Unterlass an einem abgetrennten Kopf nagte…“
Doktor Brown bricht ab. Augenscheinlich verspürt er wohl gerade eine aufkommende Übelkeit und ist bemüht, seinen Mageninhalt nicht auf den Boden zu verteilen.
„Ja… Wir brauchen wohl nicht zu erläutern, wessen Kopf das war, stimmt’s?“, entgegne ich rau. Mein kleiner Zack. Er starb, wie ich ihn kannte: Aufopferungsvoll. So ein tapferer, mutiger Junge. So ein unverdienter Tod.
„Vielleicht“, beginnt er, nachdem er sich gefasst hat.
„Vielleicht war es nicht er. Vielleicht lebt er ja noch.“
Leise kichernd verneine ich. Ich bin niedergeschlagen, aber irgendwie, nach all der Zeit, nach allem, was ich gesehen und erlebt habe, doch abgestumpft.
„Solche Hinterhalte überlebt niemand. So ist es eben. So ist mittlerweile unser Leben. Am Tag lassen wir vor mutierten Tieren Vorsicht walten, die Jagd auf uns machen, und am Abend hüten wir uns vor den menschlichen Mutationen, die uns ebenfalls jagen und dabei äußerst planmäßig und intelligent vorgehen. Und alles, was wir tun können, ist, was wir bislang getan haben, und hoffen, dass wir unser Ende nicht durch ein Maul voller Reißzähne finden.“
Er beendet die Behandlung und ich erhebe mich langsam wieder vom Stuhl. Ihm dankend bewege ich mich auf die Tür zu.
„Wir sollten einfach das Beste aus unserer Situation machen. Unsere Zeit wird früher oder später kommen. Für jeden von uns. Vermutlich früher. Das ist sicher.“
Über meine Schulter sehe ich ihn an.
„Ganz sicher“, entgegne ich zuletzt und verlasse die Station. Gerade verspüre ich den starken Drang, einfach nur von den Tieren umgeben zu sein. So kehre ich zu ihnen zurück und beobachte die verschiedensten Tierarten bei ihrem Tun. Ich bin nicht mehr der Jüngste, und ich kann die Radioaktivität in meinem Körper spüren. Jeden Tag mehr.
„Eines Tages, wenn ich merke, dass mein sicheres Ende naht, entlasse ich euch alle zurück in die Freiheit“, wispere ich traurig lächelnd.
„Ich weiß nicht, ob ihr es schaffen werdet, doch ich werde dafür beten.“
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