KreaturenMittel

Knochentanz

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ein Zucken durchfährt meinen
versteiften Körper. Es bahnt sich einen Weg von meinen Händen, hoch
in meine Arme – In meinen Kopf. Ich reisse meinen Mund auf und
keuche. Meine Finger krallen sich in morsches Holz. Von einem wilden
Bewegungsdrang gepackt, werfe ich meinen Kopf hin und her, schlage um
mich und grabe meine gefühlskalten Hände in das Holz über mir.
Wieder und wieder kratze ich an der Decke meines dunklen
Gefängnisses, bis sich einzelne Stücke zu lösen beginnen. Das Holz
knarrt. Es hält nicht mehr stand. Wie von Sinnen winde und krümme
ich mich, als eine Flut aus kühler Erde über mich hereinbricht. Sie
ergiesst sich unaufhaltsam über mich, dringt in meinen tauben Mund
ein und liegt schwerer und schwerer auf meinem Körper. Doch der
Drang mich zu bewegen versiegt keinesfalls. Nach oben.. Ich muss nach
oben.

Mühsam mache ich mich daran, die Erde
Stück für Stück beiseite zu schaffen. Ich kann nicht atmen.. doch
ich muss nicht atmen. Ich sehe nichts.. Doch ich muss nichts sehen.
Nur nach oben muss ich. Also hebe ich meine Arme, quäle sie durch
den Widerstand und grabe. Grabe. Grabe. Nun stehe ich – eingefasst
in einem erdenen, einengenden Grab. Ich kämpfe mich weiter nach
oben. Immer weiter. Ich verschmelze mit dem Boden, der in mich
eindringt – Mein inneres erfüllt. Es ausfüllt.. Plötzlich taucht
meine linke Hand auf in eine seltsam wohlige Freiheit. Kurz halte ich
Inne, als in mir eine dumpfe Verwunderung, aufgrund eines sanften
Luftzugs der meine Hand umschmiegt, aufsteigt. Die Freiheit umarmt
sie. Und ich will mehr. Ich will mehr! Ich will höher! Sobald der
Luftzug auch meinen Arm umfasst, winkle ich ihn an, stütze ihn auf
die feuchte Erde an der Oberfläche und ziehe mich hoch. Mein Gesicht
dringt aus dem Schwarz.

Die schweren Regentropfen prasseln mir
entgegen, während ich mein erleichtertes Stöhnen gegen einen
Atemzug einzutauschen versuche. Ich will atmen. Ich will die frische
Luft und den Regen schmecken. Mein Kopf platscht enttäuscht in den
Matsch, als ich begreife, dass meine flatternden Lungenflügel dazu
kaum in der Lage sind. Dann ziehe ich mich weiter hoch, umgeben von
einem Sturm aus Geräuschen – Den Geräuschen eines Sturms. Donner.
Ein mächtiger Donner, gefolgt vom hellen Blitz, der das bewölkte Firmament
zerreisst. Das Gewitter und das stete Rieseln des Regens, vermischt
sich mit fernem Aufstöhnen, von mir unbekannten Quellen. Zahlreichen
Quellen. Durchnässt und voller Matsch stehe ich da. Meine Beine
erscheinen mir fremd, alt und klapprig. Ich will meinen Körper
untersuchen, doch mein Wille wird gebrochen. Gebrochen von etwas viel
stärkerem. Ich spüre eine liebliche Präsenz. Ich spüre.. Meine
Familie.

Als ich mich umblicke, sehe ich sie.
Sie kommt um bei mir zu sein – Mir Trost zu spenden.. Die Last der
tiefen Trostlosigkeit in meinem Wesen zu teilen. Einen Teil davon von
mir zu nehmen. Dunkle, schwankende Silhouetten treten durch den
Sturm, von allen Seiten, an mich heran. Sie umkreisen mich. Mein
Blick bewegt sich träge durch ihre Reihen. Ihre Kiefer knacken in
hastigen, sowie behutsamen Bewegungen, als ihre beruhigende Präsenz
mir Wärme spendet. Ja.. Das ist meine Familie. Sie sind ich. Dann
zieht ein neues Gefühl meine Aufmerksamkeit auf sich. Es
manifestiert sich langsam in meinem Bauch, steigt durch meine Brust
und schliesslich in meinen Kopf. Die anderen fühlen es auch. Wir
wissen was zu tun ist. Zielbewusst und wie abgesprochen bewegen wir
uns in die selbe Richtung.

Ein schwacher Geruch erfüllt die
Atmosphäre. Ein süsslicher, befriedigender Geruch. Wir müssen
dorthin. Wir müssen diesen Geruch finden und ihn teilen, wie eine
gute Familie es tut. Müde stolpern unsere gebrechlich wirkenden
Körper durch ein weiches, blass-grünes Meer. Müde.. Aber
unerschöpflich. Hier und da zieren flache, gegen oben gewölbte
Steine unsere Umgebung. Vor einigen befinden sich tiefe Löcher und
Erdhaufen – Offene Geburtsstätten meiner Liebsten. Und vor anderen
herrscht noch immer Bewegung im Boden. Ich bewege mich darauf zu,
packe einen meiner Brüder bei den Schultern und zerre ihn hoch,
bevor ich ihn mit der selben Wärme willkommen heisse, wie es auch
bei mir der Fall gewesen war. Ich spüre seine Dankbarkeit. Die
Dankbarkeit, frei zu sein. Die Dankbarkeit, einen Platz auf der Welt
zu haben. Bei uns..

Gemeinsam gesellen wir uns zurück zu
den anderen und verlassen unseren Garten Eden. Dann werden hohe
Bauten sichtbar. Sie umgeben den feinen Geruch, der mich anzieht. In
seinen Bann zieht. Die Umrisse der Bauten leuchten im Gewitter auf
und weisen uns den Weg. Auf einmal verstärkt sich der Geruch. Der
Ort seines Ursprungs zieht und auf magisch Weise zu sich hin. Wir
biegen in eine Gasse ab und finden ihn. Das Etwas, das den Geruch
absondert leuchtet uns in einem strahlenden Schein entgegen. Ein
leuchtender, wundervoller, weisser Engel. Ich muss ihn berühren –
Ihn mir aneignen, damit er meine innere Trostlosigkeit berühren
kann.. Sie heilen kann. Gemeinsam fallen wir über ihn her. Dann
vernehmen wir seine Stimme. Ich kann mir kein schöneres Geräusch
wünschen. Sie klingt nicht dumpf wie alles andere in meinen Ohren.
Sie strahlt Wohlbefinden und Lebendigkeit aus. Ich will der Stimme
näher sein. Stärker als je zuvor. Also knie ich mich neben das
Haupt des Engels und nähere mich der Stelle, wo die Stimme am
Lautesten ist. Dann beisse ich in das weiche Fleisch – nehme die
zarten Lippen in mich auf. Die Flüssigkeit, die von den Lippen
tropft und meine trockene Kehle hinabfliesst lässt etwas in mir
aufblitzen.

Ein Gedanke – Ein Bild versucht sich
in meinen Kopf zu drängen, sich aus etlichen Bilderfetzen
zusammenzufügen. Dann schwelge ich benommen in der Erinnerung. Das
verzerrte, weit entfernt wirkende Bild einer Frau. Sie steht vor mir,
streckt ihren Arm aus und berührt mich zärtlich an der Wange. „Fahr
bitte nicht weg Schatz.. Bleib hier.. Bleib hier bei mir.“, bittet
sie mich und lächelt. Plötzlich komme ich wieder zu mir. Mein Drang
bei dem Geruch zu verweilen, weicht einem schwer greifbaren Gefühl,
das nun in mir Gestalt anzunehmen versucht. Noch immer knie ich auf
dem Boden und schaue in die Runde. Meine.. Familie? Ist sie das?..
Ein Gedanke jagt durch meinen Schädel. Er weckt Grauen in mir.
Brennendes, tieftrauriges Grauen. Die anderen zerren gierig am
Fleisch einer verwahrlosten Frau, die verletzt an der Wand liegt. Sie
versucht jammernd ihre Angreifer wegzustossen, doch die entstellten
Hände der fauligen Kreaturen tauchen euphorisch in ihren Bauch ein
und beissen das Blut von ihren Gedärmen. Verwirrt richte ich mich in
dem Getümmel auf. Was.. tue ich hier? Irgendetwas stimmt hier ganz
und gar nicht. Ich muss hier weg.

Ich laufe und laufe – taumle durch
die Strassen, vorbei an Menschen.. Nein. Es waren wirklich Engel.
Weiss und.. Nein! Menschen.. Es sind.. Ich stütze mich erschöpft an
eine kalte, feuchte Wand und übergebe mich. Ich würge erneut, als
ich das Erbrochene, als einen meiner verschrumpelten Lungenflügel erkenne. Dann
fällt mein Blick auf eine Fensterscheibe. Ich erkenne mein
Spiegelbild. Vorsichtig nähere ich mich und betrachte es. Eine
wüste, halb verweste Kreatur blickt mir entgegen. Die Hälfte meines
Gesichts ist dem kahlen Schädel gewichen. Nur ein Auge – mein
linkes, befindet sich noch lose in der Augenhöhle. An meinem
zerfetzten Mund klebt noch immer das Blut der Frau und als ich meinen
restlichen Körper untersuche, stelle ich fest, dass auch dort unter
meiner kaputten, dreckigen Kleidung kaum noch Haut, geschweige denn
Fleisch vorhanden ist. Ungläubig schüttle ich den Kopf und taumle
rückwärts. Ich brauche Hilfe. Ich schreie, doch aus meinem Hals
dringt nur ein flehendes Stöhnen. Ein kleines Mädchen mit
Regenschirm kommt auf mich zu. Sie kann mir helfen! Sie muss mir
helfen! Aufgeregt greife ich nach ihrem Arm. Hilf mir, versuche ich
zu sagen, aber noch immer klingt es nicht nach Worten. Sie schreit
panisch auf, versucht sich von meinem Griff zu befreien und reisst
mich versehentlich zu Boden. Mein Schädel klackt auf den nassen
Asphalt und ein neuer Gedanke schiesst durch den Aufprall in mein
Bewusstsein. Ein neues Bild greift nach mir – nimmt mich ein.

Ich fahre.. und ich fühle mich
gelassen. Ein.. Highway.. Im Radio läuft ein altes Klavierstück.
Ich liebe Klavierstücke.. Die Melodie hört sich irgendwie fremd
an.. Aber schön.. Beruhigend. Einige Augenblicke bleibe ich in der
Erinnerung verankert. Eine farbenfrohe Landschaft fliesst in Form
eines verwaschenen Stroms am Fenster meines Wagens vorbei. Dann
drängt mich etwas in meine tatsächliche Lage zurück. Aber ich will
nicht weg.. Also versuche ich angestrengt im Auto zu bleiben. Es ist
so schön.. dort im Auto. Erfüllend.. Bis ich sehe, wie ein
Lastwagen auf meine Spur wechselt. Mit rasender Geschwindigkeit kommt
er mir entgegen. Nervös reisse ich das Steuer herum, doch ich
schaffe es nicht mehr auszuweichen. Der Lastwagen schiesst durch mein
Gefährt und dann.. Schwärze.. Nichts.

„Sir?“, dringt eine Stimme an mein
Ohr, „Sir?! Sind Sie in Ordnung? Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch.“
Ich lasse mir aufhelfen und.. ich.. verliere die Kontrolle. Alles
versinkt in mir. Ich selbst versinke in mir. Ich spüre wie etwas
stirbt – verdrängt wird. Wie der letzte verbleibende Funke eines
menschlichen Verstandes, in meinem halb vermoderten Gehirn etwas
grenzenlosem und ewigen weicht. Und ich sehe.. Ja.. Ich sehe ihn.. Meinen Retter.. Meinen Engel.

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"