
The Showers
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Part I
Jeder Ort auf
dieser Welt hat diese spezifischen, urbanen Legenden, welche einfach nicht in
Vergessenheit geraten wollen. Egal, ob es dabei um eine verfluchte
Zufluchtsstätte an der Grenze der Stadt geht, eine Kreatur in den nahegelegenen
Wäldern lebt oder ein Geist ein kleines Stück Landstraße außerhalb der
Stadtgrenzen auf Trapp hält – es gibt immer ein Gewicht welches an den urbanen
Geschichten hängt – niemand ist jemals zu diesen Orten gereist, hat die Kreatur
gesehen oder den Spuk mit ihren eigenen Augen gesehen.
In jeder
Generation gibt es diejenigen, die schwören, dass sie ““jemanden kennen,
von dem der Bruder dessen bester Freund dessen Schwester zu diesem verfluchten
Haus mit dreizehn Etagen gegangen ist, welches echtes Blut und Spinnen und
Schlangen hat und es so schaurig gruselig dort ist, dass niemand es durch das
ganze Haus geschafft hat“. Diese Leute werden auch darauf schwören, dass“
diese Geschichten wahr sind, und das ohne dass sie diese auch nur ansatzweise
Belegen könnten“. „Jeder hier weiß doch eh, dass diese
Geschichte wahr ist!““. Die Erzähler werden diese Legenden
dann ihren Kindern erzählen, welche diese gerade so viel ändern, dass sie mit
dem Zahn der Zeit mithalten und so weiter …
Ich bin, wie
jeder andere auch, sehr skeptisch, wenn es um solche Geschichten geht, vor
allem da ich damals wie ein Junkie war. Ich war die ganze Zeit auf der Suche
nach grusligeren Storys über was auch immer in der Gegend, in welcher ich zur
dieser Zeit lebte, auch passiert sein soll. Ich erfand und verbreitete Storys
über verfluchte Pizzabuden in New York, die Begegnung von meinem
„Cousin“ mit dem Teufel von Jersey, oder wie mein „Großvater“
eine menschenartige, demonische Kreatur in den dichten Wäldern von Colorado zu
Gesicht bekam. Ich brach sogar eine Regel in diesen Geschichten in dem ich mich
selbst einbrachte; musste ich diese dann immer gleich erzählen, damit die Lüge
nicht von jemanden aufflog. Überraschenderweise taten sie dies auch nicht.
Ich würde sagen,
dass ich einen guten Beitrag zu den ganzen urbanen Legenden in den
nordöstlichen sowie den mittwestlichen Staaten hatte, immerhin bin ich viel
rumgekommen. Gefreut hab‘ ich mich immer wenn ich durch die Schulhalle ging und
hören würde, wie ein Klassenkamerad meine Story weitererzählt und hier und da
ein paar Sachen dazu dichtet. Ich wusste natürlich, dass diese Geschichten
reine Fiktion waren und ich sie mir zu 100 % ausgedacht habe, aber ich blieb
mir immer treu wenn mich wer nach den Legenden gefragt hat und erzählte diese
trotzdem so, als wären sie echt. Ich fühlte mich einfach in die Geschichte
hinein – sei es, dass ich mit einer zittrigen Stimme erzählte oder einfach
verängstigt guckte, wenn ich mir die „Szenen“ widerrufte.
Ich denke, dass
dieser Aspekt mich in das jetzige Dilemma gebracht hat, welche ich für das
Internet offenlegen werde damit jeder sich die Geschichte durchlesen kann und
sie meinetwegen Verbreiten kann. Ich habe diese kleine Einleitung gezielt als
Hinweis an diejenigen Geschrieben, die meine Erfahrung in Frage stellen werden.
Ich war immer der, der die Geschichten in Frage stellte, gewiss, aber ich
versichere euch, mit aller Ehrlichkeit, dass ihr dies hier nicht tun solltet.
.
.
.
.
Wie man aus
meiner Einleitung herausnehmen kann bin ich während meiner Middle- und
Highschoolzeit viel rumgekommen. Beide meiner Elternteile waren nicht bei der
Army oder sonst wo, was eventuell erklären würde wieso wir die ganze Zeit
umzogen. Sie mochten es einfach nicht zu lange an ein und derselben Stelle zu
verharren. Ich denke, dass es schon einen Effekt auf mich hatte, aber nicht so
einen der mich zu tiefst traurig gemacht hat oder sonstiges. Ich war als Kind
sowie in meinen Teenagerjahren immer gesprächsfreudig was zur Folge hatte, dass
es mir nie wirklich schwer viel neue Freunde zu finden. Ich war oft der
Klassenclown und wurde daher oft von den Lehrern gehasst. Aber wie gesagt, ich
sah darin kein Problem da ich zum Ende des Schuljahres wahrscheinlich eh schon
wieder umgezogen war.
Aufgrund dessen
waren meine Freundschaften auch eher immer vergänglich, ebenso die kleine Anzahl
an positiven Bindungen, die ich mit meinen Lehrern hatte. Wegen dem Vergangenen
ist meine Erinnerung an einen Lehrer wahrscheinlich ein bisschen verfälscht,
aber ich werde versuchen unsere Freundschaft so uneingenommen wie möglich
wiederzugeben.
.
.
Mr. Mays war einer meiner
Sozialkundelehrer in den frühen Jahren meiner Highschoollaufbahn. Da ich nun
älter bin kann ich verstehen wie schrecklich es gewesen sein muss sich mit
Teenagern meines damaligen Alters abzugeben. Aber ich respektiere ihn dafür,
dass er es trotz dessen geschafft hat eine recht gute freundschaftliche Bindung
zu uns aufzubauen. Er war wie einer von uns – er sprach wie wir, brachte
Referenzen die Aktuell waren und wir verstanden, hörte coole Musik und fluchte
sogar das ein oder andere mal ohne sich darum zu kümmern wie seriös das nun
wirklich ist. Ein Lehrer der Fluchte war als Zehntklässler auf der Highschool nun
mal das Coolste auf der Welt.
Meine
Erinnerungen an Mr. Mays kommen hauptsächlich daher, dass er wirklich
sich in alles, was er machte, hineinfühlte. Ein Beispiel, welches ich immer
noch sehr gut in Erinnerung habe, war, wie sollte es anders sein, gegen
Halloween in der zehnten Klasse. Mr. Mays hatte die typischen
Halloweenlichterketten am Pult hängen – ziemlich normal und langweilig für
egotistische Highschoolschüler die wir nun mal waren. Allerdings, am 31.
Oktober, als sich die meisten Lehrer darüber aufregten, dass man als 16
jähriger das Verkleiden immer noch ernst nahm, kam Mr. Mays und brachte diese
ganze „Coolness“ von ihm auf ein ganz neues Level.
Wir gingen in den
Klassenraum und waren überrascht, als wir die verschlossenen Vorhänge, Kerzen
die den Raum erhellten und einen einzigen leuchtenden Kürbiskopf auf einem
Stuhl in mitten der Klasse sahen. Mr. Mays saß auf seinem Pult und sah einfach
dabei zu wie die Schüler den Raum betraten und sich hinsetzten. Er brauchte
noch nicht einmal um Ruhe bitten, wie sonst üblich, da, in dem Moment als wir
den Raum betreten würden, jeder entweder zu aufgeregt war um ihre ach so tollen
Konversationen zu führen, oder die meisten zu verwirrt waren. Wir saßen uns hin
als Mr. Mays begann aus seiner Lektüre vorzulesen. Er sprach leise um die
nötige Atmosphäre zu bilden und nahm sich einen Stuhl und setzte sich damit
neben den Kürbis.
„“Heute ist wahrscheinlich mein Lieblingstag
im Jahr„, sagte er in einer eintönigen Stimmlage.
„“Halloween sind meine Lieblingsferien, und
ich möchte euch mitteilen wieso ich diese Ferien so mag.““
Ein Mädchen hob
mit einem besorgten Gesichtsausdruck ihre Hand. „“Ich verschiebe euer Abgabedatum für die Hausaufgaben auf nächsten
Dienstag“, “sagte Mr. Mays, ohne sich auch nur darum zu scheren das
Mädchen anzugucken welches langsam ihre Hand runter nahm. Die Klasse brachte
leises Jubeln vor und Mr. Mays wartete für die wiedereinkehrende Ruhe. Er
begann seine Geschichte direkt nachdem die Klasse sich beruhigte.
Ich werde
versuchen die großartige Geschichte von Mr. Mays, die er uns an diesem Tag
erzählte, wiederzugeben. Die Art, wie er die Geschichte erzählte, ließen mich
sowie andere Horrorjunkies sprachlos und alle anderen verängstigt dastehen. Das
Mädchen welches erst nach den Hausaufgaben fragen wollte hielt am Ende ihre
Knie mit einem verängstigten Gesichtsausdruck an ihre Brust.
Das wichtige ist
worum es in dieser Geschichte ging, die spezifischen Schnipsel des Gesagten
sind nicht von wichtiger Bedeutung.
Im Grunde gesagt
sind Mr. Mays und seine Freunde durchs Land nach ihrem Uniabschluss gefahren.
Sie nahmen einen Truck, bepackten ihn mit Campingsachen und brachen auf um den
ganzen Sommer lang einfach mal was anderes zu sehen. Die Gruppe fuhr von den
Poconos in New Jersey, runter bis zu den Küsten von Florida, New Orleans nach
Carlifornien bis hin nach Washington. Von dort fuhren sie über die Rocky
Mountains in Colorado wieder zurück nach New York. Dieses Konzept, einfach frei
zu sein und überall hinfahren zu können, zog die gesamte Klasse direkt in einen
Bann; Mr. Mays war einfach der coolste Lehrer in meinen Augen.
Abenteuerlustig
wie sie waren nahmen sie keine Karte mit. Sie hatten immerhin alle Zeit der
Welt, also fuhren sie in die ungefähre Richtung in die sie wollten und fanden
entweder einen interessanten Ort oder eine Stadt in der sie übernachten
konnten. Er sagte uns, dass sie, nach einem einwöchigen Halt in Colorado, durch
Felder, Ackerlandschaften und noch mehr Felder fahren mussten. Sie nahmen an
dass sie entweder in Nebraska oder Kansas waren, als sie sich entschieden eine
weitere Nacht in einem Hotel zu bleiben. Sie blieben in irgendeinem Motel
irgendeiner Stadt dessen Name sich Mr. Mays nicht wirklich Erinnern konnte, als
einer seiner Freunde bemerkte, dass sie nah einer Farm seien, die sein
Großvater besaß. Er war sich nicht sicher wo genau sie war, aber eben
Abenteuerlustig wie sie waren beschlossen sie eine Rückerstattung vom Motel zu
fordern und zu der Farm zu fahren.
Sie konnten den
Großvater des Freundes nicht über Telefon erreichen, deshalb beschlossen sie,
dass es doch witzig wäre, wenn sie einfach aufkreuzen würden. Er war sich
sicher, dass sein Großvater sie, ohne groß zu überlegen, aufnehmen und sie
versorgen würde. Also fuhren sie mit einer Stunde Tageslicht los mit dem
Gedanken spielend endlich mal wieder in einem gemütlichen Haus schlafen zu
können.
In Kansas, oder
Nebraska, je nachdem wo es denn letzten Endes war, gibt es nicht wirklich viele
natürliche Wegmarkierungen welche verirrte Wanderer helfen könnte. Jeder der
dort Lebt gibt meistens Richtungsangaben wie „fahre ein paar Meilen die
Kornfelder lang, biege rechts ab und folge dem Matschweg zum anderen Kornfeld.
Dann solltest du Mais zu deiner Rechten finden.“ Also, wie in so gut wie
jeder Gruselgeschichte, verfuhr sich die Truppe und verirrte sich. Den
Tatsachen nicht annehmen wollend fuhren sie die Nacht durch und bogen alle fünf
Minuten falsch ab bis sie sich auf einer staubigen Straße befanden wo sich Mr.
Mays Freund sicher war, dass hier sein Großvater leben würde.
Mr. Mays
beschrieb die Straße als einen dunklen Pfad zur Hölle. Ich war mir nicht ganz
sicher wie viel ich davon glauben konnte, da er ziemlich aufgeregt wirkte und
ein kleines bisschen lächerliche Beschreibungen brachte wie „“Bäume die
beinahe das Auto in ihre Äste nehmen würden“ oder „die roten Augen
der schier unzählbaren Tieren schauten uns aus der Dunkelheit an““. Wie dem
auch sei, diese typischen Horrorclichées funktionierten bei den meisten der
Klasse – jeder war immerhin eingeschüchtert.
Die Dreiergruppe
fuhr die staubige Straße noch für fünfzehn Minuten entlang bis sie zu einem
Gebäude mit brennenden Licht und etwas, was wie ein Silo aussah, kamen. Sie
sagten sich, dass wenigstens die Leute die hier lebten in etwa wissen müssten
wo der Großvater lebt. Die Jeder-Kennt-Hier-Jeden-Ideologie ließ sie darauf
hoffen. Sie parkten den Wagen neben dem Gebäude als sie realisierten, dass der
Schuppen eher aussah wie ein Lager in dem man Hühnchen lagert und nicht wie ein
Haus. Aber trotzdem – die Lichter waren an. Also entschieden sie sich der Idee
einen Versuch zu geben.
Durch die
halbgeöffnete Tür schauend gingen sie als Gruppe zum Gebäude – nichts mehr
findend als einen leeren Raum. Eine herunterhängende Glühbirne erhellte den
Raum wie es sonst nur die Sonne tat, aber es war weit und breit keine
Menschenseele zu sehen. Es standen nirgends Autos oder sonst etwas, aber Mr.
Mays Freunde waren sich alle sicher etwas gesehen zu haben als sie sich dem
Schuppen näherten. Daher entschieden sie sich hineinzugehen und zu schauen ob
es vielleicht irgendwo ein Büro oder sonstiges gibt – Wieso sonst sollte dieser
riesige Raum beleuchtet sein?
Es gab keine
Türen im inneren des Schuppens – wieder, nur eine riesige, leere Halle. Die
Gruppe suchte also alles in der Umgebung des Schuppens ab und bewegten sich
langsam zum Silo, wo sie letzten Endes eine Kellertür sahen. Ich erinnere mich
daran wie Mr. Mays zu diesem Zeitpunkt der Klasse sagte, dass man gut aufpassen
solle und von seinem idiotischen Verhalten lernen solle. Er sagte uns, dass er
zu der Zeit nicht viele Horrorfilme gesehen hatte und nicht zweimal überlegt
hat ob er wirklich zu dieser komisch wirkenden Kellertür in Mitten eines
dunklen, angsteinflößenden, unbekannten Ortes gehen sollte. Er meinte das
Hinlaufen zu der Tür war der größte Fehler den er je begangen hat.
Mr. Mays ließ uns
wissen, dass er uns so viel sagen würde wie er es für richtig halten würde. Er
dachte, dass wir schon Erwachsen genug wären um folgendes zu verarbeiten aber
riet jedem der überempfindlich war den Raum zu verlassen. Ein Haufen voll
verließen den Raum, ein Paar davon Kiffer die dies eher als Einladung sahen vor
der nächsten Stunde noch einen durchzuziehen. Ich gab dieser Verkündung keinen
zweiten Gedanken. Wie ich schon sagte, ich war nahezu süchtig nach solchen
Geschichten und Mr. Mays erzählte eine bessere Geschichte als alles was ich bis
jetzt gehört habe. Ich wollte von diesem Mann lernen, obwohl ich nicht wirklich
viel abkaufte.
Nachdem der
Letzte, der Gehen wollte, dies auch tat, fuhr Mr. Mays mit seiner Geschichte
fort. Er erzählte den paar Verbleibenden, dass er und seine Freunde die
Kellertür öffneten und damit eine Gestankwelle mit sich kam welche er nur mit
„die verfaulteste Scheiße die ich jemals gerochen habe“ beschreiben
konnte. Die Gruppe war nicht mehr länger damit beschäftigt den Eigentümer zu
finden, sondern eher woher der Geruch kam. Sie gingen runter in den Keller
welcher von einzelnen Glühbirnen in unregelmäßigen Abständen beleuchtet wurde.
Niemand sprach. Blech hielt die Wände sowie das Dach vorm Einstürzen ab. Der
Gang war krumm und das Dach senkte sich immer weiter – wie ein Tunnel, der
schnell gegraben wurde und an dem nichts mehr gemacht wurde. Es gab Stellen an
denen die Jungs sogar kriechen mussten um überhaupt weiter zu kommen.
Das schlimmste
jedoch, sagte Mr. Mays, war, dass die Lichter permanent am Flackern waren und
dies es sehr schwer machte sich durch den engen Korridor zu winden. Im
Rückblick war er sich sicher, dass sein Kopf ihm einen Streich gespielt hat,
aber er sah Dinge nicht da sein konnten. Er meinte, dass wenn man fokussiert
ist oder man nervös ist das sowas das Gehirn machen kann; es kann dich einfach
Sachen sehen lassen, die partout nicht da sind. Er fing fort den Korridor zu beschreiben
während ich, vor Spannung, fast vom Stuhl fiel. Die Hallen waren kurvenreich
und schienen sich ins Unendliche zu ziehen. Mr. Mays schätze, dass sie
irgendwann unter dem Wald waren in dem sie umherfuhren als sie eine Tür fanden.
Er meinte, dass
sie nach gefühlten hundert Kilometern an der Tür ankamen. Sie war simpel und
aus Holz aber sah eher aus, als würde sie an ein schönes Haus gehören. Es hatte
ein schönes Design, schien frisch rot gestrichen geworden zu sein und hatte
einen glänzenden Türknopf. Es schien eben wie eine Tür die man eher an einem
Haus in einem reicheren Viertel finden würde und nicht in einem Erdtunnel
mitten im Nirgendwo.
Seine Freunde
gingen vorsichtig zur Tür hin; nicht wissen wie stabil die „Wände“
noch waren. Er folgte schließlich der Gruppe welche richtig nervös war, und
versuchte die Stimmung mit einem lachenden „Ich sollte wohl als erstes Klopfen“ aufzuheitern.
Mr. Mays Freund
nahm den Türklopfer und schlug damit die Tür einige Male; verhöhnend, aber
leise fragend „ist jemand zuhause?„. Sie warteten um die 30 Sekunden
bevor die Spannung verflog. Der Typ, der an der Tür stand, verschreckte nur
seine Schultern und ging zurück zum Rest der Truppe, doch als er dies tat
explodierte die Glühbirne zwischen ihm und der Gruppe. Sie schützten ihre Augen
und schauten nach dem Freund. Als er die Hand herunternahm fiel ein Blech aus
der Decke. Eine Ecke fiel dem Jungen auf den Kopf und schlitze diesen auf,
worauf ein Blutstrom aus ihm lief. Der Einschlag knockte ihn direkt aus und er
fiel zurück an die Tür welche diese öffnete.
Die gesamte
Gruppe nahm ihre Beine in die Hand und lief so schnell wie möglich zum
verwundeten Freund. Sie konnten nur in etwa erahnen, dass nun ein pechschwarzer
Raum vor ihnen offen lag. Mr. Mays war der erste der es zu ihm schaffte. Er
nahm den Kopf und legte ihn in seinen Armen ab, riss ihm seine Jacke vom Leib
und drückte diese an die Stirn um so die Blutung zu stoppen. Als die Gruppe
sich beruhigt hatte, bemerkte Mr. Mays, dass der Arm, der den Kopf seines
Freundes hielt, sich mit Wasser vollgesogen hat. Er war deswegen verwirrt und
versuchte es zu verstehen als einer der Freunde anfing zu reden. Er sagte
irgendwas von wegen „die Lichter. Wir müssen gehen!“ als Mr.
Mays dies auch bemerkte.
““Kennt ihr
das, wenn ihr eine Glühbirne ausschaltet und alles Rabenschwarz außer der
abkühlenden Birne ist?„, fragte er die Klasse. „Es
war genau so, nur waren es weitaus mehr. Mindestens 20 Glühbirnen hatten den
Raum noch Sekunden vorher erleuchtet, und nun schauten sie wie kleine Sterne im
Nachthimmel aus. Das war Angsteinflößend, aber nicht das
Angsteinflößendste.“
Es gab immer noch
ein ziemlich schwaches Licht welches aus dem Korridor zu kommen schien. Und
obwohl es so schwach war schaffte es den Raum soweit zu erhellen, dass man die Umrisse
von zig Leuten nur 10 Fuß von ihnen entfernt sehen konnte. Mr. Mays Freund
wollte etwas sagen als eine Birne zu deren Rechten zum Leben erweckte.
Lasst mich hier
die Geschichte unterbrechen und sagen, dass Mr. Mays normalerweise ein
spielerischer Kerl war. Er hatte diese Stimme die dich einfach dazu brachte zu
Antworten. Im Grunde konnte er einem Sagen: „“Lasst uns von einer Brücke
springen“ und jeder würde mit „Okay, Mr. Mays! Lass uns los
gehen!“ “antworten. Das ergibt natürlich überhaupt keinen Sinn, aber es
bringt meinen Punkt ziemlich gut rüber. Er war ein charismatischer Typ.
Die gesamte
Geschichte wurde, bis zu diesem Zeitpunkt, wie eine Lagerfeuergeschichte
erzählt. Er hatte den Tonfall von jemanden der Versucht mysteriös und gruselig
zu erzählen, was auch funktionierte, aber es war bemerkbar. Zu diesem Zeitpunkt
seiner Erzählung erinnere ich mich aber daran, dass dies sich änderte. Er
wollte nicht mehr jeden zum Gruseln bringen. Man merkte, dass dieser Part
schwierig für ihn war. Entweder war er ein verdammt guter Schauspieler oder es
war eine wirklich schreckliche Erinnerung für ihn.
Er erzählte uns, dass die Glühbirne anfing zu leuchten und mit ihrem schwachen
Licht die Gruppe vor ihnen erleuchtete. In diesem dunklen Licht konnte er Kinder
sehen, mindestens zwanzig in dem kleinen Radius den die Birne erleuchtete. Alle
hatten sie Nachthemden an welche zerrissen aussahen und mit etwas schwarzen
Verschmutzt waren. Die Haare waren lang. Jeder einzelne sah so aus als wäre er
seit der Geburt nicht beim Friseur gewesen. Ein Paar hatten ihre komplette
Körperlänge lang Haare. Jeder sah so aus als hätte er seit der Geburt nicht
gebadet oder geduscht.
Mr. Mays erzählte
uns, dass der angsteinflößendste Part war, dass keines der Kinder sich auch
einen Millimeter bewegt hat. Sie standen einfach alle dort, uns anstarrend –
die meisten von ihnen nur sichtbar durch das reflektierende Licht in den Augen.
Die Gruppe war für einige Sekunden starr vor Angst als sie etwas in der Ferne
hörten was sich wie ein Tier anhörte. Es wurde wie ein Hund beschrieben welcher
heulte, nur zehn Mal stärker und schlimmer. Dies erweckte die Gruppe wieder zum
Leben gerade als die Kinder anfingen sich zu bewegen. Seine Freunde nahmen den
Verletzten und trugen ihn raus in den Korridor. Mr. Mays brauchte ein paar
weitere Sekunden um sich zu bewegen und hatte Probleme sich zurechtzufinden. Er
griff zu seiner Linken um eine Wand zu finden an der er sich abstützen konnte
und fand schließlich einen Hebel an dem er feste zog; niemals die Kinder aus
den Augen verlierend.
Er pirschte zur
Tür als er merkte an was er gezogen hatte. Ein Duschkopf hing aus einer
Zementwand heraus welcher vielleicht 50 cm in den Raum hineinragte. Etwas trat
aus ihnen heraus, aber es war zu dunkel um zu sagen was es war. Er realisierte,
dass es das ist, was auf ihn getropft war, aber es interessierte ihn zu diesem
Zeitpunkt nicht wirklich. Da waren Kinder welche nun langsam auf ihn zugingen
während im Hintergrund etwas herumjaulte und ein Freund schwerverletzt war. Als
er den Raum verließ konnte er weitere Duschköpfe in der Nähe der dunkel
leuchtenden Glühbirne erkennen.
„“Und
darum nenne ich die Geschichte ‚The Showers‚ „, “erzählte Mr. Mays der
Klasse. Ich war in den Bann gezogen und saß so weit vorne wie mein Tisch vor
mir es erlaubte.
„“Ich
schmiss die rote Tür hinter mir zu“, sagte er, „und rannte
schneller durch den Korridor als ich es jemals tat oder tun werde. Ich schaffte
es zurück zum Auto und wir fuhren so schnell wie möglich von dieser Hölle weg“.“
(Ein paar Schüler kicherten wegen dem Wort „Hölle“). „“Also,
wenn ihr heute Abend herumziehen solltet, seid euch sicher wo ihr hinlauft und
geht nicht zu irgendwelchen abgelegenen, verlassenen Farmhäusern. Ich meine, es
gibt hier nicht wirklich viele, aber alle hier sind ja so oder so schlau. Außer
Jerry, natürlich“. “Die Klasse lachte und die Stimmung lockerte auf als
die Pausenklingel ertönte.
Mr. Mays
schaltete das Licht an und bedankte sich bei jeden für’s Zuhören, erinnerte
jeden an die Hausaufgaben für nächste Woche und wünschte uns ein sicheres und
frohes Halloween. Schüler um mir herum waren begeistert mit Theorien die sie
aufstellten.
„“Ich
wette, dass es irgend so ein geheimer Nazibunker war“, “sagte ein
Mädchen.
„“Ich
glaube alle waren Geisterbabys die von dem Hund getötet wurden“, “sagte
eine andere.
Ich konnte nicht
wirklich Theorien aufstellen; war ich doch immer noch zu sehr in den Bann
gezogen. Die Art wie Mr. Mays die komplette Geschichte so Detailreich bis auf
das Ende erzählte ließ bei mir den Eindruck erwecken, dass wir nicht die
komplette Geschichte gehört haben.
Ein paar Tage
später blieb ich nach dem Unterricht um ihn zu Fragen wie die Geschichte
wirklich endet und was mit seinem Freund passiert ist. Er lachte und sagte,
dass sein Freund okay sei und das es (er flüsterte diese Stelle) „“wahrscheinlich an den Drogen lag die wir zu
der Zeit nahmen“. “Mr. Mays zwinkerte mir zu als würde er sagen wollen
„erzähl bloß keinem was von der Drogensache, Kleiner“ und ich lachte
und verließ darauf den Raum.
Ich lebte noch
ein paar Monate in der Stadt bis ich zur anderen Hälfte der Staaten, nach Milwaukee,
Wisconsin, zog.
Ich schrieb die
Geschichte um und erzählte sie an Lagerfeuern als ich älter wurde, und es war
auch immer ein Hit, aber ich änderte immer das Ende, indem ich entweder den
Jungen verbluten ließ oder er in den Raum weggezogen wurde.
Bis ich zum
College ging, bekam ich keine weitere Chance mit Mr. Mays zu reden.
Ich ging zum
College im Norden von New York. Die Collegezeit war eine der schönsten Zeiten
für mich und ich war immer noch derselbe Knabe der ich während der
Highschoolzeit war. Während meines ersten Jahres allerdings rannte ich in Mr.
Mays hinein, welcher an einer Bar saß welche ich regelmäßig besuchte.
Natürlich konnte
ich nicht hundertprozentig sicher sein, ob der Mann der seinen Kopf auf seinen
Armen ablegte, wirklich Mr. Mays war, aber er hatte den gleichen Pulli an wie
den, welchen er während seiner Geburtstagsfeier in der Schule anhatte, welcher
einen „Ich bin das Geburtstagskind-„Schriftzug hatte.
Ich sagte meinen
Freunden, dass sie sich an einen Tisch setzen sollten und dass ich gleich dazu
stoßen würde und ging dann rüber zum Mann an der Bar. „Mr. Mays?„,
fragte ich und der Mann schaute zu mir hoch.
Der Mann brauchte
eine Sekunde bevor er mich anlächelte, eine Hand auf meine Schulter legte und fragte:
„Hey, na? Wie geht es dir?„. Ich konnte seine penetrante Fahne
riechen. Seine Augen sagten mir außerdem, dass er ziemlich dicht war und
wahrscheinlich nicht wirklich wusste, wer ich war.
„“Mr.
Mays, ich bin es, Jack. Ich war mal vor sechs Jahren oder so für ein paar
Semester ein Schüler von ihnen“. “Seine Mimik änderte sich ein bisschen
und es schien als ob er nun wüsste, wer ich wieder war.
Er grinste und
fragte erneut aber nun mit einer ruhigeren Stimme: „“Wie erging es dir,
Jack?“
Wie redeten für
gut 20 Minuten. Ich erzählte ihm was ich die letzten Jahre alles gemacht habe
und er tat das Selbe. Er unterrichtete immer noch an derselben Schule und würde
„immer noch dieselbe Schose“
machen, wie er es nannte. Ich fragte ihn, ob es ihm gut gehen würde und er
antwortete, dass es ihm so gut wie immer gehen würde oder gehen könnte.
Ich brauchte eine
Weile bis ich kapierte, dass Ich, nun als Erwachsener, eine Konversation mit
einem anderen Erwachsenen führte. Jedes Mal hiervor hatte ich mit Mr. Mays nur
als Schüler geredet. Aber jetzt – jetzt war ich nur ein Typ der einen Drink mit
einem Freund hat.
Meine Freunde
gingen irgendwann nach Hause und ich trank mit Mr. Mays weiter. Er erzählte mir
alles über seine Scheidung und seine Kinder – Sachen, die ich niemals vorher
gefragt hätte oder mich interessiert hätten. Doch nun scherte ich mich darum.
Er war eine richtige Person für mich und nicht nur eine Vorbildsfigur. Das war
ein Typ welcher richtige Probleme hatte und nicht der makellose Lehrer, wie ich
einst dachte.
Es vergingen ein
paar Stunden bis ich überhaupt die Geschichte über ‚The Showers‘ ins Gespräch
hineinbrachte. Ich erzählte ihm meine ganze Historie über die urbanen Legenden
und gruseligen Geschichten und er lachte nur darauf. Als ich die Geschichte
hervorrief, die er uns vor ein paar Jahren erzählte, schien es jedoch so als
wäre ihm das unangenehm. Er trank seinen Whiskey aus, fragte nach noch einem,
drehte sich zu mir um und wurde richtig ernst.
„“Hör mir
gut zu Jack. Ich weiß nicht wieso ich die Geschichte Jahr für Jahr immer wieder
erzählt habe.“ “Seine Wörter waren undeutlich, oder mein Gehör war
beeinträchtigt – immerhin waren wir zu diesem Zeitpunkt ziemlich dicht. „“Das
war, was mein Therapeut gesagt hat, was ich machen soll, als ich jünger war.
Ich musste es Leuten erzählen um mich damit auseinanderzusetzen oder so ne
ähnliche scheiße“. … “Er nahm einen großen Schluck.
„“Warte,
sie sind in Behandlung?“, “fragte ich erschreckt nach.
Mr. Mays lachte
herzhaft und schaute mich dann an. „“Natürlich
Jack! Meinst du nicht, dass sowas einen Menschen zerstören würde?““
Ich war verwirrt
aber lächelte trotzdem weiter. Die Sache wurde gerade ziemlich komisch.
„“Aber, ich meine, sie sagten doch, dass sie
auf irgendwelchen Drogen waren, oder nicht? Niemand war wirklich richtig
verletzt. Ihr wart alle okay, richtig?„
Seine Trauer
wurde in den nächsten Sekunden schon fast Cartoonartig. „“Natürlich nicht, Jack! Was meinst du wieso
ich sonst gerade hier bin?““
Mir stiegen
direkt tausende Fragen in den Kopf aber ich ließ ihn weitererzählen.
„“Tim …
er hat es verfickt nochmal nicht geschafft, Jack“, lachte er. “Das
Lachen wandelte sich in Weinen. „“Genommen haben sie ihn, verfickt
nochmal genommen. Ich weiß es einfach nicht. Die Bullen meinten, dass wir
einfach betrunken waren und dass er in den Wald getrudelt ist und dort
umgekommen ist. Sie wussten es nicht. Sie haben es nicht gesehen, Jack.““
Ich war an diesem
Punkt absolut geschockt und wie eingefroren. Mr. Mays erzählte mir das alles
als wüsste ich es schon, aber ich tat es nicht. Ich wusste nicht, dass sein
Freund verschwand.
„“Ich wünschte sie hätten die Leiche gefunden.
Dann hätten wir es ihnen zeigen können“, “brachte er deprimiert von
sich. „“Das ist ein schlechter Ort, Jack. Ich weiß nicht was man sonst
dazu sagen soll. Es ist ein schlechter Ort.““
Er fuhr ein paar
Minuten weiter fort zu sagen wie viel Spaß er mit diesem Freund hatte bevor sie
zu dieser Reise aufgebrochen sind. Nur ein paar Minuten später schellte sein
Handy.
„Hi, Süße„,
flüsterte er. „Ich bin sofort draußen. Ich l-„, er stotterte ““-iebe
dich, baby.“ “Die andere Person legte auf und Mr. Mays stand auf um zu
gehen.
„“Es war
schön dich zu sehen, Jackie. Du hast einen guten Kopf auf deinen Schultern,
mein Junge. Benutze ihn.“ “Er begann aus der Bar zu gehen.
„“Mr.
Mays!““, … schrie ich.
„“Ja,
Jack?““ … Er drehte sich zu mir um.
„“Wo,
sagten sie, fand diese Sache statt?““
„“Wo?
Verdammt, habe ich das wirklich nicht gesagt? Irgendwo draußen in Broken Bow,
Nebraska. Verschissenste Gegend die ich kenne, wenn du mich fragst.““
Mr. Mays ging aus
der Bar hinaus nach dem er mir zuwinkte und lief gegen eine Wand bis er
schlussendlich die Tür fand.
Das war das
letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Ich konnte ihm nie sagen, was für einen
Einfluss er auf mein Leben hatte, oder besser gesagt seine Geschichte. Er würde
nie über die Reise Bescheid wissen, die wir nach unserem Bachelor, im Sinne der
Reise seiner Geschichte, gemacht haben. Er würde nie wissen, dass die Sachen, die
er dort sah, wirklich da waren. Warum? Nun, er starb ca. einen Monat später
durch Leberversagen. Das ist aber in Ordnung da er wenigstens seine Familie
während seines Todes um sich rum hatte. Er starb neben den Leuten die sich um
ihn kümmerten und das ist alles, was ich mir für einen Mann wie ihn wünsche.
Ich erlebte
diesen Ort ein paar Jahre später auch. Dies ist der Punkt an dem meine
Geschichte sich wendet. Das folgende ist die Geschichte von mir wie ich
überhaupt zu ‚The Showers‚ kam und diese fand und wieso ich nie wieder in die
Nähe von Nebraska gehen werde. Ich werde diese Geschichte hier beenden, wenn
ich wieder nüchtern bin. Meine Erinnerungen sind immerhin klar genug.