Kosmischer HorrorMittel

Krealithikum – Kapitel 2: Daggaz

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

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Kapitel 2: Daggaz – Erkenntnisse im Zwielicht

Einen Moment lang musste ich mich sammeln, bevor ich in der Lage war, mich aus dem schmalen Spalt herauszuquetschen und den runden Platz zu betreten. Was meine Lampe beleuchtete, konnte ich kaum glauben. Ich dachte an eine Fälschung, an einen Scherz oder etwas Ähnliches.
Links von mir waren die Sinterbecken wieder aufgetaucht, die wie eine echte Treppe über eine sanftere Neigung des Hangs bis zum Boden der runden Ebene führten. Aber das hatte mich nicht so aus der Fassung gebracht.
Genau gegenüber der „Treppe“ strebten zwei identisch anmutende Säulen in die Höhe.
Das waren jedoch keine Tropfsteine, wie ich zuerst instinktiv vermutet hatte, weil sie hell im Schein meiner Helmlampe reflektierten. Gänsehaut jagte mir über den Rücken. Andächtig trat ich näher. Die Säulen konnten keinesfalls natürlichen Ursprungs sein. Sie waren eindeutig bearbeitet worden.
Ein einfaches Spiralmuster drehte sich in fingerbreiten Windungen um die Säulen, die sich nach oben hin verjüngten und in einer Art Speerspitze endeten.
Der Schutt unter meinen Schuhen knirschte, als ich noch näher trat.
Dadurch wurde der freie Raum zwischen den Säulen sichtbar und mir entfuhr ein ungläubiger Ausruf. Ein niedriger Gang gähnte im Felsen, flankiert von den Säulen.
Die Konturen waren so gleichmäßig und symmetrisch, dass auch hier kein Zweifel an einer Bearbeitung bestehen konnte. Finsternis quoll aus der Öffnung, sodass ich nicht erkennen konnte, was sich im Innern befand, doch als ich den Strahl meiner Helmlampe genau auf den Durchlass richtete, glitt der Lichtkegel über glatt geschliffenen Felsen voller Handabdrücke.
Mein Herz beschleunigte vor Aufregung. Was für ein Fund!
Mir stockte regelrecht der Atem, als ich mich den Felszeichnungen näherte und die Lampe immer mehr Abdrücke aus der Dunkelheit riss.
Abdrücke von Händen, die namenlose Vorfahren auf dem nackten Stein hinterlassen hatten.
Ich hatte nie davon gehört, dass Steinzeitmenschen Säulen bearbeitet oder Fels aus dem Stein gehauen hätten. Konnte das wirklich echt sein?
Mein Herz raste inzwischen, kalter Schweiß brach mir am ganzen Körper aus.
Bei einem flüchtigen Blick zurück wirkten die Sinterbecken noch deutlicher wie zufällig auf einer ehemals aus dem Stein gehauenen Treppe gewachsen. Diese Theorie würden die Experten klären müssen.
Ich bemerkte, dass ich vor lauter Staunen und Zweifel zwischen den Säulen stehengeblieben war und in die Dunkelheit des Ganges leuchtete.
Das Licht der Taschenlampe verlor sich nach wenigen Metern in der Finsternis, obwohl der Gang schnurgeradeaus führte und sie eigentlich genug Leistung besaß, um einen so kleinen Durchgang taghell zu erleuchten. Für einen kurzen Augenblick hatte ich den vagen Eindruck von zähflüssigen Schatten, die vor dem Licht flüchteten. Die Finsternis hinter den Säulen schien eine andere Qualität anzunehmen.
Ein Schauer lief mir über den Rücken und die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf. Ein beinahe unmerklicher Windhauch schlug mir aus dem Gang entgegen. Der Atem einer unbeschreiblichen Entität hatte mich gestreift, eines Wesens, das unfassbar alt und fremdartig war.
Etwas, das hier unten seit Äonen wartete und lauerte, um aus einem unsichtbaren Gefängnis befreit zu werden.
Meine wissenschaftliche Neugier kippte und die Aufregung verwandelte sich ins Gegenteil.
Ich wurde von jäher Panik ergriffen.
So absurd das Gefühl auch war, es raubte mir jeden logischen Gedanken. Ich traute mich nicht einmal mehr, dem finsteren Schlund vor mir den Rücken zu kehren und stolperte rückwärts, bis ich den Bereich der Säulen verließ und der Gang meinem Blick entschwand.
Ich hatte genug gesehen, um für heute den Rückweg anzutreten.
Die Höhlenmalerei allein rechtfertigte es mehr als hinlänglich, die Bauarbeiten einstellen zu lassen und eine Ausgrabung in Auftrag zu geben. Es gab keinen logischen Grund, noch länger an diesem unheimlichen Ort zu verweilen, und so floh ich vor den unsichtbaren Schrecken, die meine Fantasie aus der Finsternis heraufbeschwor.

Zurück unter freiem Himmel erledigte ich eilig den bürokratischen Anteil, den mein Job mit sich brachte, damit ich die Baustelle so schnell wie möglich verlassen und nach Hause fahren konnte.
Klaaßen war alles andere als erfreut über meinen vernichtenden Bericht.
Resigniert nahm er mein Urteil zur Kenntnis und zückte sofort das Smartphone, um seine Vorgesetzten zu informieren. Ich entfernte mich einige Schritte, um meine eigenen Anrufe zu tätigen, aber ich konnte den Baustellenleiter im Hintergrund fluchen hören.
Ich telefonierte mit meinem eigenen Vorgesetzten und ließ mir die Erlaubnis geben, zwei Experten zu Rate zu ziehen, um im Vorfeld den Umfang einer offiziellen Ausgrabung einschätzen zu lassen.
Für den geologischen Teil wählte ich einen ortsansässigen Fachmann, dessen Name mir arbeitsbedingt geläufig war. Er galt als zuverlässiger Pragmatiker und Experte für Tropfsteinhöhlen.
Zusätzlich wollte ich einen ehemaligen Arbeitskollegen einladen, der inzwischen als Dozent tätig war. Ich wusste, dass er sein letztes Hemd für so einen Fund geben würde – sollte er sich als echt herausstellen – und wollte ihm einen kleinen Freundschaftsdienst erweisen. Volker Bose unterrichtete Archäologie an der Ruhr-Uni Bochum und sein Spezialgebiet war zufälligerweise Höhlenmalerei. Ich lud die beiden Experten ein, sich am nächsten Morgen mit mir auf der Baustelle zu treffen.

Volker war wie immer zu früh und lehnte mit verschränkten Armen an seinem SUV, als ich meinen Wagen von der geteerten Straße auf die Schotterpiste lenkte und die letzten Meter zur Baustelle rollte.
Die Begrüßung fiel etwas reserviert aus, obwohl mein ehemaliger Arbeitskollege seine Neugier kaum verbergen konnte.
„Warum lässt du denn ausgerechnet mich hier antanzen? Kletterpartien in Höhlen zählen normalerweise nicht zu meiner Aufgabenbeschreibung“, beschwerte er sich, morgenmuffelig, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Doch ich konnte sehen, dass er dabei schmunzelte.
Ich beschloss, die Entdeckung erst einmal für mich zu behalten, bis wir in der Höhle waren. Tatsächlich hatte ich nur den Anfang des Säulengangs gesehen und konnte nicht einschätzen, was die Höhle noch zu bieten hatte.
„Ich habe etwas gefunden, was genau in deinen Fachbereich fällt“, erwiderte ich ausweichend, „Da fand ich es angemessen, dich anzurufen.“
Der Akademiker verzog ungläubig das Gesicht: „Mein Fachbereich? Das ist nicht dein Ernst.“
Angesichts seiner schroffen, direkten Art fiel mir wieder ein, warum ich ihn sowohl sympathisch als auch unerträglich fand. Ich grinste breit: „Schau‘s dir doch einfach an, wenn du mir nicht glaubst. Danken kannst du mir später.“
„Du trägst ja dick auf. Ich hoffe für dich, dass es sich lohnt. Das Wintersemester ist verdammt kurz, und ich kann nicht viele meiner Vorlesungen ausfallen lassen.“
Ich warf ihm einen Blick zu, der alles Mögliche bedeuten konnte. Vermutlich würde er in ungefähr einer Stunde den Dekan anrufen und alle Vorlesungen absagen, um die Ausgrabungen hier leiten zu können. Irgendwie war ich selbst inzwischen von der Echtheit des Fundes überzeugt, obwohl ich noch keinen Beweis dafür hatte.
„Können wir uns deinen Jahrhundertfund sofort ansehen oder müssen wir noch auf die Mittagsschicht warten?“, stichelte er weiter.
„Ein Geologe sollte uns eigentlich noch begleiten“, bestätigte ich, „Aber er verspätet sich, aufgrund eines dringenden Termins. Ich zeige dir den Fund trotzdem gerne sofort“, willigte ich ein, bedeutete ihm mit einer Geste, mir zu folgen, und führte ihn über die Baustelle.
Als wir den eingezäunten Bereich betraten, entfuhr dem Archäologen ein leiser Fluch. Ich war ebenso überrascht, denn die Doline hatte sich über Nacht um einen guten Meter verbreitert.
Nach einer kurzen, aber gewissenhaften Prüfung der Bruchkante, stiegen wir in die Doline und näherten uns der gähnenden Höhlenöffnung.

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