Kosmischer HorrorMittel

Krealithikum – Kapitel 24: Uruz

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

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Kapitel 24: Uruz – Die Mächte, die vor der Schöpfung herrschten

„Als der Planet noch jung und wild war, machte ich ihn mir untertan“, raunte die mahlende Stimme. Das Wesen genoss seine Überlegenheit, während ich gezwungen war zu lauschen, bis mich mein Schicksal ereilte.

„Wenn der Schnee das Land bedeckte und am Himmel die bunten Nachtlichter tanzten, gefiel mir diese Welt am Besten. Es gab Zeiten, in denen es nur mich und den Wind gab, der über die weiße Einöde heulte. Aber irgendwann wurde es wärmer und es zeigte sich, dass der Planet voller Leben steckte, das unter dem ewigen Eis gewartet hatte. Es war überraschend schwach und leicht manipulierbar. Ich fand schnell Gefallen an den primitiven Kreaturen und ihrer Evolution.

Oft griff ich in die zufälligen Mutationen ein, sodass irrwitzige Arten entstanden, einfach nur zu meinem Vergnügen.
Ich streifte durch die sumpfigen Farnwälder, die Wüsten des Superkontinents, ich war da, als riesige Meteoriten vom Himmel fielen und das Leben am Rande des Abgrunds stand. Meine Augen sahen Vulkane ausbrechen, deren flüssiges Gestein den ganzen Horizont bedeckte und die heute bis auf die Grundfesten abgetragen sind.

Ich erinnere mich an die ersten Gräser und die erste Blüte der Bäume, die einen Pakt mit kleinen, fliegenden Insekten schlossen. Ich labte mich an allem, was dieser Planet im Boden ablagerte, und zehrte von der Essenz, die die Toten in der Erde zurückließen.

Irgendwann tauchte ein Affe auf, der meine Aufmerksamkeit erregte. Er war nicht ganz so dumm wie seine Verwandten und ich erkannte das Unterhaltungspotential durch seine größere Intelligenz. Ich züchtete diesen Aspekt und selektierte andere Eigenschaften.

Ich machte sie zu Individuen, die so uneins waren, dass ihr Herdentrieb sie ständig zu Auseinandersetzungen zwang.
Oh, ich sah ihnen so gerne dabei zu, wenn sie sich gegenseitig bekämpften!

Mit ihren kleinen Speeren und Steinschleudern. Die vielen Toten, die die Erde mit ihrer Essenz tränkten, sättigten mich oft für Jahrzehnte. Das waren noch Zeiten, in denen ich fett und träge meiner Schöpfung beim Spielen zusah!
Ich eliminierte die Gene, die das Band mit der Umwelt knüpften, sodass sie oft ihre Heimat verlassen und weiterziehen mussten, weil alle Ressourcen erschöpft waren.

Wann immer sie ein neues Gebiet besiedelten, ging das wunderbare Spiel von vorne los.

Ich wurde nie müde, den kleinen, dummen Affen dabei zuzuschauen.

Ich ließ ihnen genug Intelligenz, damit sie sich gegen andere Kreaturen behaupten konnten, achtete aber darauf, dass sie niemals weise wurden.

Trotzdem entwickelte sich bald von selbst eine Abart, die ich nicht geplant hatte.

Sie wollten nicht mehr jagen und umherziehen. Sie wollten sesshaft werden und mein schönes, wildes Land zähmen, es bebauen, sogar Tiere darauf halten!“, die Stimme machte ein verachtendes Geräusch, das klang, als fiele ein großer Stein in einen Brunnen, „Anfangs gelang es mir, sie mit Plagen und Dürren zurückzudrängen, aber sie ließen sich einfach nicht ausrotten. Wie Ungeziefer vermehrten sie sich, und wie Ungeziefer hatten sie eine besondere Hingabe für das Feuer, auf dem sie nun ihre Mahlzeiten zubereiteten, als wären sie etwas Besseres als ein fehlerhaftes Experiment.

Und dann lehnten sie sich eines Tages auf. Sie lockten mich in dieses Gefängnis und die Lichtbringer versiegelten das Feuer im Stein, der mich über Äonen genährt hatte.

Hinter meinem Rücken hatten sie gelernt, die Zauber zu wirken, die auch ich auf die Natur und ihren Werdegang legte, damit sie sich in die gewünschte Richtung weiterentwickelte.

Wie konntet ihr es wagen! Mich, euren Schöpfer, Mutter und Vater und Amme in einer Gestalt, zu verraten?

In den Jahrtausenden, die ich hier unten verbrachte, Hunger leidend in der öden Leere – oh die Langeweile war mit Abstand das Schlimmste – da hatte ich viel Zeit, mir eine gerechte Strafe auszudenken, und endlich, endlich ist die Zeit gekommen!

Du bist kein Lichtbringer, du kennst die Worte nicht, die mich damals hier fesselten und immer noch fesseln könnten.
Du bist nur ein schwacher Nachkomme deiner mächtigen, listigen Ahnen.

Ihre Klugheit ist dünn geworden über die ungezählten Jahrtausende.

Ich kann in deinen Gedanken nichts von ihrer Weisheit finden.

Das alte Wissen, das ihr unrechtmäßig erworben habt, ist verloren gegangen.

Was für eine Schande!

Man sollte meinen, dass ihr so einen Schatz besser zu hüten wüsstet, aber ihr seid eben doch nur die Nachfahren eines fehlerhaften Experimentes meiner Kurzweil“, an dieser Stelle erzitterte die Grotte unter donnerndem Gelächter, „Wie schlau und überlegen ihr euch mit eurer sogenannten Wissenschaft fühlt. Und trotzdem legt ihr immer noch wie damals eure Toten in die Erde, die mich seit Anbeginn des Lebens auf diesem Planeten genährt haben.

Ich kann es spüren, wie reich der Boden durch Krieg, Seuchen und Altersschwäche geworden ist!

Die Essenz allein eurer Art tränkt jeden Kontinent bis in seine Grundfesten. Das Festmahl wartet nur auf mich.

Ich werde wieder von euch zehren, bis ich fett und träge bin.

Ich werde euch ausdünnen wie Unkraut, denn wie Unkraut habt ihr euch vermehrt! Du kannst dich glücklich schätzen, jetzt schon ein Teil von mir zu werden. Der Rest deiner Art wird zusehen, wie eure geliebten Städte im Meer versinken und zu Wüstenstaub zerfallen. Ich will euch lehren, was es heißt, mich zu verraten! Mich, die ihr einst Mutter und Schöpfer und Geisthüter nanntet!

Mit Sturm und Beben werde ich euch Demut lehren! Und wenn ihr euch am Ende gefügig zeigt, lasse ich vielleicht Gnade walten und ihr dürft zu meiner Unterhaltung weiter existieren. Ja, vielleicht nehme ich euch nur den falschen Stolz und lasse eure Art zu meinem Vergnügen weiterbestehen. So wie sie es sollte. So wie es damals war.“

Die Wesenheit beendete ihre lange Rede.

In der eintretenden Stille klingelten meine Ohren von dem gewaltigen Donnern ihrer Stimme.

„Es ist Zeit, bring mir dein Herz und werde eins mit mir, auf dass meine Macht wiederhergestellt wird. Erneuere den Bund, den deine Ahnen brachen!“, forderte die Abscheulichkeit.

Augenblicklich stand ich wieder unter dem fremden Einfluss und musste mit schwächer werdenden Kräften gegen den Drang kämpfen, mir selbst das Messer in die Brust zu rammen.

„So tapfer, so kämpferisch“, spottete die Wesenheit, „Wie das arme Männlein, das sich freiwillig in den Tod stürzte, um mir nicht dienen zu müssen. Sag, was wirst du tun? Du kannst keine Erlösung im Tod finden, denn dein Blut war es, dass mich aus dem Stein der Gezeiten befreite. Du ziehst es nur in die Länge.“

Der Zwang wurde stärker und ich erlitt einen Panikanfall. Das zusätzliche Adrenalin verlieh mir Kraft, es gelang mir, das Messer fallen zu lassen. Während der ganzen Rede hatte ich mühsam versucht, meine Gedanken zu fokussieren, nicht an das Feuerzeug zu denken, aber jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen. Die Infrarot-Lampe brannte zwar noch, aber nur schwach, und die grauenhafte Statue befand sich knapp außerhalb der Reichweite. Ich brauchte mehr Licht. Ich klammerte mich an diesen Gedanken, drängte den fremden Zwang der Wesenheit zurück und gewann die Kontrolle über meine Arme wieder.

Hektisch fummelte ich das Ding aus der Hosentasche und betätigte den Elektrozünder. Sofort leuchtete die Flamme auf. In dem aufflackernden goldenen Schein sah ich für den Bruchteil einer Sekunde, wie die fahle Haut der Abscheulichkeit Blasen zu werfen begann. Die Monstrosität warf die gespaltenen Arme nach oben und schützte ihr Gesicht mit den lidlosen, geschlitzten Pupillen.

Der Unterleib und der madenartige Schwanz, der sich noch in seiner Hülle aus rostbraunem Sinter befand, brach im nächsten Moment durch die steinerne Schicht, die wie dünne Eierschalen bröckelte. Das Ungeheuer war frei. Es fiel regelrecht von seinem Sockel herunter und kroch mit rasender Geschwindigkeit in die wogenden Schatten, die sich wie ein Schleier teilten und es verschlangen, ihm Schutz gewährten.

Ein Beben ging durch die Höhle, begleitet von einem grauenhaften Laut, der nach berstenden Felsen klang. Plötzlich war ich frei, der fremde Einfluss verschwunden. Ich sprang auf die Füße.

Hastig, ohne die kleine Feuerzeugflamme zu gefährden, zog ich mich in den Lichtkegel der Infrarot-Lampe zurück und griff danach.

„Du willst spielen?“, höhnte die Wesenheit aus der wogenden Finsternis, „Dann lauf, kleiner Affe! Lauf, bis deine Füße dich nicht mehr tragen. Wenn du dich zur Ruhe legst, hole ich dich ein. Kein Ort auf der Erde ist mehr sicher für dich, denn ich bin die Erde, auf die du deinen Fuß setzt! Dein Blut ruft nach mir, ich werde immer wissen, wo du bist“, fuhr die Stimme fort. Ich ignorierte sie, mein Blick streifte zwei Körper, die rechts von mir ineinander verknotet auf dem Boden lagen.

Heiner und Hannes. Sie schienen sich gegenseitig umgebracht zu haben, wenn ich die verschlungenen Leiber richtig deutete. Ein schmerzhafter Stich bohrte sich in mein Herz.

„Du kriegst mich nicht“, antwortete ich traurig, „Wir hatten viel Zeit, uns zu entwickeln. Ich werde einen Weg finden, um das hier zu beenden.“

„Du kannst mir nicht entkommen!“, donnerte es, aber es tat nicht mehr in den Ohren weh.

Mit dem brennenden Feuerzeug in der einen Hand und der Infrarot-Lampe in der anderen bewegte ich mich langsam rückwärts. Schließlich erreichte ich die Menhire und wandte dem leeren Sockel den Rücken zu.

„Ich werde dir folgen. Durch die Erde und in deinen Gedanken“, versprach die Wesenheit mit grausamer Bestimmtheit.

Die Sprungschicht befand sich direkt vor mir.

Ich hielt den Atem an und schritt hindurch.

Staub rieselte mir ins Gesicht.

Ein Rumpeln ging durch den Felsen. Steine polterten neben mir zu Boden.

Ohne einen klaren Gedanken zu fassen, rannte ich einfach los. Halbblind, denn die Infrarot-Lampe reichte nicht weit genug und die Ritzungen der Menhire waren erloschen. Um mich herum schien die ganze Höhle einzustürzen.

Es ging durch den Tunnel, der ohrenbetäubend vom Bersten der Felsen widerhallte, und am anderen Ende schlüpfte ich gerade eben noch zwischen den Säulen hindurch, bevor sie ineinanderstürzten und den Tunnel zwischen sich verschütteten.

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, raste ich die Treppe rauf.

Der Eingang kam in Sicht.

Ich wurde langsamer. Die Spinnen hatten den ganzen Eingangsfelsen zugesponnen. Ein silbriger Schleier überzog den Stein und verbarg das kreisrunde Loch zum Ausgang.

Kurz hielt mich der Ekel zurück, aber als ein größerer Felsen sich knirschend nur wenige Zentimeter hinter mir in den Boden fräste, warf ich mich einfach vorwärts.

Ich konnte fühlen, wie unzählige, spitze Beinchen sich in meine Haut bohrten. Ich schloss die Augen und strampelte vorwärts. Ein frischer Luftzug streifte mich.

Mit letzter Kraft zog ich mich ins Freie, kroch auf Händen und Knien weiter, wälzte mich auf den Rücken und riss mir die Jacke vom Leib, die vor Spinnen wimmelte.

In meinen Haaren klebte das feine Gespinst.

Es dauerte eine ganze Weile, bis es mich nicht mehr überall zwickte und juckte, sodass ich allmählich zur Ruhe kam.

Das Boden unter mir zitterte und vibrierte noch immer.

Mein Blick schweifte zum Rand der Doline.

Wie lange war ich in der Höhle gewesen?

Was war mit dem LKW?

Eisiger Wind biss mir wieder in die Haut und ließ mich frieren. Ich schleppte mich die Rampe hoch und starrte auf ein Bild der Verwüstung.

So weit der Blick reichte, war die Erde in Bewegung geraten. An vielen Stellen brach der Boden ein und erzeugte weitere Dolinen, Bäume neigten sich zur Seite, fielen krachend in die Hohlräume.

Die Straße riss auf, spaltete sich in mehrere Schollen, die auseinandertrieben. Ein paar hundert Meter voraus konnte ich noch ein Stück eines LKWs erhaschen, bevor die Erde ihn verschlang.

Ich stolperte verstört durch die apokalyptische Szenerie.

In meinem Bewusstsein war nur noch Platz für den Wunsch, diesen Ort zu verlassen, und ich lief einfach weiter. Ich hörte auch nicht auf zu laufen, als die Erde sich wieder beruhigte.

Eine vage Furcht hatte sich in mir festgesetzt. Ich fühlte mich verfolgt und beobachtet. Der Verlust von Volker, Heiner und Hannes schmerzte, aber die Angst vor meinem eigenen Schicksal überdeckte die Trauer noch. Ich wusste, sie würde mich irgendwann mit voller Härte erwischen, aber noch stand mein eigenes Überleben auf der Kippe. Ich musste hier weg.

Es gab keine andere Möglichkeit für mich, als immer weiter zu laufen.

Und so lief ich. Immer weiter.

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ENDE

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