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ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Wo zur Hölle bin ich? An mehr kann ich nicht denken. Es geht mir wirklich schlecht, ich fühle mich, als hätte ich einen Tag weder getrunken noch gegessen. Neben mir höre ich ein flaches Atmen, wahrscheinlich versucht jemand ruhig zu bleiben, doch ich kann Nichts sehen, denn es ist stockduster.
Plötzlich wird es sehr hell, so hell, dass ich sofort geblendet werde. Erst nach einer Zeit, wenn sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, erkenne ich, dass ich in einem recht kleinem und kahlem Raum bin, die Wände sind weiß, der Raum an sich ist nicht größer als vielleicht acht Quadratmeter. Die Lampen, die mich blenden, sind offenbar an der Decke angebrachte Scheinwerfer, wie sie bei Fotoshootings verwendet werden. Auf dem Boden sind zwei Yogamatten und sonst gibt es am Raum selbst nur noch zwei Auffäligkeiten. An einer Wand ist sowas wie eine Hunde- oder Katzenklappe und es gibt eine weiße Tür. Fenster oder eine andere Möglichkeit aus dieser Kammer zu sehen gibt es nicht.
Das Wichtigste wird aber wahrscheinlich der fremde Mann sein, der in einer der Ecken kauert. „Wer sind Sie?“, frage ich. „Richard Wagner und ich bin Anwalt. Und wer sind Sie? Wissen Sie was hier passiert? Bitte sagen Sie doch was!“, brüllt er mich an. „Mein Name ist Tobias Hofman, Fotograf. Könnten Sie bitte etwas leiser sein? Ich weiß auch nicht, was hier vorgeht.“, antworte ich. Ich stehe auf und untersuche die Katzenklappe, doch ich kann sie nicht öffnen, offenbar geht sie nur von außen auf. Richard sitzt noch immer zitternd in seiner Ecke und beobachtet mich. Die Tür geht zu meiner Verwunderung auf, doch hinter ihr befindet sich nicht der Weg in die Freiheit, sondern ein Klo und ein Waschbecken. Kaum schließe ich die Tür, ertönt eine stark verzerrte Stimme.
„Willkommen, liebe User auf life-video1.com! Schön, dass Sie sich entschlossen haben, unser Zuschauer zu sein.“ Zuschauer? Sind wir gemeint? Und von dieser Seite.. life-video1.com habe ich noch nie gehört.
„Sie, liebe Zuschauer, sind gleichzeitig auch Teilnehmer an diesem Test. Ich möchte ihnen versichern, dass Sie zu 100% anonym sind und keinerlei Konsequenzen durch Ihre Teilnahme zu erwarten haben.
Dies ist eine live Übertragung mit einer maximalen Zeitverzögerung von wenigen Minuten. Meine life-video1.com Seite verfügt über 4 Möglichkeiten.
# Die Übertragung, die 24 Stunden ohne Unterbrechung läuft.
# Der blaue Knopf „Himmel“. Für jedes Mal, dass dieser Knopf von 100000 Usern geklickt wird, erhalten die Kandidaten Nahrung.
# Der rote Knopf „Hölle“. Für 1,5 Millionen Klicks wird ein Kandidat umgebracht.
# Die Kommentarfunktion. Sie können alles kommentieren. Abgesehen davon können Sie den Namen eines Kandidaten schreiben und die Testperson, dessen Namen bis zu den ersten 1,5 mio Klicks häufiger gevoted wurde, stirbt als erstes.
Bevor ich die Kandidaten vorstelle, möchte ich alles hier genauer erklären. Die Testpersonen können mich jeder Zeit, wenn ich zu Ihnen spreche, hören und in dem Raum befinden sich Mikros, also können Sie, liebe Zuschauer, auch hören, was die Testpersonen sagen. Die einzige Möglichkeit, die Kandidaten zu retten ist es, sie durch den Himmel-Knopf zu versorgen, bis die Polizei oder militärische Dienste mich gefunden haben. Ich gehe dieses Risiko ein, denn das ist quasi mein Wetteinsatz. Sollten Sie nichts tun, so werden die Kandidaten verhungern. Drücken sie den Himmel-Knopf, geben Sie ihnen eine Chance und klicken Sie auf Hölle, sind Sie für ein Todesurteil.
Nun zu den Testpersonen.
Kandidat eins: Richard Wagner, 42 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Er ist Anwalt.
Kandidat zwei: Tobias Hofman, ein Fotograf, 25 Jahre alt und single.
Herr Wagner, Herr Hofman, denken Sie daran, alles was Sie sagen wird von den Zuschauern gehört. Ich würde Ihnen raten sich beliebt zu machen, oder wenigstens nicht so unbeliebt wie Ihr Mitkandidat.
Und Ihnen, werte Zuschauer, wünsche ich viel anonymen Spaß. Jede Stunde werde ich ein paar Kommentare vorlesen. Natürlich ohne Konsequenzen.“
Das kann nicht deren Ernst sein! „Richard, haben Sie das gehört? Glauben Sie, das ist echt?“
„Keine Ahnung. Vielleicht ist das nur ein Psycho-Spielchen von irgendeinem Verrückten! Aber wenn wir keinen Weg hier raus finden, ist es besser, zu tun was er verlangt. Wir sollen doch die Leute oder beziehungsweise ihn unterhalten, oder? Es wäre besser, wenn wir das tun, egal ob das echt ist oder nicht.“, reagiert er schon gelassener. Ich beginne mir Sorgen zu machen, wie es weiter geht. Was, wenn das wirklich echt ist, raus kommen wir auf jeden Fall von alleine nicht. Der Kerl ist Anwalt, er weiß wie man redet, wie man Leute um seinen Finger wickelt. Aber wir arbeiten doch zusammen, oder? Will er mich vielleicht schlecht machen, damit ich gewählt werde und er eine längere Chance auf Rettung bekommt? Falls er das vor hat, bin ich verloren…
Verdammt, was denke ich da? Warum gehe ich davon aus, dass das echt ist? Dass er nicht mit mir zusammen raus will? Und wieso war ich eben so felsenfest davon überzeugt, dass die Menschen, wenn das echt ist, oft genug klicken würden, um uns zu töten? Ich muss wahnsinnig geworden sein.
„Die ersten Kommentare. Wie schön, es sind sehr viele Menschen auf dieser Seite.
roflboy497 schreibt „Wie die nicht glauben können das des echt ist lol“
Erenjaeger.love meint „Ich habe die Polizei hierauf aufmerksam gemacht. Hoffentlich kommt ihr so schneller da raus!“ Schön, dass du das getan hast. Das ist der Einsatz, den ich erwarte.
DIdixd fragt „Ich glaube kein Wort. Wie willst du sie denn töten, falls du die 1,5 mio schaffst?“ Das ist eine gute Frage. Bevor sie hergebracht wurden, wurde ihnen ein Chip implantiert. Diese Chips kann ich von meiner Zentrale aus steuern und bei 1,5 mio wird einer der Chips explodieren und genug Adern mitreißen, damit der Kandidat schnell verblutet. „, er sagt das so trocken, als wäre es etwas ganz Alltägliches.
„Leute, wir haben großen Hunger!“, sagt Richard, der nun mitten im Raum steht. „Bitte helft uns.“
Natürlich kam nicht sofort eine Reaktion. Richard und ich setzen uns hin und unterhalten uns über unser Leben. Mehr kann man hier nicht machen.
Er erzählt mir von seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter. Er hat ein wunderbares Leben. Eines, das ich auch gern gehabt hätte. Nein. Immernoch will! Ich komm hier schließlich raus. „Weißt du Tobias, ich darf doch auf das Du kommen?“ Ich nicke. „Tobias, ich glaube, wenn wir nicht schnell genug gerettet werden und tatsächlich so viele Leute einen Toten sehen wollen, was ich nicht glaube, dann werde ich dieser Tote sein. Das hoffe ich für dich zumindest. Natürlich bin ich noch nicht sonderlich alt und meine Familie braucht mich, aber ich hatte ein schönes Leben. Du hast deines noch nicht einmal richtig anfangen dürfen.“, er sagt das mit Tränen in den Augen.
Mir fällt ein Stein vom Herzen. Bin ich gerade wirklich glücklich, dass jemand anstatt mir stirbt? Aber vielleicht ist das nur so ein Anwaltstrick. Wahrscheinlich versucht er die Zuschauer mit dieser Gefühlsduselei auf seine Seite zu bringen. Werde ich paranoid? Bin ich das schon..? Bevor ich diesen Gedankengang zu Ende führen kann werde ich unterbrochen. Die Katzenklappe geht auf und ein Teller mit Essen und zwei Gläser Wasser werden in den Raum gestellt. Richard hechtet zur Klappe und versucht die Person dahinter zu greifen, doch er ist nicht schnell genug und die Klappe schließt sich. Brot mit Wurst und Butter. Toll.
Tage –oder doch nur Stunden? Oder schon Wochen?- vergehen. Die Kommentare, die anfangs noch von helfender Natur waren werden immer düsterer und böswilliger. Wahrscheinlich treibt sich auf dieser life-video1.com Seite nur noch der übelste Abschaum des Internets rum. Auch das Essen wird immer seltener. Tut denn keiner was? Rettet uns denn keiner? Ich verfalle mehr und mehr dem Wahnsinn beginne, die wahre Natur des Menschen zu sehen. Insbesondere dieser Person, die so tut, als wäre sie mein Freund.
Ich warte nicht mehr auf Rettung. Es wird keine kommen. Kommentare wie „Wieso warten? Töte sie beide! Sofort! Aber wenn ich wählen muss, soll Tobias zuerst abkratzen“ kommen stündlich. Richard wird nicht so nieder gemacht. Er mit seinem perfekten Leben. Er, der er die ganze Zeit, wenn er nicht pennt, grinst wie ein Vertreter an der Tür. Ich sollte was gegen ihn tun. Ihn beseitigen. Was würde mir das bringen? Dann hättest du deine Ruhe.
Muss mich beliebt machen. „Hey, Leute, wisst ihr was seltsam ist? Wie sind wir hier rein gekommen, wenn da nur diese Klappe ist? Denkt doch mal drüber nach. In einem Videospiel würde es deswegen von Kritikern verrissen werden, weil es unmöglich ist. Ich vermisse Videospiele.“ Ich versuche lustig zu sein. Ob das hilft?
Es erklingt ein lautes, tiefes Geräusch. Werden wir gerettet? Nein.
„Wir haben die 1,5 mio Hölle-Klicks!
Nun kommen wir zu der Frage, wer hat verloren? Das Voting ging zu 70% für Tobias also für seinen Tod aus. Irgendwelche letzten Worte?“
Mir kommen Tränen, mein Hals schwillt zu. Selbst wenn mir etwas einfallen könnte, wäre ich nicht in der Lage es zu auszusprechen. Ich stehe nur in diesem stinkenden Kämmerlein in dem Bewusstsein, dass ich gleich sterben werde.
„Offenbar nicht“, deutet die Stimme richtig. Ich höre ein Piepen von mir ausgehen.
Ein stechender Schmerz in meinem Arm und der Aufprall, als ich hinfalle, in mein eigenes Blut. Sonst spüre ich Nichts mehr. 1,5 Millionen Menschen wollten einen Toten sehen. Tatsächlich. Aber irgendwie war mir das von Anfang an klar, mit was hatte ich sonst gerechnet? Das Letzte, was ich höre kommt von Richard.
„Gott sei Dank“
Wie ich erwartet hatte.