Nemesis – Das Kartenspiel (Teil 1)
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es war Mitte Oktober.
Die Bäume hatten die nur leicht abweichende grünen Kleider abgelegt um nun in der Pracht der verschiedenen gelb-, orange- rot und brauntönen um die Aufmerksamkeit buhlten, während der leichte Wind an ihnen zerrte und einen Regen hunderter Blätter die Wege und Straßen unter ihnen bedeckten.
Auch die Nächte wurden wieder länger und vermittelten angesichts dieser Jahreszeit ein beruhigendes und doch schauriges Gefühl, nicht zuletzt wegen des letzten Oktobertages – Halloween.
Es war die Zeit im Jahr, in welchem das Horrorgenre seine Saison feierte, sei es in Filmen, Serien, Games, Hörspielen oder Creepypastas, welche auf den verschiedensten Foren hochgeladen und geteilt werden. …
… Ich selbst habe mich auch an der einen oder anderen Creepypasta versucht, aber so gut wie denen ich folge werde ich vermutlich nicht werden. Mir reichte es schon, wenn es zumindest einen oder zehn Leute gab, die meine Arbeiten mochten, a …
… In einem dieser Foren habe ich auch Cloe kennengelernt, auch wenn sie nur unter ihrem Nickname „…“ kannte. Zuerst redeten wir nur über die Geschichten des jeweils anderen, dann hatte ich es gewagt auch nach einigen persönlichen Dingen zu fragen und irgendwann redeten wir über verschiedene Dinge, als ob wir uns schon seit mehreren Jahren kannten, ohne jedoch die wahre Identität, die Heimatstadt, Alter oder sonstiges zu kennen.
Vielleicht war dies auch besser so, dachte ich angesichts dessen, da ich bereits in der Schule aus dem „Raster“ der Vorstellungen vieler Mädchen fiel, wobei ich dieses Raster ohnehin nie verstanden habe und es mir offen gesagt auch völlig egal ist.
Trotzdem gab es in mir einen gewissen Teil, der sich wünschte zu wissen, um wen es sich bei der unbekannten Person handelte und spielte mit dem Gedanken sie zu fragen, wo sie herkommt und ob wir uns dementsprechend vielleicht treffen wollten, zögerte aber immer die Enter-Taste zu drücken und löschte die Nachricht schließlich wieder.
Als wir wieder einmal nach der Schule miteinander schrieben teilte sie mir mit, dass sie heute nicht allzu viel Zeit hätte, da sie noch zu einem Event geht, mir aber nicht mitteilte um welches es sich dabei handelte, wobei ich mir schon denken konnte dass es um ein Konzert oder etwas ähnliches handelte. Aber kam mir das zugegebenermaßen auch gelegen, denn war ich selbst auf dem Weg zu einem Event und wollte nicht, dass sie den Abend alleine im Forum verbrachte, da ich scheinbar die einzige Person war, die mit ihr redete ohne gleich alles von ihr wissen zu wollen wie manch andere User.
Ohne ihrerseits nachzufragen, um welche Art von Event es sich bei mir handelte, wünschte sie mir viel Spaß und verließ dann den Chat, ebenso wie ich und machte mich in den Store auf, wo ich mich in den ersten Stock begab und mich an einen der vorbereiteten Tische setzte und darauf wartete, dass das Event starten würde, während ich mich vergewisserte nichts vergessen zu haben und noch einmal alles durchzusehen.
Eine gute halbe Stunde später …
… Mit der Einladung in der Hand machte ich mich nach dem Unterricht durch die leeren Gänge zum Raum einhundertzwanzig auf – einem Raum, den ich bis dahin nie wirklich beachtet hatte, zumal er so abgelegen war, dass man dachte es handle sich um einen Abstell- oder Lagerraum.
Ohne anzuklopfen öffnete ich sie Tür.
Es handelte sich offenbar um einen Klassenraum, in dessen Mitte sich jedoch lediglich ein großer Tisch mit einigen Stühlen fand, an dem sich bereit eine Hand voll versammelt hatten, die, wie ich feststellte, alle aus meiner Klasse stammten.
„Was will der den hier?“, fragte mich Brian abneigend, als ob ich ihm seinen Nachmittag versaut hätte. Ich ignorierte den Arsch, so wie ich es sonst auch immer tat.
„Hast du auch eine Einladung bekommen?“, fragte mich Nicole, die ein wenig zurückhaltend ein wenig abseits saß und wartete. Ich machte mich zum Tisch auf und setzte sich auf einen der freien Stühle, weit weg von Brian.
„Irgendeine Ahnung, wer die verschickt hat?“, erkundigte sich Garret an die Mädchen gerichtet, die ihm jedoch keine Aufmerksamkeit schenkten, beziehungsweise seinem Blick auswichen.
„Wer es auch ist.“, meinte Amanda ein wenig gelangweilt. „Besonders pünktlich ist die Person nicht.“
„Es ist noch nicht sechszehn Uhr.“, meinte Claire.
Zwei Minuten später zeigten unsere Uhren sechzehn Uhr an, als sich auf die Sekunde genau das Handydisplay des in der Mitte des Tisches befindliche Handys einschaltete, bevor es wieder schwarz wurde und eine leuchtende Linie zeigte wie bei einer Audioaufnahme.
„Ich grüße euch und freue mich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid.“, vernahmen wir die ruhige, tiefe Stimme eines Mannes, der wusste, wie er sich auszudrücken hatte. Verstohlene, fragende Blicke wurden gewechselt, dennoch blieb es ruhig. „Aber wollen wir auch direkt beginnen. Auf dem Tisch des Lehrers findet ihr eine kleine Schachtel. Sucht es euch aus, wer von euch sie holen und öffnen wird.“ Wieder verging ein kurzer Moment, als ich mich erhob, zum Lehrertisch trat und die besagte Schachtel fand.
Auf dem Deckel fand sich die aufgedruckte Grafik eines weiblichen Engels …. Die Kapuze bedeckte inen Großteil ihres Gesichtes, aber konnte man eine Augenbinde erkennen, die sie um hatte. (Mehr Beschreibung)
Oben war mit griechisch anmutenden Buchstaben der Name „Nemesis“ geschrieben worden, ansonsten war die Schachtel recht schlicht und schmucklos gewesen. Schweigend und noch immer ein wenig die Schachtel betrachtend ging ich zurück zu meinem Platz und setzte mich, während ich sie vor mir auf den Platz stellte.
„Sehr gut. Nun öffne sie.“ Ich tat, wie mir geheißen wurde, obwohl ich einen Moment zögerte und zu einigen meiner Mitschüler schaute, die entweder gar nicht oder nur im geringen Maße unsicher zu sein schienen, als ob sie das Gefühl hatten, dass hier etwas nicht stimmte. Vorsichtig nahm ich den Deckel von der Schachtel und schaute ins Innere, während die anderen die Hälse regten um ebenfalls einen Blick hineinzuwerfen.
„Soll das eine Verarsche sein?“, fragte Brian und lehnte sich in seinem Stuhl zurück? „Sollen wir jetzt ein beschissenes Kartenspiel spielen?“
„Es scheint offenbar so.“, meinte Chloe ein wenig zögerlich.
„Also, das muss ich mir nicht antun.“, meinte … und erhob sich. „Seh ich vielleicht wie einer von diesen Nerds aus, die Karten spielen anstatt sich mit Mädels zu amüsieren.“ Er schaute zu den versammelten Mädchen.
„Vergiss es, …“, erwiderte …. „Wenn ich mich schon mit ’nem Typen treffe, dann sicherlich nicht mit einem dahergelaufenen Idioten wie dir.“
„Ich bedaure euer Gespräch zu unterbrechen.“, vernahmen wir wieder die Stimme und schauten zu dem Handy. „Aber angesichts dessen, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid, obwohl ein jeder von euch die Wahl hatte diese auszuschlagen, seid ihr hier, was bedeutet, dass ihr euch deren Regeln unterworfen habt.“
„Du kannst mich nicht dazu zwingen, hier zu bleiben und an diesem Scheiß mitzumachen.“, erwiderte Brian und stand auf.
„Ich will deine Beleidigung mir und meiner Arbeit gegenüber ignorieren, Brian.“ Mit einem Mal schien der Schüler zu zögern, als ob er fragen würde, woher er seinen Namen kannte. „Wenn du oder jemand anderer gehen möchten, so können sie das jetzt tun, denn wenn das Spiel begonnen hat wird dies bis zu dessen Ende nicht mehr möglich sein.“
Brian war der erste, der sich erhob. (zwei weitere erheben sich)
Der Rest von uns blieb sitzen, obwohl es mich ein wenig wunderte, dass Garret sich doch dazu entschieden hatte hier zu bleiben. Vermutlich wegen den Mädchen wie Nicole, Amanda oder Chloe, welche – obwohl sie drei unterschiedliche Typen waren – allesamt in sein Beuteschema passten.
„Also dann ihr Loser, viel Spaß bei eurem großen Spiel der Versager.“, meinte Brian und verließ mit den anderen den Raum.
„Gut, dass der Wichser weg ist.“, meinte Amanda abfällig, obwohl sie kein Deut besser war als er, aber vermutlich lag es daran, dass er sie vor kurzem mit ihrer besten Freundin betrogen und von ihr dabei erwischt worden sind.
„Bist du deshalb hier geblieben?“, fragte Garret nach. „Weil du nichts besseres zu tun hast?“
„Halt dein Maul, Garret. Du hättest genauso gehen können, aber tust du ja auch alles um irgendeine von uns rumzukriegen.“, meinte sie unbeeindruckt von seiner selbst überschätzten Dominanz. „Na, wen hast du dieses Mal im Visier? Mich, Nichole oder doch eher Chloe?“
„Wirst du doch sehen.“
„Als ob irgendeine von uns irgendein Interesse an dir hätte.“, meinte Nicole und schaute dabei zu mir. „Da würden Chloe und ich ja lieber mit … etwas anfangen.“ Ein wenig überrascht schaute ich zu ihr, während sie wohl darauf gehofft hatte und mir einen lustvollen Blick zuwarf, während Chloe dasselbe tat, wenn auch ein wenig zurückhaltender und unscheinbarer.
„Dem Ner-“
„Entschuldigt meine Einmischung.“, unterbrach uns die Stimme. „Aber für derlei Diskussionen werdet ihr nachher noch genug Zeit haben.“ Es wurde wieder still und die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das in der Mitte des Tisch liegenden Handys. „Obwohl einige eurer Mitspieler gegangen sind, bevor ich die Möglichkeit hatte es sich doch noch einmal zu überlegen, so will ich zumindest sicher gehen, dass ihr, die ihr geblieben seid, meiner Arbeit eine Chance gebt. Natürlich soll dieses Spiel nicht nur eine Möglichkeit sein das Spiel einmal auszutesten, sondern für euch auch die Möglichkeit bieten sich etwas davon zu erhoffen.“ Wir schauten uns alle einen Moment an. „Wer auch immer dieses Spiel gewinnen wird, erhält diese Person einen ganz besonderen, individuellen Preis, den sie bewusst oder unbewusst wünscht oder sogar begehrt.“
„Warte, warte.“, warf Garret ein wenig misstrauisch ein. „Wie können wir sicher sein, dass du uns nicht verarschst und es sich wirklich um unsere innigsten Wünsche handelt, von denen du glaubst sie zu wissen?“
Ich hätte erwartet dass die Stimme sich ein wenig beleidigt fühlte, aber lachte sie nur amüsiert.
„Eine gute Frage, Garret. Und natürlich auch entsprechend angemessen. Aber lass mich dir eine Gegenfrage stellen.“
„Okay.“
„Was macht deine Geschichte über das Mädchen, dessen Willen du trotz ihres Charakters gewillt bist zu brechen?“ Unsere Aufmerksamkeit richtete sich vom Handy zu Garret, der mit einem Mal kreidebleich und in Erklärungsnot aufschaute, wobei er es vermied die Blicke der Mädchen zu kreuzen.
„Eine Geschichte, he?“, hakte Amanda nach. „Von welchem Mädchen mag die wohl handeln?“
„Ich denke es sollte nun klar sein, dass ich euch nichts vor mache. Aber nun lasst uns keine weitere Zeit verlieren und beginnen.“
„Warte.“, warf Chloe ein.
„Du fragst dich bestimmt, was das alles zu bedeuten hat, nicht wahr?“
„J-Ja.“
„Du brauchst keine Angst zu haben.“, meinte die Stimme beschwichtigend. „Es geht einzig und allein um das Spiel und darum es einmal mit Personen zu testen, die es nicht kennen. Ich muss allerdings zugeben, dass die Tatsache, dass ich nicht Persönlich anwesend bin, ein wenig beunruhigend sein kann, aber habe ich dafür Gründe, die ich jedoch nicht offen legen möchte.“
„O-Okay.“
„Nun denn. Alles, was ihr wissen müsst, findet ihr in der Schachtel. Ich wünsche euch viel Spaß und vor allem … viel Glück.“ Damit schaltete sich das Handy aus und verharrte regungslos auf dem Tisch. Einige Minuten vergingen, in denen wir schweigend auf das Handy oder auf den Tisch schauten.
„Seid ihr auch der Meinung, dass es nicht schon ein wenig unheimlich ist?“, stellte Nicole die Frage in den Raum.
„Hast du etwa Angst vor einem Kartenspiel?“, neckte Garret sie, die ihm nur einen verachtenswerten Blick entgegen warf, als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie sich Chloe an mich wandte und schaute zu ihr.
„Ich denke wir sollten anfangen, oder?“, meinte sie ein wenig zurückhaltend. Ich seufzte und wandte mich wieder der Schachtel zu, in der sich neben einem mittelgroßes Kartendeck, fünf Würfel, wobei einer von denen eine Pyramide war, während die anderen normale 6-seitige Würfel waren, sowie verschieden gepresste rote Metallmünzen und natürlich die Spielanleitung befanden.
Das Ziel des Spiels war es, so viele Gegenspieler auszuschalten wie nur möglich. Wer zum Ende hin die meisten „Blutmünzen“ erhalten hat, gewinnt.
Das Spielprinzip war denkbar einfach.
Ist man am Zug zieht man eine Karte und legt diese ab. Unter dem Bild, sowie einer kurzen Personenbeschreibung fanden sich zudem noch zwei Werte, sowie eine verschiedene Anzahl von Symbolen. Die Werte gaben dabei einmal die körperliche und geistige Widerstandskraft an.
Anschließend nimmt man die drei Pyramidenwürfel und würfelt diese.
Je nachdem, welches Ergebnis die Spitzen zusammengerechnet ergeben wird diese Summe vom Wert der körperlichen Widerstandkraft abgezogen, bis dieser bei 0 war, womit die Person dann als „Verhaftet“ galt und in Gewahrsam genommen wurde.
Hat man dies geschafft erhält der Spieler eine entsprechende Karte, auf der sich ein Hinweis für die kommende „Befragung“ befindet und welchen Wert man benötigte um eine entsprechende Auflösung zu erreichen, wobei es nicht immer die höchste zu würfelnde Zahl sein musste.
Diese Karte legt der Spieler verdeckt vor sich ab und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Ist der Spieler wieder an der Reihe MUSS er zunächst den derzeitigen Fall zu Ende bringen.
Dazu zieht er eine „Ortskarte“, legte diese neben der Personenkarte ab, deckt die Hinweisekarte auf und legte diese auf die Personenkarte.
Nun nimmt der Spieler die sechsseitigen Würfel und versucht das entsprechende Ergebnis zu erzielen.
Dabei hat er drei Versuche, wobei er für jeden Versuch eine entsprechende „Vernehmungskarte“ ziehen muss, die er neben die Ortskarte ablegt.
Dass es sich dabei um Methoden der Befragung handelte, die von keiner Polizeibehörde weder damals, noch heute genutzt werden ist offensichtlich, aber spielt man ja auch keine Polizisten.
Der Spieler kann, muss jedoch nicht sämtliche Versuche annehmen.
Sollten die Werte auf den jeweiligen Vernehmungskarten den Wert des geistigen und körperlichen Widerstandes übersteigen, kann der Spieler anhand der Übersichtskarte sehen, welche der drei möglichen Optionen eintreten, welche sich von „Bewusstlos“, „Im Koma liegend“ oder „Getötet“ reichten. In letzteren Fällen zieht der Spieler eine „Nemesis“-Karte, welche die Konsequenz seiner Handlungen beurteilt und je nachdem einen neuen Fall beginnt, abgestraft wird oder aus dem Spiel ausscheidet.
Hat der Spieler Erfolg, zieht er die „Auflösungskarte“ der entsprechenden Charakterkarte und legt diese auf die Vernehmungskarte. Dafür erhält der Spieler die entsprechende Anzahl an Blutmünzen, welche unten auf der Auflösungskarte angegeben wird.
Nun kann der Spieler beim nächsten Zug einen neuen Fall beginnen.
Eine Besonderheit des Spiels ist es, dass manche Charaktere in einer gewissen Verbindung zueinander stehen, weshalb diese Fälle erst geschlossen werden können, wenn sämtliche damit verbundenen Charaktere identifiziert und deren Fälle aufgelöst worden sind. In diesem Fall erhält jeder Spieler, die an diesen Ermittlungen teilnimmt, die entspreche Summe aller Charaktere, selbst wenn er diese gar nicht befragt hatte.