MittelMordÜbersetzung

Niemand redet darüber, wie es wirklich ist ein Auftragsmörder zu sein

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

[https://www.reddit.com/r/nosleep/comments/6pdbl5/nobody_talks_about_what_its_really_like_to_be_a/ Englische Version] ; Text wird stetig weitergeführt; bei Fertigstellung wird dies vermerkt. (Stand 07.01.)

_______________________________________________

Nein wirklich, denk mal drüber nach! Was sieht man in Hollywood? Irgendein russischer Agent, der den schwarzen Gürtel im Kickboxen hat und jeden Schuss, den er abfeuert, trifft? Irgendein Militärveteran, welcher einen von einem Gebäude von der anderen Seite der Stadt erschießen kann? Jaaa, nein. Nichts davon stimmt.

Tatsache ist, dass ich, und die meisten meiner Kollegen, die ich getroffen habe, unter 25 waren, mit ein paar Ausnahmen, welche jedoch – sagen wir es gelinde – zu alt für den Scheiß wurden. Um mit euch ehrlich zu sein fing ich an, als ich 17 war. Ich war in irgendeinem Forum, tief im Inneren des TOR Browsers, als ich über eine Werbeanzeige aus meiner Stadt stolperte. “Janet Welsh, Alter: 47 – SB $2500 btc.“. Ich starrte eine lange Zeit lang auf diesen Post und wunderte mich, was diese Anzeige aussagen sollte, bevor ich einen Namen unter dem Post erscheinen sah – irgendein kitschiger Name wie “Razor“ oder so schrieb plump in das Kommentarfeld “SB“. Ich dachte, dass ich auf irgend so eine Sexsache gestoßen war, jedoch war ich schnell durch den nächsten Kommentar verwirrt. Diese Leute boten nicht mehr und mehr, sie boten immer weniger und weniger. Das nächste Gebot, gestellt von einem Mann, den ich noch sehr gut unter dem Namen “OZ“ kennen lernen sollte, betrug „$2000“. Der OP antwortete mit “zum Ersten“, eine Minute später mit “zum Zweiten“. Ich wusste nicht, um was es ging, aber ich war ein kleines neugieriges Stück Scheiße und habe daraufhin meinen eigenen Kommentar abgegeben. “GENIE – $1200“. Ich musste nicht mal eine Minute warten bis der OP mit “VERKAUFT, $1200“ antwortete; “OZ“ nur mit „unter Wert, Fotze lol“ antwortend.
Ein kleineres Chatfenster (denkt an Kundenservicechats als Vorstellung) poppte auf meinem Bildschirm auf, mit den Worten “GLÜCKWUNSCH!“ in großen, roten Buchstaben:
“*OP7316,
Zentrale – GLÜCKWUNSCH, GENIE, dein Ziel wird sich in “

[zensiert wegen offensichtlichen Gründen] befinden. Es wird erwartet, dass es bis

Mittwoch, dem 27. März, abgeschlossen ist. Frohes Jagen.

(P.S. Da Sie ein neuer User sind, bitten wir Sie, einen Link zu ihrem BiTCoin Konto

beizufügen, damit wir Sie bei Komplettieren der Aufgabe Entgelten können.)*
Mein Magen zog sich zusammen, als ich die Nachricht las. Jemanden umbringen. Ich habe mich gerade dafür eingeschrieben, jemanden Umzubringen. Klar, ich war nur ein dummer, junger Bursche, der vielleicht seine Neugier zu sehr durchdringen lassen hat. Aber ich wollte doch niemanden umbringen. Ich schlief nicht wirklich gut in dieser Nacht, wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt.

Also, ich muss euch verstehen lassen, dass ich zu der Zeit pleite wie sonst was war. Ich rede über “Mittagessen bestehend aus Suppe mit Wassergeschmack“ Pleite. Es gab nur mich und meine Mutter, da mein Vater uns verlassen hatte, um einen Doktor zu heiraten, mit der er meine Mutter betrog und sie kaum mehr als den Mindestlohn verdiente. $1200 waren dann eine Meeeenge Suppe mit Wasser. Ich werde euch nicht mit meinem inneren Konflikt nerven, sondern nur erzählen, dass ich einen Abend zu Abendbrot meinen Mut zusammennahm. „Also Mama … ich habe einen neuen Job für nach der Schule gefunden. Die bezahlen da richtig gut. Ich bin vielleicht in der Lage uns damit zu ernähren“. Ich werde niemals vergessen, wie sie mich daraufhin anschaute. Es war ein einzigartiger Anblick und ich bin mir sicher der beste Schauspieler der Welt könnte es nicht nachahmen. Es war dieser Schimmer von Hoffnung, direkt gefolgt von der Erinnerung an das Leben, welches wir bis hierhin geführt hatten und dem Fakt, dass in 9 von 10 Fällen, wenn ein Sohn sowas sagt, es meistens heißt, dass er das Geld krumm verdienen wird. „Ich möchte nicht, dass mein kleiner Junge Crack verkauft“, sagte sie, während sie auf ihr trockenes Brot auf dem Teller starrte. „Es ist nichts dergleichen, ich versprech’s dir, Mama.“. Sie sagte nicht wirklich etwas darauf und die Stille verriet mir, dass sie entweder Überzeugt war oder keine Kraft hatte mir mit nun darüber zu diskutieren.

Ich hasste Janet Welsh von dem Zeitpunkt an, an dem ich mit meinem Fahrrad an ihrem Haus ankam. Meine Kleidung war Schwarz gepulvert, genau wie das Fahrrad was mir erlaubte in einer Gasse, gegenüber von ihrem Haus zu verstecken. Ich konnte nicht viel sehen, aber sie sah verdammt Reich aus. Allerlei verpflanzte Blumen verschiedener Art, verteilt über die komplette Länge ihrer neu gemachten Einfahrt. Verdammt, ihre Nachbarn schienen auch alle so Reich und Nett, dass ihre Haustür einfach aufgeschlossen war. Im Vergleich hatten meine Fenster Gitter und mein Hass auf Janet wuchs, während meine Stiefel den Holzboden unter mir zum knarzen brachte. Ich bewegte mich eine lange Zeit lang nicht bis ich mir sicher war, dass sich niemand in dem Haus bewegt hatte oder ich entdeckt wurde. Ich entschied mich dazu, meine Stiefel auszuziehen und vor die Haustür zu stellen bevor ich langsam die Treffen hoch schlich; meine kleine .45 Kaliber in der Hand haltend und realisierend, was ich gleich tun würde. Ich gelang zur Tür – der einzigen, aus welcher Ton zu kommen schien – und ich drückte mein Ohr gegen diese; nur den Fernseher hörend. Nachdem ich mir meine Sturmhaube überstülpte öffnete die Tür mit einem all zu lauten Knarzen.

Da war sie. Janet Welsh. Die leeren Champagnerflaschen auf dem Nachttisch verrieten mir, dass sie diese Art von Leuten war, die sich über offensichtliche, selbstverschuldete Probleme aufregte. Es ließ mich sie nur noch mehr hassen als ich über ihren Teppich schlich, während ich meine Atmung kontrollierte und meine Schritte zählte. Eins, Atmen, Zwei, Atmen, Dre-. Ein stechendes Jaulen durchstieß das all zu leise Ambiente und Janets Augen öffneten sich sofort. Diese Frau hatte verfickt nochmal Eier, denn das nächste, was ich wusste, wo andere Personen versuchen würden abzuhauen, ist, dass sie versuchte mich zu schlagen und dabei so laut wie möglich zu sein. Ich konnte dem ersten Schlag ausweichen, dem Zweiten jedoch nicht, welcher mich gut erwischte und zu Boden brachte. Sie sprang auf mich, kratze mir durch das Gesicht und haute mir ihre Knie in die Eier. Ich tat das Einzige an das ich denken konnte. BÄNG! Ich konnte an ihrem überraschten Gesicht und der aufhörenden Notwehr ablesen, dass sie nicht wusste, dass ich eine Waffe bei mir trug. BÄNG BÄNG. Ich drückte die Waffe gegen ihren Bauch als ich abfeuerte, während ich sie die ganze Zeit dafür hasste, dass sie mich geschlagen hatte, ein besseres Leben als ich hatte, in der Lage war Champagner zu trinken und etwas Vernünftiges zu Mittag essen zu können.

Ich kam jedoch schnell wieder zu mir, jedoch nicht so schnell wie Janet Welsh zu sterben schien. Ihr Keuchen und ihre letzten Atemzüge ließen mich meinen Magen zusammenziehen. Ich taumelte die Treppen hinunter und meine Lederhandschuhe ließen überall, an der Wand, am Geländer und sonst wo, Blutspuren zurück. Ich stolperte durch den Ausgang aus dem Haus und hielt mir meinen Mund zu um meinen Mageninhalt in mir zu behalten. Ich rannte zu meinem Fahrrad, während ich meine Sturmhaube und meinen Sweater wegwarf und meine Duschhaube in meine Tasche steckte, welche ich trug, bevor ich schneller als Armstrong selber nach Hause radelte.

An den nächsten zwei Tagen bewegte ich mich nicht wirklich viel. Eigentlich habe ich mich gar nicht bewegt. Ich ging in die Küche, aß mein Brot, ging Kacken, pisste und ging wieder ins Bett. Für Zwei ganze Tage war das meine Routine bevor ich mich dazu entschloss meinen PC anzufassen. Das Pop-Up Fenster erschien sofort als ich meinen TOR-Browser öffnete.
*$1200 BTC wurden ihrem Konto gutgeschrieben. Behalten Sie die gute Arbeit bei!*

Ich schaute nach und ich wäre verdammt gewesen, wenn sich keine 1200 Dollar auf meinem Konto befunden hätten, jedoch hätte ich vor Freude springen können. Ich habe diese Frau nicht ohne Grund umgebracht! Ich wäre in der Lage meine Mutter zu ernähren und ihr vielleicht ein paar Tage Urlaub zu verschaffen! Die einzige Frage ist, würde ich es wieder tun? Zu der Zeit war ich mir nicht sicher. Um ehrlich zu sein, ich war mir nicht sicher bis ich meine Mutter ausgebreitet auf der Couch sah, während sie ihre Lieblingssendung schaute mit einer kleinen Schale Popcorn, was in unserem Haus eine Delikatesse war, bis ich mir sicher war. Für meine Mutter würde ich alles tun.

______________________________________

UPDATE:

Also, gestern habe ich mich dazu entschieden und damit angefangen
ein bisschen über meine Erfahrungen als Auftragsmörder zu schreiben. Ich habe
meinen ersten Auftragsmord erläutert, und auch die Gründe aufgelistet, wieso
ich überhaupt in dieses Milieu geraten bin, und möchte mich wirklich dafür
bedanken, wie verständlich ihr mir gegenüber seid. Es ist nicht oft
vorgekommen, dass ich wirklich Stolz auf etwas war, was ich getan habe, aber
ein paar von euch haben mich wirklich verstanden. Ich habe auch bemerkt, dass
ein Paar von euch Sachen wie Ungereimtheiten in meiner Geschichte gefunden
haben und da ich nicht wirklich die Zeit dazu habe, das Thema zu adressieren,
sage ich einfach, dass die Schlüsse, zu denen ihr gekommen seid, wie ich Waffen
oder sonstiges bekommen habe, wahrscheinlich richtig sind.

Anders, als ihr vielleicht denkt, habe ich diese
Geschichte nicht geschrieben, um andere “Fachkräfte“ zu outen. Ich habe sie
nicht geschrieben, um andere Leute über mein Wirken aufzuklären. Und ganz
sicher nicht um meine Eier dem Internet zu beweisen. Ich bin sicher, dass ihr
schonmal von dem „Kodex unter Dieben
gehört habt, nicht? Dieser sagt aus, dass es, selbst unter Dieben, eine gewisse
Anerkennung und Moral gibt – es gibt einfach Dinge, die selbst wir nicht machen
würden. Und es steckt eine gewisse Wahrheit dahinter, obwohl es dabei nicht
wirklich um Anerkennung geht. Wisst ihr, die meisten würden keinen Mord an einen
anderen Mörder annehmen, aus mehreren Gründen. Man weiß niemals, wie gut der
andere Mörder ausgestattet oder trainiert er ist. Klar könnte man jemanden, wie
mir, über dem Weg laufen – nur einem kleinen Jungen, der nur das nötige tut, um
seine Familie zu ernähren. Oder aber man kann jemanden wie “OZ“ über den Weg laufen, der seinen Job
sehr ernst nimmt und ein Veteran in dem Gebiet ist, welcher mir mehrere Male
erzählt hat, dass er vom Militär zurückgetreten ist, mit einer Firma namens „Blackwater“ zusammengearbeitet hat und
nun das hier macht, weil, wie er sagt, „“warum
nicht?““

Man weiß außerdem nie, wer Familie oder Angehörige
sind. Überraschend viele haben Familie oder Freunde, die selber schon einen
Mord ausgeführt haben, die Familie oder Freunde dafür rekrutiert haben oder
Leute wie ich, die über der Zeit ganz schön angsteinflößende Kerle
kennengelernt haben. Wie gesagt, es hat weniger mit Anerkennung zu tun und mehr
mit „“Ne, das Risiko ist mir für die
Belohnung viel zu niedrig““. Das ist auch der Grund, wieso Aufträge auf
andere Mörder so gut wie nie angenommen werden. Zu der Zeit allerdings wusste
ich es nicht besser. Ich hatte meine kleine Stahlbox geöffnet und schaute auf
meine kleine .45 Sig Sauer Kompakt, welche auf einem Peil von Geld lag, welchen
ich damit verdient hatte. Also könnt ihr euch vorstellen, dass, als ich den
Post mit dem Titel “Razor, Alter: 47 SB $4000“ sah,
aufgesprungen bin vor Freude. Ich könnte mir damit endlich nun einen richtigen
Safe kaufen, indem ich mein Geld lagern könnte. Ich klickte sofort auf den Post
und antwortete nur mit einem überenthusiastischen “SB!“.

Ich hätte wissen sollen, dass etwas komisch war, als
niemand auch nur Versuchte mich zu unterbieten. Nicht einen einzigen Cent
weniger. Wenn ich ein wenig vorsichtiger gewesen wäre, hätte ich auch gesehen,
dass die Nachricht der Zentrale ein wenig … anders
war. Anstatt der sonst mit Freude gefüllten Nachricht bekam ich nur eine
Nachricht, die da las:
“*OP7495, Zentrale – Sie haben einen Job
angenommen. Ihr Ziel wird sich [wieder Zensiert] befinden. Führen Sie ihren
Versuch vor oder am 25. Mai aus. Viel Glück.*
Eine Woche später fuhr ich mit meinem Fahrrad eine
dunkle Straße runter zu der Adresse, die die Zentrale mir angezeigt hatte.
Lange, verlassende Werksanlagen zogen sich die komplette Straße entlang und mich
durchzog einfach das generelle Gefühl, dass etwas nicht stimmten würde. Ich
wusste nicht wirklich, was dieses Gefühl auslöste, als ich in die Eisen ging
und von meinem Rad abstieg, um die restlichen 3 oder 4 Blocks zu diesem
schmalen, hohen und heruntergekommenen Haus schleichen zu können. Die Rollläden
hingen lose runter und die Fenster waren größtenteils durch Stanniol bedeckt.
All das waren Sachen, die ich schon vorher mal gesehen habe, bei dem man seinen
Job bei einem Drogendealer oder Verschwörungstheoretiker erledigte. Aber Razor
war … sagen wir, weil mir nichts Besseres einfällt, wählerisch. Ich habe niemals gesehen, wie er ein Gebot von unter $2400 abgab. Daher überraschte es mich
schon, dass er in etwas lebte, was man nur als Falle beschreiben konnte. Jedoch
war dies trotzdem nicht das, was mir die Situation unangenehm machte.

All diese Geräusche der Stadt, alle waren sie hier, aus
welchem Grund auch immer, verstummt. Autogeräusche, das Hupen dessen, der
obligatorische Hund, der ab und zu bellt und selbst die vereinzelten Schüsse – alle
waren sie hier nicht zu hören, bis auf ein paar Grillen, die ihr bestes
Versuchten die Leere in der Gegend zu füllen. Ich schlich zur Seite des Hauses
und lehnte mich gegen eine Wand, welche die der Küche gewesen sein dürfte, wenn
das Haus wie 1000x andere in der Gegend aufgebaut war. Die Stimmen, die von
innen kamen, waren die ersten Geräusche, die ich hörte, seitdem ich in dieses
Industrialisierungsgebiet gebogen war und obwohl selbst die Grillen nun
aufgehört hatten ihr Lied zu spielen, musste ich mich konzentrieren die Stimmen
im Inneren wirklich zu verstehen.

““10, 20, 30, 40,
meinst du der kleiner Razor irrt sich? Razor darauf wartet, Genie ihm sein
Geschenk zu geben um ihn dann sein Leben zu nehmen.““. Ein Schauder lief mir
den Rücken runter, als ich bemerkte, dass die Stimme sich wiederholte. Es klang
jedes Mal gleich. Es war eine verdammte Aufnahme, ich sollte diese hören. Ich
fing an wie ein Verrückter zum Eingang des Hauses zu rennen und rannte den
schmalen Grünstreifen entlang, wo ich bald schon seitwärts zwischen dem Haus
und dem Zaun stand musste, da dieser schmal wie sonst was war. Ich fiel, gerade
als ich die Ecke des Hauses erreicht hatte und knallte hart in die Wiese. Nein,
warte. Ich bin nicht gefallen. Ich mein, schon, klar, aber so einfach ist das
nicht. Ich war durch jemanden
gefallen. Ich rollte mich schnell um, meine Waffe schon vor mir haltend – genau
rechtzeitig um die Stahlkappen des Stiefels mit meinen Händen abzuwehren,
während meine .45 weit weg flog – weit genug, um aus meiner Reichweite zu sein.
Ich schaute nur nach oben um einen Brocken von Mann über mir stehend zu sehen.
Das muss Razor sein“, dachte ich
mir, bevor er mir mit voller Kraft gegen mein Kinn trat. Meine Sicht wurde verschwommen
und warmes, frisches Blut lief mir dem Mund heraus, während ich dort benommen
lag. Razor stieg auf meine Brust; sein Gesicht in meins Drückend.

.

Entgegen Razors Forderungen blieb ich noch eine lange
Zeit dort liegen. Verdammt, ich blieb solange liegen, dass die Grillen in der
Zwischenzeit wieder angefangen hatten, ihr Lied zu spielen. Mein Blut trocknete
an meinem Kinn an und formte eine dünne Kruste, bis ich in der Lage war
aufzustehen – frustriert und mit Tränen in den Augen. Der Schmerz half nicht
wirklich, während ich zu meinem Bike humpelte, irgendwie die Kraft aufbrachte,
mich aufzusetzen um langsam nachhause zu radeln.

Meine Mutter war zum Glück am Schlafen, als ich nach
Hause kam. Ich hatte also Zeit mich, so gut wie es geht, zu fixen, bevor ich
all dies meiner Mutter erklären müsste. Das erste, was ich tat, war duschen
gehen, um den Dreck und die Insekten wegzubekommen, welche sich in meinen
Haaren verheddert hatten, und um das Blut von meinem Kinn und meiner Brust
abzuwaschen. Ich sah zu, wie dieser Cocktail von Blut, Dreck und Wasser sich im
Kreis um den Gulli drehte, bis dieser schließlich der Gravitation nachgab und
unter unserem Haus in die weite Ferne verschwand.

Als ich endlich aus der Dusche kam, habe ich mich an
meinen veralteten PC gesetzt, mit der Hoffnung, dass in meiner Nachbarschaft
nicht viele das Internet benutzten, damit ich so schnell wie möglich nachschauen
konnte, was man bei geprellten Rippen tun könnte. Zum Glück war die Methode,
die ich gefunden habe, eher simpel. Ein Kühlpack und Schmerzmittel sollten es
tun, also nahm ich beides und stieg, beziehungsweise kroch, in mein Bett. Ich
habe lange versucht Einzuschlafen, ließ aber an dem Gedanken nicht los, wie Razor
wissen konnte, dass ich da gewesen war. Wie ich es vielleicht besser hätte
angehen können, wie ich ihn hätte überraschen können, bis ich schlussendlich
doch den Gedanken zur Seite legte und einschlief. Es war ein langer Tag und
nebenbei müsste ich Morgen losgehen und ein neues “Werkzeug“ für meinen Job
besorgen. Meine Sig gehörte nun Razor und ich war niemals erfahren genug, um
mir sie von ihm wiederzuholen.

Ich verbrachte den gesamten nächsten Morgen im Bett,
auch Stunden nachdem ich eigentlich aufgewacht war. Nicht aus Müdigkeit oder
Faulheit. Versteht mich nicht falsch, ich habe versucht mich zu bewegen, aber
mein Körper hat jede Idee von Bewegung abgelehnt, jeder Teil meines Körpers hatte
einfach zu sehr weh getan, dass ich mich überhaupt aufrichten konnte. Ich
wollte erst nach meiner Mutter schreien, dass sie mich zum Krankenhaus bringen
würde. Aber ich wusste, dass es eh zu spät war, da sie eh schon auf der Arbeit
war und ich eh nicht mehr machen konnte als noch mehr Schmerztabletten zu
nehmen und zu warten, bis die Schmerzen so weit zurückgegangen waren, dass ich
mich wieder bewegen konnte. Ich richtete mich ganz langsam, gefühlte Jahre
später, endlich auf und nachdem ich, nur mit sehr, sehr großer Anstrengung, halbherzig
mein Mittagessen gegessen hatte ging ich raus, um eine Zigarette zu rauchen und
stolperte dabei fast über eine kleine Box, welche kurz vor der Haustür stand.
Ich nahm sie auf und schaute nach einem Namen, einer Adresse oder sonstiges –
konnte allerdings nichts finden. Trotz dessen nahm ich ein Taschenmesser und
öffnete langsam das kleine Paket.

Meine Sig war dort drin – ohne Spuren von Dreck, Gras
oder sonst was. Sie sah eher so aus, als wäre sie gesäubert worden, vor allem,
da sie Fettspuren auf dem Blatt hinterließ, auf welchem sie lag. Ich nahm das
Blatt heraus, und fing an zu lesen, während sich ein Knoten in meinem Hals
formte.

‘Jetzt weißt du, dass ich weiß, wo du lebst. Ich hoffe, dass wir uns beide in naher Zukunft nicht noch einmal sehen. Dieses Geschenk ist ein Friedensvertrag von dir an mir, und ich erwarte, dass ich deine Hackfresse nie wieder sehen werde. Verbrenn diesen Zettel zusammen mit der Box, wenn du mit dem Lesen fertig bist, und denk gar nicht daran sie verfickt nochmal zu behalten. Ich beobachte dich. Dein Freund, Razor.‘

 

Ich konnte nicht anders als aufzulachen, während die
Flammen der Box und des Zettels meine Beine streichelten. Es fühlte sich
komischerweise so an, als hätte ich einen Freund gewonnen, oder zumindest einen
anderen Mitarbeiter getroffen. Zumindest weiß ich nun eine Sache sicher. Ich
würde niemals wieder einen Auftrag an einen Kollegen annehmen. Zumindest nicht
an einem aus meinem Forum. 

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"