Pech
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Halt!“
Zitternd erstarre ich. Meine Hand umklammert die Tür, durch die ich eben noch flüchten wollte. Die Öffnung dahinter verhöhnt mich. Winkt mit der Freiheit, die so nah ist, dass ich sie beinahe greifen kann. Nur ein paar Sekunden früher und du hättest es geschafft, wispert sie mir zu. Hättest du dich nur ein paar Sekunden früher bewegt, wärst du jetzt frei. Aber das habe ich nicht. Und nun ist es zu spät. Hinter mir ertönen Schritte. Ich drehe mich nicht um. Kalte Angst läuft meinen Rücken hinunter. Ich spüre, wie es näherkommt. Alles in mir schreit danach zu fliehen. Das Grauen hinter mir zu lassen, das sich in dem Raum hinter mir befindet. Aber ich rühre mich nicht vom Fleck.
„Schließ die Tür!“ Ich zucke zusammen, als die kalte Stimme plötzlich meine Gedanken durchbricht. Gehorsam tue ich, was mir gesagt wird. Mit jedem Zentimeter, die sich die Öffnung verkleinert, nimmt der Spott zu. Ein Chor aus Stimmen verhöhnt mich mit dem, was hätte sein können, wenn ich nur ein paar Sekunden eher reagiert hätte. Nur ein paar Sekunden… Der Chor verstummt, als das Schloss klickend einrastet. Die Welt aussperrt. Und mich mit dem Monster einschließt.
„Wie heißt du?“
„Claire Rosemary Finnegan.“ Die Antwort kommt aus meinem Mund, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann.
„Rosemary?“ Die Stimme klingt amüsiert, soweit man es diesem unmenschlichen Flüstern entnehmen kann.
„Meine Großmutter. Ich bin nach ihr benannt.“ Wieder entschlüpfen mir die Worte, als hätten sie einen eigenen Willen entwickelt. Als hingen sie an einem unsichtbaren Faden und würden nun zu den Händen von jemand anderem tanzen.
„Was tust du hier, Claire… Rosemary… Finnegan?“ Mit jedem Wort, jeder Silbe, die das Monster scheinbar genüsslich von sich gibt, fühlt es sich an, als würde sich etwas Kaltes enger und enger um mich schlingen, bis mir schließlich selbst das Atmen schwerfällt. Ich spüre etwas Nasses an meiner Wange, während sich meine eigene Stimme gegen mich wendet.
„Ich habe auf der Straße eine Brieftasche gefunden. Die Adresse auf dem Ausweis war nicht weit weg, also dachte ich, ich bringe sie kurz vorbei. Eigentlich wollte ich klingeln, oder sie in den Briefkasten werfen, falls niemand da wäre, aber dann habe ich gesehen, dass die Tür offen war…“ Dieselbe Tür, die ich nun wieder anstarre. Wie surreal, dass es nur dieser kurze Schritt über die Schwelle war, der alles verändert hat. Dass nur ein kleiner Schritt mich von der Person trennt, die einfach nur eine Brieftasche zurückgeben wollte, ohne zu wissen, welches Grauen auf sie warten würde. Dass dort draußen Menschen ihr Leben ungestört weiterleben, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sich gerade hinter dieser schlichten Holztür abspielt.
„Es war also reines Pech, das dich hierhergeführt hat? Ein grausamer Wink des Universums?“ Die Tränen fließen nun ungebremst, während sich das Monster voller Vergnügen in meinem Schicksal aalt. Meine Stimme ist kaum zu hören, als ich, getrieben von einer Macht, die mich straucheln ließe, hätte sie mich nicht so fest in ihrem Griff, antworte.
„Ja.“
Das Monster kommt näher. Verzweiflung überrollt mich. Reißt mich mit in eine Welt ohne Licht. Ohne Hoffnung. Mein Körper beginnt unkontrolliert zu zittern, während ich krampfhaft versuche, ein Schluchzen zu unterdrücken. Kalte Finger streichen durch mein Haar. Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr. In Erwartung des Unausweichlichen schließe ich die Augen.
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