Kurz

Project Tec – Verarbeiten

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Inhaltsverzeichnis

„Das ist heute nicht so gut gelaufen.“ Maxim steht vor uns, selbst in Jogginghose und T-Shirt sieht er makellos aus. Selbst so leger gekleidet strahlt er eine unglaubliche Kompetenz aus.

Wir sitzen vor ihm im Schulungsraum, ebenfalls geduscht und umgezogen. Besser fühlen tu ich mich aber nicht. Und auch die Gesichter die anderen Rekruten sind verstört und ausdruckslos. Hin und wieder hört man ein leises Schluchzen oder wie jemand die Nase hochzieht.

„Aber wir müssen weitermachen. Green war einfach nicht vorsichtig genug, lasst euch das eine Lehre sein!“ Mein hängender Kopf schnellt nach oben. Ich schaue den Captain ins Gesicht, er erwidert mit kaltem Blick. Irgendwann kann ich ihm nicht mehr standhalten und wende meinen Kopf ab.

„Willst du was sagen, Blue?“ fragt er provokativ. Ich balle meine Faust unter dem Tisch. „Ja, ich will…“ Mir versagt die Stimme. Das Adrenalin, das vorhin bewirkt hatte, dass ich etwas sagen wollte, ist nicht mehr vorhanden. Ich habe Angst. Angst, etwas zu sagen und deshalb noch mehr gedemütigt zu werden. Ausgelacht zu werden. Verachtet zu werden. „Was?“ Maxims Stimme hat einen drohenden Unterton angenommen. Ich schüttle den Kopf. „Nein, Captain. Ich möchte nichts sagen“ winke ich ab. „Das will ich dir auch geraten haben.“ Unser Ausbilder dreht sich zur Tafel hinter ihm. „Morgen früh findet die Bestattung von Green statt. Danach geht es ganz normal weiter.“ Er fängt an zu schreiben. „Das ist der Zeitplan für die nächsten drei Tage“ eröffnet er uns. Desinteressiert schließe ich die Augen. „Es tut mir Leid, Green. Ich bin ein zu großer Schisser“ entschuldige ich mich stumm bei meiner gefallenen Kameradin, bevor ich versuche, dem Unterricht halbwegs zu folgen.

„Maxim ist so ein Arschloch!“ Rose und ich sitzen im Speisesaal und lassen den vergangenen Tag Revue passieren. Vor mir habe ich eine dampfende Tasse Kakao stehen, meine beste Freundin trinkt einen warmen Tee. „Sei nicht so hart mit ihm“ versucht sie ihn zu verteidigen. „Es macht ihn genauso fertig, wie uns. Aber er versucht, sich das nicht anmerken zu lassen, um uns weiterhin gut zu führen. Er ist nunmal der Captain.“ „Das mag schon sein“, erwidere ich. „Aber trotzdem kann er doch etwas Menschlichkeit zeigen. Wir haben heute eine Kameradin verloren und alles was er sagt ist, dass sie nicht vorsichtig genug und dadurch selber schuld war. Das ist doch kein Umgang.“ Rose zuckt mit den Schultern. „Ich weiß ja auch nicht, was er sich dabei denkt. Aber Maxim ist keine so schlechte Person, wie du meinst. Er ist eigentlich ganz in Ordnung.“ „Ja, wenn man seine Lieblingsschülerin ist, dann schon“ murmle ich niedergeschlagen. „Ach komm, das ist jetzt nicht fair“ erwidert Rose. „Ich kann ja auch nichts dafür, dass er mich irgendwie mag.“ Die Blondine sieht mich beleidigt an. „Willst du mich jetzt echt dafür verurteilen?“ „Nein, natürlich nicht“ beschwichtige ich sie sofort. „Tut mir Leid, der Tag hat mich einfach fertig gemacht.“ Ich schüttle resigniert den Kopf. „Arme Green. Das hat sie nicht verdient.“ Rose stimmt mir zu: „Nein, hat sie nicht. Aber wir müssen weitermachen, das hätte sie so gewollt.“ Da bin ich mir allerdings nicht so sicher. Green war nie die Top-Soldatin gewesen, sie hat einfach nur die Gemeinschaft genossen. Und natürlich den Vorteil, dass sie während der Apokalypse nicht alleine war. Ich glaube, das wäre ihr egal, ob wir weitermachen oder nicht, wenn sie dafür nicht sterben hätte müssen…

„Blue? Hey, Blue?“ Rose wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. „Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken wo anders.“ Das Mädchen lacht: „Ja, das habe ich bemerkt. Das passiert dir in letzter Zeit oft. Du musst konzentrierter werden! Sogar als die Meute uns angegriffen hat, bist du erst einmal eine halbe Minute mit abwesendem Blick vor dem Transporter gestanden. Ich mache mir wirklich Sorgen!“ Das fröhliche Gesicht der Blondine ist verschwunden. Die Augen drücken jetzt eher große Besorgnis aus. „Ach was, ich bin halt ein Träumer“ versuche ich sie zu beruhigen. „Du kennst mich doch. Ich war schon immer so, ich flüchte mich gerne aus der Realität.“ „Ja, das stimmt schon. Aber du musst wirklich vorsichtig sein. Das kann dir mal den Kopf kosten.“ Rose ist ganz und gar nicht beruhigt. „Ich weiß schon“ stimme ich ihr etwas genervt zu. „Ich bessere mich, okay?“ Meine Freundin nickt. „Gut, das will ich auch hoffen“ grinst sie mich an. „Ich brauche dich noch etwas länger!“ Ich grinse zurück. „Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los!“ Lachend machen wir uns auf den Weg an die Essensausgabe. Der Gong für das Abendessen kommt gerade zur rechten Zeit. Aber das flaue Gefühl im Magen kommt nicht vom Hunger. Die Geschehnisse des heutigen Tages geistern uns weiter im Kopf herum und die etwas aufgesetzt wirkende gute Laune kann diese nicht einfach ungeschehen machen.

Nach dem Abendessen ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Der Tag war lang und hart. Ich setze meine Kopfhörer auf und lege mich ins Bett. Der dröhnende Metalcore schafft es aber nicht, die deprimierenden Gedanken zu vertreiben. Der Tod von Green, die Todesgefahr, in der wir alle waren und die Demütigung durch Maxim. Das alles bricht auf einmal über mich hinein. Ich drehe mich zur Seite und langsam läuft eine Träne über meine Wange. Das ist alles nicht fair. Ich habe niemandem etwas getan, Green hat niemandem etwas getan. Warum bekommen wir dann die schlechten Sachen ab? Grübelnd sinke ich irgendwann dann in einen tiefen, unruhigen Schlaf.

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