MittelSchockierendes Ende

Schaufenster-Zierde?

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Der Wind heulte unfreundlich durch die verlassenen Straßen. Selbst die dicke Winterjacke half mir nicht im Geringsten weiter, weswegen ich im Schatten eines größeren Hauses Schutz suchte, und den Stoff meiner Jacke enger um mich schlang. Ich fröstelte. Schon wieder.

Durchbrennen schien mir im Nachhinein doch keine so gute Idee gewesen zu sein. Schließlich war der Beste und einzige mögliche Schlafplatz, den ich weit und breit finden konnte, dieses alte, heruntergekommene Einkaufszentrum, das wie eine perfekte Kulisse für einen Horrorfilm wirkte und so aussah, als ob es gleich einstürzen würde. Verdammt. Ich bin geliefert.

Der Putz bröckelte von den vergilbten Wänden. Die Buchstaben, die früher sicher unter Stromzufluss die halbe Stadt erleuchtet hatten, hingen schief und knapp vor dem Fallen herunter, während sämtliche Fenster nur noch als zersplitterte Löcher in der Gegend herumklafften.
Noch dazu hallte ein gespenstisches Geräusch durch den Gebäudekomplex bis zu mir herüber, und aus irgendeinem Grund konnte ich nicht recht glauben, dass er vom Wind verursacht worden war. Dieser Ton klang beinahe menschlich. Wehleidig.

Wieder erschauderte mein Körper, diesmal jedoch nicht wegen der Kälte, die sich langsam in meiner Kleidung und in meinem Körper festsetzte, und mir das Amten erschwerte. Mein trotziges Kopfschütteln diente eher dazu, mich zu beruhigen. Nun setzte ich mich murrend in Bewegung; Richtung Horror-Kulisse für Arme. Gute Idee, Jean. Gute Idee, du Vollidiot aller oberster Güte.

Das gelbliche Metallgitter war ein wenig hochgeschoben, sodass ich ohne Probleme gebückt darunter hindurch huschen konnte. Innen angekommen schien es zumindest einladender als außen, weswegen ich mit einem simplen Schulterzucken weiterlief und mich entschied, vielleicht eine kurze Nacht hier zu verbringen, und alles mitgehen zu lassen, was hier noch einen Nutzen haben könnte. Besser als dort draußen in der Einöde herumzustreunen, war diese Idee allemal. Meine Schritte hallten taktlos von den halb eingestürzten Wänden wieder.

Ich kam an mehreren Schaufensterpuppen in zerschlissenen Kleidungsstücken, Essensgeschäften, Läden und Sonstigem vorbei. Es war nicht schwer gewesen, einzudringen. Der Eingang stand offen. Verlassen. Als ob er kampflos aufgegeben hätte.

Alles war überzogen von Schmutz, und überall wirbelte eine beachtliche Menge an Staub auf, die gemischt mit meinem Atem wundervolle Tänze in der Luft vollführte. Alles hier stand beinahe vollkommen leer, abgesehen von einigen Einkaufwägen, die zur Seite gekippt dalagen, und diesen verdammten Schaufensterpuppen, die mir ohne Gesicht entgegen starrten.

Ich fischte beim Joggen einen Schokoriegel aus meinem Rucksack, den ich irgendwo gestohlen hatte, und schlang ihn Bissen für Bissen in mich hinein, bis der süßliche Geschmack meine Sorgen vertrieb und mir ein winziges Lächeln auf die Lippen zauberte. Tankstelle? Supermarkt? Keine Ahnung. Wird denen nicht sonderlich geschadet haben.

Mittlerweile ließ ich meine Hände über alles Mögliche gleiten, wie zum Beispiel die eingegangenen Pflanzen, die sich hier und dort einen Weg durch die Bruchstücke gebahnt hatten. Ich fragte mich, was geschehen war, um so ein gigantisches und einst wahrscheinlich majestätisches Gebäude einfach so eingehen zu lassen. Die Magie hier war geblieben, und ich bildete mir ein, manchmal das Getuschel von Menschenmassen zu hören, die sich ihren Weg durch die gefüllten Geschäfte und rauchenden Grille bahnte. Doch sobald ich mich umwandte waren dort nur die Schaufensterpuppen und ich. Alleine. Niemand sonst. Der Geschmack meines Snacks war plötzlich irgendwie bitter.

Eine Werbetafel faszinierte mich besonders, und so hielt ich einfach inne, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Es war ein alter Film, unschwer zu erkennen, und dort war die Tür einer Scheune zu erkennen, mit dem unglaublich einladendem Schriftzug: „Don‘t open, Death inside.“ Ich lächelte belustigt, während mir ein kleines Schnauben entfuhr. Die Tür war mit echten Ketten zugesperrt worden, was das Ganze unglaublich interessant für mich gestaltete. Die Werbemacher hatten ohne Zweifel einen exzellenten Job geleistet, indem sie es so darstellten, als ob die aufgemalte Tür kurz vor dem Zerplatzen wäre. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass es sich wahrscheinlich um einen Horror-Film handelte.

Der Wind huschte immer noch an mir vorbei, nun aber definitiv leiser und deutlich angenehmer als zuvor; zumindest danach zu urteilen, dass ich nicht mehr alle zehn Sekunden erschauderte.

Hier, unter diesem einladenden Schild, ließ ich mich dann nieder, nachdem ich meine Sachen provisorisch ausgebreitet hatte. Der Boden war überwuchert und dreckig, noch dazu wurde es immer kälter. Es würde eine lange Nacht werden. Und dann? Dann schlief ich ein.

Der Vollmond schien auf mich hinab, als ich erwachte, und der schreiende Wind war einem flüsternden Lüftchen gewichen. Die Dunkelheit legte sich erst, als ich einige M
ale blinzelte und mir über die Augen fuhr, während ich mich halb aufrappelte, auf dem rechten Arm und der Hüfte gestützt. Und dann hielt ich in dieser relativ ungünstigen Position inne, und … lebte? Mehr tat ich tatsächlich nicht, während mein Blut so laut durch meine Venen rauschte, dass ich es hören konnte.

Konturen. Menschliche Konturen, aber nicht sonderlich Lebendige. So verharrte ich nun, mit weit aufgerissenen Augen, und starrte nach rechts, dorthin, wo die vielen Schaufenster in meine Richtung gedreht waren. Die Schatten die sie warfen, waren genauso besorgniserregend wie das kalte Licht des Mondes, dass ihr Profil erhellte. Diese Dinger standen vollkommen gerade und ungerührt, einige hatten den Kopf schiefgelegt, und der Vordermann streckte seine rechte Hand aus. Wohin er deutete war klar. Dort, wo sie sich versammelt hatten wie eine Wand, und mir beim Schlafen zusahen… ? So ein Schwachsinn! Pah, ich war doch kein Kleinkind, das an so einen Mist glaubte. Irgendjemand hatte sich einen dämlichen Scherz erlaubt, oder ich hatte die gruseligen Dinger einfach übersehen. So einfach.

Ich sprang auf und knurrte. Murrend stopfte ich meine wenigen Habseligkeiten beisammen, adjustierte meinen mitgenommenen Pferdeschwanz, klemmte die Verpackung eines weiteren Riegels zwischen die Zähne… nur um danach festzustellen, dass sie nicht verschwunden waren. Das Plastik raschelte, als es auf dem Boden aufkam. Im Gegenteil. Ich erschauderte, und keuchte. Sie hatten sich mir genähert. Erschrocken taumelte ich zurück. Aber sie bewegten sich immer geradeaus; sobald ich blinzelte. Man konnte ihre Schritte nicht hören, als sie näher kamen; man konnte ihre Kleidung nicht hören, als sie ihre Arme nach mir ausstreckten; man konnte ihre Stimmen nicht hören, aber definitiv erkennen, dass sich ihre „Haut“ dort wo die Münder hätte sein sollen, spannte. Shit. Sie streckten mir ihre Finger entgegen, und obwohl sie noch vergleichsweise weit weg waren, hatte ich nur noch einen Impuls: Flucht.

Ich drehte mich auf dem Absatz um, rannte, versuchte so viele gleichzeitig anzusehen, wie ich konnte. Auf eine groteske Art und Weise erinnerte es mich an die Boo-Huus aus Mario, und in dieser Situation fragte ich mich natürlich, wie zum Henker Mario mit den Dingern im Nacken so ruhig bleiben konnte. Ab und zu stieß ich gegen etwas, und humpelte dennoch zischend und haltlos weiter. Der stählerne Einkaufswagen vor mir war ungewöhnlich einfach zu überspringen. Mir war so kalt wie lange nicht mehr, und anstatt von Angst fühlte ich nur Leere, die alles in mir aushöhlte wie ein schwarzes Loch. Doch aus irgendeinem Grund wusste ich haargenau, dass das hier keiner meiner gewöhnlichen Albträume war. Irgendetwas sagte mir, dass ich nicht erleichtert unter dem seltsam coolen Reklameschild erwachen würde. Ich blinzelte. Wieder kamen diese Biester näher. Sie hatten mich beinahe erwischt. Die Hände ausgestreckt, oder an ihr Herz gelehnt. Obwohl sie keine Gesichter hatten spiegelte sich etwas in ihnen wieder, das ich nicht so recht zuordnen konnte. Boshaftigkeit? Schadenfreude? Spaß? Ich wandte den Kopf nach vorne, bereit, um gebückt durch den Eingang zu rutschen,

und dann klatschte ich wortwörtlich gegen die Metallrollladen. Kurz hämmerte ich gegen dieses verdammte Drecksding, nur um mich umzuwenden, und zu sehen, wie sie näher gekommen waren. Wie eine Wand. Der Vordermann hatte den Kopf schiefgelegt, und den überspannten Mund weit aufgerissen. Panisch stieß ich mich von der eiskalten Fläche ab, und rannte nach rechts, nur um abermals gegen Etwas zu rennen. Wand. Sackgasse. Verdammter Mist.

Mit dem Rücken drückte ich mich verzweifelt gegen die Steine hinter mir, welche mir irgendwie feurig erschien, und fragte mich verzweifelt, warum zum Henker alles hier eingestürzt war, aber genau diese verdammte Ecke hier vollkommen intakt sein musste. Danke Schicksal, du bist ein mieser Verräter. Alles überschlug sich in mir, ich wollte kotzen und weinen, aber mein Körper weigerte sich, zu reagieren. Der Druck auf meiner Brust schnürte mir die Kehle zu, und mir entwich ein animalisches Wimmern, als ich diesen verschissenen Monstern entgegen blickte, deren Hände ich schon erkennen konnte.

Ich öffnete meine Augen so lange ich konnte, und versuchte panisch eine Lösung zu finden. Doch es gab einfach keinen Ausweg, egal wie lang mein Verstand auch ratterte. Ein Staubkorn glitt durch die Luft, und traf auf meine Iris.

Mein Reflex zwang mich zu blinzeln, während meiner Kehle ein ersticktes Geräusch entfuhr. Ungläubig. Wie ein Tier, dass soeben einen Pfeil in die Stirn bekommen hatte. Und das, was ich dann sah, brachte alles in mir zum Stillstand.

Sie ignorierten mich vollkommen. Die gesichtslosen aber so emotionsgeladenen Köpfe von mir abgewandt. Die Körper nach vorne gerichtet. Nun wusste ich, dass sich meine Angst in ihnen wiedergespiegelt hatte, denn sie alle schlugen ihre Hände gegen die Rollladen. Lautlos. Leblos. Die Arme stehengeblieben, die leeren Gesichter stumm, die weiße „Haut“ über den Mündern gespannt. Sie jagten mich nicht. Ein angstvolles Keuchen entfloh mir, als ich einfach nur zu Boden sank, und Tränen begannen meine Sicht zu verschwimmen. Fuck. Die Realisation traf mich härter, als jeder Schlag den ich erlebt hatte, und raubte mir den Atem.

Die Schaufensterpuppen jagten mich nicht.

Sie versuchten zu fliehen.

Man hörte das verhallende Geräusch von Ketten, die zu Boden fielen, und dann herrschte nur noch dröhnende Stille, die mein Schluchzen verschluckte, und durch die bald wieder vollkommene Ruhe des verlassenen Einkaufszentrums hallte, um mit dem Wind, der sofort wieder begann, zu konkurieren.

Ein ungleich ausgewogener Kampf.

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