DämonenMittelMord

Sear

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Schon als kleiner Junge habe bin ich mir immer als Sonderling vorgekommen. Ich hatte nie wirklich Freunde während meiner Grundschulzeit, geschweige denn andere Kinder, mit denen ich reden konnte. Auch habe ich gespürt, dass ich viel mehr wahrnehme als andere in meinem Alter…Gerüche, Geräusche, flüchtige Bewegungen, die Stimmungen und Gefühle anderer Menschen,ja, auch Präsenzen. Meine Eltern meinten immer, ich sei halt sehr sensibel oder empathisch veranlagt.

Als ich so mit etwa zwölf Jahren auf eine andere Schule ging, besserte sich auf einmal alles. Ich hatte Freunde, wurde zu Partys eingeladen, fühlte mich nicht mehr so blockiert. Das war auch zu der Zeit, als ich anfing, mich mit okkulte Dinge zu befassen. Ich las Bücher über Spirituelles und Geister. Irgendwann fing ich an noch ältere Bücher zu lesen mit noch älteren Thesen, Verfahren und
Ritualen. Es waren Grimoires wie das Grimorium Verum, das Grand Grimoire oder die Calvicula Salomonis et Theosophia Pneumatica. Alle diese Bücher haben mich zu der Erkenntnis geführt, was ich bin: eine Hexe.

Mit dieser Vorgeschichte, liebe*r Leser*in, können wir nun in die heutige Zeit springen.

Ich gehe wieder diesen kalten, langen Gang entlang. Hölle, wie sehr ich diesen Gang hasse. Die Portraits an der Wand starren mich an und
wenn man ganz still ist, ist es, als würden sie dich anschreien,
dich um Gnade anflehen, sie aus den Gemälden zu befreien. Denkt jetzt nicht, dass ich verrückt bin, denn diese Annahme wäre grundlegend falsch! Jedes dieser Gemälde steht nämlich für einen Fluch, den ein Mitglied meines Covens ausgesprochen hat. Ich bedauere es manchmal, in so einem Coven gelandet zu sein, der mit Flüchen nur so um sich wirft. Naja, zugegebenermaßen tue ich das ja auch, also will ich mich nicht anmaßen.

Dieser Coven. Eines Tages wird er mein Verderben sein. Versteht mich
nicht falsch, ich liebe ihn und er hat mir alles gegeben, was ich mir gewünscht habe: Wissen, Macht über andere, Befriedigung, einfach alles. Doch er vergiftet dich. Er macht dich zu einem schlechten
Menschen. Denn das ist es, was Magie und der ständige Einfluss der Dämonen und fluchende Hexen um dich herum verursachen.

„Corvin!“. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Hinter mir
kommt Odessa angelaufen. Sie ist wie ich noch in der Hexenausbildung
und wir sind auf dem gleichen Wissensstand, naja, sie weiß
eigentlich mehr. „Wieso gehst du denn schon so früh in Richtung
Tempel?“, schreit sie und steht kurz darauf neben mir. „Ich muss
noch ein Ritual proben, dass wir für die Prüfung morgen brauchen.
Mir fällt das leider nicht so leicht wie dir“, entgegne ich in
leicht feindseligem Ton. „Es ist ja nicht so als würden wir
Hohepriester werden, es ist nur die Prüfung zum Philosophus“,
merkt sie an und verdreht die Augen, so dass ich es auch noch sehen
kann. „Aber ich will ja nicht nur so bestehen, sondern auch endlich
mal ein Lob von dem Hohepriester bekommen, der, ja nur mal so
angemerkt, dein Vater ist, also musst du dir ja keine Sorgen machen“,
grummele ich. „Du lernst das alles schon seitdem du geboren bist
und das Amt der Hohepriesterin ist dein Geburtsrecht, aber alle
normalen Hexen müssen sich das hart erkämpfen, ok?!“. „Jetzt
sei mal nicht so. Soll ich dir bei dem Ritual eigentlich helfen?“,
fragt Odessa. „Nein, schon gut. Ist nur ’n einfacher Geldzauber…ich bin in letzter Zeit nicht so gut bei Kasse. Wird also schon schiefgehen“, sage ich. „Na
dann…viel Glück!“, ruft sie während sie ihre roten Haare
zurückwirft und den Gang wieder zurückgeht.

Eigentlich wollte ich gar keinen Geldzauber sprechen, sondern mich
nur mit jemandem treffen. In einer Seance zugegebenermaßen. Anmerken
muss man hier, dass Seancen in unserem Coven nicht mehr erlaubt sind,
da die Frau des Hohepriesters vor 13 Jahren bei einer Anrufung der
Toten von einem Geist ermordet wurde. Seitdem wird dieses Fach auch
nicht mehr gelehrt.

Trotz alledem gehe ich entschlossen in die große Halle unseres
Hexentempels, der sehr stark an die inneren Räume einer sixtinischen
Kirche erinnert. Tja, das liegt vielleicht auch daran, dass sich die
katholische Kirsche das Design und den Stil unserer Tempel zum
Vorbild für den Bau ihrer Kirchen genommen hat. Durch die
dunkellilanen, runden und kleinen Fenster wird der tennisplatzgroße
Raum in ein trübes Licht getaucht, das jeden Christen sofort
verscheucht hätte. Links von mir liegen noch auf einem Pentagramm
Blut und ein paar tote kleinere Tiere, sowie Kräuter und ich glaube
Sperma. Um Himmels willen, wer hat hier einen Fruchtbarkeitszauber
gesprochen und danach nicht sauber gemacht, igitt! Zum Glück
interessiert das die Geister nicht, die ich anrufen möchte.

Ich packe Kreide, ein paar Kerzen und Salz, sowie Streichhölzer und
eine Räucherschale mit entsprechenden Kräutern aus meiner
Lederumhängetasche aus. Das alte, in Stoff gebundene Buch nehme ich
zuletzt heraus und lege es auf einen kleinen Altar, den ich jetzt mit
meinen Utensilien bestücke. Ich fange damit an, ein paar Sigillen
aufzumalen und meine Kerzen anzuzünden und alle anderen elektrischen
Lichter auszuschalten. Dann gehe ich nochmal zur großen Holztür am
Ende des Raums und versichere mich, dass niemand kommt und
verschließe sie. Krachend geht sie zu und es ist nur noch mein mit
ein paar Kerzen beleuchteter Altar am anderen Ende des Raums zu
erkennen.

Selbstbewusst und mit lauter Stimme spreche ich die Formel auf, die ich die letzten drei Wochen auswendig
gelernt habe. Sie ist auf Jahrhunderte altem Germanisch verfasst und
manche Wörter sind echt schwierig auszusprechen. Doch ich kann sie
jetzt gut rezitieren. In dem Buch hieß es, dass man sich die Person
oder das Wesen gut vorstellen soll, mit dem man kommunizieren will, am besten soll man ein Bild dabeihaben. Dann sollte, nachdem man die Formel aufgesagt hat, sofort etwas
geschehen. Ich sehe das Bild meines Bruders an und muss wieder daran
denken, wie grausam sein Tod war. Eine Träne fließt meine Wange
hinunter, doch ich wische sie weg und fange mich wieder. Höchste
Konzentration ist gefragt. Also warte ich darauf, dass etwas
passiert. Eine Minute, zwei, drei. Gleich sind es 15 Minuten, die ich
hier schon im kalten Tempel sitze und warte, dass etwas passiert.
Nichts, Stille, keine Präsenz, Leere, Dunkelheit. Ich bin
enttäuscht. Ich hatte viel auf diesen Spruch gesetzt. Schließlich entscheide
ich mich – sehr enttäuscht – dazu, zu packen und ins Bett zu gehen.

„Gemütlich hast du es hier“. Ich erstarre. Die Stimme kommt von
hinten. Sie ist ruhig und eigentlich schön, aber sie lässt meine
Haare aufstellen. „Danke, dass ich endlich etwas anderes sehen
kann, als Feuer und Menschen, die gequält werden! Wirklich, ich
rechne dir das hoch an, Hexe!“. „Wer…wer bist du….ich habe
dich nicht gerufen!“, hauche ich. Meine Stimme ist kaum zu hören.
Normalerweise rede ich mit Dämonen nur, wenn sie in einem Kreis
eingesperrt sind und ich ihnen Befehle erteilen kann. Doch
dieses…Ding ist direkt hinter mir und wird mir was weiß ich antun!
„Nun, ich bin nicht dein dir so lieber Bruder. Ich bin aber auch
kein Dämon. Ich bin ein Prinz, weißt du! Ich bin von höchster
Abstammung!“, ruft er in den Raum als würde ihm einige hundert
Menschen zuhören und an den Lippen hängen. „Wie heißt
du….Prinz?“, frage ich aus lauter Ratlosigkeit und Angst.
„Und…und was willst du?“, frage ich weiter. Er schnaubt. Sein
Atem ist kalt und bläßt alle Kerzen aus, bis auf eine einzige
winzig kleine. Jetzt ist es dunkel und seine Präsenz wird nur noch
erdrückender. „Ich? Ich bin Sear. Der den Pegasus Reitende! Und
was will ich? Einer Hexe kann ich das sagen, oder? Schließlich kann
man immer eine auf seiner Seite brauchen,nicht wahr? Sag mir,
Hexenmeister, was wollen infernale Wesen denn normlerweise?“.
Mein Kopfkino fängt an, mir Bilder zu zeigen: Blut, die geschändeten Leichen von Menschen und Tieren, eine Erde in Chaos und Flammen, eine Hölle auf Erden. „Ich kann deine Gedanken sehen, also nein,
ich will dein Blut nicht, Hexe! Ich will mich an eurer Welt erfreuen
und ein paar offene Rechnungen begleichen. Leider wurde ich vor
vielen Jahren von deinesgleichen in die Hölle verbannt und konnte
nicht wieder zurück. Aber nun bin ich wieder heraufgekommen! Dürfte
ich dir also aus diesem Grund einen … Deal … anbieten, damit mir das
gleiche nicht noch einmal widerfährt?“, fragt er genüsslich,
immer noch hinter meinem Rücken stehend. „Ein Deal mit einem
Dämon?!“, frage ich entsetzt. „Prinz!“, widerspricht er. „Das
eine sowie das andere ist widernatürlich und widerspricht jedem
Hexengesetzt und, noch viel wichtiger, meinen Grundsätzen!“,
sage ich verwirrt und etwas selbstbewusster. „Also ob dir etwas an
Hexengesetzen liegt. Dir liegt nur etwas an dir selbst. Wie mir.
Weißt du, wir sind doch recht gleich. Helfen wir uns doch. Ich helfe
dir was auch immer du willst zu erreichen und du hältst mir alle
vom Leib, die mich wieder verbannen wollen!“, sagt er und kommt mir
von hinten immer näher.

Ich habe Angst, ziehe meinen Kopf ein und lehne meinen Körper nach
vorne. Kalter Schweiß läuft meine Stirn herunter und in meine
Augen. Es kann sich wohl nur noch um Minuten handeln, bis ich von dem
Dämon ausgeweidet werde. Seit wann gehen Dämonen Verträge mit
Menschen, besser gesagt Hexen, ein? Ich kann jetzt deutlich seinen
Atem in meinem Nacken spüren, der einen Schauer über meinen Rücken
jagt, wie es sonst nichts tut. Was soll ich tun? Ja sagen und von
einem Dämon kontrolliert werden, nicht mehr Kontrolle über mein
eigenes Leben haben. Oder nein sagen und den grausamsten Tod
erwarten.

Meine Blicke schweifen hektisch und voller Verzweiflung umher und da
sehe ich unter dem Altar ein Athame liegen, einen Dolch. ‚Oh, du
silberner Schatz!‘, denke ich mir und sehe meine Chance. Ohne
nachzudenken ergreife ich es, drehe mich gekonnt um und steche es in,
wie ich jetzt sehe, den nackten Bauch des Dämonenprinzen.

„Narr! Denkst du wirklich, dass mich ein Dolch verletzen kann? Ein
Dolch?! Ich bin ein Prinz der Hölle, mein lieber Corvin! Nur mein
Vater kann mir mein Leben nehmen!“, lacht er fast schon, zieht sich das Messer aus dem Bauch und wirft es weg. Erst jetzt
fasse ich den Mut, ihn anzusehen. Meine Blicke gehen zu seinem
Gesicht hoch. Erstaunlicherweise ist er nicht scheußlich, wie wir im
Unterricht gelernt haben, er ist vielmehr…wunderschön! Mittellange
haselnussbraune Haare umrahmen ein perfekt symmetrisches,
glattrasiertes Gesicht mit den grünsten Augen, die ich je erblicken
durfte. Auch merke ich, dass er eigentlich komplett nackt ist. Auch
sein trainierter, sehr hochgewachsener Körper hat etwas von
göttlicher, Verzeihung, infernaler Schönheit! Im Gegensatz zu
seinem Gesicht ist sein Körper mit ebenso halsenussbraunen Haaren
dezent verziert.

Ich werde aus meinem Staunen, dass Dämonen doch so einzigartig
schöne Wesen sind, gerissen, als Sear meinen Hals packt und mich nah
an sich heranzieht. „Junge, entscheide, sagst du ja und wählst du
somit ein Leben mit großer Macht oder sagst du nein und gibst mir
somit einen zweiten Grund dich deiner Innereien zu entledigen?“,
spuckte er mir fast schon – jetzt in einem deutlich aggressiverem
Ton – in mein Gesicht. Ich war in Schock von seiner ruckartigen
Aktion und höre nur wie mir ungewollt ein „Ja“ entweicht. Doch
sein Griff um meinen Hals, der mir das Atem langsam verwehrt, wird
nicht weicher!

„Corvin!“. Odessa steht in der Tür und sieht mich und den Dämon
entsetzt an. Ich versuche zu schreien, sie solle weglaufen, aber sie
streckt schon ihre Arme nach vorne und fängt an einen Spruch zu
flüstern. Sear formt seine Lippen zu einem schmalen Schlitz und
verdreht die Augen in Verachtung. Mit einer winzigen Bewegung seiner
linken Hand lässt Odessa auf einmal davon ab, ihren Spruch
aufzusagen. Kurz sieht sie wie versteinert aus. Dann sieht sie an
sich herunter und hat einen Gesichtsausdruck, als müsste sie sich gleich
übergeben. Jetzt sieht sie mich an und ihre Augen haben einen
Ausdruck, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Als sie
ansetzt zu schreien und ihren Mund abnormal weit aufreißt, passiert
das unabwendbare Abscheuliche. Ihr Körper explodiert und jeder
Konchen, alles Fleisch und ihre porzellanfarbene Haut wird
atomisiert. Alles, das von ihr noch übrigbleibt, ist ein roter
Blutfleck, der die ganze Wand bedeckt und an dem nur noch ihre Haare
erkennen lassen, dass das einmal ihr Körper war. Ihr Blut erreicht
sogar mein fassungsloses Gesicht und sprenkelt es wie einen
Streußelkuchen. Sears Griff wird leichter und während ich noch nach
Luft ringe, fange ich an zu schreien. Ich schreie mir die Seele aus dem
Körper. Tränen tropfen unkontrollierbar von meinem Gesicht auf den
Boden. „Nein! NEIN! Wieso hast du das getan?! Hol….hol sie wieder
zurück!“, huste und schreie ich zugleich. Sear sieht amüsiert
aus. Er stemmt die Arme in die Hüfte und sieht an sich herunter und
dann mich an. „Nun, eigentlich wäre es deine Aufgabe gewesen, mich
vor ihr zu schützen. Aber ich will ja nicht so sein. War sie eine
Freundin von dir?“, fragte er fast schon mitleidig, doch sein Blick
bleibt kalt. Als Antwort schlage ich einfach nur meine Hände auf mein
Gesicht und und nicke kaum erkennbar. „Nun denn, dann schätze ich,
dass wir lieber gehen, bevor ich noch mehr deiner Freunde töten
muss“, sagt er in einer Ruhe und Gleichgültigkeit, die einem das Blut in Adern gefrieren
lässt.

Er nimmt mich an der Schulter und es wird mir schwarz vor Augen. In
diesem kurzen Moment sehe ich jedoch auch ihn, seine Vergangenheit,
den Horror, den er erlebt hat und kurz kann ich ihn verstehen. Er ist
nicht wie die anderen Dämonen. Er ist fast schon menschlich.

Und deshalb muss man ihn fürchten.

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