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Seine letzten Worte

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Erwartungsvoll und erfüllt von Genugtuung sitze ich auf einem hölzernen Stuhl in der ersten Reihe; neben mir meine Frau Kate und hinter uns meine und ihre Eltern. Unruhig beginne ich mit den Beinen zu zittern und meine Finger schließen sich fest um das güldene Amulett, das ich in der Hand halte, als sich die schwere Metalltür öffnet und er in den Raum geführt wird. Ein kurzes Gefühl der Verwirrung, beinahe Enttäuschung setzt sich in meinen Gedanken fest.

Er wirkt vollkommen ruhig, geradezu tiefenentspannt. Ich hingegen kann mich vor Aufregung kaum auf meinem Stuhl halten, und als er sich vor uns stellt und frech grinsend in die Runde blickt, springe ich auf und werfe einen Stein nach der Scheibe, hinter der es sich der Mistkerl gerade anscheinend noch gemütlich gemacht hat. Er scheint es zu genießen, mich in diesem Zustand zu sehen.

Du mieses Schwein!“, brülle ich ihm entgegen.

Der Stein prallt von der Scheibe ab und fällt mir direkt vor die Füße. Es war nur ein kleiner Stein, aber dennoch hat er durch die Kraft, die ich in meinen Wurf gesteckt habe, für einen kleinen Riss im Glas gesorgt. Etwas gereizt, aber dennoch mit verständnisvollem Blick steht einer der Männer, die sich neben der Glaswand platziert haben, auf und deutet mit dem Finger auf mich.

Hey! Bitte bewahren sie Ruhe!“

Ich gehorche und setze mich wieder. Ich wollte nicht riskieren, hinausgeworfen zu werden. Diesen Moment wollte ich um nichts in der Welt versäumen. Mein Blick fällt auf das kleine Amulett in meiner Hand, und als ich es öffne und das Abbild von Lilly zum Vorschein kommt, beginnt Kate zu schluchzen und wischt sich mit den Händen ein paar Tränen aus dem Gesicht. Sie sind rau und rissig, teilweise zieren tiefe Schnittwunden ihr Handgelenk, die sie sich in einem Zustand des völligen Wahnsinns zugefügt hatte, nachdem die Polizei an unserer Tür klingelte und uns von Lilly erzählte.

Dieser Vorfall, nein, dieser Mann hat unsere Familie zerstört und Kate beinahe in den Selbstmord getrieben. Zum Identifizieren der Leiche nahm ich sie nicht mit; es hätte ihr endgültig den Rest gegeben. Selbst ich musste, obwohl ich Nerven wie Drahtseile hatte, ein Bad aufsuchen und übergab mich. Was er mit Lilly angestellt hatte, war einfach zu grausam, um irgendjemanden kalt zu lassen.

Die Polizei wollte mich und Kate zunächst mit den Details verschonen, doch ich drängte darauf, dass sie mir alles über den Mord an meiner kleinen Tochter berichteten.

Mister Deveraux!“, sagte dann schließlich einer von ihnen. „Was Lilly zugestoßen ist, ist von durch und durch abscheulicher Natur. Sind sie sich sicher, dass sie alle Details hören wollen?“

Ich bejahte diese Frage selbstverständlich. Lilly war tot, und daran ließ sich nichts mehr ändern; auch würde ich nie wieder friedlich schlafen können und bis an mein Lebensende traumatisiert bleiben, doch ich nahm all dies in Kauf, um der schrecklichen Ungewissheit zu entgehen, die mich bis in mein Grab verfolgen und quälen würde.

Wie es aussieht, hielt er sie anderthalb Monate in seinem Kellergewölbe gefangen, wo er sie täglich, nach seinen Angaben zufolge sogar stündlich, verprügelte und ihr dabei im Laufe der Zeit sämtliche Knochen in ihrem Körper brach. Auch lassen tiefrote und teilweise blutige Striemen auf ihrer Haut darauf schließen, dass er sie mit einer Peitsche oder gar einem dicken Stock schlug. Auch schien er sie des öfteren vergewaltigt zu haben, bis er sie letztendlich mit ihren eigenen Haaren, die er ihr kurz zuvor gewaltsam mitsamt einigen Teilen der Kopfhaut herausgerissen hatte, erdrosselte, sie anschließend ausweidete und dann auf der Müllhalde entsorgte, wo eine Passantin sie dann schließlich fand und die Polizei alarmierte.

Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich nur an die Worte der Polizisten denke. Wieder mit diesem starken Gefühl der Genugtuung und der Gerechtigkeit, doch auch mit einem unbändigen Hass in meiner Seele, blicke ich auf den Mann, der nun dort vor mir auf einer aufrecht gestellten Liege fixiert wird. Während einer der Männer den Mann über die nun folgende Prozedur aufklärt, starrt er mich nur lächelnd an und scheint keinerlei Interesse daran zu zeigen, wie er in den folgenden zehn Minuten zu Tode kommen wird. Als sein Blick mich immer weiter zu erfassen scheint und mir immer klarer wird, was für ein krankes Wesen er doch ist, vernehme ich leise die Worte eines der Männer.

Irgendwelche letzten Worte?“

Der Blick des Mannes weicht nicht von mir ab; alles, was er tut, ist langsam, aber deutlich mit dem Kopf zu nicken, während sich sein Lächeln in ein geradezu teuflisches Grinsen zu verwandeln beginnt. Ich spüre, wie der Hass in mir das Gefühl der Genugtuung langsam, aber sicher zu übertrumpfen beginnt, doch als ich seinen Sätzen lausche, entwickelt sich mein Hass in pure Raserei.

Stört es sie eigentlich gar nicht, Mister Deveraux? Fühlen sie nicht gerade in diesem Moment den gesamten Hass der Welt in ihrem Herzen? Ich wette, das Blut in ihren Adern kocht förmlich durch all den Zorn, der sich in ihnen angestaut haben muss. Sicherlich ist es eine Qual für sie, zu wissen, dass der Mörder ihrer süßen kleinen Lilly in ungefähr fünf Minuten das Zeitliche segnen wird – voraussichtlich sogar vollkommen schmerzlos, während Sie für Stunden, Tage, ganze Wochen Höllenqualen erleiden musste – jede einzelne Sekunde.“

Sein Lächeln wird von Sekunde zu Sekunde diabolischer und ich spüre, wie ich kurz davor bin, all die Rage, die sich in mir zu sammeln beginnt, in einer lauten Explosion freizusetzen.

Doch obgleich Sie nach wenigen Tagen äußerlich so stark beschädigt war, dass vermutlich nicht einmal ihre Frau sie wiedererkannt hätte… so schmeckte sie noch immer nach Erdbeeren.“

Meine Hände ballen sich zu Fäusten und Kates verzweifelter Versuch, mich zurückzuhalten, hält mich nicht davon ab, aufzuspringen und ihm all die Wut meiner Seele entgegenzubrüllen.

Sie Monster!!!“

Er verzieht keine Miene. Er scheint es noch immer zu genießen und das Lächeln, das sich auf seinen Lippen abzeichnet, wird immer grässlicher und bösartiger.

Monster? Sehen sie sich doch einmal um. Sie sind von Monstern umgeben – Sie können es nur noch nicht erkennen. Ich bin sicher, so gut wie alle hier, selbst Sie, Mister Deveraux, glauben, dass das, was hier geschieht, Gerechtigkeit ist, nicht wahr? Ich wette, Sie empfinden eine geradezu euphorische Genugtuung, wenn Sie mich hier so gefesselt und im Angesicht des Todes stehen sehen. Glauben Sie es ruhig, doch das, was hier geschieht, hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Ich habe Lilly schreckliche Dinge angetan, das räume ich ein. Sie hat die Hölle auf Erden durchlebt, und meine Beweggründe sind hierbei überhaupt nicht entscheidend. Tatsache ist, dass sie wie ein zahmes Kätzchen von einem räudigen Straßenköter zerfleischt wurde, und was tun Sie? Den Straßenköter einfangen und auf völlig humane und beinahe schon gutmütige Weise einschläfern.

Und genau deshalb geht mir dieses sogenannte Gesetz am Arsch vorbei, denn auch wenn diese Leute hier alle behaupten, dass sie die Guten wären und für Recht und Ordnung sorgen – sie werden Ihnen niemals Gerechtigkeit geben können. Ich bin ein furchtbarer, geradezu widerlicher Mensch, aber mich in solch einer freundlichen Art und Weise ins Jenseits zu befördern, nachdem ich so viel Leid und Schmerz verursacht habe, ist nicht einmal mehr menschlich.“

Die Genugtuung ist plötzlich schlagartig aus meinem Körper entwichen, so als hätte man ein Ventil geöffnet, sodass all die befriedigenden Gefühle, die ich zuvor noch beim Anblick dieses Mannes empfand, augenblicklich hinausgeschleudert wurden. Ich kann nicht einmal mehr Hass spüren. Ich bin einfach nur geschockt. Geschockt über die Tatsache, dass der Mörder meiner Tochter tatsächlich recht hat. Sein nun ganz und gar grässliches Lächeln zeigt mir, dass er genau das erreichen wollte und dass er nun weiß, dass er es geschafft hat.

Ihr Leute nennt mich ein Monster, und wenn ihr es nicht aussprecht, so denkt ihr es wenigstens, doch ich sage euch, dass die wahren Monster nicht hier hinter dieser Glaswand stehen, es sei denn natürlich, man betrachtet die Herren rechts und links von mir, doch sie befinden sich hauptsächlich unter euch. Sie starren euch direkt in die Augen, und zwar jedes Mal, wenn ihr einen Blick in den Spiegel werft…“

Als die Spritzen in seine Arme eindringen und das todbringende Gift in seine Venen gelangt, herrscht im Raum absolute Stille. Bevor ich diesen Raum betrat, war ich mir sicher, dass die Leute zufrieden lächeln oder der ein oder andere sogar zu jubeln beginnen würde, doch der einzige, der in diesem Moment lächelte, war der Mann, der friedlich und zufrieden vor unseren Augen einschlief, während die anderen Menschen im Raum, sogar die Aufseher neben dem Angeklagten, die Köpfe gesenkt hielten und beschämt zu Boden sahen; denn sie alle wussten, dass es stimmte, was er gesagt hatte. Sie alle wussten, dass er recht hatte.

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