Tanz der Götter -Veränderung
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kapitel 12
[[Datei:Ares_valeria_verwandlung.jpg|thumb|Tanz der Götter
-Ares & Valeria-
Nach der Verwandlung]]
Überfordert mit den Geschehnissen und von sich selbst enttäuscht, stand Danilo regungslos da und starrte ins Nichts. Er hatte seinen Sohn verraten. Die einzige Person, die ihm auf dieser gottverdammten Welt noch geblieben war. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Er hätte es besser wissen müssen. Die Summe war zu hoch, als das es mit einem einfachen Hinweis erledigt gewesen wäre. Aber das Geld… Sie hätten es wirklich gut gebrauchen können. Dieses scheiß Geld. Er stellte es über seine Familie.
Wie dumm konnte man nur sein? Er wäre für seine Verhältnisse mit einem Schlag reich geworden, dabei war er dies bereits, denn er hatte etwas weitaus Wertvolleres, das man nicht mit Geld erwerben konnte. Scherben. Vor denen stand er jetzt und die Schuld fraß ihn bereits auf.
Nebenan polterte es. Emil kämpfte sich aus den Trümmern. Benommen näherte er sich Danilo, dieser atmete tief durch. Emils Kleidung war stellenweise zerrissen und voller Schmutz. Er hatte Putz im Haar und auf dem Gesicht. Mehrmals kniff er die Augen zusammen und konzentrierte sich sichtbar darauf, sich zu fokussieren. Er hustete einige Male und schien sich allmählich zu fassen.
„Wohin?“, fragte Emil herb. Danilo senkte den Blick und schwieg. Gereizt packte Emil ihn am Kragen und zog ihn nahe zu sich.
„Wohin sind sie verschwunden, will ich wissen!“, brüllte er. Danilo blieb eisern. Er schwieg weiterhin.
„Falscher Zeitpunkt, um den Helden zu spielen, alter Sack. Du hast sie bereits verraten, also spuck es aus, sonst häute ich dich bei lebendigem Leib!“
„Lass ihn los!“, forderte eine Stimme hinter ihm. Emil drehte sich um. Er ließ von Danilo ab und wandte sich nun Ares zu. Ares blickte ihn todernst an. In seiner rechten Hand eine alte Handaxt haltend, schritt er unbeirrt auf Emil zu. Als sie sich gegenüberstanden, umklammerte er den Griff noch fester. Emil begann grinsend damit, ihn wie Beute zu umkreisen.
„Also, in welche Richtung ist sie gelaufen? Oder hast du sie versteckt? Sag schon!“ Ares beobachtete jeden seiner Schritte genau. Er positionierte sich in einigem Abstand schützend vor seinem Vater. Entschlossen hob er die Axt.
„Damit willst du mich töten?“, lachte Emil spöttisch. Er lief auf Ares zu und blieb dann vor ihm stehen. Lachend breitete er beide Arme aus.
„Mit einer rostigen Axt willst du mich töten? Mich? Einen Unsterblichen? Na dann los. Schlag zu, aber dieses Mal bitte mit der Kraft eines Mannes, okay?“, zwitscherte er belustigt.
Ares biss die Zähne zusammen. Wut machte sich in ihm breit. Emil provozierte ihn, das war ihm bewusst, aber verdammt nochmal, es funktionierte. Viel wichtiger war jedoch, dass Ares genug Zeit schinden konnte, damit Valeria so weit weg wie nur möglich von hier käme. Und dies schien ebenfalls zu funktionieren.
„Worauf wartest du? Schlag zu, hab ich gesagt“, wiederholte Emil.
„Junge…“, flüsterte Danilo seinem Sohn zu.
„Sei still!“, erwiderte Ares kühl.
„Lass es, mein Sohn! Ich lenke ihn ab und du fliehst. Das ist kein Mensch.“
„Dafür ist es zu spät. Du selbst hast dafür gesorgt, Papa. Und ja, er ist kein Mensch, aber weißt du was? Valeria auch nicht. Und? Ändert das jetzt etwas an unserer Situation? Ist dir seine Schnelligkeit etwa entgangen?“, argumentierte Ares.
„Junge… ich…“, begann sein Vater reuevoll.
„Ich sagte: Sei still! Das tut jetzt nichts mehr zur Sache.“
Sie beobachteten Emil dabei, wie er sichtlich amüsiert nickte, als würde er einem von beiden zustimmen.
„Ja, alter Sack. Es tut jetzt nichts mehr zur Sache. Deine Entschuldigungen will jetzt niemand hören“, spottete er höhnisch. Danilo runzelte die Stirn.
„Was ist, Opa? Hast du nicht selbst gesagt, ich sei kein Mensch?“, entgegnete er seiner Reaktion.
„Du willst also abhauen, ja?“
„Hier haut niemand ab!“, brüllte Ares. Emil applaudierte.
„Schön gebrüllt, Löwe. Also, was jetzt?“, wollte er wissen und trat einige Schritte auf Ares zu. Dieser machte sich bereit. Bereit auf einen Kampf. Bereit auf ein schnelles Ende.
Wuchtvoll schwang er die Axt. Seine Entwaffnung kam nicht überraschend. Er hatte nicht den Hauch einer Chance. Nun hatte der blonde Junge Ares in seiner Gewalt und hielt ihm das Axtblatt an die Kehle.
„Nein! Stopp!“, schrie Danilo verzweifelt.
„Noch hab ich ja nichts gemacht“, lachte Emil. Ares schwieg. Er sah seinem Vater in die Augen. Vorwurfsvoll und enttäuscht, aber ebenso reuevoll.
„Irgendwelche letzten Worte?“, flüsterte Emil in einer beunruhigenden Tonlage. Danilo vergoss Tränen, während Ares die Augen schloss. Er atmete noch einmal tief durch.
„Ich vergebe dir“, lächelte er seinen Vater an. Dies führte dazu, dass Danilo umso bitterlicher weinte.
„Süß. Na dann wollen wir mal“, äußerte Emil heiter.
Ares spürte, wie der Druck gegen seine Kehle nachließ. Zu schwach, um sich aus Emils Griff zu lösen, starrte er seinen Vater an. Es war, als wäre die Zeit angehalten oder zumindest verlangsamt worden. Ares sah es nicht, doch er realisierte, verstand schnell, was Emil vorhatte. Er fühlte, wie dieser Bastard ausholte. Seine Augen weiteten sich. Ares öffnete den Mund, um seinen Vater zu warnen. Um zu brüllen, dass er in Deckung gehen solle, doch da war es bereits zu spät. Ungläubig starrte er auf das Werkzeug, das nun im Brustkorb seines Vaters steckte. Danilo taumelte einige Schritte zurück, bis er blutend auf der steinernen Treppe zusammenbrach.
„Ha! Volltreffer!“, hörte er Emil triumphierend rufen, doch der Anblick des leblosen Körpers überschattete alles. Steh auf, dachte Ares flehend. Bitte, steh schon auf! Tränen sammelten sich in seinen Augen.
„Papa…?“, wimmerte er gebrochen. Emil ließ ihn los und Ares sank auf die Knie.
„Nein, Papa…“ Ares kroch auf seinen Vater zu. Sein Kopf schmerzte so ungemein. Das konnte doch nicht die Realität sein, oder? Er hoffte, dass das alles nur ein Traum war. Ein verdammter Alptraum, nichts weiter. Gleich steht er wieder auf. Oder ich wache jeden Moment auf. Irgendetwas dergleichen. Gleich, dachte Ares fortwährend. Doch Danilo stand nicht wieder auf und auch Ares erwachte nicht. Kein Traum. Realität. Das war real.
Das geschah wirklich. Seine Finger zitterten, als er nach einem Puls suchte, doch es war vergebens. Danilo rührte sich nicht. Er war tot. Als die grausame Wahrheit in seinen Verstand drang, schrie er schmerzerfüllt auf. Er weinte bitterlich, bis er abrupt verstummte. Leise Schluchzer waren zu hören, als er in seinen Nacken griff, um die Kette, die er um den Hals trug, zu lösen. Das Medaillon fiel auf die Stufe. Zögernd hob er dieses auf und platzierte das Schmuckstück in der linken Hand seines Vaters. Er verharrte noch einige Momente stumm in dieser Position, doch dann rappelte er sich auf, sah Emil hasserfüllt an und ballte die Hand zur Faust.
„Dafür wirst du büßen!“, brüllte er ihn energisch an.
„Jetzt bekomme ich aber Angst“, rollte sein Gegenüber mit den Augen.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, was für eine Konsequenz mich erwartet, wenn ich ohne Valeria zurückkehre?“
„Ich hoffe, es wird schmerzhaft“, entgegnete Ares, während er wutentbrannt auf ihn zustürmte.
„Du bist echt unbelehrbar, was?“, kicherte Emil und rannte ihm entgegen. Sein Gegner war um einiges schneller als Ares selbst. Für ihn war es ein Leichtes, seinen Hieben und Schlägen auszuweichen, eine Gelegenheit abzupassen und ihn an der Kehle zu packen, um seine verzweifelten Angriffe zu unterbinden. Hart stieß er ihn zu Boden und fixierte ihn an Ort und Stelle. Er schnitt ihm die Luft ab, das wusste er, aber diese Machtpräsentation war einfach zu köstlich. Ares‘ Blick war ungebrochen, noch immer energiegeladen und voller Hass. Für einige Sekunden starrten sie sich in die Augen.
„Was siehst du mich so an?“, fragte Emil emotionslos.
Schaum hatte sich bereits vor seinem Mund gebildet. Emil lockerte seinen Griff letztlich, hielt ihn aber dennoch am Boden fixiert. Ares rang sofort nach Luft. Er hustete und keuchte.
„Du… bist doch nichts weiter… als ein…“, begann Ares angestrengt.
„Als ein Sklave.“
Emil starrte ihn an. Sein Blick war leer. Emotionslos.
„Ich will nicht, dass du mich so ansiehst…“
Mit diesen Worten holte der junge Mann aus und zerschmetterte nun auch Ares‘ rechten Arm. Er konnte es hören. Hören, wie sein Arm durch diese unbändige Wucht zerquetscht wurde. Er fühlte die warme Flüssigkeit, die sich schnell ausbreitete. Doch das Geräusch war fast schon schlimmer als der damit verbundene Schmerz. Er schrie. Ares spürte, wie er langsam in die Bewusstlosigkeit driftete. Emil schlug ihm ins Gesicht, als wolle er genau dies verhindern. Mühsam sah Ares ihm erneut in die Augen.
„Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“, zischte Emil abwertend.
„Na gut. Dann…“, begann er, während er den Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand langsam an Ares‘ rechtes Auge führte.
„Sorgen wir dafür, dass du nichts mehr sehen kannst.“
Valeria warf einen Blick zurück. Sie konnte das Haus nur noch weit entfernt ausmachen. Was mache ich da? Ich kann nicht weglaufen. Ich kann nicht, dachte sie sich selbst ermahnend. Wohin überhaupt? Es war doch klar, dass Emil die Umgebung nach ihr absuchen würde. Sie war egoistisch, das wusste sie und das gestand sie sich auch ein. Alleine sein? Das ging nicht. Zu groß war ihre Angst vor dem Alleinsein. Sie konnte nicht ohne Ares. Nein. Und trotzdem, ihre Beine bewegten sich nicht.
„Kannst du dich nicht entscheiden?“, ertönte erneut diese blecherne Stimme.
„Du überlässt sie dem Tod?“
„Nein…“
„Nein? Warum kehrst du dann nicht um?“ Sie schwieg. Sie hatte keine Antwort darauf. Es war doch, weil er es so wollte… oder nicht?
„Wenn du dich nicht sputest, wird er sterben. Dann kann nicht einmal mehr ich dir helfen. Wenn es nicht bereits zu spät ist.“
„Oder… hast du etwa Angst? Hast du Angst vor mir? Deinem… anderen Ich? Es ist okay. Du musst das nicht länger tun. Überlass einfach mir das Steuer!“, kicherte die Stimme.
„Sei still!“, murmelte Valeria.
„Es gibt kein anderes Ich“, leugnete sie standhaft. Ein furchterregendes Lachen erklang.
Ares konnte es fühlen. Wie die Finger seines Peinigers sein Auge umschlossen und wie er langsam, ganz langsam, daran zu ziehen begann. Erneut schrie er qualvoll auf. Emil genoss es, ihn zu foltern. Er genoss seine Schreie. Er zog das Auge immer weiter aus der Augenhöhle. Er zog immer weiter. Weiter, bis auch die letzten Stränge, an denen es hing, nachgaben und er schließlich auf den losen Augapfel zwischen seinen Fingern sah. Emil ließ von seinem Opfer ab. Er erhob sich, steckte sich den Augapfel in den Mund und lächelte, auf ihn herabblickend. Erneut drohte er das Bewusstsein zu verlieren und erneut verhinderte Emil es. Er trat ihn. Trat auf ihn ein, als wäre er nichts weiter als Müll. Ares spuckte Blut. Ihm war schlecht, mehrmals hatte er das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Dann hob Emil sein rechtes Bein und trat auf Ares‘ Brustkorb. Es knirschte und knackte erneut. Ares spuckte noch mehr Blut. Er röchelte und drehte seinen Kopf kraftlos zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Emil langsam entfernte. Die Schritte wurden immer leiser. Dann vernahm er den Laut einer zuschlagenden Tür und kurz darauf, wie der Motor gestartet wurde. Der Wagen entfernte sich rasch und danach wurde es still. So schrecklich still. Er konnte sich nicht bewegen. Aufstehen war unmöglich, zu atmen fiel ihm immer schwerer. Er konnte seinen Körper kaum noch spüren. Ihm wurde immer kälter. Die Gedanken, die er fassen konnte, galten ihr. Wie gerne hätte er sie noch einmal gesehen. Nur noch ein einziges Mal. War es das jetzt wirklich? Dabei wollte er doch noch so viel sagen.
Valeria…Und sein Vater.
Seine Sicht verblasste zunehmend. Plötzlich drang ein Geräusch in sein Gehör. Waren das… Schritte? Hastige Schritte, die immer näher kamen? Eine Stimme holte ihn zurück. Eine besorgt klingende Stimme. Ihre Stimme. Schluchzend fiel sie neben ihm auf die Knie. Unter extremer Anstrengung drehte er erneut den Kopf. Er sah in ein weinendes Gesicht. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.
„Hey… I-Ich habe dir doch gesagt… D-Du sollst doch…“, brachte er hustend hervor. Sie schüttelte vehement den Kopf.
„Ich kann nicht! Kann nicht… ohne dich!“, rief sie aufgebracht.
„S-Schon gut… nicht… weinen…“
Doch sie konnte nicht anders. Ihr Schluchzen wurde immer eindringlicher. Sie streichelte ihm über die Stirn.
„Tut… mir… leid… Ich konnte… m-meinen Schwur nicht… halten…“ Eine Träne lief ihm über die Wange.
„Ares, nein!“, schrie sie verzweifelt.
„Tu das bitte nicht! Bitte, bitte! Ich brauche dich!“
Sie war verzweifelt, so unsagbar verzweifelt. Sie ertrug den Gedanken nicht, ihn zu verlieren. Alles, was ihr geblieben war, zu verlieren. Sie handelte selbstsüchtig, das wusste sie, doch war ihr dies völlig gleich. Sie presste die rechte Hand gegen ihre Brust.
„Du weißt, was du tun musst.“
„Nutze die Gabe, die du von mir erhalten hast.“
„Die… Gabe…“, flüsterte Valeria kaum hörbar.
Ohne länger zu zögern, biss sie sich selbst ins Handgelenk. Sie sammelte ihr Blut im Mundraum. Nachdem sie genug angesammelt hatte, beugte sie sich über Ares, presste ihre Lippen auf seine und flößte ihm das Blut ein. Es lief ihm die Mundwinkel hinab. Stumm betend sah sie ihn an. Er rührte sich nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr, oder war die Bewegung einfach zu schwach, um sie zu erkennen? Dann vernahm sie Stimmen, die sich dem Haus näherten. Das Gesicht in den Händen vergraben, weinte sie.
Plötzlich begann Ares‘ Körper wild zu zucken. Er atmete geräuschvoll ein und öffnete die Augen. Er wand sich qualvoll hin und her. Er verkrampfte und benahm sich wie eine wilde Bestie. Dann drehte er ruckartig seinen Kopf zu Valeria und starrte sie an. Was war mit ihm? Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war schrecklich verzerrt. Sie starrte auf das rechte Auge. Emil hatte es entfernt, doch sie starrte in ein normal aussehendes Auge. Einzig die rote Farbe schien ungewöhnlich. Ares roch an ihr. Wie ein Tier schnüffelte er erst an ihr und dann in der Umgebung umher. Die Stimmen wurden lauter, kamen näher. Da stürmte Ares plötzlich los. Valeria spurtete hinterher, und bevor er um die Ecke des Hauses bog und weiter auf das Tor zulaufen konnte, packte sie ihn und zog ihn zurück. Er wehrte sich, wand sich in ihrem Griff.
„Ares, nein!“, rief sie entsetzt.
„Du musst es kontrollieren! Gib dem Impuls nicht nach!“ Er versuchte sich weiterhin aus ihrer Umklammerung zu lösen.
„Ich kenne dieses Gefühl! Ich hatte es auch einige Male. Du willst doch nicht wirklich einen Menschen töten?!“, schrie sie appellierend.
„Ja… Wir kennen dieses Gefühl… So wild, so animalisch, so… erforderlich“, kicherte die Stimme, dieses Mal lauter. Dieses Verlangen nach Blut, Fleisch. So unbändig. Soma war derjenige, der ihr half, dies zu überwinden.
„Du musst lernen, es zu kontrollieren. Denk einfach an etwas anderes! Nimm dir einen Apfel und iss ihn! Ich weiß, das stillt deinen Hunger zwar in keiner Weise, doch stell dir vor, er würde dich sättigen. Konzentriere dich darauf und glaub daran! Es wird mit der Zeit einfacher. Sieh mich an! Ich habe es auch geschafft“, munterte er sie damals mit diesen Worten auf. Und er hatte Recht. Sie hatte es geschafft und Ares konnte es auch schaffen. Soma… Valeria war klar, dass sie sich unterschieden. Es war ihr absolut klar. Er war stärker, schneller und nicht nur das. Sie wusste es. Auch wenn sie beide Genesis im Blut hatten, waren sie nicht gleich.
Sie festigte ihren Griff um ihn, umarmte ihn kräftig.
„Bleib bei mir!“, flehte sie.
„Bleib bei mir!“
Seine Versuche, sich zu befreien, ließen nach. Nach und nach beruhigte er sich, bis er sich schließlich nicht länger wehrte. Seine Arme erschlafften. Als sie ihn losließ, drehte er sich langsam zu ihr um. Tränen rannen ihm übers Gesicht. Sie sah, wie er langsam realisierte. Realisierte, was geschah und was er dabei war zu tun.
„Was… Was bin ich?“, fragte er leise.
Sie biss die Zähne zusammen.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Die Stimmen kamen immer näher und näher. Sie mussten verschwinden. Weg von hier. Es würde nur zu Problemen führen, würden sie bleiben.
„Ich vertraue dir, blind. Vertraust du auch mir?“, fragte sie ruhig. Kurz senkte er seinen Blick.
„Ja. Ich vertraue dir. Du… Du hast mich ja auch gerettet“, lächelte er.
Nach vorne. Beide mussten nach vorne sehen. Sie nahm seine Hand, ihre Finger verschränkten sich ineinander. Sie rannten. Sie blieben nicht stehen und sahen nicht zurück.
„Puhh…“, begann Michail kopfschüttelnd.
„Ehrlich gesagt, fehlen mir die Worte.“ Stumm betrachtete er Ares.
„Verzeih mir Ares, aber Valeria muss die Wahrheit erfahren.“
Ares fuhr hoch und sah ihn verständnislos an. Valeria nahm seine rechte Hand in ihre und drückte sie zärtlich.
„In dieser Nacht, in der das Feuer ausbrach… Lew hatte Großvater angerufen… Und dieser musste es mit anhören. Er musste mit anhören, wie Soma seinen Vater quälte. Nicht Maxime hatte die Morde begangen, es war Soma“, offenbarte Michail ausdruckslos. Er beobachte Valeria genau. Wie würde sie darauf reagieren? Würde sie sich rächen wollen?
Valeria schüttelte den Kopf und atmete erschöpft aus.
„Ich weiß… Das heißt, ich hatte es im Gefühl. Ich habe es mir bereits gedacht, doch ich wollte es nicht wahrhaben, nicht glauben. Ich habe meine Augen davor verschlossen. Mal wieder.“ Sie sah Ares an.
„Ich weiß, du wolltest mich nur schützen. Es ist nicht dein Fehler.“
Michail wirkte sichtlich irritiert. Er hob die rechte Hand.
„M-Moment…Was heißt, du hast es dir gedacht? Wie?“, wollte Michail von ihr wissen.
„Es war in London. Er,… Soma, hatte da etwas angedeutet. Er sagte, er bereue es, dass er damals nicht als erstes zu Ares ging. Ich weiß nicht, mein Verstand begann unfreiwillig die losen Enden zu verknüpfen und ich dachte an diese Nacht“, erklärte sie ruhig.
„London… Wie ist es dazu gekommen?“, fragte Michail und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
„Wir waren lange unterwegs. Sehr lange. Nun waren wir beide keine Menschen, wir mussten nicht essen, mussten nicht schlafen, aber wir beide sehnten uns danach, einfach ‘anzukommen‘, verstehen Sie? Wir wollten nicht mehr laufen, wollten nicht fliehen. Eines Tages führte uns unsere ziellose Reise nach Ordynok. Wir versteckten uns in einer Scheune, hausten dort, bis die Besitzer uns fanden. Wir dachten, sie würden uns fortjagen, doch anscheinend hatten sie Mitleid. Es handelte sich um ein kinderloses Paar. Sie nahmen uns auf, ließen uns in ihrem Haus schlafen, alles. Aber sie waren alt. Im Gegenzug für ihre Güte halfen wir den beiden bei der Landwirtschaft. Wir hielten das Grundstück in Schuss, bestellten die Felder, kümmerten uns ebenso um sie, wie sie sich um uns kümmerten. Sie hatten uns unter Ares‘ Familiennamen beim Bürgeramt gemeldet und nachdem sie starben… sie überschrieben uns das Haus, das Grundstück, ihren ganzen Besitz. Fortan lebten wir dort. Wir führten ein eigenes Leben.“ Sie atmete tief durch, nahm erneut einen Schluck Wasser und fuhr dann fort.
„Es war im Jahr 2010. Jemand musste den Eintrag im Bürgeramt gesehen haben, jemand, der nach uns suchte. Der nach mir suchte. Wir erhielten einen Brief. Er war von Soma unterzeichnet. Darin machte er seinen Unmut deutlich. Er war wütend darüber, dass wir unter Ares‘ Familiennamen dort lebten. Das ich gemeinsam mit ihm lebte. Soma schilderte, wie verzweifelt er nach mir suchte, und bat um ein Treffen. Zu dem Zeitpunkt musste er sich in London aufgehalten haben, er beschrieb, wie schön die Stadt doch sei. Das Treffen sollte am White Cube stattfinden. Alles war bereits bezahlt, die ganze Reise schon vorbereitet. Wir diskutierten. Ares war unsicher. Letztendlich entschieden wir uns dafür und traten die Reise an.“ Erneut pausierte sie und sah auf die Tischplatte.
„Es waren zwei Tickets. Ich hätte es einfach besser wissen müssen…“
Kapitel 13
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