The Black Wolf – Die Sache mit Maria
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich schreibe diese Geschichte nach allem was mir von meiner guten Freundin Maria erzählt wurde. In allen Fällen vertraue ich ihrer Erinnerung. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass was sie erzählt nichts als die Wahrheit ist.
Ich erinnere mich das mit einem Tippen an mein Fenster anfing. Um genau zu sein waren es drei, schnell aufeinander folgende Geräusche. Das Licht in meinem Raum war aus und ich benutzte das Licht meines Handys um den Weg zum Fenster zu finden. Ich sah nach draußen, alles war dunkel. Nichts zu sehen. Ich drehte mich um und ging wieder zurück, krabbelte unter meine Bettdecke und schloss die Augen. TAPP TAPP TAPP.
Da war es wieder, nur lauter diesmal. Ich zog die Bettdecke über den Kopf und kniff die Augen zusammen und wartete, dass das Geräusch verschwinden würde. Eine Weile hörte ich nur meinen eigenen Atem. Schließlich fiel ich langsam in tiefen Schlaf. Gerade als ich eingeschlafen war hörte ich es wieder. TAP TAP TAP! Meine Augen öffneten sich wieder und mein Herz begann schneller zu schlagen. Das Klopfen an meinem Fenster war jetzt so laut, dass ich wusste, dass ich es mir nicht eingebildet hatte. Ich versuchte es zu ignorieren und war mir sicher, dass wer auch immer vor meinem Fenster stand, mein Herz aus meiner Brust heraus schlagen hören konnte.
Ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren und schloss die Augen wieder, während ich mich auf die Musik konzentrierte. Nach einiger Zeit schaffte ich es einzuschlafen. BANG BANG BANG! Ich wachte von einem Klopfen ans Fenster auf, diesmal so laut, dass es das Glas im Rahmen zum Zittern brachte. Ich schaute auf meinen Wecker. Es war 3:26. Ich brach in Schweiß aus und mein Herz schlug schnell wie bei einem Marathon. Ich war mir sicher, dass es aus meiner Brust springen würde.
Ich kletterte zitternd aus dem Bett und schlang meine Decke um meine Schultern. Ich verließ mein Zimmer und lief den Flur zum Wohnzimmer herunter. Ich machte es mir auf der Couch bequem, trotz dem Fakt, dass es schrecklich ungemütlich war, fühlte ich mich sicher. Gerade als ich einschlafen wollte, hörte ich es. Ein leises, tiefes Heulen. Es dauerte fast dreißig Sekunden lang, selbst als es schon längst verklungen war konnte ich es noch hören. Ich richtete mich langsam auf und warf einen Blick in die Garten. Ich legte mir die Hand vor den Mund und erstarrte.
Dort draußen, unbeweglich in meinem Garten, stand unbeweglich der größte Wolf den ich je gesehen hatte. Er hatte tiefschwarzes, dichtes Fell und sah aus als wäre er ein Schatten. Er schien mir geradezu in die Augen zu starren und meine Gedanken zu lesen. Er hatte goldene Augen, die im Mondlicht leuchteten. Ich traute mich nicht wegzuschauen, aus Angst, dass er durch das Fenster springen würde und mich zerreißen würde. Umso länger ich ihn ansah, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass sich sein Blick geradewegs durch mich durchfraß. Er brach durch meinen Schädel, grub sich tief durch mein Gehirn und es fühlte sich an als würde er versuchen mich um den Verstand zu bringen.
Plötzlich verschwand das Licht des Mondes und der Garten war in tiefe Dunkelheit getaucht. Als die Wolken wieder verschwanden, war der Wolf weg, als hätte er nie dagestanden, es war nicht in die kleinste Spur von ihm zu erkennen. Ich weiß nicht wann ich eingeschlafen bin, nur dass ich irgendwann todmüde die Augen geschlossen hatte. In dieser Nacht passierte nichts weiter. Am nächsten Morgen fragte ich meine Mutter, ob sie das Heulen gehört hatte, aber sie antwortete: „Nein Liebling, ich habe geschlafen wie ein Baby.“
Ich ging zur Schule wie an jedem anderen Tag, er verlief gewöhnlich ohne irgendwelche Besondernisse. Später in der Nacht, hörte ich das Heulen wieder, stundenlang. Irgendwann war ich in der Lage einzuschlafen. Der nächste Tag verlief genauso ereignislos wie der vorherige. Allerdings fand ich in einem meiner Hefte die Zeichnung eines schwarzen Wolfes. Zunächst wunderte ich mich, ich konnte mich nicht erinnern eine solche Zeichnung angefertigt zu haben. Da ich über die Zeichenkünste meiner Freunde Bescheid wusste, war ich mir sicher, dass auch sie mir keinen Streich gespielt hatten. Aber wie war er dann da hingekommen?
Die Schulstunden zogen sich hin. Es fing erst beim Mittagessen an, wirklich verstörend zu werden. Ich saß mit meinen Freunden im Hof und unterhielt mich. Ich erzählte von den Dingen die mir in den letzten zwei Nächten passiert waren, während ich mein Essen hervor holte. Ich wickelte das Sandwich aus dem Papier und nahm einen Bissen. Es schmeckte grauenhaft und ich spürte augenblicklich wie sich etwas in meinem Mund wand.
Ich schaute auf mein Essen und erstarrte vor Angst bei dem Anblick. Dort lag keine Wurst oder Käse, wie ich es erwartet hatte, sonder rohes, halb verfaultes Fleisch. Noch schlimmer, es war vollkommen zerfressen von dicken, fetten, sich windenden Maden. Ich sprang auf, stürmte zur Mülltonne und übergab mich, ich spuckte alles aus was sich in meinem Mund und Magen befunden hatte. Ich konnte immer noch das ranzige, schleimige Fleisch auf der Innenseite meines Mundes fühlen und ich konnte immer noch den widerwärtigen Geschmack von Erbrochenem, faulem Fleisch und fetten Maden auf meiner Zunge wahrnehmen.
Ich rannte zur Toilette, ignorierte die Rufe meiner Freunde und brach zitternd und schluchzend über dem Waschbecken zusammen. Ich wusch meinen Mund wieder und wieder mit Seifenwasser aus, bis die stellvertretende Schulleiterin die Toilette betrat und mir sachte eine Hand auf die Schulter legte. „Maria…ist alles in Ordnung Süße?“, fragte sie mit einer beruhigenden, zugleich besorgten Stimme. Ich schüttelte panisch den Kopf und fühlte mich als würde ich gleich wieder brechen. Sie führte mich aus der Mädchentoilette heraus, vorbei an meinen Freunden, die mir besorgte Blicke zuwarfen.
Ich folgte ihr den ganzen Weg durch den Flur zu ihrem Büro. Kaum hatte ich das Büro betreten, ließ ich mich auf den Stuhl direkt vor dem Tisch nieder. Sie setzte sich mir gegenüber und fing an zu sprechen. „Möchtest du darüber reden was beim Mittagessen gerade eben passiert ist?“, fragte sie. Ich schniefte und rieb mir die Tränen aus den Augen. „Deine Freunde haben mir gezeigt was in deinem Essen war. Hast du irgendeine Ahnung, wie das passiert sein könnte?“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du verstehst, dass ich das dem Jugendamt melden muss, richtig?“, fragte sie leise. Ich sah auf. In ihrem Blick spiegelte sich Sorge und Mitleid. „Nein! Tun Sie das nicht! Das ist nicht die Schuld meiner Eltern!“ Die Erkenntnis traf mich. Es war dieses Ding. Es musste dieses Ding gewesen sein. Es hatte irgendwie mein Heft genommen und den Wolf gezeichnet. Und es war in mein Haus eingebrochen. Die Furcht brachte mich fast um.
„Maria, Kleines?“ Die stellvertretende Schulleiterin riss mich aus meinen Gedanken. „Du musst verstehen wie das hier aussieht…“ „Das waren nicht meine Eltern!“ Ich konnte ihr von den Augen ablesen was sie dachte. Sie hob eine Augenbraue. „Wer war es dann, Maria?“ Sie faltete ihre Hände zusammen und sah mich an. Ich biss mir auf die Lippe und zögerte. „Etwas verfolgt mich. Es hat nachts an mein Fenster geklopft. Es hat einen Wolf in mein Heft gemalt und es…“, ich zögerte einen weiteren Moment. „Ich habe einen riesigen Wolf in meinem Garten gesehen!“ Sie schwieg eine Weile und sah mich weiter an. „Maria…möchtest du vielleicht mit der Schulpsychologin reden? Ich bin sicher sie kann die besser helfen-“ „Ich bin nicht verrückt“, unterbrach ich sie mit scharfer Stimme. Sie glaubte mir offensichtlich kein Wort. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gemeint, dass sie dir bestimmt besser helfen kann als ich.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als sie mir einen Brief für die Psychologin schrieb. Als sie ihn beendet hatte, stürmte ich ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Büro.
Das Treffen mit der Psychologin war um 3:20. Ich musste bis dahin noch eine weitere Stunde durchmachen. Ich konnte mich nicht auf den Unterricht konzentrieren, sondern war mit den Gedanken ganz woanders. Das Treffen verlief genauso, wie ich es erwartet hatte. Sie glaubten mir kein Wort. Sie erklärte, meine Fantasie würde mir einen Streich spielen, um mit der Situation zu Hause fertig zu werden. Ich hatte keine Probleme zu Hause, mal abgesehen von dem Klopfen und dem Ding.
Die nächsten Tage verliefen alle gleich. Das Klopfen und Hämmern nachts, das mich vom Schlafen abhielt. Das Gefühl beobachtet zu werden, verfolgt zu werden. Die Angst. Alles was ich aß oder trank, untersuchte ich peinlich genau, um nicht noch einmal unangenehm überrascht zu werden. Und es blieb nicht nur dabei. Das Heulen dauerte immer länger an, es klang wütend, aggressiv und unnachgiebig. Es kam außerdem immer näher, bis es sich anhörte, als würde es direkt von meinem Fenster kommen. Es trieb mich förmlich in den Wahnsinn. Auf meinen Fenstern tauchten fremde Symbole auf, die meisten waren in Blut gezeichnet. Eine weitere Zeichnung tauchte in meinem Buch auf. Der Schlafmangel und der psychische Druck unter dem ich litt wurde unerträglich und schließlich blieb ich von der Schule zu Hause. Ich versteckte mich Tag und Nacht in meinem Zimmer.
Eines morgens, hörte ich es an der Tür klingeln. Meine Eltern waren auf einer geschäftlichen Reise und es war niemand außer mir da, also verließ ich widerwillig mein Zimmer und sah aus dem Fenster bevor ich öffnete. Es war der Paketlieferdienst. Ich konnte gerade noch sehen, wie er mit qualmendem Auspuff davon fuhr. Ich sah nach unten. Auf der Treppe lag ein mittelgroßes Päckchen, auf dem mein Name und meine Adresse standen. Keine Rücksendeadresse. Ich seufzte, nahm es mit rein und stellte es auf meinem Bett ab. Ich griff mir eine Schere. Das Paketband war einfach auf zu bekommen und ich öffnete es. Ein schwarzer Müllsack lag darin, darauf ein zusammengefalteter Zettel. Ich entfaltete ihn. „Für Maria B.“ Meine Augen wanderten zu den Zeilen darunter, in gut leserlicher Handschrift verfasst. „Genieß es, kleines Schweinchen.“ Unterzeichnet war es mit „The Black Wolf“. Ich legte den Zettel bei Seite. Dann öffnete ich den Müllbeutel. Ich schrie bei dem Anblick des Inhaltes. Ein verwesender, stinkender Schweinekopf starrte mir aus toten Augen entgegen. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, der Gestank brachte meine Augen zum tränen. Die Zunge des Schweins hing eingetrocknet aus dem Maul heraus, eine einsame Made wand sich auf dem Boden des Kartons. Ich griff danach, übergab mich fast und rannte zum Fenster. Mit aller Kraft schleuderte ich das Päckchen von mir. Der Kopf rollte aus dem Paket heraus über den Rasen und blieb bei einem Rosenbusch liegen. Ich schlug das Fenster mit einem Knall zu und verzog mich schluchzend und Zitternd in eine Ecke. Ich schlang die Arme um die Beine und schaukelte vor und zurück. So blieb ich bestimmt Stunden sitzen.
Mitternacht kam und ich saß immer noch da, mit meinem Handy in der Hand. Ich scrollte durch meine Nachrichten, als es an die Haustür klopfte. Drei leise Klopfer. Ich stand auf und wunderte mich noch darüber, dass meine Eltern schon zurück waren. Ich lief den Flur entlang und griff gerade nach dem Türknauf, als ich mitten in der Bewegung gestoppt wurde. BANG BANG BANG. Der Fremde draußen hämmerte er aggressiv gegen die Tür. Beunruhigt versicherte ich mich, dass die Tür abgeschlossen war. Ein Lachen erklang von der anderen Seite der Tür. „Kleines Schweinchen, kleines Schweinchen, lass mich rein!“ Das Geräusch ließ mich erstarren und ich war wie festgefroren. BANG BANG BANG. Es hämmerte erneut. Danach wurde alles still.
Ich trat instinktiv von der Tür zurück. Mein Herz schlug so schnell und stark, dass mein ganzer Körper mitzitterte. Mit einem lauten Bersten flog die Tür auf. Es hatte die Tür aufgetreten. „Oh Gott… Ich werde hier sterben…“, schoss es mir durch den Kopf. Ich gab keinen Ton von mir. Bei dem Versuch, rückwärts zu gehen, stolperte ich und fiel hin. Auf meinem Hintern rutschte ich zurück und starrte die Gestalt die in der Tür stand an. Es stand still da für einen Moment, dann, schnell wie ein Blitz preschte es vor, trat die Tür mit einem Knall zu, riss an meinen Haaren und zog mich daran den Flur hinunter. Ich trat und schlug um mich, aber es hatte nicht die geringste Wirkung.
Es öffnete die Tür und zog mich die Kellertreppe herunter. Ich spürte wie es mich auf einen Stuhl zerrte und etwas Druck auf meine Hand und Fußknöchel auslöste. Ich versuchte zu schreien, aber es drückte mir einen Fetzen Stoff in den Mund, danach klebte es mir den Mund mit Panzer Tape zu. Ich wand mich in meinen Fesseln, ohne irgendetwas zu bewirken. Das Kellerlicht wurde angeknipst und meine Augen gewöhnten sich langsam an das schwache Licht. Mein Angreifer trat ins Licht und ich schrie erneut, nur diesmal wurde jedes Geräusch von dem Knebel in meinem Mund verschluckt und es kam nur ein Wimmer raus. Es war kein Monster. Es war ein Mann…zumindest dachte ich, dass es ein Mann war. Er schien Anfang zwanzig oder ein älterer Jugendlicher zu sein. Er trug eine schwarze Ledermaske in der Form eines knurrenden und wütenden Wolfes. Ich konnte die Augen hinter der Maske sehen. Die Haut darum war schwarz bemalt. Seine Skleren waren tief schwarz und seine Iris war leuchtend gold. Genau wie die des Wolfes, den ich gesehen hatte. Er trug schwere Militär Stiefel, einen engen, schwarzen Hoodie auf dessen Rückseite ein lederner Totenschädel abgebildet war. Dazu trug er schwarze Jeans. Er zog seinen Hoodie aus und warf ihn auf den Boden.
Ich konnte die Naben auf seinem entblößten, schlanken Oberkörper sehen. Seine Muskeln spannten sich an als er sich streckte. „Kleines Schweinchen… Sag mir, hast du Angst vor mir? Angst vor dem großen bösen Wolf?“ Seine Stimme war tief und grollend, wie das Knurren eines Wolfes. Er klang großspurig und dreist. Ab dem Punkt weinte ich wieder und zitterte unkontrolliert. „Ha! Das solltest du…“ Sein Lachen war sadistisch und er kam einen Schritt näher. „Du erinnerst dich nicht an mich, oder?“, fragte er mich und beugte sich über mich. Er war mindestens sechs Fuß groß. Ich schüttelte den Kopf zu einem Nein. „Tsk. Ich hab mir gedacht, dass ein Schweinchen wie du sich nicht erinnern würde. Wie ein Schaf in der Herde…das hier ist nichts persönliches oder so. Du hast meine Nachforschungen gefährdet und jetzt gefährde ich dein Leben.“ Meine Augen weiteten sich und ich zog an den Stricken um meine Handgelenke. Sie zogen sich nur noch enger zusammen. „Du bist ein widerliches kleines Schwein. Du musst deine Lektion lernen.“ Ich wimmerte bei dem bedrohlichen Unterton in seiner Stimme.
Der Mann in der schwarzen Wolfsmaske kam näher und griff nach meinem Handgelenk, dass an den Stuhl gefesselt war. Ich versuchte unsinnigerweise nach Hilfe zu rufen, ohne dass das einen Erfolg gehabt hätte. „Dieses kleine Schweinchen ist in den Wald gelaufen…“ Er griff nach meinem Zeigefinger und riss daran. Schmerz schoss meinen gesamten Arm hinauf.
Er packte meinen Mittelfinger. „Dieses kleine Schweinchen ist zu Hause geblieben…“ Ich hörte meinen Finger brechen als er an ihm riss. Mein Schreien und Flehen hörte sich an wie das eines heulenden, verletzten Tieres und wurden fast ganz von dem Knebel verschluckt. Er ging zum nächsten Finger über. „Dieses kleine Schweinchen hatte verottetes Fleisch…“ Dann war mein Ringfinger dran. „Dieses kleine Schweinchen hatte nichts…“ SNAP! Er war bei meinem Daumen angekommen. Ich schüttelte heftig meinen Kopf, versuchte verzweifelt ihn anzuflehen aufzuhören. Er entfernte das Klebeband und den Stofffetzen von meinem Mund. Ich schnappte nach Luft und bevor ich etwas sagen konnte, erklang seine Stimme, mit einem süßlichen, tiefen und sadistischen Unterton. „Und dieses kleine Schweinchen hat geweint, wee, wee, wee.“ CRACK! Meine Schreie hallten durch den Keller.
In einer fließenden Bewegung schob er den Knebel wieder in meinen Mund und verklebte meine Lippen erneut. „Ah, was ein wundervolles Geräusch.“ Er atmete tief ein und seufzte, warf den Kopf nach hinten und richtete sich auf, als wären meine Schreie eine Droge, die sich durch seine Venen fraß. Ich konnte einen Teil seines Gesichts hinter der Maske erkennen. Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht und seine Eckzähne endeten in scharfen Spitzen. Ich bemerkte, dass eine Seite seiner Haare kurz rasiert waren und von schwarzer Farbe waren. Seine Ohren liefen spitz an den Enden zu. „Ich erinnere mich bis heute noch lebhaft, wie dieser selbsfokussierte Hurensohn mir mein Buch weggenommen hat und es allen gezeigt hat, sogar daraus vorgelesen hat, Wort für Wort. Ich war neu in der Klasse, es war mein erstes Jahr… Jeder hat gedacht ich wäre ein Freak… Hat sie gedacht ich würde das vergessen? Sie hat alle drei Jahre an der Highschool ruiniert… Oh aber natürlich hat dieses kleine kichernde Schwein das alles wieder vergessen… Sie hatte es ja so einfach… so verdammt einfach… Die Hure kann froh sein, dass ich die Schule verlassen habe. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte sie niemals die letzte Minute des Schuljahres miterlebt… nicht das es eine Rolle spielen würde, ihre Knochen werden bald sowieso alle gebrochen sein.“ Der maskierte Verrückte schien tief in Gedanken versunken zu sein.
Ich hyperventilierte fast, während ich kaum atmen konnte, das Klebeband verengte sich bei jedem Atemzug um meine Lippen. „Er wird geschnappt…Er MUSS geschnappt werden…“, schoss es mir durch den Kopf, ich versuchte mich selbst zu beruhigen. Alles würde gut werden. Meine Gedanken rasten schneller dahin als Wölfe auf der Jagd nach ihrem Fressen. Meine Augen wanderten hilfesuchend durch den Raum, ich wusste nicht mehr wo ich hinsehen sollte. „Sie werden ihn kriegen, er kann hiermit nicht davonkommen…seine Fingerabdrücke! Er wird welche zurücklassen!“, flammte Hoffnung in mir auf, bis mein Blick zu dem Mann hinwanderten. Er trug schwarze, Militär Handschuhe. „VERDAMMT!“
Er lief langsam auf mich zu, ich konnte seine Kampfschuhe über den Boden hallen hören. Ich sah in eine andere Richtung, kniff meine Augen irgendwann ganz zusammen, nur um diese Maske, diese verdammte Maske nicht länger sehen zu müssen. „Hast du schon so früh Angst, kleines Schweinchen? Der Spaß fängt doch gerade erst an.“ Ich wimmerte, aber das wurde wieder von dem Knebel verschluckt. Es hatte keinen Sinn, sie würden mich nicht hören, keiner würde mich hören, keiner würde mich je wieder hören… Er trat vor und stellte sich direkt vor mich. Ich rutschte hin und her. Ich konnte es nicht mehr ertragen… Ich konnte ihn nicht länger ansehen…
Er stieß den Stuhl um und ich knallte hart auf dem Betonboden auf. Meine Knie brannten höllisch. Ich spürte wie warme Tränen mir übers Gesicht liefen und ein dumpfes Geräusch ertönte. Der Stuhl wurde wieder in die ursprüngliche Position geschoben. „Oh du kleines Schwein… DU KLEINES VERDAMMTES SCHWEIN“, brüllte er und zog etwas aus seiner Hosentasche. Mein Herz schlug wie verrückt, meine Brust schmerzte und fühlte sich schwer an. Ich konnte die Angst physisch und psychisch spüren. Er holte ein Feuerzeug hervor. Das war es… das war es endgültig… Er entflammte es und das Feuer spiegelte sich auf seiner ledernen Maske. Er brachte es näher an mich heran und ich kniff erneut die Augen zusammen. Ich fühlte einen scharfen Schmerz an meinem Oberarm und ich wimmerte in Qual.
Ich spürte plötzlich, wie die Seile um meine Füße sich lockerten und schließlich ganz rissen. Ich trat aus und traf ihn am Kinn. Er seufzte nur, vollkommen unbeeindruckt und entflammte das Feuerzeug wieder. „Fuck“, schoss es mir durch den Kopf. „Dachtest du, das DU, ganz allein, von MIR fliehen könntest? Vom Black Wolf?“ Er lachte laut, noch lauter als er davor gelacht hatte. Ich spürte die schwere Hitze der Flammen über meine Zehen lecken, als ich versuchte mich zu winden und wegzubewegen, versagte ich kläglich. Mir liefen Tränen die Wangen herunter und ich schluchzte jämmerlich. Er stand auf und drehte sich weg, lief zu einem der kleinen Regale. Er schritt auf und ab.
„Meine Güte…hat das kleine Schweinchen Angst? Boohoo! Zu schade, dass du nicht um Hilfe quieken kannst.“ Er kicherte. „Kleines Schweinchen, kleines Schweinchen…Lass uns anfangen.“ Ich bemerkte die Klinge in seiner Hand. Ich wollte so nicht sterben. Ich wollte überhaupt nicht sterben. Ich durchforstete all meine Kindheitserinnerungen, bis ich wusste, wer diese Person war. Oder eher, wer sie gewesen war. Ich erinnerte mich was ich mit dem Neuen gemacht hatte und eine Welle aus Schuldgefühlen überschwappte mich. Das war der Junge der jahrelang von seiner Mutter misshandelt geworden war.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst wieder in die Realität fand, als das Messer in meinen Arm eindrang. Die Klinge schnitt durch mein Fleisch wie durch Butter. Ich hatte noch nie vorher so viel Blut gesehen. Nach kurzer Zeit, verlor ich das Bewusstsein.
Ich wurde geweckt von einer zuschlagenden Tür. Ich war nicht mehr gefesselt. Die Stricke waren verschwunden, zusammen mit dem Maskierten. Ich taumelte zu meinem Handy und rief meine Eltern an. Sie rasten nach Hause, als sie ankamen, riefen sie die Polizei. Sie glaubten mir nicht. Sie dachten, sie dachten tatsächlich, ich hätte mir das alles selbst zu gefügt. „Nein, nein nein nein nein nein, er kann damit nicht davonkommen, wie hatte er seine Spuren so gut verwischen können. Ich war durch all das gegangen, nur um gesagt zu bekommen, es war SELBSTVERLETZUNG. Ich explodierte. „IHR VERDAMMTEN IDIOTEN WISST NICHTS ÜBER MICH, WENN IHR DENKT ICH WÜRDE MIR SO ETWAS SELBST ANTUN!“
Die Polizisten legten mir Handschellen und und brachten mich zum Auto. „Machen Sie sich keine Sorgen Miss, wir bringen Sie an einen Ort wo Sie sich erholen können.“ Ich trat. Ich schrie. Ich wand mich. Ich konnte nicht mehr. Bevor ich es mir versah, saß ich auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens, auf dem Weg zu einem schrecklichen Ort für Verrückte. Ich versuchte aus dem Fenster zu sehen, aber es war zu nebelig und beschlagen. Bis ich blinzelte und die feinen Buchstaben sah, die mit einem Finger auf die Scheibe geschrieben waren. Dort stand, kristallklar:
„Das Mädchen, das ‚Wolf‘ schrie.