ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Hallo liebste Schwester!“, begrüßte mich mein „Bruder“ mit
einem abermals bescheuerten Grinsen im Gesicht. Es war dasselbe wie das, als er
mich beinahe umgebracht hatte. Nein… Von mir
konnte man nicht mehr sprechen. Ich war nicht mehr Lucifer. Ich war von nun an
ihr Gegenstück. Das, was sie am meisten hasste, wovor sie sich am meisten
fürchtete. Ich war Negative! „Hallo, Damon“, entgegnete ich mit wenig Begeisterung
in meiner Stimme. „Ach Negative“, meinte mein Vater plötzlich. „Sei nett zu
deinem Bruder. Schließlich hat er dich hierhin gebracht und dafür gesorgt,
dass wir zusammen sind. Wir sind jetzt eine Familie!“ Nochmals nahm er mein
Gesicht in seine Hände und schaute mir dabei tief in die Augen. Und da sah ich
es zum ersten Mal…
Ich sah in seine Vergangenheit. Sah wie er meine Mutter
getroffen hatte, als junger gutaussehender Mann und sie kurz darauf intim
miteinander wurden. Er hatte ihre Haare zärtlich aus ihrem Gesicht gestrichen
und angefangen sie zu küssen. Meine Mutter kicherte bei jeder sanften
Berührung, die er ihr antat. Wenig später schmiegten sie sich eng aneinander
und genossen hörbar die Zweisamkeit in der Dunkelheit…
Die Szene sprang über in ein grelles Weiß, dass in meinen
Augen schmerzte. Ich musste mir die Augen zusammenkneifen, um den Schmerz
einigermaßen zu lindern. Kurz darauf erfüllte das schrille Geschrei eines
Babys die Luft und ich fand mich in einem Geburtsraum wieder. Vor mir sah ich
zwei bekannte Gesichter. Das Gesicht einer Frau und das des Babys. Ein
merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit, so als käme mir das alles extrem
bekannt vor. Nur… wo habe ich das alles schonmal gesehen? „Das hast nicht du gesehen“, ertönte plötzlich eine
junge, menschliche Mädchenstimme unmittelbar in meiner Nähe. Ohne mich
umzudrehen zu müssen wusste ich, wer da sprach. Es war der Teil, den wir Mensch
nannten. Es war Lucy. „Es ist alles mein Traum. Es ist alles Teil meiner
Fantasie. So… wollte ich es zumindest sehen…“ Sie machte eine lange Pause, ehe
sie mit gebrochener Stimme fortfuhr: „Das da vorne ist meine Mama!“ Lucy zeigte
mit einem Finger auf die glückliche Frau, die ihr Kind liebevoll anlächelte. Auf
einmal vernahm ich ein Schluchzen ihrerseits. Als ich mich nun zu ihr umdrehte,
rannten ihr Tränen über ihr Gesicht und befeuchteten ihre Wangen. „Du musst sie
sicher sehr geliebt haben, nicht wahr?“, wagte ich mich zu fragen, obwohl ich
mir bewusst war, dass diese Frage vollkommen unangebracht war. Dennoch wollte ich
wissen, was ihr so sehr an ihrer Mutter gelegen hatte. „In dem Moment, wenn das
Kind seine Mutter zum ersten Mal sieht, wenn es das Licht der Welt erblickt
hat,“, begann Lucifer mir mit zittriger Stimme zu erklären, „fühlt es Wärme und
Zuneigung zu der Person, die sie auf der Welt gebracht hat.“ „Und diese
Zuneigung hast du damals verspürt?“, hackte ich weiter nach, ohne den Blick von
ihrem von Tränen überströmten Gesicht zu lösen. Ich fand es zugegebenermaßen
faszinierend, wie die Menschen nur in der Lage waren Gefühle auszudrücken oder
überhaupt welche zu haben. Ich als Wesen in Lucys Körper konnte solche Gefühle
nie verspüren. Ich wusste nicht, was es bedeutete Angst zu haben. Ich wusste
nicht, was es hieß traurig zu sein… All diese Gefühle waren mir fremd, weil ich
nie gelernt hatte zu fühlen.
„Siehst du den Mann da vorne, der neben meiner Mutter sitzt
und ihre Hand hält?“, schluchzte Lucy wieder und deutete auf einen Mann
mittleren Alters, der über sein Glück überglücklich zu sein schien. Wieder
folgte eine Pause, bis sie weitersprach: „Das da vorne… Ist mein Papa. Mein
Papa der mich 16 Jahre lang verachtet hatte und das aus gutem Grund…“ Plötzlich
verstummte sie und beobachtete still und leise das Geschehen, dass sich vor
ihren Augen abspielte.
Die Frau auf dem Bett schien urplötzlich stark zu
verkrampfen und aufzuschreien, als würde man sie bei lebendigem Leibe
verbrennen. Sie schrie um Hilfe, genau wie ihr Ehemann, der um das Leben seiner
Geliebten bangte, doch kurz darauf bohrten tiefschwarze, kleine und
spitze Stacheln sich durch ihren Körper und zeichneten, durch das zähflüssige
Blut, einen seltsamen Kontrast auf das weiße Bett. Doch ihr Mann blieb ebenfalls
nicht verschont. Auch ihn durchbohrten Stück für Stück diese grauenvollen Stacheln
und tränkten sich in seinem Blut, während Tropfen für Tropfen leise auf den
Boden fielen. Einzig und allein das Baby blieb lachend zurück. Vorsichtig nährte
ich mich diesem und schaute ihm ins Gesicht. Seine Augen waren glanzlos,
trotz des freudigen Lachens und verfärbten sich langsam in derselben Farbe, wie
auch meine: Schimmerndes Blau. Dieses scheinbar süße, unschuldige Kind soll
sich in 16 Jahren zu einem Wesen entwickeln, dass dem Teufel glich. Aber wer
war nur der Teufel?
Wieder erhellte sich alles um mich herum in einem furchtbar
grellen Weiß, bis ich in einem Raum landete, der bis auf ein paar Kerzen
vollkommen in der Schwärze der Nacht eingesogen worden war. Vor mir sah ich ein
Mädchen mit pechschwarzen Haaren und ebenfalls ebenholzfarbender Haut. Sie
stand angellehnt an einem Stuhl. Ihr Blick war auf etwas fixiert. Auf der
anderen Seite sah ich einen Jungen mit glühend roten Augen und ebenfalls
nachtschwarzer Haut. Doch seine Haut war anders als die des Mädchens. Sie floss
in unzähligen, langen, schwarzen Tropfen daher, als würde sie schmelzen, doch
sie lief nicht auf den von rot-schwarz-weißem bestückten Mosaikboden, sondern
in tiefe, große Löcher hinein, die sich an manchen Stellen der Haut gebildet
hatten, wie tiefe Dellen an einem beschädigten Auto, geziert mit diesen
grauenvollen Augen, die das Gefühl gaben, sich tief in jedermanns Sinne graben
zu können. Und in der Mitte erblickte ich ein neues, junges Gesicht. Die Augen
in demselben feuerroten Rot wie die des Jungen, doch seine Haut war mit einer
unnatürlichen Blässe versehen und seine spitzen, scharfen, schwarzen Reißzähne,
die er nun mit einem breiten Grinsen hervorzeigte, verliehen dem Ganzen etwas
Bedrohliches. Langsam drehte er zuerst seinen Kopf zum Jungen und dann zum
Mädchen, während er mit einer feierlichen Stimme sagte: „Mein Sohn, meine
Tochter, richtet doch bitte diesem ungebetenen Gast aus, dass er sich hier nie
wieder blicken lassen soll. Und macht es ihm bitte ganz schön deutlich klar.“ Kurz nickten
sich die Beiden zu und gingen dann mit langsamen Schritten auf den ungebetenen
Gast zu.
Es war ein älterer Herr, der sich nur schwach auf den Beinen
halten konnte. „Nein! Bitte! Ich werde euch nicht mehr stören, Herr des
Teufels!“, flehte er diesen mit Tränen in den Augen an, seine Stimme war
gebrochen, während er hinzufügte: „Bitte… Ich habe Familie! Sie können mich
ihr nicht entreißen!“ Doch der Teufel mit den glühend roten Augen lachte
schallend auf, als sei die Existenz dieses Menschen nur ein Witz. „Oh, und ob
ich es kann, alter Mann!“, waren seine letzten Worte, ehe er dem Mädchen und dem
Jungen das Schicksal dieses alten, gebrechlichen Mannes in ihre Hände legte.
Unter qualvollen Schreien, entrissen ihm Beide seine Arme, tauchten ihre Hände
in sein vergossenes Blut und wühlten mit ihren scharfen Fingernägeln in den Überresten
seiner Organe herum. Nachdem nichts mehr von ihm übrigblieb, als die
zerquetschten Organe und seine gebrochenen Knochen, stand der Teufel auf und
nahm seine beiden Kinder in den Arm. Er strich ihnen über das Haar und leckte
ihnen das überschüssige Blut, welches noch an ihren Gesichtern herablief, ab,
während er mit einem äußerst zufriedengestelltem Ausdruck zu den Beiden meinte: „Das habt
ihr gut gemacht, Damon und Negative.“
Meine Augen weiteten sich. Der Teufel in der Mitte war
tatsächlich mein Vater! Unbewusst liefen mir brennendheiße Tränen über meine
Wagen, während ich eine besorgte Stimme von außen wahrnahm: „Ach, mein Schatz.
Du musst nicht weinen, es ist doch alles gut! Dein wahrer Papa ist jetzt hier bei dir!“
Als er seine ekelhaften Hände, mit denen er auch meine Mutter
verführt hatte, von mir nahm, verspürte ich ein seltsames Gefühl. Es war wie ein
Brennen in meinem Körper, das sich immer stärker ausbreitete und mein Herz zum Rasen
brachte, bis es auch wie verrückt gegen meine Brust hämmerte. Schwer keuchend
beugte ich mich vor, hielt meine Hand darauf. Es tat so weh… „Hass“, meinte
plötzlich eine Stimme unmittelbar in meiner Nähe. Ich wandte meinen Kopf in die
Richtung, aus der sie kam und erkannte Lucifer wieder, wie sie mich mit einem
ernsten und zugleich kühlen Blick ansah. „Das sind alles meine Gefühle,
Negative“, erklärte sie. „Wir beide wissen, was dieses Biest von Vater dir und
zugleich mir angetan hat. Er hat uns in die Hölle geschickt. Wir sind von nun an
seine Gehilfen. Dämonen der Unterwelt, die im ewigen Höllenfeuer brennen werden
und dazu verdammt sind, zu töten. Willst du das? Willst du dein gesamtes Leben
hier gefangen sein und deinem Trieb, dem Töten, nachgehen?“ Ich lächelte
amüsiert, über das, was sie sagte und flüsterte leise: „Ja, ich will.“ „Wie
bitte?“, fragte mein Teufel von Vater mich vollkommen irritiert, doch ich gab
nur ein leises Kichern von mir und stach ihm meine scharfen Fingernägel in
seinem Bauch. Zähflüssiges, dickflüssiges, pechschwarzes Blut kam in großen
Mengen daraus geflossen und vermischte sich mit Lucys Vorherigem. Der Gestank,
der daraus resultierte, war unbeschreiblich. Es brannte nahezu in meiner Nase. Selbst
das Blut meines Vaters brannte wie heißer Teer auf meiner Hand, aber das
machte mir nichts weiter aus. Die Schmerzen waren nichts, im Gegensatz zu
denen, die er mir und vielmehr Lucy damit angetan hatte. Obwohl ich sie am
Anfang nicht leiden konnte und sie mich nicht, verstand ich plötzlich, warum. Sie
hatte sich immer zu geweigert, so zu werden wie ich. Sie hatte mit aller Macht
versucht diesen Dämon, den ich letztendlich darstellte, zu verdrängen, weil sie
als menschlicher Teil Gefühle hatte und diese durch mich nicht verlieren
wollte.
„Genauso ist es.“ Pflichtete sie mir bei, als hätte sie
meine Gedanken gelesen. „Doch wenn du töten musst, dann töte. Ich kann unsere Bestimmung nicht weiter
fernhalten. Du bist ein Teil von mir und ich ein Teil von dir. Wir müssen uns
gegenseitig akzeptieren.“ Ein aufgebrachter und zugleich von Sorge geplagter Schrei
brach plötzlich den Kontakt zu mir und Lucifer. „MEISTER!!!!!!!“, hörte ich
meinen Bruder Damon schreien, während er schnellen Schrittes zu unserem
verletzten Vater, dessen Blut immer noch aus dem Loch in seinem Bauch durchsickerte,
hinlief. Mein Vater gab ein schwaches Lachen von sich. „Du bist stärker als
gedacht, liebste Negative.“ Seine Stimme klang kratzig und angestrengt. „Du
verdammtes Monster!“, brüllte mich Damon an. „Bitte, bitte, mein Sohn…“, begann
nun wieder der Teufel zu sprechen. „Das ist jetzt deine Schwester, so darfst du
sie nicht bezeichnen. Und nenn mich nicht mehr Meister. Nenn mich von nun an
Papa.“ Eine schwarze Träne lief meinem Bruder über seine Wangen, während er
leise flüsterte: „Du darfst jetzt nicht sterben Papa, sonst bin ich ganz allein…“
Mit zittriger Hand, strich er nun Damon die Tränen aus dem Gesicht, die eine
seltsame, verwischte Spur auf seinen Wangen hinterließen. „Sohn…“, Blut
schwappte aus seinem Mund, während er begonnen hatte, zu sprechen. „Meine Zeit
ist nun gekommen. Ich habe alles was ich schon immer wollte: Zwei wundervolle
Kinder, die ich das Töten gelehrt habe und die mit großer Wahrscheinlichkeit“,
kurz drehte er seinen Kopf in meine Richtung und strahlte mich nahezu an, als
er das gesagt hatte, „viel stärker werden, als ich es je in meinen 130 Jahren,
die ich hier in dieser Welt verbracht hatte, geworden wäre. Aber damit du dich
nicht so einsam fühlst und immer noch ein Teil von mir in dir hast, erlaube ich
dir mein Blut zu trinken und mein Herz zu essen.“ „Bist du dir sicher?“,
schluchzte er. Der Teufel nickte. „Beeil dich“, meinte er. „Sonst ist meine
Kraft wertlos, wenn mein Blut vergossen ist und mein Herz aufgehört hat zu
schlagen.“ Mein Bruder nickte stumm und tat wie ihm gehießen. Er bohrte seine
Fingernägel in des Vaters Brust hinein und holte, unter seinen Schmerzensschreien,
sein Herz hervor. Dann hob er es hoch, öffnete seinen Mund und quetschte das
von Dunkelheit umgebenen Organ bis zum letzten Tropfen aus. Ein schweres Schlucken
seinerseits resultierte. Daraufhin riss er das pechschwarze Organ in zwei
Hälften und fraß sie nacheinander auf. In den ersten Momenten, nachdem er es
begierig verschlungen hatte, passierte rein gar nichts. Doch auf einmal erfüllte
ein von Schmerz und Trauer geplagter Schrei den Raum, welcher sich in der Luft
verzerrte. Mein Bruder hatte den Kopf nach hinten geworfen und schrie sich die
Seele aus dem Leib, während aus seinem Mund eine schwarze Flüssigkeit hinablief.
Das Blut seines Vaters war nun im Einklang mit seinem. Nach einer gefühlten
Ewigkeit verstummte der verzerrte Schrei und zwei vollkommen von glühendem Rot
umgebene Augen, aus dessen Tränensäcke noch mehr Blut lief, blickten mich an. „Jetzt
wirst du für den Tod unseres Vaters bezahlen!“, knurrte er nun und legte sein
Kopf schief. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem hämischen fast schon
perversen Lächeln. Während er langsam aufstand, kratze er sich seine bleiche
Haut vom Leib. Wie Eis im Sommer schmolz seine andere Haut dahin und unter
ihr zeigte sich eine schwarze, von großen Löchern umgebene, und zugleich triefende
zähflüssige Haut, die ihren Weg anstatt auf den Boden immer wieder in die
Löcher suchte, die bei jeder seiner Bewegungen zu pulsieren schienen wie die
Organe eines Menschen. Es war Dark Soul, dem ich jetzt gegenüber stand.
Vollkommen erstarrt, bewegte ich nicht ein Glied. Meinen Vater umzubringen war
leichter gewesen, als gedacht, doch hätte ich mir denken können, dass es auch
einen Haken geben würde, sonst wäre es schon zu einfach gewesen… „Was stehst
du da rum?!“, brüllte mir Lucy von der Seite aus zu. „Dark Soul ist nicht der
Einzige, der die Kräfte seines Vaters geerbt hat!“ Ich lächelte. Natürlich. Wie
konnte ich das nur vergessen? Außerdem kannte ich Methoden, die ich gut nutzen
konnte, um ihn zu stoppen.
„Was lächelst du so doof?!“, rief mir Damon zu und rannte auf
mich los und setzte zum Schlag an. Er war zwar schnell, aber ich handelte mit
Taktik. Schnell wich ich seinem Schlag aus und berührte ihn an seiner
ekelhaften Haut. Kaum hatten meine Finger diese berührt, biss ich mir die Zähne
zusammen, um nicht zu schreien. Teer… Seine Haut war so heiß wie Teer. Dennoch sollten
diese Stacheln ihr Übriges tun, dachte ich und lächelte triumphierend, als sich
die schwarzen Spitzen durch seinen Arm bohrten und er zu Boden ging. Von höllischen
Schmerzen geplagt krümmte er sich zusammen und schrie auf. „Tut ganz schön weh,
nicht wahr?“, lachte ich und war im Begriff, diese Stacheln in sein Hirn
hineinzubohren, als er urplötzlich seinen schmerzenden Arm vor meinen Augen
abriss und wegwarf. Vor mir formte sich ein Neuer, zusammengesetzt aus seiner
zähflüssigen Haut, während der Andere dahinschmolz und in die Fliesenrinnen
sickerte. „Dachtest du ernsthaft, deine dummen Stacheln würden mir etwas ausmachen,
Negative?“ Ein ekelhaftes, krankes Lachen hallte an den dunklen Wänden wieder,
sein Lachen. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, um die Situation zu
überdenken, da stach etwas in mein Hals hinein und bohrte sich immer weiter, bis
in meinen Kehlkopf. Meine Augen folgten dem schwarzen, langen Stachel, bis ich
bemerkte, das es sein Arm war. Ein Würgen gemischt mit einem Gurgeln resultierte
daraus. Dieser Bastard hatte ernsthaft den Arm unseres Vaters geerbt!
Nun warf er mich mit einer Wucht, die für einen Menschen undenkbar
gewesen wäre, gegen die Wand, sodass diese einbrach und ich in einem etwas
kleineren Raum landete, der komplett von Kerzen umgeben war. In der Mitte war
ein Atelier mit einem Podest. Das Ganze erinnerte etwas an einer Kirche, nur dass
es hier keine Bänke gab. Ein heftiger Tritt ins Gesicht schnellte von vorne auf
mich zu. Ein widerliches Knacken folgte darauf. Meine Nase war gebrochen.
Schwer keuchend vor Anstrengung sah ich hilflos zu, wie mein vermeintlich lieber
Bruder auf mich einprügelte. „DU HAST MIR ALLES GENOMMEN, WAS ICH HATTE!!!!!“,
brüllte er mich mit unbändigem Zorn in seiner Stimme an. „JETZT HABE ICH NICHTS
MEHR! ICH BIN NUTZLOS!! DU SOLLST VERDAMMEN DU MISTSTÜCK!!!“ Ein allerletzter
Schlag und alles um mich herum wurde in ein dunkles Schwarz eingetaucht.
„Du darfst nicht sterben!“, mahnte mich eine bekannte
Stimme. Lucy! „Ja, ich bin es“, stimmte sie meinem Gedanken zu. „Negative, du
darfst jetzt nicht aufgeben! Ich habe auch nicht aufgegeben. Selbst, als ich dem
Tod einmal so nahe war, dass ich dachte, Gott könnte mich von der Hölle
erlösen“, erklärte sie mir weiter. „Aber du weißt, niemand kann es, weil wir so geboren wurden.“ „Das mag schon
sein“, stimmte ich ihr zu, „doch ich kann gegen Dark Soul nichts ausrichten. Er
ist zu stark für mich, das hast du selbst gesehen.“ „Aber du bist stärker“,
erwiderte Lucifer mit einer gewissen Entschlossenheit in der Stimme, die ich
nun zum ersten Mal an ihr hörte. Sie schien mich und damit meine Entscheidung
endgültig akzeptiert zu haben. „Vergiss nicht, was du bist: Die Tochter des
Teufels, die Ausgeburt der Hölle!“ Ein kalter Luftstoß peitschte mir meine
Haare plötzlich ins Gesicht. Gespannt drehte ich mich dorthin um, von wo ich
diesen verspürt hatte und erblickte mich selbst. Ein Mädchen mit pechschwarzen
langen, glatten Haaren und schimmernden blauen Augen. Ihre Haut war in
derselben Farbe, wie auch die Haare. „Ich bin Negative.“ Sprach mein Ich in
einer klaren und reinen, fast menschlichen Stimme. Sie war anders, als meine
verzerrte Stimme. Sie klang so voller Wärme und Wohltat. Sie gehörte dem Teil
an, den wir Mensch nannten. Sie gehörte meinem Gegenstück. „Lucy… Bist du dir
der Entscheidung denn bewusst? Du weißt, hast du dich einmal entschieden, wirst
du nie mehr zurückkehren können, in deine Welt“, wies ich sie darauf hin, doch
ihr Glanz in den Augen verriet mir, dass sie es wirklich wollte. „Nun gut…“,
sagte ich noch und berührte ihre Hand. „Von nun an ist dein Name Negative!“,
rief ich, während ich tief in ihre Augen blickte und sich alles um mich in einem
schimmerten Blau auflöste…
Ich öffnete meine Augen und blickte einem geisteskranken
Jungen ins Gesicht. Sein gottverdammtes Grinsen zeigte mir, dass er sich über
mein Leid ergötzt hatte. „Du bist noch immer nicht tot?!“, schrie er, beinahe
komplett dem Wahnsinn verfallen. Ich entgegnete sein widerliches Grinsen und
fügte mit einer tiefen, bedrohlichen Stimme hinzu: „Freu dich doch, denn dich
werde ich garantiert nicht am Leben lassen.“ Meine Faust schnellte auf sein
Gesicht zu. Ein Knacken ertönte und er taumelte leicht nach Hinten. Mein
Grinsen wurde noch breiter. Diesmal war es seine verdammte Nase gewesen und
nicht meine! Schnell stand ich auf und trat weiter auf ihn ein. Mit seinen
ekelhaften zähflüssigen Händen, die wie Feuer auf meiner Haut brannten,
versuchte er sich zu wehren, doch das nützte ihm nichts. Mit meinen langen,
scharfen Fingernägeln, die sich zu Krallen geformten hatten, holte ich aus und
stach mehrmals in seinem Bauch ein, zerkratze sein Gesicht, doch all das regenerierte
sich wieder in Sekundenschnelle, sodass er mich zu Boden warf und erneut auf
mich einprügelte. „Hast du denn immer noch nichts dazu gelernt? Meine Haut besitzt
einen schnellen Heilungsprozess!!“ Urplötzlich traf es mich wie ein Blitz. Ich
wusste, was ich tun musste. Mit einer Hand wehrte ich seinen Schlag ab und warf
ihn gegen die offenstehenden Kerzen. In der Zeit, wo seine Haut lichterloh
brannte und er den Schmerzen erlegen war, sprintete ich zu ihm und grub meine
Krallen in seinen Kopf hinein, bis ich auf etwas weiches stieß. Es war sein Gehirn.
Ruckartig zog ich es heraus und warf es auf den Boden. Zähflüssig wie Lava
floss sein heißes Blut an meinen Krallen entlang. Sein toter Körper lief zu
Boden und das Leuchten in seinen Augen erlosch ebenfalls. Langsam zerfloss sein
Körper dahin und bildete eine große Pfütze aus seinem stinkendem schwarzen
Lebenssaft.
Epilog: Stolz betrachtete ich mein vollendetes Werk, während
dieses ohnehin schon schäbige Gebäude von den Flammen der Teufelstochter
zerfressen wurde. Ich hatte dieses Feuer gelegt. Niemand soll mehr Zugang zu
dieser Welt haben. Denn diese Welt ist nun nicht mehr mein Zuhause. Das
war es nie. Für mich gab es einfach keinen Platz mehr. Weder in der Hölle, noch
im Himmel.
„Mein Name ist Negative und ich bin die Ausgeburt der Hölle!“,
hallte meine verzerrte Stimme in der dunklen Nacht wieder, während meine Haare,
von einem leichten Windstoß getragen, meine schimmernden Augen bedeckten, bis
auch sie vollkommen von der Dunkelheit eingeschlossen waren.
[[Datei:IMG_4381.jpg|thumb|208px|Negatives Werk
by Circusmonster666]]