
Erlöse uns von dem Bösen
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Aus dem Tagebuch eines Internatsschülers
- März
Der Lernstoff macht mir zu schaffen. Pater William untererrichte wie ein Wilder, wenn es um sein Lieblingsfach, die Theologie, geht. Jonathan und ich haben heute den Spaten von Mister Smith versteckt. Der alte Kobold ist darüber fast wahnsinnig geworden. Es wird ihm eine Lehre sein, uns nachts zur Mutter Oberin zu schleifen. Mein Hintern schmerzt immer noch, wenn ich an sie denke.
Morgen wollen wir mit Peter und Arthur wieder in das alte Baumhaus gehen. Peter schwört, er habe der ollen Küchenmagd etwas aus den Rippen leiern können. Hoffentlich erwischt uns der alte Smith nicht.
Ich werde am Sonntag nach der Messe meinem geliebten Herrn Papa schreiben. Was er wohl macht?
- April
Pater William zeigte sich heute noch unbarmherziger als sonst. Meine Hände bluten, so viel mussten wir heute schreiben. Schwester Margreth gab mir etwas für meine Kopfschmerzen. Der Wetterumschwung macht sich bemerkbar. Seit Tagen kann ich eine Schwere in meinem Körper spüren.
Peter schwört darauf, jemanden nachts durch die Gänge schleichen zu hören. Heute Abend wollen wir in seinem Zimmer warten und den nächtlichen Schleicher überraschen. Sicher ist es der fette Higgins, der sich in die Küche schleicht, um seinen Wanst vollzuschlagen. Dem fetten Schwein werden wir einheizen.
- April
Der Pater wird zunehmend seltsamer. Seit wir ihn nachts durch die Gänge gehen sahen, verstohlen wie eine Kirchenmaus, beunruhigt er uns. Er wirkt zunehmend angespannter und sein Unterricht wird immer unerträglicher. Jeden Abend glühen meine Hände vom Schreiben. Ich muss Herr Papa bald um einen neuen Griffel und Tinte bitten.
Arthur sagt, die Küchenmagd habe in der Nacht laut geschrien. Ich habe den Schrei auch gehört, aber es könnte auch ein Rabe gewesen sein. Morgen will Schwester Agatha meine Lateinvokabeln abhören. Wenn das nur gut geht. Die alte Hexe kennt keine Milde. Ich muss wohl noch etwas lernen.
- April
Die Mutter Oberin sagte uns heute, dass der Schrei gestern von der Magd kam. Es gibt wohl Ratten im Keller. Mister Smith wird sie vertreiben. Der Pater war heute sehr blass und wortkarg. Wir begrüßten das, denn wir mussten heute fast nichts schreiben.
Ein Brief meines Herrn Papa verkündet, dass mein Bruder seinen Meisterbrief erhalten hat. Am Wochenende will er mich abholen, um zu feiern. Ich muss dran denken, eine der Schwestern zu bitten, meinen Sonntagsanzug zu waschen.
- April
Pater William ist seltsam. Heute bekam er mehrfach völlig irrationale Wutanfälle. Er hat George sogar gezüchtigt, nur weil er ein Buch über Philosophie gelesen hat. Später brüllte er uns an, weil wir nicht genug lernen würden.
Beim Abendessen erzählte ich Schwester Mathilde davon. Sie sagte, der Pater habe derzeit viel um die Ohren. Wir müssen das Verstehen. Sie wirkte nicht so mild wie sonst. Vielleicht hat sie auch viel Stress. Die Nachtwache sah heute erneut, wie die Schwestern durch die Gänge eilten.
- Mai
Der Pater bekam heute einen Schwächeanfall. Trotz seines Lieblingsfachs war er enorm niedergeschlagen und angespannt. Nachdem er stark zu zittern begann, fiel er in Ohnmacht. Die Mutter Oberin hielt den Unterricht an seiner Stelle weiter, obwohl sie nicht so gut in Theologie ist.
Schwester Mathilde reagierte nicht, als ich sie beim Essen nach dem Pater fragte und als ich es wagte, den Pater bei Schwester Gerda zu erwähnen, schickte sie mich auf mein Zimmer.
Die Nachtwache wurde heute erwischt. Peter und Arthur müssen nun eine Woche lang Putzdienst leisten. Gott sei Dank waren Jonathan und ich nicht dabei. Der Putzdienst bei Schwester Agnes ist immer eine schlimme Sache.
- Mai
Seit heute unterrichtet Pater Ernest Theologie, obwohl er das Thema nicht so gut beherrscht wie Pater William. Auf die Frage, was mit Pater William passiert ist, sagte er, dass er krank sei.
Ich hoffe, dass meine Noten nicht unter dem Lehrerwechsel leiden. Mein Herr Papa scheint in letzter Zeit nicht in der Stimmung für sowas zu sein. Ich werde meine Bemühungen erhöhen.
- Mai
Pater William ist immer noch krank. Ich finde es beunruhigend, dass auch Pater Ernest immer angespannter und mitgenommener wirkt. Ich verstehe nicht, warum bislang kein Arzt bei uns war. Die Schwestern weichen allen Fragen zum Zustand des Paters aus.
Meine Bemühungen tragen erste Früchte. In Latein hatte ich heute eine gute Note bekommen. Schwester Hilde ist sehr mild bei der Bewertung geworden, seit sie gemerkt hat, dass die Schüler unruhig werden. Die Sache mit dem Pater nimmt uns alle mit. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir etwas wichtiges nicht gesagt bekommen.
- Mai
Die Mutter Oberin hat heute angekündigt, dass die Schüler nachts ihre Zimmer nicht mehr verlassen dürfen. Sie sagte, wir sollten uns einschließen. Im nahen Wald wurde angeblich ein Wolf gesehen. Nachfragen zu dem Thema wich sie aus.
Pater Ernest sah heute sehr schlecht aus. Er war zittrig und verschwitzt, als er in das Klassenzimmer kam. Er redete kaum und ließ uns die ganze Stunde nur abschreiben. Als eine Schwester hereinkam, wurde die Stunde vorzeitig beendet.
- Mai
Mit gemischten Gefühlen fällt mir auf, dass über der Tür des Paters jetzt fünf Kruzifixe hängen, statt einen. Auch im Klassenraum wurden zusätzliche Kreuze angebracht. Eine Schwester befand sich permanent im Raum, während wir unterrichtet wurden.
Peter war in letzter Zeit sehr ruhig. Die Nachtwache gab es schon lange nicht mehr. Er schien Angst zu haben. Wie wir alle. Etwas geht hier vor.
- Juni
Peter wurde heute von seinem Vater abgeholt. Er verlässt das Internat. Als wir ihn sprechen wollen, sagt uns sein besorgter Vater, dass er krank ist und niemanden sehen kann. Wir können uns nicht einmal Lebewohl sagen.
Am Abend sehe ich, wie Schwester Johanna ungeöffnete Briefe im Kamin verbrennt. Als sie mich bemerkt, hört sie auf und schickt mich weg.
- Juni
Heute wurde die Schule geschlossen. Eine offizielle Erklärung gibt es nicht. Die Schwestern weichen unseren Fragen aus. Wissen sie auch nicht mehr, als wir? Pater Ernest lässt sich nicht blicken.
Am Abend dann die Katastrophe: Die Kapelle steht in Flammen. Alle müssen das Gebäude verlassen, als die Brandwacht die Flammen löscht. Die Schüler müssen nach Hause zurückkehren. Die Schule wird geschlossen.
- Juni
Seit Tagen sitze ich zuhause und blicke auf den Brief, den ich bei meiner Abreise mitgenommen habe. Er ist an die Mutter Oberin adressiert und bereitet mir große Sorge. Unzählige Male hab ich ihn gelesen, aber ich werde nicht schlau daraus. Ich werde weiter forschen. Es lässt mir sonst keine Ruhe.
Ehrwürdige Mutter Oberin,
Mit großer Sorge habe ich Eure Briefe gelesen. Verbrennt das abscheuliche Ding. Verbrennt es und segnet den Ort. Ich habe bereits mit dem Monsignore gesprochen. Er weiß auch keinen Rat.
Die Schüler müssen nach Hause geschickt werden. Es ist zu gefährlich, wenn sie bleiben. Möge Gott unsere Gebete erhören und uns beistehen.
Ich bitte euch, auf euch Acht zu geben. Gott hat diesen Ort verlassen.
Gezeichnet Seine Exzellenz Bischof Ignazios
- Juni
Gott stehe mir bei. Nun sehe ich. Nun erkenne ich. Nun weiß ich.
Schwestern, Pater, Bischöfe. Alles nichts, vor ihm.
Wenn Gott meine Gebete hören kann, dann bitte ich: Erlöse uns von dem Bösen!
—
Der alte Monsignore schließt zittrig das alte Tagebuch. Sein Blick schweift durch die von Kerzen erhellte Kapelle. Dutzende Kruzifixe blicken ihn an. Die Gekreuzigten winden sich in stummer Qual.
Langsam kniet er nieder. Seine Hand hält den Lederriemen fest umklammert.
„Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.“
Er zieht langsam sein Hemd aus.
„Dein Wille geschehe, im Himmel und auf Erden.“
Vor dem größten der Kruzifixe kniet er nieder. Mit tränenerfülltem Blick sieht er zu dem Gekreuzigten auf.
„Unser tägliches Brot gibt uns heute.“
Er greift mit seiner freien Hand einen Rosenkranz.
„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“
*KLATSCH*
„Und führe uns nicht in Versuchung.“
*KLATSCH*
„Sondern erlöse uns von dem Bösen.“
*KLATSCH*
„AMEN!“